Jutta Ahrens: Der König von Assur (ab 03.12.2010)

  • Buchfresser und ich haben uns dazu entschlossen, "Der König von Assur" gemeinsam zu lesen und unsere Eindrücke nach jedem Kapitel des Buches hier zu posten. Wir sind beide gespannt darauf, wie wir das Buch jeweils betrachten.


    Gelesen wurde von uns beiden das 1. Kapitel "Asarhaddon".


    Es besteht kein Zweifel daran, dass Jutta Ahrens mit diesem Buch einen Schmöcker vorgelegt hat, dessen Handlung zwar bis zu einem gewissen Grad vorhersehbar ist, sich jedoch recht gut lesen lässt, wenn man gewillt ist, sich in die Zeit des Neuassyrischen Reiches zu begeben. Eine tiefe Handlung besitzt das erste Kapitel nicht. Einzig die Figur des Asarhaddon, des grausamen und zugleich hocherotischen Hohenpriesters des Assur, wird in all ihren Facetten eingeführt. Doch am Ende des Kapitels bin ich mit der von Ahrens konstruierten Figur immer noch nicht warm geworden. Gleiches gilt im Übrigen für all die anderen Charaktere. Woran liegts? Meiner Ansicht nach schafft Ahrens keine Individiuen bzw. lebendige Personen, sondern operiert mit Klischees, die sie wie im Falle des Asarhaddon - wie grelle Farben - nebeneinander setzt und in allen Unterkapiteln durchdekliniert: Hier nimmt der gottgleiche Asarhaddon ein jungfräuliches Mädchen, das seinen Reizen vollkommen verfallen ist, da lässt er Gefangenen Arme und Beine abhacken, um sich an ihrer Qual zu ergötzen. Allerdings geht Ahrens nicht näher darauf ein, warum Asarhaddon so geworden ist. Die simple Erklärung, er habe Unterricht bei Belschar-ussur, dem ehemaligen Hohenpriester unter Sanherib, genommen, befriedigt nicht. Eine tiefergehende Betrachtung seines Charakters hätte Ahrens geholfen, ihren Hauptprotagonisten lebendiger und dadurch für den Leser nachvollziehbarer zu zeichnen. Ich wollte das Buch, noch bevor Buchfresser und ich auf die Idee kamen, es gemeinsam zu lesen, nach den ersten Seiten in die Ecke knallen. Ich spürte, wie sehr Ahrens ackerte und sich abmühte, um Asarhaddon, dem Gottgleichen gerecht zu werden. Unterstützt wird diese (übertreiben wirkende) Vorstellung des Hauptprotagonisten durch eine dem Klischee entsprechende phrasenreiche Sprache - sowohl in der wörtlichen Rede als auch im Fließtext. Auch dadurch bleiben ihre Protagonisten unbeweglich und wirken hölzern.
    Spannung versucht Ahrens einerseits durch die Schilderung von Sexszenen, andererseits durch die emsige Aneinanderreihung von teilweise an den Haaren herbeigezogen wirkenden Hofintrigen zu erzeugen. Zwar entsprechen die Reaktionen der Protagonisten dem Kontext und sind insofern auch nachvollziehbar, doch wirken auch sie übertrieben und platt.


    Bis später,


    Yizz. ;-)


    Ists Gottes Ehre, eine Sache verbergen,
    der Könige Ehre ist, eine Sache erforschen.
    Der Himmel an Höhe, die Erde an Tiefe,
    aber der Könige Herz ist an keiner erforschlich.


    Spr 25, 1-3
    in der Übertragung von Buber und Rosenzweig

  • Hallo, Yizzakhar!


    Was die Lebendigkeit der Figuren angeht, klaffen unsere Sichtweisen auseinander.


