englischer Originaltitel: Wings of Wrath
2. Teil der Magister-Trilogie (Dark Fantasy)
Klappentext :
Es ist eine Welt, in der Seelen das wertvollste Gut sind und die Ausübung von Magie das Leben kostet. Es ist eine Welt der Rache, des Verrats und der dunklen Zauber. Eine Welt, in der die junge Magierin Kamala gegen übermächtige Gegner aus uralter Zeit antreten muss.
Einst opferte sich Prinz Andovan Aurelius, um sein Land zu retten. Die junge Zauberin Kamala verlor dabei ihren Liebsten und fast auch ihr Leben. Nun ist es an der Zeit, einen neuen König zu krönen. Doch dieser ist nicht bereit, seinen Prinzipien untreu zu werden – auch nicht um sein Königreich zu retten, das vor dem größten Kampf aller Zeiten steht. Denn die erbarmungslosen Seelenfresser verbreiten Angst und Schrecken. Die Lyr sind die letzte Rettung, aber sie sind noch nicht bereit… Gibt es Hoffnung für Kamala und ihre Welt?
Im zweiten Teil ihrer Trilogie nimmt sich Celia Friedman die Freiheit, die aus dem ersten Teil bekannte Weltordnung, die bisher das Handeln der Charaktere bestimmte, gründlich zu kippen. Dieser Umsturz bringt erst einmal vor allem den Halb-Lyr Rhys seelisch schwer ins Taumeln. Er gehört aufgrund seiner Abstammung zu den Lyr, die für den Kampf mit den zerstörerischen geflügelten Seelenfressern mit besonderen (aber sehr mysteriösen) Fähigkeiten ausgestattet sind und ihr ganzes Leben darauf ausrichten, zum gegebenen Zeitpunkt ihre heilige Aufgabe zu erfüllen. Neben Rhys ist Kamala eine der ersten, die erfährt, was wirklich hinter dem Mythos des Heiligen Zornes steckt, eines mächtigen Schutzzaubers, der die Welt vor dem Eindringen der Seelenfresser bewahren soll.
Kamala´s Ziel ist es, ihren wahren Status als Magister zu verbergen, weshalb sie sich als harmlose Hexe ausgibt. Würden die anderen, durch die Bank männlichen, Magister die Wahrheit erfahren, wären Kamala´s Tage wohl gezählt. Insbesondere, da sie eine der wichtigsten Regeln gebrochen hat, indem sie einen anderen Magister getötet hat. Auch wenn es nur ein Unfall war, wer würde ihr das schon glauben? So nimmt sie sich vor, ihr exklusives Wissen, das sie sich auf ihrer Expedition mit Rhys aneignen will, später dahingehend zu nutzen, sich gewisse Vorteile zu erkaufen, um ihren Stand in dieser feindlichen Magister-Gesellschaft zu festigen.
Doch der Magister Colivar ahnt bereits, was sich hinter Kamala´s Maskerade verbirgt. Er hält jedoch sein Wissen noch zurück und ist primär damit beschäftigt, den Hintergründen der sich dramatisch abzeichnenden Seelenfresser-Bedrohung auf die Spur zu kommen. Der Leser weiß bisher, dass Colivar mehr Kenntnisse über die grauenvollen Bestien hat, als jeder andere. Allerdings erfährt man in diesem Band immer noch nicht, aus welchen früheren Erfahrungen dieses Wissen stammt. Es müssen auf jeden Fall sehr unangenehme Erlebnisse gewesen sein. Es bleibt also spannend.
Zum Ende hin nimmt die Geschichte sehr an Tempo zu. Sowohl Rhys als auch seine königliche Schwester Gwynofar müssen sehr schmerzliche und endgültige Opfer bringen, um ihrer Aufgabe als Lyr gerecht zu werden.
Die Hexenkönigin Siderea, die ebenfalls bereits aus dem ersten Teil bekannt ist, findet einen drastischen Weg aus ihrer persönlichen Misere. Magiewirken bedeutet bei den Hexen, dass ihr eigenes Seelenfeuer reduziert wird, und das ist bei Siderea unmittelbar der Fall. Sie erhält Hilfe von unerwarteter Seite und es bleibt ihr nichts anderes übrig, als den gefährlichen Vorschlag anzunehmen, der ihr dargeboten wird. Siderea hat sich zu einer äußerst wichtigen und gefährlichen Figur entwickelt, die mit Sicherheit im nächsten Band eine große Rolle spielen wird.
Ohne zuviel verraten zu wollen, kann man sagen, dass in diesem Band zwar ein Etappensieg errungen wurde, leider in Verbindung mit erheblichen Verlusten, aber immerhin, doch die große Bedrohung bleibt bestehen und wird immer konkreter.
Eigene Meinung:
Mir hat die Fortsetzung genau so gut gefallen wie der erste Band!
Ich mag den Schreibstil von Celia Friedman sehr gerne, weil sie es versteht, die jeweiligen Perspektiven der verschiedenen Charaktere so einleuchtend zu schildern, dass man deren Beweggründe absolut verstehen kann, obwohl die Handlungen der Figuren oftmals nicht gerade „nett“ sind. Die meisten Hauptakteure sind weiterhin nicht eindeutig „gut“ oder „böse“ und trotzdem war mir niemand gänzlich unsympathisch. Nur Rhys und Gwynofar sind typische „Gutmenschen“, aber die beiden sind schließlich auch fast schon heilige Lyr. Deshalb geht das schon in Ordnung so.
Was mich außerdem sehr beeindruckt hat, sind die Szenen, in denen die Verbindung zwischen den animalischen Seelenfressern und (anfangs) normalen Menschen beschrieben ist. Ich kann leider nicht ins Detail gehen, weil sonst eine Überraschung verloren ginge. Diese Passagen sind sehr sinnlich und faszinierend beschrieben und geben der Geschichte eine weitere interessante Dimension.
Neben den bereits bekannten Hauptfiguren aus dem ersten Teil, trifft man auch bisher unbekannte Personen, die ihren eigenen Werdegang/Hintergrund haben und die der Story neue Facetten geben.
Ach ja, der Piper-Verlag konnte es sich nicht verkneifen, auf dem Buchrücken folgendes zu vermerken:
“Dunkle Magie für alle Fans von Trudi Canavan“. Ich weise mal lieber noch mal darauf hin, dass es zwar Dunkle Magie gibt und das nicht zu knapp, aber mit der Gilde der Schwarzen Magier von Trudi Canavan hat Celia Friedman`s Reihe wenig gemeinsam. Die Magister-Trilogie ist viel düsterer und Kamala könnte bestenfalls die ältere und gefährlichere Schwester von Sonea sein. Und von Romanzen keine Spur, obwohl es schon „Begegnungen“ gibt, nur spielen diese keine große Rolle.
Was mir überhaupt nicht gefallen hat: Wenn sich die Autorin im Nachwort schon für die Mithilfe bei der Erstellung der Karte bedankt, dann sollte der deutsche Verlag diese auch bitteschön ins Buch integrieren! Aber das kann man nicht dem Roman an sich ankreiden.
Man kann sich die Karte zwar auf Frau Friedman´s Homepage anschauen, aber so was ärgert mich.
Von mir gibt es Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung