Muriel Barbery - Die Eleganz des Igels (ab 09.10.2011)

Zitat von Junyper

Herrje, jetzt beenden wir es wohl doch Morgen, richtig?

...
Man kombiniere + und erhalte einen Frosch mit praktisch nicht vorhandener Widerstandskraft. Ich wollte es ja noch gar nicht beenden... Aber dann war da diese Zugfahrt... Und das Unibuch sah so unschön aus... Und irgendwie... Hatte ich es dann plötzlich durch, Schande über mich! Du könntest es also guten Gewissens auch heute noch zu Ende lesen. Oder eben morgen, ich poste wahrscheinlich auch nicht vor morgen Abend dazu. Ich bin noch viel zu aufgewühlt und hör jetzt auch gleich auf zu schreiben, sonst verrate ich noch etwas

Zitat von Junyper

Oh PFUI!!!!!! Böser Frosch!

Schuldig im Sinne der Anklage Gilt Abwasch mit anschließendem Geschirr abtrocknen als ansatzweise Wiedergutmachung? ... Vermutlich nicht.
Aber dafür spoilere ich nicht! So schwer es mir auch fällt (und das tut es wirklich!), zumindest was das angeht werde ich stark bleiben Dann lesen wir uns morgen Abend und das Amphib hüpft jetzt von dannen, bevor seine Froschzunge sich selbstständig macht .
Dir auf alle Fälle einen guten Start in eine hoffentlich so weit wie möglich stressfreie Woche Ich werde jetzt mit dem Buch kuscheln noch etwas für die Uni tun, bis morgen

Zitat von Junyper

Einmal quaken, falls es so ist!

Meine Zunge ist verknotet! Nur so viel: lies es am besten in der heimischen Hängematte, es wird unheimlich emotional!! ... Jetzt gehe ich aber wirklich lernen, sonst quake ich doch noch zu viel . Oder vernichte deine guten Vorsätze, dir das Buch auf morgen aufzusparen und das will ich ja nicht

Zitat von Junyper

Oh nein...

Ich muss das auch erstmal verdauen... Morgen dann, schlaf (trotzdem) gut

Diese Kapitel noch einmal Revue passieren zu lassen, wenn man das Ende kennt, ist so traurig

Zitat von Junyper

Renée hat sich fein herausgeputzt,

Und wie putzig sie dabei war! Haare drei Mal gewaschen, sogar als Ohrringe getarnte fette Katzen trägt sie Aber es hat mich überrascht, dass die Frauen Renée nicht erkannt haben. Ich hatte mit einer unangenehmen Szene gerechnet und dann hält die "Ich sehe nur, was ich sehen will"-Fraktion Kakuros Begleitung für irgendeine Madame. Ich sehe Renées inneres Gesicht bildlich vor mir, als sie so angesprochen wird, ohne dass man im gleichen Atemzug von Putzmittel und Co redet!

Zitat von Junyper

Kakuro sagt das schlauste, was man in dieser Situation nur sagen kann: ""Sie haben Sie eben noch nicht gesehen (..) Ich würde Sie in jeder Situation erkennen." Was für ein Mann!

Awh Da kann man ja nur lautstark kreischen aufseufzen! (Ja, ich saß im Zug inmitten einer Menge Leute, die das nicht ganz nachvollziehen konnten. Alles Banausen und dieser Kamelie von einem Buch nicht würdig )

Post wird gleich um weitere Kapitel ergänzt

Edit:

"Das bewegte Wasser"
Renée, die beiden Damen im Treppenhaus in Erinnerung, siniert über das "Sehen". Wie sehen Menschen, die sie kennt? Und sieht sie selbst gut?
Ihre Beschreibung des "Blickes" als frei von Verlangen hat mir sehr gut gefallen! Wer kann/will schon "richtig" sehen? Und sind wir dazu überhaupt in der Lage, wenn andere Menschen nicht gesehen werden wollen? Renée ist das beste Beispiel: sie möchte zwar gut sehen, gleichzeitig versteckt sie sich aber erfolgreich vor den Blicken anderer, wenn nicht gerade ein Kakuro oder eine Paloma mit ihren scharfen Blicken vorbeikommen.

"Er glitzert"
Kakuro führt Renée in das nach seinem Geschmack beste Sushi-Restaurant in Paris aus: ein glitzerndes Paradies voller Köstlichkeiten Von Renées Aufregung ist nicht mehr viel zu spüren, vielmehr genießt sie den Abend mit Kakuro sichtlich.