    Auf mich wirkt Asarhaddon durchaus lebenvoll, denn er wird als "grauer" Charakter dargestellt, grausam und doch zu Gefühlen fähig (auch, wenn die nicht unbedingt positiv zu nennen sind). Die zentralen Charaktere des ersten Kapitels haben bei mir durchaus Eindruck hinterlassen, und Klischee ist für mich die Handlng nicht. Nun muss ich dazu sagen, dass ich auch nicht so tief in die Materien eingearbeitet bin wie Yizzakhar und über Asarhaddon praktisch nichts weiß. Ich lese den Roman aus dem Blickwinkel dessen, der in erster Linie von dem Buch unterhalten werden will und neugierig ist auf die Protagonisten.


    Asarhaddon hat mich in diesem ersten Kapitel dazu verleitet, mehr von ihm und seinem Weg erfahren zu wollen. Meine Neugier auf die anderen sieben Bücher (die Geschichte ist in acht Bücher mit jeweils mehreren Unterkapiteln unterteilt) ist geweckt. Das erste Buch diente meiner Meinung nach der Einführung der Protagonisten samt sämtlicher Nebenfiguren, deshalb habe ich hier noch keine tiefgehende Begründung für zum Beispiel Asarhaddons Handlungsweisen erwartet und konnte demnach auch nicht enttäuscht werden. Die von Yizzakhar als simpel empfundene Erklärung ist vielleicht noch nicht alles. Ich rechne damit, dass Jutta Ahrens die Figuren und ihre Beweggründe noch tiefer ausleuchten wird.


    Gestört hat mich die Zeichnung des ersten Tempeldieners. Dieser wirkt auf mich beinah grotesk überzeichnet, doch das ist aus meiner Sicht Mittel zum Zweck, um den Kontrast zu Asarhaddon zu verdeutlichen und diesen auf eine andere Ebene zu heben.


    Die Sprache macht auf mich einen flüssigen, gut zu lesenden Eindruck. Das erste Kapitel hatte ich sehr schnell durch, ein Zeichen, dass mich die Buchstaben an die Seiten gefasselt haben. Ahrens' Ausdrucksweise ist altmodisch, aber stimmig zu dem Geschehen. So könnten die Menschen damals gesprochen haben. Und dennoch trifft mich die Unmittelbarkeit des Ausdrucks direkt. Jutta Ahrens nennt die Dinge beim Namen, und das durchaus mit Humor - einem dunklen, wohlgemerkt.


    Ja, es gibt Sexszenen in diesem Kapitel, doch dienen sie meines Erachtens lediglich dazu, das Bild des neuassyrischen Lebens farbenreicher, lebensnäher zu gestalten - dieses nämlich in all seinen Facetten zu veranschaulichen. Ein Übergewicht besitzen diese Szenen nicht, ich empfinde sie keinesfalls als handlungsbestimmend. Sicherlich wird es im Verlauf des Buches noch die ein oder andere Darstellung in diese Richtung geben, doch ich rechne nicht damit, dass diese das Geschehen dominieren oder vorantreiben werden. Sie sind eine Zutat mehr, um das Gericht besser munden zu lassen, aber nicht der Hauptbestandteil, weshalb ich ihr Vorhandensein nicht verurteilen kann.


    Spannung weisst das erste Buch nicht auf, es wird geprägt durch die Charakterzüge seines Personals, und die sind durchaus spannend. Ich schätze den Roman "Der König von Assur" aufgrund des ersten Eindrucks als mehr charakter-denn handlungsorientiert ein, was mir sehr entgegenkommt. Das Buch "Asarhaddon" hat lediglich die Basis für die weiteren Entwicklungen geschaffen, und diese ist sehr solide.


    Die Schilderungen der Innenräume des Tempels, de Kleidung und der Gegenstände handhabt die Autorin mit Sinn für Details, ohne abzuschweifen und ohne Gefahr zu laufen, zu "schwafeln". Auch das trägt zur guten und leichten Lesbarkeit der Geschichte bei.


