Ian McEwan - Am Strand (ab 01.06.2010)

  • Vielleicht berührt er sie nur nicht, weil er sie ja praktisch schon an Edward "übergeben" hat. Ruth ist noch niemandem versprochen, sie gehört noch IHM und er darf sie berühren und was weiß ich alles noch.


    Ich hab den ganzen Satz komplett falsch verstanden, gebe ich zu. Ich dachte er hat Ruth noch nie liebevoll berührt. Oh man. Jetzt ist natürlich alles klar :pale:




    Das stimmt schon. Ich kann Edward auch dahingehend verstehen, dass er sich schämt, dass er sich gedehmütigt fühlt und alles. Und die falschen Signale von Florence tun ihr übriges. Prinzipiell hat man auf so einen Ausbruch Edwards nur gewartet, da da Unheil auch schon die ganze Zeit in der Luft liegt.
    Aber der tatsächliche Ausbruch war dann doch etwas zu krass. Dieser Hass und Jähzorn, dass hätte ich von Edward so in der Form nicht erwartet, und es war für mich sehr erschreckend. :pale:

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Besonders schön in diesem Kapitel fand ich die Beschreibung des Sommertags als Florence Edward von der Arbeit abholt und er sie mit zu sich nach Hause nimmt.

    Das ist wirklich eine tolle Stelle bei der man tatsächlich mal das Gefühl eines verliebten Pärchens bekommt. Sonst bleibt ihre Beziehung doch recht nüchtern. Ähnlich gut gefallen aht mir die Beschreibung, als Florence Edward die Musikanlage vorführt und er sich vor Begeisterung zu einem "Ich liebe dich" hinreißen lässt. Endlich mal eine spontane Gefühlsregung, ganz ungeplant und natürlich.


    Umso trauriger ist es zu sehen, wie schnell Edwards Gefühle umschlagen, nachdem Florence weggelaufen ist. Kurz dachte ich, wir bekommen doch noch unser demoliertes Hotelzimmer :loool:
    Aber ich finde hier merkt man wieder, dass es sich mehr um eine "win-win-situation" handelt, ein Arrangement mit dem beide ihre Lebenssituation zu verbessern hoffen, als um wirklich tiefe Zuneigung. Würde Edward Florence wirklich so tief lieben, wie er beteuert, würde er ihr direkt nachlaufen. Aber statt sich Sorgen um ihr Wohlbefinden zu machen, versinkt er in Selbstmitleid und Wut- und zwar Wut auf sie. Er stellt sofort ihre komplette Beziehung in Frage und versucht so viel Schuld wie möglich auf seine Frau abzuladen.
    Mir ging beim Lesen immer wieder diese Zeile aus einem Popsong durch den Kopf: "wenn das Liebe ist, was ist dann Hass?"
    Bei den beiden liegt einfach zu viel im Argen, früher oder später musste die Bombe hochgehen :roll: Jetzt bin ich gespannt, wie sie die Situation meistern.

    "We're all stories in the end. Just make it a good one." - The Doctor


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  • Ihre Reaktion war trotzdem ziemlich unangemessen (man denke bitte an die Hysterie, den angeekelten Gesichtsausdruck und die panische Flucht). Wie hättet ihr euch (als Mann) an seiner Stelle gefühlt, dieses von der eigenen Ehefrau mit anzusehen. Ich hätte mich richtig geschämt. Aber er konnte meiner Meinung nach nichts dafür. Außerdem muss er sich tatsächlich fragen, was mit seiner Frau los ist.

    Ich kann ihr trotzdem die Hysterie und den Ekel nicht verdenken. Sie will es ja versuchen und ihn zufriedenstellen und macht das zunächst ja ganz gut, aber sie ekelt sich einfach vor männlichen Körpern und vor Sexualität und kann da nicht aus ihrer Haut. Und es ist ja auch nicht nur eine Kleinigkeit passiert, sondern sie wurde ja praktisch mit dem Inbegriff der männlichen Sexualität und ihres Ekels (dafür halte ich jetzt das Ejakulat einfach) regelrecht bedeckt.
    Ich will das jetzt mal damit vergleichen, dass jemand eine Spinnenphobie hat und eine Therapie machen will. Der Therapeut will denjenigen behutsam ranführen, dass er keine Angst zu haben braucht, und versehentlich kippt er eine ganze Kiste mit Spinnen über dem Phobiker aus. Ich denke, das würde eine ähnliche Situation hervorrufen. Blöder Vergleich, ich weiß. :wink:

    Und wie viel "einfacher" wäre es vielleicht für die zwei geworden, wenn sie "nur" miteinander reden würden!

    Eigentlich wäre es ja so einfach gewesen. Ich denke mir das auch die ganze Zeit. Aber das Problem ist halt, dass man damals über diese Dinge einfach nicht gesprochen hat. Es gab zwar Sex, aber alles schön heimlich und im stillen Kämmerlein und natürlich schön brav erst nach dem Vollzug der Ehe und wahrscheinlich am Besten nur zur Fortpflanzung und nicht zum Spaß. Aber doch bitte nicht darüber reden, denn das gehört sich nicht.

    Ähnlich gut gefallen aht mir die Beschreibung, als Florence Edward die Musikanlage vorführt und er sich vor Begeisterung zu einem "Ich liebe dich" hinreißen lässt. Endlich mal eine spontane Gefühlsregung, ganz ungeplant und natürlich.

