Molière - Der Geizhals (Der Geizige)

  • Über den Autor:
    Molière ist ein Künstlername, eigentlich hieß der berühmte Franzose Jean-Baptiste Poquelin, geb. vermutlich 14.01.1622, gest. 17.02.1673. Er war Schauspieler, Theaterdirektor und Dramatiker, dabei hatte er Jura studiert und war zunächst dem Vater im Amt des königlichen Tapissiers gefolgt. Molière ist einer der großen Klassiker und machte die Komödie zu einer der Tragödie gleichwertigen Gattung.
    Mit etwa 20 Jahren lernte er die Schauspielerin Madeleine Béjart kennen, der er dann zu ihrer Theatergruppe folgte. Nach einigen Jahren war er deren Direktor. Nach 13 Wanderjahren begegnete Molière in Rouen dem Dramatiker Corneille sowei dem jüngeren Bruder des Sonnenkönigs, Herzog Philippe I. d'Orléans. Dieser lud die Theatertruppe nach Paris ein, wo ihre ersten Aufführungen dem grade erst 20jährigem Ludwig XIV so sehr gefielen, dass dieser der Truppe einen Raum zur Verfügung stellte.


    Seinen Durchbruch erzielte Molière 1659 mit seiner Prosakomödie „Die lächerlichen, feinen Damen“, in der er die gekünstelte Sprechweise und wirklichkeitsfremde Denkweisen der Preziösen verspottet. Allerdings verschaffte ihm dieses sowie die nächsten kritischen Stücke auch die ersten Gegner und Neider besonders unter den Angehörigen des alten Hofes unter Anna von Österreich, der Mutter des Sonnenkönigs. Der König dagegen setzte ihm bereits damals eine jährliche Pension von 1000 Livre aus. Seinen Höhepunkt hatte Molière 1664 erreicht als er sogar zum Vergnügungsdirektor des Sonnenkönigs avanciert war. In diesem Jahr führte er zum ersten Mal die Verskomödie „Tartuffe“ auf, in der ein vorgeblicher Strenggläubiger in Wahrheit ein lüsterner, machtgieriger Schwindler ist. Auf Betreiben des alten Hofes wurde die Komödie sofort verboten und auch nach Überarbeitungen zu einer zweiten Fassung blieb dieses Stück ein Politikum und weiterhin verboten. Danach übte Molière 1668 erstmals leise Kritik an seinem königlichen Gönner in der Verskomödie Amphitryon, in der er den König verschlüsselt in der Rolle Jupiters seinem sexuellen Lustgewinn nachgehen lässt. Insgesamt aber widmete Molière sich nach 1667 mehr und mehr unverfänglicheren Themen und versuchte u.a. mit Ballettkomödien den König bei Laune zu halten. So entstand seine Prosakomödie „Der Geizige / Der Geizhals“ (L'Avare) im Jahr 1668. Einer seiner bekanntesten Erfolge, „Der eingebildete Kranke“, in dem er selbst die Hauptrolle spielte, wurde dann 1772 sein letztes Werk. In der vierten Aufführung erlitt Molière einen Schwächeanfall und verstarb kurz danach. (aus Wikipedia in Teilen entnommen und zusammengefügt)


    Buchinhalt:
    In dieser Prosakomödie ist der Protagonist Harpagon ein reich gewordener, aber engstirniger und geiziger Bürger, dem das Geld über alles geht, auch über seine Kinder. Diese ersticken fast am Geiz ihres Vaters und können sich nur durch Tricks und die Gunst des Schicksals aus seinen Fängen befreien, um ein eigenes Leben zu führen.


    Aufbau:
    Die Komödie umfasst 5 Aufzüge mit unterschiedlicher Zahl an Auftritten, insgesamt sind es nur 77 Seiten. In den Auftritten sind auch immer Regieanweisungen an die Handelnden enthalten. Vorweg werden die Personen vorgestellt, hintenan gibt es über 2 Seiten Informationen über die Zeit, in der „Der Geizige“ entstand und über Molière in den Augen Goethes sowie in seinen Stücken.


    Meine Meinung:
    Die Richtung, in die sich die Komödie entwickelt, ist von Anfang an klar. Schon durch die Vorstellung der Handelnden wird das klar, auch wenn man sich eine Zeit lang wundert über die Familienbeziehungen der jungen Liebenden, die sich erst am Ende klären. Beide Kinder Harpagons sind verliebt und werden in dieser Liebe durch den Vater gehindert, den erst seine Liebe zum Geld seine Kinder freigeben lässt und deren Glück ermöglicht. Molière stellt v.a. den geizigen und selbstsüchtigen Charakter des Harpagon sehr klar in den Vordergrund, diesem Mann ist nur eines heilig: Geld Geld und nochmals Geld. Seine Kinder sind ihm egal, er zieht aus allem seinen Vorteil, haut jeden übers Ohr und misshandelt seine Dienstboten und Pferde. Dabei nimmt er nicht wahr, dass die ganze Stadt über ihn herzieht und niemand ihn mag. Es ist ihm auch egal, er kreist in seinem Denken und Handeln nur um sich und sein Geld. Man fragt sich, wie er überhaupt zu einer Familie kam. Am Ende siegen natürlich die Liebe und der Großmut, aber nicht die des Harpagon sondern seines charakterlichen Antipoden in Gestalt des Vaters der geliebten Menschen seiner Kinder, der am Ende noch auftritt.


    Ich hab mich mit der Lektüre etwas schwer getan, beim Lesen fand ich die Personen und Handlung schon ziemlich überzogen. Aber ich denke es liegt einfach nur daran, dass dieses Stück hauptsächlich fürs Theater geschrieben ist, nicht unbedingt für die Lektüre. Molière war Dramatiker und Theaterdirektor, er hat seine Stücke direkt zur Aufführung gebracht. Auf der Bühne kommen Molières Anliegen und seine Sozialkritik bestimmt wunderbar zur Geltung während ich sie im Buch nicht so als gelungen empfand. Bestimmt werde ich mir seine Stücke auf der Bühne anschauen und ich glaube, dass ich sie genießen werde. Aber ich bin nicht sicher, ob ich eines seiner Stücke nochmals lesen werde. Ich möchte das nicht als Negativum aufgenommen wissen, denn es gibt eigentlich nichts an diesem Stück und seiner sozialkritischen Thematik auszusetzen. Außer eben, dass ich persönlich diese Stücke wohl lieber aufgeführt sehe und genieße als sie zu lesen.


    Ich habe lange überlegt, wie ich dieses Stück bewerte: schwierig schwierig, da es mir beim Lesen ja nicht sooo gefiel..... Aber ausgehend von der Zeit und Situation, in der es geschrieben wurde, und ausgehend von der sehr berechtigten Kritik, die Molière in diesem wie seinen anderen Stücken übt, habe ich mich entschlossen, :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: zu vergeben. Dabei habe ich einfach versucht, mir eine Aufführung des Stückes heute wie damals vorzustellen und konnte nicht anders als die Höchstnote zu vergeben.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


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