    Der Lebendigkeit der Figuren hat Ahrens im ersten Buch Genüge getan. Ich habe einen Bezug zu ihnen gefunden, einen Standpunkt ihnen gegenüber, habe mich angesprochen gefühlt, meine Neugier ist entfacht, ich will mehr von ihnen lesen. In einem Basisbuch schon eine tiefergehende Begründung für die Motive der Personen zu verlangen, ist aus meiner Sicht zu viel verlangt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Autorin das leisten wollte. Vielmehr gehe ich davon aus, dass sie sich Zeit nimmt, ihre Protagonisten zu entwickeln, damit der Leser ein Verhältnis zu ihnen aufbauen kann.


    Fazit:
    Ich will weiterlesen, mehr über Asarhaddon erfahren. Der Roman hat mich bestens unterhalten und ist dementsprchend meinen Erwartungen gerecht geworden.


    So, das war jetzt eine sehr subjektive Eunschätzung, die zu einem nicht kleinen Teil auf Vermutungen und Emotionalität basiert. Ich glaube, Yizzakhar, wir erwarten sehr unterschiedliche Dinge von einem Roman beziehungsweise unsere Erwartungshaltung an das / unser Verständnis davon, was ein Autor leisten soll, ist sehr konträr. (Das macht dieses Experiment spannend).


    In dem "König von Assur" sehe ich in erster Linie einen Unterhaltungsroman, und mich unterhält er.


    Bis später,
    Buchfresseri

  • Hi Buchfresser,


    leider kann ich meinen Artikel nicht mehr bearbeiten, daher dieser Nachtrag. Auch mich hat es gereizt, Asarhaddon näher kennenzulernen. Nun stutze ich, denn das, was uns Ahrens präsentiert, stimmt mit der Realität kaum überein.


    1. Asarhaddon hatte keinen Bruder namens Assur-Dan (Assur-Dan I.-III. regierten viel früher), folglich machte er diesem auch nicht den Thron streitig.
    2. Asarhaddon verzichtete mitnichten darauf, Kronprinz zu sein. Allerdings hatten seine Brüder (v.a. Arda-Mulissi) etwas dagegen. Durch Intrigen schafften sie es, Asarhaddon mit seinem Vater zu entzweien. Er musste ins Exil nach Babylon. (Diese Zeit enspricht dann wohl dem Kapitel "Der Bettler").
    3. Asarhaddon war niemals Hohepriester des Assur. (Ahrens schreibt fälschlicher Weise "Hohenpriester".)
    4. Den Quellen ist zu entnehmen, dass Asarhaddon ein ständig kränkelnder Mann war - und das bereits als Kronprinz. Er litt unter Depressionen und war von schwacher Kondition.
    5. Asarhaddon hatte sich aufgrund seiner Krankheit der Astrologie verschrieben, mit deren Hilfe er herausfinden wollte, warum ihm die Götter die Krankheiten geschickt hatten.


    Ahrens informiert den Leser falsch. Ich denke, dass ein Schriftsteller, der sich mit einem historischen Stoff auseinandersetzt, auch auf die vorhandenen Quellen zurückgreifen muss. Sie stellen seine Basis dar. Er muss sie kennen, um schreiben zu können. Wozu lesen wir denn historische Romane? Um uns gut unterhalten und gut informiert zu wissen: in diesem Falle über Asarhaddon. Bisher haben wir jedoch nur Ahrens' Klischee-Asarhaddon (Klischee, weil ihre Figur beliebig einsetzbar ist - zur Not auch in einer billigen Schmunzette), nicht aber die historisch belegte Person, kennen gelernt.


    lg,


    Yizz.


    Ists Gottes Ehre, eine Sache verbergen,
    der Könige Ehre ist, eine Sache erforschen.
    Der Himmel an Höhe, die Erde an Tiefe,
    aber der Könige Herz ist an keiner erforschlich.


    Spr 25, 1-3
    in der Übertragung von Buber und Rosenzweig

  • Hallo, Yizzakhar,


    herzlichen Dank für die ausführlichen Informationen zu Asarhaddon. Das wusste ich nicht. Und ich gebe dir Recht: Wer einen historischen Roman schreibt, sollte auf die vorhandenen Quellen zurückgreifen und dem Leser zutreffende Informationen anstatt eines falschen Bildes zu vermitteln.