    Hm, ich fand diesen spontanen Ausbruch eher unangebracht. Es erinnert mich an die Situation als er, nachdem Florence sein Glied "ein bisschen" durch die Hose berührt hat, und er ihr darauf gleich einen Heiratsantrag gemacht hat. Für mich ist das "Ich liebe Dich" eher ein unüberlegter und unpassender Ausbruch, der eigentlich durch etwas ganz anderes ausgelöst wurde: Die Musik, die laut über ihn hereingebrochen ist und ihn überwältigt hat, aber mit Florence eigentlich nichts zu tun hatte.

  • Ich war sehr gespannt wie es weitergeht und habe heute gleich nach dem Aufstehen weitergelesen. Hier meine Eindrücke:


    Dass damals über Sexualität nicht gesprochen wurde, hat man gleich wieder gemerkt als Florence ihre Gedanken an das Missgeschick mit "Es konnte keine Diskussion geben" beendet hat. Und dabei wäre offen miteinander reden doch eigentlich so einfach, wie wir ja schon öfter angemerkt haben.


    Man merkt auch wieder die allgemeine Unaufgeklärtheit. Ich würde mal sagen, dass diese zwar allgemein vorhanden war, aber bei Florence einfach extrem ausgeprägt. Sie vergleicht Edwards Missgeschick mit einer Erbkrankheit oder sogar mit Krebs. Ich finde diesen Vergleich furchtbar. Ob sie es natürlich zu 100% ernst gemeint hat oder es einfach in ihrem Schmollen, ihrer Wut so extrem darstellt, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall zeigt es mir nochmals wie stark ihre Abneigung gegen Sex ist, wenn sie Edwards versehentlichen Samenerguss mit einer tödlichen Krankheit vergleicht.


    Ein Satz, der zwar für die Geschichte unbedeutend war, aber trotzdem irgendwie im Raum steht, hat mich etwas verwirrt. Und zwar, dass sie eine Nanny hatte und diese "nach einer Schandtat verschwand". Was mag hier wieder vorgefallen sein, frage ich mich. :-k


    Dann wird Florence etwas unentschlossener und sie weiß selbst nicht so recht wem sie nun die Schuld für diesen Vorfall geben soll. Sie weiß nicht ob sie sich entschuldigen oder eine Entschuldigung erwarten soll. Sie sagt nun auch, dass sie ihn weder liebt noch hasst. Und auch hier weiß ich nicht wie ernst dies gemeint war oder ob sie nur von ihrer Wut und ihrer Verwirrung beeinflusst ist.


    Ihr Gespräch beginnt mit Vorwürfen von beiden Seiten. Anfangs fand ich es sogar gut, da bei den beiden die Gefühle und unterdrückten Emotionen einfach mal rausmussten. Man kann doch nicht alles runterschlucken und in sich hineinfressen. Natürlich muss man aufpassen, dass man in der Erregung und im Affekt nicht zu verletztend wird, aber, wie gesagt, grundsätzlich fand ich es gut, dass sie mal Tacheles geredet und ohne angezogene Handbremse gestritten haben.
    Allerdings gingen manche Worte dann schon unter die Gürtellinie und vor allem das "Miststück" von Edward hätte nicht sein müssen und auch das "Ich habe dich geliebt" ist schon eine Spur zu hart und der Streit geht dann schon ein bisschen ins Kindische über, finde ich. Absurd fand ich es auch, dass Florence während dieser Auseinandersetzung über den Ruf eines Vogels nachsinniert.


    Als sie ihm dann ihren Vorschlag unterbreitet wird Edward stinksauer und als der Stein in seiner Hand beschrieben wurde, habe ich zuerst wirklich das Schlimmste befürchtet. Was haltet Ihr eigentlich von ihrem Vorschlag, dass sie mit Edward zusammenbleiben und "frei sein" möchte und er sich seine sexuelle Befriedigung bei anderen Frauen holen soll? Ist es egoistisch von ihr, ist es selbstlos oder ist es sogar ein Liebesbeweis? Ist irgendwie ganz schwierig einzuschätzen, finde ich. Ich würde sagen, sie liebt ihn, aber nicht so bedingungslos, dass sie alles dafür tun würde, d.h. mit der Sexualität hat sie nun endgültig abgeschlossen und es gibt kein Zurück. Sie kann sich aber trotzdem vorstellen, ihr Leben mit ihm zu verbringen und klammert sich irgendwie an den letzten Strohhalm um ihn bei sich zu behalten.


    Dass Edward sich nicht darauf eingelassen hat, finde ich übrigens das Richtige. :thumleft:
    Als sie ihm dann ein "Vergib mir" zuflüstert und geht, wusste ich, es ist für immer vorbei. Diese Szene hab ich irgendwie immer wieder vor Augen und ich finde sie sehr traurig.


    Was ich zu den letzten Seiten sagen soll, die Edwards weiteren Lebensweg beschreiben, weiß ich gar nicht so richtig. Ich denke mal, das Leben, das er dann weiterhin führt, war gar nicht mal so schlecht. Trotzdem hat es mich irgendwie malancholisch gestimmt. Von Florence hat man leider nicht so viel erfahren. Ich vermute mal, sie wird sich total in ihre Musik fallen gelassen haben.