Zitat

Die Atmosphäre ist strahlend, perlend, gediegen, gedämpft, kristallklar. Wundervoll.

Kann es eine schönere Atmosphäre für ein erstes Date Treffen in Freundschaft geben? Während sie jedoch noch erfolgreich in den verschiedenen "Krümel der Ewigkeit im Äther unsichtbarer Essenzen" schwelgt, wird sie von Kakuro unterbrochen. Sie sei nicht ihre Schwester, sagt er ihr, während er ihr in die Augen sieht.
Paloma, du liebreizender Engel! Dafür gibt es extra Schokolade! Ein unheimlich intensiver Moment: Renée (gewollt?) fixiert auf ihr (zugegeben großartiges) Essen und dann so ein Satz inmitten von all diesem Glitzern. Unglaublich!

"Die Gagausenstämme"
Unsere Renée
Sie rät uns Damen, sich in Gegenwart eines reichen, sympathischen Dates - komme was wolle - doch bitte mit gleichbleibender Eleganz zu verhalten. Und es ihr nicht gleich zu tun Die Concierge nämlich kämpft einen äußerst melodischen (und dazu lautstarken) Kampf gegen einen 30€ teuren als Krümel der Ewigkeit getarnten Angriff auf ihre Luftröhre.
Kakuro (der definitiv den Titel "Mann aller Männer" verdient!) lässt sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen und es folgt ein Satz, dem keiner meiner Kommentare gerecht werden könnte:

Zitat

Sie sind nicht ihre Schwester, wir können Freunde sein. Und sogar alles, was wir wollen.

Die nächsten Kapitel kann ich erst nach "Bauer sucht Frau" kommentieren, das packen meine Nerven jetzt nicht

Zitat von Junyper

Hoffentlich lachst du mich jetzt nicht aus, aber aus diesem Buch werde ich sehr viel mitnehmen!

Wenn ich dich jetzt auslachen würde, dann hätte ich das Buch nicht richtig gelesen Ich habe schon so viele Bücher als "Schatz" bezeichnet, aber dieses hier... Das ist eine ganz andere Dimension!

Zitat von Junyper

Ich werde meine bessere Hälfte zwingen das als Ehegelübde bei der kirchlichen Hochzeit zu sagen!

Und dazu Kamelien als Blumenschmuck

Zitat von Junyper

All die aufgestaute Einsamkeit, Angst, Trauer, Freude, usw, alles bahnt sich seinen Weg, freigesetzt durch die wunderbaren Worte Kakuros.

Ich kann mich nicht daran erinnern je in einem Buch ein derart gefühlvolles, berührendes Kapitel gelesen zu haben Wie an Renée all die Erinnerungen vorbeiziehen, ihre Gefühle endlich einen Weg nach draußen finden und Kakuro ihr in diesem Moment alles gibt, was sie brauch und so sehr verdient hat. Himmel, mit dem Wissen um das Ende zerreißt es einem das Herz... Warum darf sie ihr Glück nicht genießen?

Zitat von Junyper

Genau DAS beschreibt den Moment, wenn man einen gelungenen Heiratsantrag bekommt. Endlich habe ich eine gute Erklärung, wie es sich anfühlt.

Zitat von Junyper

Auch wenn sie gleich im ersten Satz vom Sterben spricht, dann wollte ich es gestern nicht wahrhaben.

Ich auch nicht. Ich habe geglaubt (oder wollte glauben), dass eine gealterte Renée zu uns spricht. Etwas in die Richtung von "30 Jahre später" oder was auch immer, aber nicht DAS!

Zitat von Junyper

Auch zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nicht geglaubt, das sie wirklich stirbt. Es hätte alles noch eine gute Wendung nehmen können.

Ich habe es so sehr gehofft! Ich saß im Zug und habe mich mit jeder Seite ein bisschen fester an das Buch geklammert und nur gedacht "Nein, das kann nicht sein." Für was gibt es denn die moderne Medizin? Das wäre kein unrealistisches Ende gewesen

Dann versuche ich mich gleich mal am wohl schlimmsten Kapitel des Jahres

Oh Gott Traurig reicht nicht aus, um das letzte Kapitel mit zugehörigem tiefgründigen Gedanken zu beschreiben...

