Ich habe in der Zwischenzeit mit dem zweiten Teil begonnen - dieser setzt 2 1/2 Jahre später an und beginnt kurz nach der Geburt von Clara, eine weitere Tochter vom Konsul und dessen Frau Elisabeth. In diesem Kapitel tritt deutlich hervor, wie sehr die Familie im Glauben verwurzelt ist. Der Konsul richtet seine Worte in dem Familienbuch an Gott, dem er in seinen Augen seinen ganzen Erfolg sowie auch sein Leben zu verdanken hat. Am Ende des ersten Kapitels findet sich auch die ganze Familie im Schlafzimmer ein, um gemeinsam zum sonntäglichen Gottesdienst zu gehen - auch hier wirken die Kinder übrigens ZU brav für meine Begriffe, auch wenn sie nun breits etwas älter sind.
Die Kaufmannstradition wird den Neugeborenen in dieser Familie auch bereits als guter Wunsch für die Zukunft mitgegeben, wie man an folgendem Satz aus dem Familienbuch erkennt:
Zitat"Mein Sohn, sey mit Lust bey den Geschäften am Tage, aber mache nur solche, daß wir bey Nacht ruhig schlafen können."
Thildas Bescheidenheit tritt am Ende des Kapitels wieder deutlich zum Vorschein, als sie sich mehr für die Zuckerdüten interessierte als für das Buch, das sie geschenkt bekommen hat. Kommt es eigentlich nur mir so vor, dass die anderen Kinder "tollere" Geschenke bekommen haben oder hatte ein Bilderbuch damals noch einen viel höheren Wert als heute?
Etwas geschockt war ich, als die Umstände bei Gottholds Geburt näher beschrieben wurden, hier wird für mich klar, dass nicht nur die unerwünschte Heirat ein Grund für den Familienkrach war, sondern der Bub eigentlich von Anfang an keine Chance bei seinem Vater hatte...
Wahrscheinlich konnte er es seinem Vater schon als Kind nie recht machen und er hätte letztendlich heiraten können, wen er wollte...Interessant finde ich ja, dass der Konsul grundsätzlich den Familienfrieden gerne wieder hätte und den Streit zwischen dem alten Buddenbrook und seinem Stiefbruder gerne schlichten möchte, aber einen Rückzieher macht, als er das Rechnen anfängt und sein Erbe in Gefahr sieht.
In Kapitel 2 und 3 erfahren wir schließlich mehr über die charakterlichen Züge von Tony, Thomas und Christian. Die Beziehung zwischen Tony und Thilda wird vermutlich nicht die Beste sein, wenn Thilda Tony immer als Vorbild von den Eltern vorgeführt wird. Deshalb genießt sie die Zeit bei den Großeltern auch so, weil sie dort alleine im Mittelpunkt steht. Insgesamt finde ich Tony recht unsympatisch: sie kommandiert gerne, ist angeberisch etc.
Zitat"Sie ging in der Stadt wie eine kleine Königin umher, die sich das gute Recht vorbehält, freundlich oder grausam zu sein, je nach Geschmack und Laune.
Ein sehr treffender Satz, wie ich finde. Kurz und prägnant fasst er eigentlich das Kapitel zusammen. Interessant fand ich auch, dass der Konsul sie eher anders wahrnimmt: ihr Verhalten stellt laut ihm keinen Hochmut, sondern Gemeinsinn und Nächstenliebe dar...
Hier kommt auch Hinrich Hagenström ins Spiel, der größte Konkurrent der Buddenbrooks. Tony ist mit dessen Tochter Julchen "befreundet" bis diese eifersüchtig auf sie wird, weil ihr Bruder einen Kuss von Tony möchte. Bereits zwischen den Mädchen dreht es sich vor allem um Geld und mit Julchens Bruder verhandelt Tony auch um den Kuchen (oder Brot, was auch immer das genau war).
Thomas und Christian sind total gegensätzlich. Während Thomas eher ruhig und besonnen ist, gleicht Christian eher Tony vom durchtriebenen her. Wir erfahren, dass Thomas von Geburt an als Kaufmann bestimmt ist. Bei dem Scherz mit dem Pfirsichkern musste ich lachen - auch wenn die Schelte bei Christian wohl gewirkt hat.
So langsam finde ich mich in die Geschichte rein und fange an, sie zu mögen.