    Mein Fazit: "Am Strand" war ein tolles Buch, das mich sehr zum Nachdenken gebracht hat und obwohl es eine relativ ruhige Erzählung war, hat es mich sehr gefesselt und ich wollte immer wissen wie es weitergeht. Hervorheben möchte ich auch noch den eleganten Schreibstil von Ian McEwan, der mich oft mit sehr ungewöhnlichen, aber immer passenden Wortschöpfungen begeistert hat. Ich vergebe die Höchstwertung :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: , genauso übrigens für die tolle Leserunde mit Euch, die mir total Spaß gemacht hat :friends: .
    Aber jetzt werden wir erst mal noch eine ganze Menge Diskussionsstoff haben. :D

  • Hallo und Guten Tag in die Runde,
    ich hab heute morgen gedacht, schade nun ist dieses Buch zu Ende... letztes Kapitel


    Man merkt auch wieder die allgemeine Unaufgeklärtheit. Ich würde mal sagen, dass diese zwar allgemein vorhanden war, aber bei Florence einfach extrem ausgeprägt. Sie vergleicht Edwards Missgeschick mit einer Erbkrankheit oder sogar mit Krebs. Ich finde diesen Vergleich furchtbar. Ob sie es natürlich zu 100% ernst gemeint hat oder es einfach in ihrem Schmollen, ihrer Wut so extrem darstellt, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall zeigt es mir nochmals wie stark ihre Abneigung gegen Sex ist, wenn sie Edwards versehentlichen Samenerguss mit einer tödlichen Krankheit vergleicht.


    Ja , ich hab erst gedacht, na sooo unaufgeklärt kann sie nun doch auch nicht gewesen sein. Aber sie hat anscheinend wirklich keine Ahnung überhaupt keine, ich weis gar nicht so recht was ich dazu sagen soll. Es muß auch für sie ganz schön schlimm gewesen sein. Diese Gedanken machen für mich ihre heftige Reaktion im Hotelzimmer noch nachvollziehbarer.
    Aber sie denkt ja auch weiter, denn im Grunde genommen spürt sie ja wie absurd ihre Gedanken sind.

    Zitat

    Doch noch während sie ihren Gedanken nachhing, wußte sie genau,daß mit ihm alles in Ordnung war. Einfach alles.




    Ein Satz, der zwar für die Geschichte unbedeutend war, aber trotzdem irgendwie im Raum steht, hat mich etwas verwirrt. Und zwar, dass sie eine Nanny hatte und diese "nach einer Schandtat verschwand". Was mag hier wieder vorgefallen sein, frage ich mich.


    GENAU DAS habe ich mich auch gefragt.


    Als sie ihm dann ihren Vorschlag unterbreitet wird Edward stinksauer und als der Stein in seiner Hand beschrieben wurde, habe ich zuerst wirklich das Schlimmste befürchtet. Was haltet Ihr eigentlich von ihrem Vorschlag, dass sie mit Edward zusammenbleiben und "frei sein" möchte und er sich seine sexuelle Befriedigung bei anderen Frauen holen soll? Ist es egoistisch von ihr, ist es selbstlos oder ist es sogar ein Liebesbeweis? Ist irgendwie ganz schwierig einzuschätzen, finde ich. Ich würde sagen, sie liebt ihn, aber nicht so bedingungslos, dass sie alles dafür tun würde, d.h. mit der Sexualität hat sie nun endgültig abgeschlossen und es gibt kein Zurück. Sie kann sich aber trotzdem vorstellen, ihr Leben mit ihm zu verbringen und klammert sich irgendwie an den letzten Strohhalm um ihn bei sich zu behalten.


    Ich habe während des ganzen letzten Kapitels gedacht das Florence Edward mehr liebt als er sie , wenn mann das so sagen soll.Oder tiefgründiger, mir ist nämlich aufgefallen das sie sich wesentlich öfter um ihn Gedanken macht als Edward um Florence. Der ist viel zuviel mit sich selbst, seiner Schmach und Schande beschäftigt und mit der Befriedigung seiner Lust. Er wirft ihr ja auch vor sie hätte ihn nur hingehalten.
    Vielleicht ist ihr Vorschlag etwas von allem. Egoistisch,denn sie möchte ja keinen Sex mit ihm andererseits will sie nicht das er darauf verzichten muß. Und sie möchte ja mit ihm verheiratet bleiben. Sie möchte sich ja nicht trennen. Auf jeden Fall wenn mann sich ihre Geschichte anschaut und die prüde Zeit damals ist der Vorschlag ungeheuerlich. Ich hab gedacht wie das wohl zusammenpasst? Erst traut sie sich nicht, überhaupt mit ihm zu sprechen und jetzt kommt sie mit so einer Ungeheuerlichkeit?!


    Als endlich mal alles aus ihr herauspricht und sie Tacheles redet hab ich gejubelt. Bravo Mädel endlich macht sie den Mund auf!


    Die Szene mit dem Stein fand ich auch ganz schön erschreckend da hab ich auch das allerschlimmste befürchtet.


    Zum Schluß kann ich noch nicht soviel schreiben den muß ich mir noch ein bißchen aufheben und melde mich heute Abend nochmal dazu.


    Mir hat es auch unheimlich viel Spaß gemacht mit Euch dieses Buch zu lesen und ich bin fast ein bißchen traurig das die Leserunde um ist.