"Meine Kamelien"
Unsere Renée, unsere liebste und teuerste und großartigste aller Concierge, unsere Kamelie der Kamelien liegt im Sterben An ihr zieht nicht ihr Leben vorbei, sondern die Gesichter geliebter Menschen und jeder Anblick zerreißt ihr einmal mehr das Herz.
Da ist - um sich für die folgenden Gesichter zu beruhigen - ihre Katze: Kamerad, Verwahrer von guten und fröhlichen Momenten, jahrelanger treuer Gefährte in der Einsamkeit ihrer Wittwenschaft. Nur die Gewissheit, dass Olympe sich wirklich gut um Leo kümmern wird, verschafft ihr Erleichterung.
Da ist Manuela: Freundin, Schwester, Aristokratin, Inspiration zu den schönsten aller Gedanken, Brüstung gegen das Unglück, Schutzwall gegen die Trivialität. Im Moment ihres Todes duzt Renée die treue Begleiterin endlich und nicht ihr eigener Tod schmerzt sie- es ist der Gedanke u.A. Manuela zu verlieren, der ihr unerträgliche Qual bereitet.
Da ist Lucien: kein Seelenverwandter, aber verwandte Seele; jahrelanger, lächelnder, pfeifender Begleiter und Weggefährte. Auch bei dieser Erinnerung geht es Renée nicht um sich selbst, trauert sie nicht beim Gedanken ihres Todes als solchen. Sie fühlt sich als Mörderin, als Verräterin, weil mit ihr auch die Erinnerung an Lucien verschwinden wird.
Da ist Kakuro: Hoffnungsträger, Kamelien-Erwecker, himmlischer Wohltäter, Wunderbalsam gegen die Gewissheiten des Schicksals. Ein flüchtiger Gedanke, aber einer, der in Renée das Wenn aufkommen lässt. Was, wenn er weiter einfach er selbst gewesen wäre? Was, wenn er sie weiter geheilt hätte? Was, wenn?
Und zu guter letzt... Ist da Paloma: verwandte Seele, Tochter. Paloma, die Renée den letzten Gedanken, die letzte (und vielleicht einzig wahre, wichtigste) Erleuchtung ermöglicht. Was zählt ist nicht, dass man stirbt, sondern was man tut, in dem Moment, da man stirbt. Das hatte Paloma sich gesagt und auch Renée erzählt.

Zitat

Was tat ich?
Ich war dem anderen begegnet, und ich war bereit, ihn zu lieben.

Ihre Kamelien Und zum Schluß Neptun, ihr Vater und in Frieden sterben, das Tagwerk beendet...

"Letzter tiefgründiger Gedanke"
Palomas Gefühle zu beschreiben ist kaum nötig. Denn so lieb wie wir Renée gewonnen haben, trauern wir mindestens genau so sehr

Zitat

Es ist wie ein Feuerwerk, das plötzlich verlischt und alles wird schwarz.

Nach all ihren mehr oder minder tiefgründigen Gedanken war Renée für Paloma letztendlich das, was Kakuro für sie war: die Hoffnung auf die Existenz der Kamelie. Es hat Renées Tod gebraucht, um Palomas Leben zu retten. Denn genau das erscheint sie mir: Gerettet oder zumindest auf dem besten Weg dem Leben eine Chance zu geben. Sie sagt das Richtige- wir reden so oft von "nie" und begreifen doch die Bedeutung dahinter nicht, bis wir wirklich direkt und unwiderruflich damit konfrontiert werden.
Auch Kakuro nimmt Renées Tod schwer mit, sein Leiden zeigt sich in einem unendlich müden Gesicht. So gehen also Renées Seelenverwandte Kakuro und Paloma über den Innenhof und plötzlich ist da Musik - klassisch - die sie inne halten lässt. Ein Moment, der Renée gefallen hätte; ein Moment, den sie in Erinnerung an Renée und um seiner Schönheit selbst willen auf sich wirken lassen.