    Das ist dann definitiv einen dicken Punkt Abzug wert.


    Fortan werde ich "Der König von Assur" nicht mehr als "historischen" Roman betrachten, sondern als reine Unterhaltungsliteratur. Schade.


    Liebe Grüße
    Buchfresser

  • Hallo, Yizz!


    Gestern Abend habe ich das zweite Buch ("Der Bettler") beendet.


    Der Titel passt schon nicht zum Inhalt. denn Asarhaddon bettelt kaum. Inhalt dieses Kapitels ist Asarhaddon's Zwiespalt zwischen Abstinenz und Hingabe. Soll er seinen Gelüsten nachgeben oder nicht? Das Buch endet vorhersehbar, und das Schlusskapitel beendet diesen Spagat zu überhastet für meinen Geschmack. Erst walzt die Autorin Asarhaddon's inneren Konflikt ewig lang aus, und dann geht das Ende so schnell - zu schnell - vonstatten.


    Und noch etwas: Ständig betont sie, wie stolz und schön Asarhaddon doch ist. Irgendwann war ich es leid, das zu lesen, aber ich hatte den Eindruck, dass Ahrens das irgendwann auch selbst aufgefallen ist, denn im Verlauf diesen Buches schleift sich diese Wiederholung zum Glück ab.


    Eine große Entwicklung hat Asarhaddon nicht durchgemacht, was einerseits schade, andererseits glaubwürdig ist, denn so schnell verändern sich Menschen dann doch nicht.


    Asarhaddon ist auch nicht mehr ganz so faszinierend wie im ersten Buch, da die Autorin seine widersprüchlichen Charaktereigenschaften etwas aufgeweicht hat.


    Interessant war das zweite Buch trotz aller offensichtlichen Schwächen dennoch. Ich kann nicht genau festmachen, woran das liegt, aber - obgleich schwächer als das erste Buch - ist "Der Bettler" doch immer noch ansprechend.


    Spannung kommt in "Der Bettler" kaum auf, das Buch plätschert so vor sich hin.


    Ich hoffe, dass die folgenden Bücher wieder mehr Inhalt und mehr Gehalt haben als "Der Bettler".


    Liebe Grüße
    Buchfresser

  • Hi Schwert,


    vielen Dank für deine Meinung, die ich sehr interessant finde. Ich glaube, dass du sehr viel geduldiger bist als ich. Aber was ich jetzt von dir lese, entspricht auch meiner Ansicht (obwohl ich das Kapitel immer noch nicht fertig habe). Ich fand es auch interessant zu lesen, dass du spürst, wie sehr sich Frau Ahrens bemühte, auf ihr Ziel hinzuschreiben. Und da magst du Recht habe. Im Unterschied zu Grundy fällt ihr das Schreiben schwer. Sie müht sich ab und Grundy fließen die Worte nur so aus der Feder. Gilgamesch liest sich weg, auch wenn es "nur" eine Nacherzählung ist.


    So, ich hoffe in den nächsten Tagen auch meine Sicht der Dinge hier kundtun zu können.


    Bis dahin viele Grüße,


    Yizz. ;-)


    Ists Gottes Ehre, eine Sache verbergen,
    der Könige Ehre ist, eine Sache erforschen.
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    in der Übertragung von Buber und Rosenzweig

  • Hi, Yizz!


    Ja, ich bin geduldiger als du und eher bereit, einem Autor eine Chance zu geben, aber diese Unterschiede machen das gemeinsame Lesen so spannend. Wirklich interessant, dass sich bezüglich des zweiten Buches unsere Eindrücke decken.


    Auf deine Sicht der Dinge bin ich schon sehr gespannt, aber setz dich nicht unter Druck, lass dir Zeit mit dem Lesen.