    Liebe besteht nicht darin das mann einander ansieht, sondern das mann gemeinsam in die selbe Richtung blickt.
    Antoine de saint Exupery

    :study: Andromeda Romano-Lax- Der Bogen des Cellisten
    :study: Johann Wolfgang Goethe- Wahlverwandschaften

  • und schon ists vorbei, schade ich hätte gern noch weitergelesen. :pale: Gerade da man am Ende noch einiges über Edwards Leben erfährt würde mich interessieren, wie es Florence genau ergangen ist. Vielleicht hat sie ja irgendwann mal einen attraktiveren Cellisten getroffen... O:-)

    Ein Satz, der zwar für die Geschichte unbedeutend war, aber trotzdem irgendwie im Raum steht, hat mich etwas verwirrt. Und zwar, dass sie eine Nanny hatte und diese "nach einer Schandtat verschwand". Was mag hier wieder vorgefallen sein, frage ich mich. :-k

    An dieser Stelle scheinen wir uns alle gestoßen zu haben. Was kann ein Kindermädchen denn alles an Schandtaten begehen? Vielleicht bin ich mittlerweile zu sehr auf dem Missbrauchstrip, aber ich musste direkt an so etwas denken. Der ach so nette Hausherr dachte möglicherweise, da er sie eh schon bezahlt, könne er auch noch etwas mehr von ihr verlangen als Kinderhüten. Und wenn diese Nanny nicht so leicht einzuschüchtern war und erzählt hat, dass ihr Arbeitgeber sie sexuell belästige, dann war das natürlich ein unerhörtes Verhalten und eine solche Angestellte für die Familie nicht mehr tragbar. Solche "Unterstellungen" wären schon als Schandtat angesehen worden.


    Aber zurück zur eigentlichen Handlung. Der Streit am Strand hat so gut getan, ich hatte selber schon das Gefühl in diesem luftleeren Hotelzimmer zu sitzen. Endlich ist das Überdruckventil geplatzt.

    Zitat

    Sie kannten sich kaum und konnten sich auch nicht kennenlernen, weil ständiges höfliches Verschweigen ihre Unterschiede zudeckte... Sie hatten sich beide davor gefürchtet, jemals unterschiedlicher Meinung zu sein...

    Diese zwei Sätze sind von Anfang an Programm in Florence und Edwards Beziehung. Sie haben es wirklich bis zur Perfektion geschafft, ihre eigenen Wünsche zu verleugnen. Und leider haben sie das Spiel ein wenig zu lange gespielt und sich in ein, wie sie selber sagen, Schlamassel manövriert, aus dem sie nur noch rauskämen, wenn sie offen, ohne verletzend zu werden, miteinander reden und dann gemeinsam versuchen würden, eine Lösung zu finden. Aber dafür haben sie definitiv zu lange geschwiegen, denn jetzt will keiner mehr zurückstecken und sie bewerfen sich gegenseitig mit einer Masse an Vorwürfen die wohl keiner so einfach wegsteckt.
    Das Ende ihrer Beziehung, das unvermeidlich folgt, ist teilweise wieder den Sitten der Zeit zuzuschreiben. In dem Moment, da Florence allein in ihr Elternhaus zurückkehrt, ist eigtl. klar, dass es keinen Kontakt mehr zu Edward geben wird.
    Ende der 60er hätte ein solcher Streit vermutlich nicht mehr zwangsläufig so endgültige Konsequenzen nach sich gezogen- da war man dann doch etwas weniger verkrampft... und heute ist so eine on-off Beziehung, die man per SMS beendet und nach ein paar Wochen wieder aufnimmt schon trauriger Alltag :|

    Was haltet Ihr eigentlich von ihrem Vorschlag, dass sie mit Edward zusammenbleiben und "frei sein" möchte und er sich seine sexuelle Befriedigung bei anderen Frauen holen soll?

    Ich habe das Gefühl, dass das wieder nur ein Fluchtversuch von Florence ist, um ihre Angst zu verdrängen. So wie sie ihre Übelkeit und das Ekelgefühl auf den Reisen mit ihrem Vater auf das vergammelte Essen schiebt. Sie will sich der Situation nicht stellen und sieht hier einen Ausweg. Aber Verdrängung hat auf Dauer noch keinen wirklich glücklich gemacht, also denke ich, dass auch Florence irgendwann wieder und dann noch schlimmer mit ihren Ängsten konfrontiert würde. Wenn die beiden es hier nicht schaffen mit Vertrauen und Geduld die Situation zu meistern dann werden sie auch bei anderen Dingen an einen Punkt kommen, wo sie keinen gemeinsamen Ausweg mehr sehen.
    Irgendwo ist es bewundernswert, dass sie überhaupt bereit ist Edward zu teilen und temporär würde ihr das wahrscheinlich sogar helfen, aber eine Ehe wo schon nach 8 Stunden im Argen liegt, der ist meiner Ansicht nach kein glückliches Ende beschieden.
    Und ganz persönlich halte ich von so einem Vorschlag... rein gar nichts :!: :wink:


    Insgesamt hat mir das Buch wirklich gut gefallen. Man kommt ins Grübeln und zumindest ich kann sagen, dass ich am Ende froh war erst mit Mauerfall geboren worden zu sein- sonst wäre ich, unverheiratet wie ich bin, schon bald eine alte Jungfer- und ich könnte mich nicht mal durch überdurchschnittliches Violinspiel retten :loool: :loool:
    Die Leserunde hat riesig Spaß gemacht- das war sicherlich nicht meine letzte :thumright: alleine hätte ich wohl kaum so viel über Details nachgedacht.