So gelangt Paloma zu guter letzt doch noch ans Ziel ihrer Suche nach der Schönheit in der Welt: ein Immer im Nie

Ich bin immer noch ganz mitgenommen... Ich will einfach nicht glauben, dass es so geendet hat. Auch wenn es passt. Auch wenn es wirklich passt, es darf einfach nicht sein Ich melde mich morgen zurück, jetzt brauche ich Tee, meinen Kuschelteppich und einen Arm voller Stofftiere.

mein Schwesterherz!
Ich wollte eigentlich schon längst Feierabend machen. Aber irgendwie scheinen sich die Übungsblätter immer zu verdoppeln, wenn ich gerade mal nicht hinsehe Von mir heute also auch noch etwas Gequake zum Gesamteindruck, aber vermutlich erst gegen später. Zwischen zwei Vorlesungen gequetscht zu werden, das hat Renée nicht verdient. (Allein schon den Namen zu schreiben macht mich traurig )

BIs später

Deinen Post unterschreibe ich! Ich bekomme heute auch nichts mehr zu Tastatur, mit dem ich zufrieden bin. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das an meinem unibedingt rauchenden Kopf liegt, oder ob es zu diesem Ende einfach nicht die passenden Worte gibt. Aber ich werde morgen auf alle Fälle noch einmal einen Versuch starten. Träum süß

So, dann versuche ich mich noch einmal an ein paar abschließenden Worten. Das ist mir wirklich selten so schwer gefallen und eine "richtige" Rezension wird wohl auch noch eine Weile auf sich warten lassen. Es gibt einfach viel zu viel, das mir gefallen hat. (Wer hat eigentlich Post-Begrenzungen eingeführt ) Und davon abgesehen (ich denke du weißt, was ich meine) ist es fast unmöglich in Worte zu fassen, was für eine Wirkung dieses Buch auf mich hatte. Ich wusste ja selbst oft nicht, was mir da durch Kopf, Herz und Seele schwirrte. Aber nehmen wir an, jemand würde mir die sprichwörtliche Pistole an die Brust setzen und mich fragen, warum genau ich denn dieses Buch mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zu meinem Jahreshighlight krönen werde. Ja, warum? Ich habe dieses Jahr schönerweise sooo viele tolle Bücher gelesen. Sie waren spannend, witzig, berührend und vieles mehr und trotzdem kommen sie nicht einmal annähernd an "Die Eleganz des Igels" heran.
Da ist natürlich zum einen Muriel Barberys Schreibstil, für den das Wort Schönheit wahrscheinlich erfunden wurde. Fällt dir spontan ein Buch mit derart bildhafter, atmosphärischer, zauberhafter und anspruchsvoller Sprache ein? Mir nicht. Das zerging wie feinste Schokolade auf der Froschzunge! Eigentlich bin ich kein Freund von all zu philosophischen Büchern. Aber Paloma und (vor Allem) Renée bei ihrer Suche nach der Schönheit in der Welt zu begleiten... Ich glaube, ich habe noch kein Buch mit so vielen guten Vorsätzen beendet. Du hast anfangs von einem Licht geschrieben, das hinter einem Vorhang versteckt ist. Und genau diesen Vorhang hat dieses Buch für mich ein Stück weit beiseite geschoben. Es waren so viele Gedanken dabei, die nicht nur zum Nachdenken anregen, sondern auch zum Nachahmen!
Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir. Das alles ist zwar großartig und hätte das Buch vermutlich zu einem Fall für die volle Punktzahl gemacht. Aber was es zum absoluten Highlight macht, das ist Renée! Noch nie habe ich bei einem Buch mit einem Hauptcharakter so sehr mitgefühlt, wie mit unserer liebsten Concierge. Ohne, dass Frau Barbery sie als Wonderwoman dargestellt hätte, ist sie mir so wahnsinnig ans Herz gewachsen Ich bin ohnehin ein Freund von HappyEnds. Aber hier hätte ich das schöne Ende nicht um seiner selbst Willen gewollt, ich hätte Renée einfach alles Glück dieser Welt gewünscht! Deshalb lässt mich das Ende auch so fassungslos zurück... Du hast schon Recht, es passt wirklich gut. Zur Botschaft des Buches, zu Palomas Entwicklung... Ich weiß, dass es passt. Und trotzdem will ich es immer noch nicht wahr haben (und werde weiterhin erfolgreich versuchen, es zu verdrängen!).

Aber so traurig das Ende auch war, für dieses Buch sollte man Extrasterne vergeben können Noch nie hat mich ein Buch so (im positiven Sinne) mitgenommen, oder um es mit Renées Worten auszudrücken: noch nie war ein Buch so Kamelie für mich Gleiches gilt übrigens auch für die Leserunde! Vielen Dank dafür mein Schwesterherz! Ich hätte dieses Buch mit niemand anderem lesen mögen

Und jetzt ruft das Bett