    Das dritte Buch werde ich erst beginnen, wenn wir mit dem Besprechen des Zweiten durch sind.


    Ganz liebe Grüße
    das Schwert

  • Hi Buchfresser,


    so, nun habe ich es auch geschafft. Ich bleibe dabei, es ist ein Schmöker und wenn man bereit ist, sich etwas Zeit zu nehmen, macht es auch Spass mit Plätzchen, Tee und diesem Buch auf der Couch zu sitzen. Gleichwohl stoßen auch mir in diesem Kapitel ein paar Punkte negativ auf:


    Ebenso wie du bin auch ich der Ansicht, dass sich Asarhaddon in diesem Kapitel keineswegs entwickelt. Das Kapitel besitzt keinen handlungstragenden Aspekt und dient der Autorin einzig dafür, A's. Charakter, seine Einzigartigkeit und Göttlichkeit in allen Schattierungen zu beschreiben. Allerdings kann von Tiefgründigkeit keine Rede sein. A. wirkt auf mich wie eine Kleiderpuppe, dem die Charaktereigenschaften wie Kleider beliebig an- und ausgezogen werden können. Dass sich der Leser nicht in Asarhaddon einfühlen kann, liegt einerseits an Ahrens' übertriebenen Versuchen, einen Übermann zu schaffen, andererseits aber auch an ihrer ungeschickten Art zu schreiben: Immer wenn es um Asarhaddons Eigenschaften geht, schreibt Ahrens dem Leser vor, wie er diese und jene Aktion und Reaktion zu werten und zu empfinden hat. Das geht sogar so weit, dass sich A. selbst charakterisiert. (Statt Worten hätten hier Taten besser gepasst.) - Ein eigentlich reizvoller Schachzug, da er im Gegensatz zu der Ansicht steht, dass sich ein böser Mensch niemals als böse bezeichnen wird. Er ist ja von seinem Tun überzeugt. A. bezeichnet sich als grausam, doch gerade das wirkt äußerst platt, denn die Autorin besitzt nicht den nötigen Abstand zu ihrer Figur, um ihn auch aus einer anderen Perspektive zu beleuchten und lässt dem Leser nicht die Freiheit, sich selbst ein Bild zu machen. Darüber hinaus zeichnet sich aus dieser Selbsterkenntnis heraus kein innerer Konflikt des Charakters ab. Asarhaddon, der Übermensch langweilt den Leser mehr als dass er ihn reizen könnte.
    Auch die anderen Figuren erscheinen – ebenso wie im ersten Kapitel – als flache Mitstreiter A's. Sie besitzen kein Eigenleben, sondern dienen der Autorin einzig dazu, A's. Charakter zu reflektieren. Auch bei ihnen greift Ahrens nur auf Klischees zurück. Auffällig ist, dass Schwule meist als dekadente Weicheier beschrieben und die Phönizier als gewissenlose Händler bezeichnet werden. Es wirkt billig, dass sich die Phönizier selbst als skrupellose Händler bezeichnen. Ein wenig mehr Detail, ein wenig mehr Mühe im Ausformulieren der Figuren hätte dem Buch gut getan, weil der Leser plötzlich lebendige Menschen statt Pappkameraden vor sich gehabt hätte.
    Ich bleibe dabei: Ahrens hat sich in dem Bemühen, einen einzigartigen Charakter zu schaffen, vollkommen übernommen und in ihrem Unvermögen Klischees benutzt.


    Bis dann,


    Yizz. ;-)


    Ists Gottes Ehre, eine Sache verbergen,
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    Spr 25, 1-3
    in der Übertragung von Buber und Rosenzweig

  • Hallo, Yizz!


    Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass du schon mit dem zweiten Buch durch bist. Umso besser, dann kann ich noch heute mit dem dritten Buch beginnen.


    Auch mir fehlt im zweiten Buch eine echte Charakterisierung Asarhaddons, der innere Konflikt. Ahrens schreibt ihm Eigenschaften zu, lässt diese jedoch nicht in seinem Handeln sichtbar werden.