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    2019 gelesen: 0 gehört: 0 (2018: 25/13) aktiver SUB: 75

  • Ich will das jetzt mal damit vergleichen, dass jemand eine Spinnenphobie hat und eine Therapie machen will. Der Therapeut will denjenigen behutsam ranführen, dass er keine Angst zu haben braucht, und versehentlich kippt er eine ganze Kiste mit Spinnen über dem Phobiker aus. Ich denke, das würde eine ähnliche Situation hervorrufen. Blöder Vergleich, ich weiß. :wink:

    Nö, eigentlich nicht. :wink: Es ist eigentlich auch viel zu schwer, sich auf eine bestimmte Seite zu schlagen (Edward oder Florence), denn beide haben ihre "Macken", aufgrund derer ihr Zusammenleben von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Wie Pickwick schon sagt, liegt einiges im Argen, wenn nach 8 Stunden Ehe schon ein solches Debakel dabei herauskommt. Es ist nicht nur Florence Schuld und auch nicht nur Edward.



    Hm, ich fand diesen spontanen Ausbruch eher unangebracht. Es erinnert mich an die Situation als er, nachdem Florence sein Glied "ein bisschen" durch die Hose berührt hat, und er ihr darauf gleich einen Heiratsantrag gemacht hat. Für mich ist das "Ich liebe Dich" eher ein unüberlegter und unpassender Ausbruch, der eigentlich durch etwas ganz anderes ausgelöst wurde: Die Musik, die laut über ihn hereingebrochen ist und ihn überwältigt hat, aber mit Florence eigentlich nichts zu tun hatte

    Das hast du sehr schön durchdacht. Genau so kann man das nämlich sehen. :thumleft:



    Und zwar, dass sie eine Nanny hatte und diese "nach einer Schandtat verschwand". Was mag hier wieder vorgefallen sein, frage ich mich. :-k

    Ja, über diese Textstelle stolpert man direkt. Eine Schandtat kann ja vieles bedeuten (Arbeitgeber beklaut, Liebhaber mit ins Haus gebracht, während die "Herrschaft" ausgegangen ist oder was auch immer), nur denke ich hier auch sofort an sexuelle Belästigung durch Florence Vater. Ich glaube, da haben wir wohl alle den gleichen Gedanken gehabt. :wink:



    Was haltet Ihr eigentlich von ihrem Vorschlag, dass sie mit Edward zusammenbleiben und "frei sein" möchte und er sich seine sexuelle Befriedigung bei anderen Frauen holen soll? Ist es egoistisch von ihr, ist es selbstlos oder ist es sogar ein Liebesbeweis? Ist irgendwie ganz schwierig einzuschätzen, finde ich. Ich würde sagen, sie liebt ihn, aber nicht so bedingungslos, dass sie alles dafür tun würde, d.h. mit der Sexualität hat sie nun endgültig abgeschlossen und es gibt kein Zurück. Sie kann sich aber trotzdem vorstellen, ihr Leben mit ihm zu verbringen und klammert sich irgendwie an den letzten Strohhalm um ihn bei sich zu behalten.

    Das scheint mir auch eine Art Arrangement zu sein, das Florence Wohlbefinden auf Dauer retten soll. Oder wie Pickwick schon sagte, ein Verdrängungsmechanismus. Auch ich denke, dass das auf Dauer nicht gut gehen kann. Ich fürchte sogar, dass es die beiden mit den Jahren noch mehr auseinander driften lassen würde. Für mich gehört Sex zu einer Beziehung. Die beiden haben doch so schon kaum einen gemeinsamen Nenner. Wenn Florence sich weiter in ihre Musik vertieft und Edward sich von Affaire zu Affaire hangelt, werden sich die beiden irgendwann gar nichts mehr zu sagen haben. Daraus würde ein Nebeneinanderleben werden und am Ende geht man sich gar auf den Geist. Gut, dass Edward nicht auf ihren Vorschlag eingegangen ist.



    Was ich zu den letzten Seiten sagen soll, die Edwards weiteren Lebensweg beschreiben, weiß ich gar nicht so richtig. Ich denke mal, das Leben, das er dann weiterhin führt, war gar nicht mal so schlecht. Trotzdem hat es mich irgendwie malancholisch gestimmt. Von Florence hat man leider nicht so viel erfahren. Ich vermute mal, sie wird sich total in ihre Musik fallen gelassen haben.

    Schade, dass man über Florence nicht mehr erfahren hat. Aber ich vermute auch, dass in ihrem Leben die Musik die Hauptrolle gespielt hat. Wenn man Edwards zusammengefasste Biografie liest, könnte man denken, dass ihm Florence immer gefehlt hat. Bis zum Schluss bin ich mir nicht sicher, ob es denn nun wahre Liebe zwischen den beiden war oder nicht. Vielleicht hat McEwan uns bewusst im Ungewissen gelassen. :wink:


    Mein Fazit ist, dass es ein ganz tolles Buch war mit einer Geschichte, deren Thema so wundervoll authentisch und elegant geschrieben wurde, wie man sie bestimmt kein zweites Mal findet.


    Diese Runde war außerordentlich anregend und hat viel Spaß gemacht. Mir ist es auch so gegangen, dass ich durch eure Argumente die ein oder andere Stelle noch einmal überdacht und aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet habe. Das hat das Lesen dieses Buches noch viel intensiver gemacht. Ich hoffe, wir finden noch öfter zusammen. :cheers:

  • aber bei Florence einfach extrem ausgeprägt. Sie vergleicht Edwards Missgeschick mit einer Erbkrankheit oder sogar mit Krebs. Ich finde diesen Vergleich furchtbar. Ob sie es natürlich zu 100% ernst gemeint hat oder es einfach in ihrem Schmollen, ihrer Wut so extrem darstellt, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall zeigt es mir nochmals wie stark ihre Abneigung gegen Sex ist, wenn sie Edwards versehentlichen Samenerguss mit einer tödlichen Krankheit vergleicht.


