Don´t worry, be sixty, Margit Schönberger

  • Mit bester Laune in beste Jahre


    Nach dem großen Erfolg Ihres Buches "Dont worry, be fifty" geht Margit
    Schönberger nun mit Schwung den nächsten "runden" Geburtstag an und
    selber mit bestem Lebensfreude-Beispiel voran, denn Frau Schönberger hat die
    magische 60 durchaus selber schon "gerundet". Und bevor man sich als
    Frau nun den betrüblichen Gedanken hingibt, wie schnell das ging von 50 bis 60
    und zudem schon innerlich seufzend beginnen möchte, mit dem Platz im Lehnstuhl
    zu liebäugeln, da sollte zunächst diese humorvolle und dennoch am Wesentlichen
    nicht vorbeigehende Bestandsaufnahme in Buchform gelesen werden.


    Denn aus berufenem Mund ist klar und deutlich zu lesen: Mit 60 ist der
    Zeitpunkt, "fit für die Freiheit zu werden". Freiheit bedeutet nun
    immer zugleich die Freiheit, etwas ausgiebig zu tun (z.B. sich in bester Form
    und nach langen Jahren der kulinarischen Barbarei dem Genuss selbst zu
    bereiteten Essens in guter Form zuzuwenden) und die Freiheit, etwas nicht mehr
    nötig zu haben oder tun zu müssen (den ständigen Balanceakt auf hohen Absätzen
    durchzuführen und die damit einhergehende Zermürbung durch Blasen an den
    Fersen).


    Nur zwei Beispiele aus der Vielzahl von Themen, die Margit Schönberger in
    humorvoller und dennoch spürbar ernst gemeinter Weise angeht. Wie sie uns nahe
    bringt, das Melancholie und Traurigkeit zu Zeiten durchaus begrüßenswerte
    Begleiter im Leben sind und nicht immer durch ein, meist doch nur aufgesetztes,
    Lächeln vertrieben werden sollen, das ist eine durchaus wichtige Wahrheit in unserer,
    wie sie schreibt, "vergnügungssüchtigen Welt" mit ihrer
    "Inakzeptanz der Traurigkeit".


    Dabei plädiert sie durchaus im Kern nicht dafür, beständig deprimiert den
    Jahren hinter her zu schauen. Ihr Programm besteht im Gegenteil aus Optimismus
    und Selbstvertrauen. Was alles dafür spricht, sich diese Haltung anzugewöhnen
    und wie das möglich ist, das "Prinzip Hoffnung" für sich zu wählen,
    auch das beschreibt sie in einem ausführlichen Kapitel des Buches.


    In schöner Weise schließt das Buch in den letzten zwei Kapiteln. Zum einen mit
    einem Blick auf die Gelassenheit, die das Alter als Tugend mit sich bringen
    kann, wenn man lernt, Loszulassen, was einfach nicht mehr geht und dafür
    anderes sich zu erschließen. Auch, das oft hetzende Tempo aus dem Leben herauszunehmen
    (bei den wichtigen Erlebnisse kommt man sowieso nicht schnell, sondern nur mit
    Gründlichkeit ans Ziel). Zum anderen mit überzeugenden 60 Gründen, seinen
    Eintritt in die 60er des Lebens mit Freude anzugehen. Auf das alle
    "Gitterstäbe" der Einschränkungen im Leben sich öffnen.


    Margit Schönberger schreibt gewohnt flott und mit einer Menge Humor, aber auch
    Weisheit. Auch bei den ernsten Themen des Buches ist ein Augenzwinkern zu
    spüren. Dabei hat man nie das Gefühl, dass der Stil lapidar oder gezwungen
    witzig sein soll. Im Gegenteil, es verbleibt der Eindruck, dass sie schreibt,
    wie sie denkt und selber die entsprechenden Momente erlebt hat. Selbst wenn man
    als Leser die 60 noch länger nicht im Blick haben sollte, macht es Freude, sie
    bei der Gestaltung des Lebens jenseits der 60 ein stückweit begleiten zu
    können.


    Fazit:


    Ein Ruf zur Freiheit und zur Gelassenheit im Umgang mit dem beginnenden Alter,
    das zwar im Speziellen für Frauen geschrieben ist, aber durchaus das ein oder
    andere auch für Männer "in den besten Jahren" in sich trägt!
    Natürlich nicht, was die High Heels angeht. Aber innerlich zur Balance finden,
    das gedrängte Lebenstempo "entschleunigen" zu lernen und all die
    möglichen Freiheiten der Jahre ab 60 mit begründetem Optimismus zu betrachten
    statt vermeintlich Verlorenem nachzuhängen, dass kann sich wirklich jeder mit
    Gewinn zu Gemüte führen!