Buchfresser und ich haben uns dazu entschlossen, "Der König von Assur" gemeinsam zu lesen und unsere Eindrücke nach jedem Kapitel des Buches hier zu posten. Wir sind beide gespannt darauf, wie wir das Buch jeweils betrachten.
Gelesen wurde von uns beiden das 1. Kapitel "Asarhaddon".
Es besteht kein Zweifel daran, dass Jutta Ahrens mit diesem Buch einen Schmöcker vorgelegt hat, dessen Handlung zwar bis zu einem gewissen Grad vorhersehbar ist, sich jedoch recht gut lesen lässt, wenn man gewillt ist, sich in die Zeit des Neuassyrischen Reiches zu begeben. Eine tiefe Handlung besitzt das erste Kapitel nicht. Einzig die Figur des Asarhaddon, des grausamen und zugleich hocherotischen Hohenpriesters des Assur, wird in all ihren Facetten eingeführt. Doch am Ende des Kapitels bin ich mit der von Ahrens konstruierten Figur immer noch nicht warm geworden. Gleiches gilt im Übrigen für all die anderen Charaktere. Woran liegts? Meiner Ansicht nach schafft Ahrens keine Individiuen bzw. lebendige Personen, sondern operiert mit Klischees, die sie wie im Falle des Asarhaddon - wie grelle Farben - nebeneinander setzt und in allen Unterkapiteln durchdekliniert: Hier nimmt der gottgleiche Asarhaddon ein jungfräuliches Mädchen, das seinen Reizen vollkommen verfallen ist, da lässt er Gefangenen Arme und Beine abhacken, um sich an ihrer Qual zu ergötzen. Allerdings geht Ahrens nicht näher darauf ein, warum Asarhaddon so geworden ist. Die simple Erklärung, er habe Unterricht bei Belschar-ussur, dem ehemaligen Hohenpriester unter Sanherib, genommen, befriedigt nicht. Eine tiefergehende Betrachtung seines Charakters hätte Ahrens geholfen, ihren Hauptprotagonisten lebendiger und dadurch für den Leser nachvollziehbarer zu zeichnen. Ich wollte das Buch, noch bevor Buchfresser und ich auf die Idee kamen, es gemeinsam zu lesen, nach den ersten Seiten in die Ecke knallen. Ich spürte, wie sehr Ahrens ackerte und sich abmühte, um Asarhaddon, dem Gottgleichen gerecht zu werden. Unterstützt wird diese (übertreiben wirkende) Vorstellung des Hauptprotagonisten durch eine dem Klischee entsprechende phrasenreiche Sprache - sowohl in der wörtlichen Rede als auch im Fließtext. Auch dadurch bleiben ihre Protagonisten unbeweglich und wirken hölzern.
Spannung versucht Ahrens einerseits durch die Schilderung von Sexszenen, andererseits durch die emsige Aneinanderreihung von teilweise an den Haaren herbeigezogen wirkenden Hofintrigen zu erzeugen. Zwar entsprechen die Reaktionen der Protagonisten dem Kontext und sind insofern auch nachvollziehbar, doch wirken auch sie übertrieben und platt.
Bis später,
Yizz. ;-)