    Das fand ich auch ganz furchtbar. Zeigt aber wiederrum Florence Unerfahrenheit, doch auch ihren Ekel. Denn der Vergleich mit einer Erbkrankheit oder sogar Krebs ist schon sehr heftig. Ja, und warum hat er ihr nicht ganz im Vertrauen davon erzählt ? Dieser Gedanke von ihr wirkt an dieser Stelle schon fast lächerlich. :wink:
    Überhaupt wirken ihre Gedanken hier etwas sonderbar. Für mich waren sie irgendwie nicht "echt". Sie versucht sich vor sich selbst zu rechtfertigen, macht sich dabei aber nur selbst was vor.


    Ein Satz, der zwar für die Geschichte unbedeutend war, aber trotzdem irgendwie im Raum steht, hat mich etwas verwirrt. Und zwar, dass sie eine Nanny hatte und diese "nach einer Schandtat verschwand". Was mag hier wieder vorgefallen sein, frage ich mich.


    Ich glaube, hier denken wir wohl alle das Gleiche :wink:


    Was haltet Ihr eigentlich von ihrem Vorschlag, dass sie mit Edward zusammenbleiben und "frei sein" möchte und er sich seine sexuelle Befriedigung bei anderen Frauen holen soll? Ist es egoistisch von ihr, ist es selbstlos oder ist es sogar ein Liebesbeweis?


    Hier finde ich diese Sätze im letzten Absatz des Buches sehr bedeutsam

    Zitat

    Natürlich wusste er längst, dass ihr aufopferungsvoller Vorschlag letztlich bedeutungslos gewesen war. Sie hatte nur die Gewißheit seiner Liebe gebraucht und die Bestätigung, daß keine Eile geboten war, da das ganze Leben noch vor ihnen lag


    Ich sehe es hier so, dass sie ihn wahrscheinlich doch liebt und eigentlich nicht verlieren will. Vielleicht möchte sie auch einfach nur Zeit gewinnen. Denn wer weiß, was die Zukunft gebracht hätte, und vielleicht hätte sie ihn doch noch irgendwann richtig lieben gelernt. Wer weiß. Ich denke auf Dauer wäre so etwas niemals gut gegangen.
    Es bleibt ja auch am Schluß ziemlich offen, und es klingt am Ende auch als bereut Edward es, nicht auf den Vorschlag eingegangen zu sein. Ich finde das ganz schwer zu beurteilen. Ich finde es ist weder egoistisch, noch selbstlos, noch ein Liebesbeweis. Es ist eigentlich absurd.



    Diese zwei Sätze sind von Anfang an Programm in Florence und Edwards Beziehung. Sie haben es wirklich bis zur Perfektion geschafft, ihre eigenen Wünsche zu verleugnen. Und leider haben sie das Spiel ein wenig zu lange gespielt und sich in ein, wie sie selber sagen, Schlamassel manövriert, aus dem sie nur noch rauskämen, wenn sie offen, ohne verletzend zu werden, miteinander reden und dann gemeinsam versuchen würden, eine Lösung zu finden.


    Genau so ist es. Ich denke die gesamte Situation hätte vermieden werden können, wenn beide in ihrer Beziehung offen miteinander geredet hätten.

    Zitat

    Sie kannten sich kaum und konnten sich auch nicht kennenlernen, weil ständiges höfliches Verschweigen ihre Unterschiede zudeckte und sie nicht nur aneinander fesselte, sondern zugleich auch füreinander blind machte.


    Sie kannten sich eigentlich wirklich nicht., und das totgeschwiegene bricht dann in dieser Nacht aus Beiden heraus. :pale:
    Sie waren sich nah, und trotzdem waren sie meilenweit voneinander entfernt.


    Es ist eigentlich auch viel zu schwer, sich auf eine bestimmte Seite zu schlagen (Edward oder Florence), denn beide haben ihre "Macken", aufgrund derer ihr Zusammenleben von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist.


    Das sehe ich genauso.
    Ich habe mich auf keine Seite geschlagen, da Florence und Edward wirklich beide ihre "Macken" haben, und bei dem streit eigentlich auhch beide recht haben mit dem, was sie sagen. Jeder führt dem anderen hier seine Fehler vor Augen. Das in der Rage, in die sich beide reden, und gegenseitig hochschaukeln, ist es für mich sogar verständlich, dass da der eine oder andere Kraftausdruck fällt. Sie schenken sich hier wirklich nichts, und ich fand es auch gut dass sie endlich mal Tacheles geredet haben. Der ganze aufgestaute Frust bricht hier aus ihnen heraus, und es ist in dem Moment klar, dass die ganze Sache zum scheitern verurteilt ist.
    Florence "Vergib mir" hat mich in dem Moment sehr melancholisch gestimmt. Und ich glaube, dass es ihr in dem Moment wirklich leid tut.


    Bis zum Schluss bin ich mir nicht sicher, ob es denn nun wahre Liebe zwischen den beiden war oder nicht. Vielleicht hat McEwan uns bewusst im Ungewissen gelassen.


    Ich denke - ich halte mich hier an den Schluß - dass es bei Edward wahre Liebe war. Über Florence erfahren wir so wenig, dass es auch hier schwierig ist zu beurteilen. Obwohl sie ja bei den Konzerten immer wieder zum Platz 9c schaut. Ich glaube, sie liebte Edward als Freund, und nicht als Mann.
    Bei Edward scheint mir die Liebe "echt" gewesen zu sein. Er heirat ja auch nicht mehr, vielleicht ist das der beste Beweis dafür dass er sie auch eigentlich nie vergessen hat. Hier ist viel Platz für Phantasie. Ich denke der Autor hat uns hier mit Absicht im Dunkeln gelassen.