    Wie auch dir stößt mir die Darstellung der Schwulen und der Phönizier als zu platt, klischeehaft und vorurteilsbehaftet auf.


    Das erste Buch hat mich noch gut unterhalten, weil ich mir noch mehr von dem Roman erhoffte, doch das zweite Buch konnte meinen Erwartungen nicht gerecht werden.


    Was "Der Bettler" betrifft, stimme ich dir in allen Punkten zu (was mich ehrlich gesagt überrascht:)).


    Liebe Grüße
    Buchfresser, die dennoch gespannt auf das dritte Buch ist

  • Hi Buchfresser,


    auf zum nächsten Kapitel. Diesmal gibts nur Tee dazu, denn auf die Dauer machen Plätzchen fett. Nicht, dass es nachher heißt: Ahrens ist für's Übergewicht verantwortlich.


    Knuddel,


    Yizz. ;-)


    Ists Gottes Ehre, eine Sache verbergen,
    der Könige Ehre ist, eine Sache erforschen.
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    aber der Könige Herz ist an keiner erforschlich.


    Spr 25, 1-3
    in der Übertragung von Buber und Rosenzweig

  • Hallo, Yizz!


    Ich knuddel dich auch.


    Gestern Abend bin ich bis Unterkapitel 11 gekommen und wurde positiv überrascht: Jutta Ahrens füllt die Charakterzüge, die sie Asarhaddon im zweiten Buch angedichtet hat, mit Leben; er ist grausam, er ist harsch, er ist stellenweise ambivalent. Das zu lesen macht Spaß, zumal man als "Schmankerl" mehr aus seiner Vergangenheit erfährt - wie er wurde, wer er ist, Nach dem zweiten Buch hatte ich schon nicht mehr damit gerechnet. Irgendetwas an dem dritten Buch - "Anaxares" - hat mir Herzklopfen bereitet. Ich kann nicht festmachen, ob das Asarhaddon selbst, Anaxares oder einfach das´Buch an sich ist. Die Erzählweise erscheint mir in diesem Buch leichter, unverkrampfter, nicht mehr so bewusst auf ein Ziel gerichtet, und zum Glück erhalten hier sowohl die schwule Figur als auch die Phönizier neue Facetten. Das mildert das Klischee, welches Jutta Ahrens im zweiten Buch bediente, ab.


    Da mich das dritte Buch so positiv überrascht hat, bin ich jetzt besonders gespannt, wie mein abschließendes Urteil nach dem Lesen des achten Buches aussehen wird, denn bislang war meine Wahrnehmung des Romans gemischt bis zwiespältig. Aber das macht das Lesen dieses Buches spannend. Ich kann wirklich nicht vorhersagen, wie ich es weiterhin empfinden werde.


    Das Buch gemeinsam zu lesen, war eine tolle Idee, denn du analysierst es mehr aus dem Verstand, ich mehr aus dem Bauch /gefühl. Aber dass wir uns in dieser Hinsicht bei der Herangehensweise an einen Text unterscheiden, ist ja keine neue Erkenntnis:).


    Ich genieße das Experiment.


    Ganz liebe Grüße
    Buchfresser

  • Hallo, Yizz!


    Mit dem dritten Buch bin ich durch. Es war so schnell gelesen, ich bin ganz erstaunt. Asarhadon macht tatschlich eine Veränderung durch, entwickelt sich. Zwar nicht viel, aber doch ein wenig.


    "Amnaxares" hat aus meiner Sicht mehr Substanz als das einleitende erste Buch und das schwächere zweite. Die Handlung wird vorangetrieben durch Asarhaddons Entscheidungen, Dinge zu tun und nicht zu tun. Er erhält ein Innenleben.


    Darüber hinaus begegnet man Personen wieder, mit deren erneuten Auftreten ich - gerade zu diesem Zeitpunkt - nicht gerecnet hätte.