    Der letzte Teil des Buches ist für mich der stärkste. Nicht nur von dem Emotionen, sondern irgendwie hat dieser Teil immer etwas besonderes für mich. Wut, Enttäuschung, aber irgendwo auch Gefühl. Die perfekte Mischung. Ich habe dieses Buch bis jetzt 2 mal gelesen und 2 mal gehört und immer wieder, jagt mir der Schluß einen Schauer über den Rücken und treibt mir ein Tränchen ins Auge. :wink:


    Mir hat es gaaaaanz viel Spaß gemacht dieses Buch mit euch zu lesen und es war eine ganz TOLLE Leserunde. Ich bin wirklich traurig, dass das Buch so kurz, und unsere Leserunde schon wieder (fast) vorbei ist. :friends:

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  • So nun bin ich mit dem Schluß auch soweit. Ich wollte einfach noch nicht das Ende ist.


    Er heirat ja auch nicht mehr, vielleicht ist das der beste Beweis dafür dass er sie auch eigentlich nie vergessen hat. Hier ist viel Platz für Phantasie. Ich denke der Autor hat uns hier mit Absicht im Dunkeln gelassen.


    Edward war nochmal verheiratet. [quote]S.201 .....hatte eine Reihe chaotischer Affären, manchmal mehrere gleichzeitig, machte eine Frankreichreise mit einer Frau, mit der er dreieinhalb Jahre verheiratet war, und wohnte mit ihr in Paris./quote]
    Als Florence mit ihrem Quartett ein Debüt gibt schaut sie aber zu Platz 9c. Das hat mir wieder gut gefallen.


    Und der Schluß ist echt wieder sehr schön geschrieben von Mc Ewan.Ich muß Euch recht geben mann kann sich eigentlich auf keine Seite von den beiden schlagen.


    Mir hat diese Runde auch sehr viel Spaß gemacht, und mir ging es auch so das ich über viele Dinge sehr viel intensiver nachgedacht habe als alleine.

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    Antoine de saint Exupery

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  • Edward war nochmal verheiratet.


    Argh stimmt ](*,)
    Scheinbar war dies aber auch nicht die große Liebe, wenn die Ehe nur 3 Jahre gehalten hat :(

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  • Ne, unser Edward ist nicht sehr als Ehemann zu gebrauchen. Aber immerhin ist er ja ein ganz passabler Liebhaber geworden. :mrgreen:

    Liebe besteht nicht darin das mann einander ansieht, sondern das mann gemeinsam in die selbe Richtung blickt.
    Antoine de saint Exupery

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  • Ne, unser Edward ist nicht sehr als Ehemann zu gebrauchen. Aber immerhin ist er ja ein ganz passabler Liebhaber geworden.


    Da hast du recht :lol:

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Ich denke - ich halte mich hier an den Schluß - dass es bei Edward wahre Liebe war. Über Florence erfahren wir so wenig, dass es auch hier schwierig ist zu beurteilen. Obwohl sie ja bei den Konzerten immer wieder zum Platz 9c schaut. Ich glaube, sie liebte Edward als Freund, und nicht als Mann.


    Und hier habe ich mich gefragt, warum Platz 9c? Ist Edward immer dort gesessen?


    Am Schluss hat Florence endlich mal offener gesprochen. Ich dachte mir, ja gut so!!!
    Ich finde es schade, das wir so wenig vom weiteren Leben von Florence erfahren.


    Bei der Stelle mit der Nanny habe ich auch überlegt. Ich denke auch hier gleich. Oder vielleicht hatten sie und der Vater eine Affäre?

    Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. (Chinesisches Sprichwort)

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere. (Erich Kästner)

  • Und hier habe ich mich gefragt, warum Platz 9c? Ist Edward immer dort gesessen?


    Nein :wink:
    Die Beiden besuchen einaml zusammen diese Halle, wo Florence ihre Auftritte hat. Er sagt zu ihr, wenn er zu einem Konzert von ihr gehen würde, dann würde er auf Platz 9c sitzen. So war es, glaube ich :scratch: :wink:

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    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Oder tiefgründiger, mir ist nämlich aufgefallen das sie sich wesentlich öfter um ihn Gedanken macht als Edward um Florence. Der ist viel zuviel mit sich selbst, seiner Schmach und Schande beschäftigt und mit der Befriedigung seiner Lust. Er wirft ihr ja auch vor sie hätte ihn nur hingehalten.

    Das stimmt. Der Rücksichtsvollere von beiden scheint mir auf jeden Fall Florence zu sein. Irgendwie ehrt es sie ja auch, dass sie ihre Phobie umgehen und es überhaupt versuchen will, sexuellen Kontakt mit Edward zu haben.

    Irgendwo ist es bewundernswert, dass sie überhaupt bereit ist Edward zu teilen und temporär würde ihr das wahrscheinlich sogar helfen, aber eine Ehe wo schon nach 8 Stunden im Argen liegt, der ist meiner Ansicht nach kein glückliches Ende beschieden.

    Wobei aber die Eheschließung überhaupt erst der Punkt war, an dem ihre Probleme begonnen haben. Vorher gab es keinen Verkehr und die Hochzeitsnacht war zur damaligen Zeit einfach die Nacht, in der man zum ersten Mal mit dem Partner zusammen war.

    Es ist eigentlich auch viel zu schwer, sich auf eine bestimmte Seite zu schlagen (Edward oder Florence), denn beide haben ihre "Macken", aufgrund derer ihr Zusammenleben von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Wie Pickwick schon sagt, liegt einiges im Argen, wenn nach 8 Stunden Ehe schon ein solches Debakel dabei herauskommt. Es ist nicht nur Florence Schuld und auch nicht nur Edward.

    Das ist sehr schön ausgedrückt. Ich finde es auch gut, dass es in dem Buch keine Rollenverteilung in positive und negative Personen, ähnlich dem "Gut" und "Böse" in einem Krimi, gibt. Das ist mir auch in "Der Zementgarten" von Ian McEwan aufgefallen.

    Bis zum Schluss bin ich mir nicht sicher, ob es denn nun wahre Liebe zwischen den beiden war oder nicht. Vielleicht hat McEwan uns bewusst im Ungewissen gelassen.

    Ich denke - ich halte mich hier an den Schluß - dass es bei Edward wahre Liebe war. Über Florence erfahren wir so wenig, dass es auch hier schwierig ist zu beurteilen.

    Zu Eurer Überlegung ob es wahre Liebe war oder nicht: Ich denke, für einen Außenstehenden ist so etwas schwer, vielleicht sogar gar nicht zu beurteilen. Es gibt ja keine Regeln, in denen festgeschrieben ist, was nun wahre Liebe ist und was nicht. Liebe besteht aus Gefühlen und Emotionen und wenn jemand sagt, er verspürt wahre Liebe, dann soll es auch so sein. Auch wenn es für einen Dritten anders aussehen mag oder er unter wahrer Liebe etwas anderes versteht.

    Der letzte Teil des Buches ist für mich der stärkste. Nicht nur von dem Emotionen, sondern irgendwie hat dieser Teil immer etwas besonderes für mich. Wut, Enttäuschung, aber irgendwo auch Gefühl. Die perfekte Mischung. Ich habe dieses Buch bis jetzt 2 mal gelesen und 2 mal gehört und immer wieder, jagt mir der Schluß einen Schauer über den Rücken und treibt mir ein Tränchen ins Auge. :wink:

    Das hast Du jetzt schön gesagt. :D

  • Zu Eurer Überlegung ob es wahre Liebe war oder nicht: Ich denke, für einen Außenstehenden ist so etwas schwer, vielleicht sogar gar nicht zu beurteilen. Es gibt ja keine Regeln, in denen festgeschrieben ist, was nun wahre Liebe ist und was nicht. Liebe besteht aus Gefühlen und Emotionen und wenn jemand sagt, er verspürt wahre Liebe, dann soll es auch so sein. Auch wenn es für einen Dritten anders aussehen mag oder er unter wahrer Liebe etwas anderes versteht.


    Das hast Du jetzt schön gesagt :lol:

    Liebe besteht nicht darin das mann einander ansieht, sondern das mann gemeinsam in die selbe Richtung blickt.
    Antoine de saint Exupery

    :study: Andromeda Romano-Lax- Der Bogen des Cellisten
    :study: Johann Wolfgang Goethe- Wahlverwandschaften

  • Zitat von »Kapo«
    Zu Eurer Überlegung ob es wahre Liebe war oder nicht: Ich denke, für einen Außenstehenden ist so etwas schwer, vielleicht sogar gar nicht zu beurteilen. Es gibt ja keine Regeln, in denen festgeschrieben ist, was nun wahre Liebe ist und was nicht. Liebe besteht aus Gefühlen und Emotionen und wenn jemand sagt, er verspürt wahre Liebe, dann soll es auch so sein. Auch wenn es für einen Dritten anders aussehen mag oder er unter wahrer Liebe etwas anderes versteht.




    Das hast Du jetzt schön gesagt :lol:

    Finde ich auch. :D
    Oder um es mit Erich FriedsWorten zu sagen: Es ist was es ist. :wink:

  • Nein :wink:
    Die Beiden besuchen einaml zusammen diese Halle, wo Florence ihre Auftritte hat. Er sagt zu ihr, wenn er zu einem Konzert von ihr gehen würde, dann würde er auf Platz 9c sitzen. So war es, glaube ich :scratch: :wink:


    Ach danke, das wusste ich nun nicht mehr. :uups:


    Zu dem Vorschlag von Florence wollte ich noch etwas schreiben: Ich finde es nun jetzt nicht einmal so arg, das sie Edward vorgeschlagen hat, mit anderen Frauen zu schlafen. In dem Moment, als Edward den Vorschlag gehört hat, war es sicher der Hammer für ihn, verständlich. Aber nach längerem Überlegen - und diese Möglichkeit haben wir Leser ja - hätten sich die beiden sicher "zusammenraufen" können bzw. hätte Florence vielleicht mit Edward über ihre Probleme reden können. Ich denke, das wurde Edward später klar. Aber in diesem Moment traf er die Entscheidung, Florence gehen zu lassen. Und in diesem Moment war es für ihn die richtige Entscheidung. Und so habe ich mir das schon öfter gedacht. Wenn man vielleicht sagt: "Na hätte ich damals....". Aber im Moment der Entscheidung war unsere Wahl für uns die Richtige. :wink:


    Ob es wahre Liebe war? Ich finde auch, das Kapo das treffend und schön formuliert hat.


    Und: Mir hat diese Runde sehr viel Spaß gemacht. Schade, dass das Buch wirklich nur so kurz war.

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