    Das dritte Buch macht von den drei bisher gelesenen auf mich bislang den "rundesten", geschlossensten Eindruck und stellt die Figur des Asarhaddon auf feste Füße.


    Dieses Buch zu lesen hat mir wirklich Vergnügen bereitet, denn es hat mich emotional angesprochen, teilweise sogar zu Tränen gerührt. Kurz: Es hat mich gut unterhalten, stellenweise sogar nachdenklich gemacht.


    Asarhaddon hat Konturen gewonnen; bis es soweit war, brauchte die Autorin Zeit, und im Rückblick betrachte ich es als gut, dass sie sich die Zeit genommen und diese dem Leser gegeben hat.


    Was mir dieser Roman jedoch bislang versagt hat, ist eine detailreiche Schilderung der assyrischen Kultur. Was kommt dort auf den Tisch, was wird getrunken, welche Bevölkerungsschichten gibt es und was macht diese aus? Darüber hätte ich gern mehr gelesen als über die teilweise ausladende Schilderung der Mimik und Gestik der Handelnden.


    Auffallend ist, dass Jutta Ahrens immer wieder betont, dass Asarhaddon "kalt blickt", mit "kalter Stimme" spricht. Seine Kaltherzigkeit, die ebenso ermüdend oft betont wird wie seine Schönheit und sein Stolz, dürfte spätestens nach der dritten Wiederholung auch dem unaufmerksamsten Leser klar sein. Noch habe ich nicht für mich entschieden, ob ich das als sprachliche Ausdrucksarmut oder als Stilmittel auffassen soll. Vielleicht bin ich schlauer, wenn ich den Roman beendet habe.


    Wie auch immer: Ich bin sehr neugierig, welche Eindrücke und Erfahrungen mir die nächsten Bücher bringen werden.


    Ganz liebe Grüße
    Buchfresser

  • Hallo, Yizz!


    Ich habe heute das vierte Buch "Der König" beendet und möchte nun doch schon meine Eindrücke in Worte fassen, bevor diese sich wieder verflüchtigen - was ich gerade bei "Der König" befürchte.


    Es geht darin weniger um Asarhaddons Königtum als solches als vielmehr um seine Gattin Mirjam, die sich als starke Persönlichkeit erweist und ihm die Stirn bietet, sein Handeln in Frage stellt. Das fand ich schon gut gemacht.


    Dennoch hat sich dieses Buch für mein Empfinden sehr in die Länge gezogen, es hat keinen "Kern", keinen "Biss", und Asarhaddon's Konturen, die er noch im dritten Buch gewonnen hatte, werden hier schnell wieder abgetragen.


    Es wird in "Der König" viel geredet - zerredet. Hier wurde nicht nach dem "show, don't tell"-Prinzip geschrieben, sondern dieses in sein Gegenteil verkehrt. Das ermüdet auf Dauer.
    Hauptthema sind die sich wandelnden Beziehungen Asarhaddon´'s zu den Personen, die ihm am nächsten stehen: Mirjam auf der einen, Anaxares auf der anderen Seite und mittendrin Harpagos.


    Mir erschien dieses Buch vor allem den Sinn zu haben, auf das nächste Buch hinzuarbeiten, dadurch wirkt es wie ein fast überflüssiger Mittelteil. Es ist ein Übergangskapitel, mehr nicht.


    Liebe Grüße
    Buchfresser

  • Hallo, Yizz!


    Wo bist du?


    Ich will dir nicht vorgreifen, aber mal einen kurzen Zwischenstand bereitstellen. Mittlerweile bin ich im sechsten Buch angekommen und bin froh, das Buch nicht vorverurteilt zu haben.


    "Der König" hat sich wirklich als Übergangsbuch entpuppt, das fünfte Buch "Sardur" hat es in sich und mich auf ganzer Linie überzeugt.


    Hast du inzwischen weitergelesen oder das Buch aufgegeben? Das wäre schade, denn lesenswert ist es allemal. Da ich mich dem Ende nun nähere, sind meine gespannten Erwartungen auf dieses gerichtet (zweieinhalb kurze Bücher habe ich noch vor mir).


    Liebe Grüße
    Buchfresser, die hofft, dass wir über das vierte und fünfte Buch noch diskutieren werden

  • In Absprache mit Yizzakhar poste ich an dieser Stelle meine Eindrücke zu den letzten Büchern.


    Das fünfte Buch "Sardur", welches zugleich eines der längsten im Roman ist, habe ich als sehr gelungen empfunden. Es ist gekennzeichnet durch lebhafte, teils sehr humorvolle Gespräche zwischen Sardur und Asarhaddon, an dem man neue, unerwartete Seiten kennenlernt. Zudem wartet das Buch mit schönen Landschaftsbeschreibungen auf, ebenso wie mit einer guten Wortwahl. Aus diesen Gründen hat mir das Lesen von "Sardur" große Freude bereitet. Dieses Buch scheint mit leichter Hand geschrieben worden zu sein. Durch die Dialoge gewinnt es Dynamik und Tempo. Sardur entpuppt sich als faszinierender Charakter. Spannung kommt auf, als die Pest ausbricht und den Status quo der Assyrer verändert. Zudem wartet "Sardur" mit unerwarteten Wendungen auf.


    An "Sardur" schließt sich das Buch "Urartu" an.
    Tempo und Spannung des fünften Buches werden aufgrund überraschender Ereignisse und Wendungen beibehalten. Asarhaddons Entwic´klumg bleibt spür- und nachvollziehbar. Die Schilderungen sind emotional mitreissend. Der Humor ist im Vergleich zum Vorgängerbuch zurückgenommen, jedoch unterhält auch "Urartu". Dieses Buch ist handlungs- und charakterorientiert. Gestört oder vielmehr enttäuscht hat mich lediglich, dass eine bestimmte Szene zu rasch abgehakt wurde, aber das ist mein persönliches Empfinden. Dieses Buch hat Jutta Ahrens sehr gefühlsintensiv geschrieben.


    Nun nähern wir uns dem Ende des Romans.


    Das siebte Buch trägt den Titel "Ägypten".
    Zu meiner Überraschung beginnt es mit einem kurzen philosophischen Gespräch. "Ägypten" ist ausgesprochen humorvoll und weist nicht voraus zu ahnende Wendungen auf. Detailliert beschreibt die Autorin Häuser und Kleidung der Ägypter. Dieses Buch vermittelt eine positive Stimmung und ist gerade zum Ende hin sehr unterhaltsam. Asarhaddon's Entwicklung schreitet voran.


    Das achte und zugleich letzte Buch heißt "Astyages".
    Dieses Ende ist ein bewegendes, denn es lässt Raum für die Interpretation des Lesers, was mir ausgesprochen gut gefallen hat. Auch hier kommt der Humor nict zu kurz. "Astyages" spricht alle Gefühle an. Asarhaddon's Wandlung vollendet sich.



    Mein Gesamteindruck:
    Ich habe den offenen Eindruck mit Sex und die schonungslose Schilderung von Gewalt durch die Autorin als überraschend mutig für die damalige Zeit (1993 ist der Roman erschienen) empfunden. Dieser ist nach meinem Empfinden bewegend, humorvoll und stimmt nachdenklich. Die Sexszenen sind überschaubar und geschmackvoll ausgestaltet. Bei mir hat "Der König von Assur" alle Sinne angesprochen und mich sehr gut unterhalten, obwohl die Geschichte gerade zu Anfang einige Längen hat und sich ein deus ex machina durch die ganze Erzählung zieht.


    Alles in allem bin ich sehr froh, dieses Buch gelesen zu haben. Aber die Klassifizierung "historischer" Roman scheint mir nicht gerechtfertigt.


    Yizzakhar wird bald wieder hinzustoßen.


    Ich freue mich auf deine Eindrücke!


    Liebe Grüße
    Buchfresser