Carsten Pape: „Kreativ-Pause“,
HolzheimerVerlag, Hamburg 2008, 2. Auflage, 140 Seiten, 12,80 €, ISBN
978-3-938297-59-9
Über Carsten Pape als Musiker muß man nicht viel
schreiben. Der 1956 in Hamburg geborene Pape ist die Rock-/Popikone des Nordens
und hat nicht nur mit vielen Musikern und Bands wie Lotto King Karl, ‚Clowns
und Helden‘, ‚Roh‘ erfolgreich musiziert, sondern auch für Peter Maffay, Nena
oder Blümchen zahlreiche Hits getextet. So landete Blümchens Hit „Heut ist mein
Tag“ europaweit auf Platz eins und Maffays Album „X“ bekam mehrfach Platin.
Seine Homage an Hamburg, „Hamburg meine Perle“, spielt er Live vor vielen HSV-Heimspiel.
Inzwischen liegt sein Ende Juni 2008 erschienener Debütroman
„Kreativ-Pause“ in zweiter Auflage vor und könnte sein erster ‚literarischer
Hit‘ werden. Mit diesem Roman, der autobiographische Züge enthält und
weitgehend im Hamburger Lokalkolorit spielt, so sind Straßennamen, Banken (Haspa)
und diverse andere Lokationen (Musik-Live Schuppen LOGO) real, schildert Pape
den Fall und Aufstieg seines Protagonisten Jacques Niebaum. Doch der Reihe
nach:
Der alternde Musiker Niebaum bekommt nach einem
Konzert im LOGO, welches keinen der wenigen Anwesenden mitzureißen vermag, von
seinem Auftrag eine ‚Kreativ-Pause‘, sprich Kündigung, verschrieben. In dieser
Nacht, vollkommen alkoholisiert, vermag er aber in einer dramatischen Aktion
dem italienischen Botschafter das Leben zu retten, wobei er das Bewußtsein
verliert und im Krankenhaus aufwacht. Mit seiner Gitarre und einem Cover seiner
CDs landet er auf der Straße und wird selbst dort beim musizieren verjagt, bis
ihn die schöne Helen, ein Fan aus besseren Tagen, aufliest, und ihm die Chance
bietet, wieder ein Popstar zu werden. Während sie ihn managt begleitet ihn Hans
Pech, ein persönlicher Begleiter und Assistent bei allen Terminen mit Presse,
Rundfunk und Fernsehen und spielt auch noch Bodygard bei einem Straßenüberfall
im Frankfurter Rotlichtmillieu.
Sein Lied, damals ein Flopp, wird nun Nummer eins in
fast allen europäischen Charts, er gewinnt einen Song Contest, landet auf dem
Titelblatt des Stern. Alles Zufall?
Dem Leser soll nun nicht die Spannung genommen werden,
denn der Roman endet mit einer ‚phantastischen‘ Pointe, die Pape mit kleinen,
fast unbedeutenden Szenen, wie z.B. die Erwähnung des Todes eines ARD
Intendanten, vorbereitet und zum Finale führt.
Das Buch ist in 16 Akte (nicht Kapitel) eingeteilt,
die auch Handlungseinheiten bilden und jeweils mit einem Zitat eines Literaten
oder Künstlers (z.B. Viktor Hugo, Keith Richards) eingeleitet werden, welches
mal vorausweisend, mal resümierend ausgewählt ist.
Geschickt sind Realität (das LOGO, Radio Gong, etc.)
und Fiktion (das Label Rocksound, Protagonisten) verbunden wirken aber
authentisch, und nur Pape weiß, was Wahrheit und Fiktion ist.
Neben dem kontinuierlichen Spannungsaufbau vermag Pape
auch durch seine kritische Reflexion der Musikszene, z.B. dem Aufbau und der Promotion
von Künstlern, den Gesetzen des Marktes, etc. vielleicht auch seiner eigenen Erfahrungen, zu
überzeugen. Teilweise humorvoll, teils kritisch, teils aber auch mit einfachen
Klischees (‚Sex, Alkohol and Rock’n Roll‘) steuert er auf die Pointe zu.
Dabei bleibt manchmal Stil und Sprache etwas zurück,
es kommt mal zu kleinen Wiederholungen (z.B. S. 23 („Nach ein paar Gläschen
Wein…[…] Wir tranken einige Gläser Wein…“) oder wie in zwei Fällen zu einem
Stilwechsel in die zweite Person Singular, wobei der Leser mit ‚Du‘
angesprochen wird. Die Sprache ist als bewusst gewähltes Stilmittel in
bestimmten Situationen (z.B. als Beschreibung seiner negativen Empfindungen als
er beim musizieren in der Fußgängerzone verjagt wird) etwas derb, bzw. vulgärsprachlich,
und drückt klare Emotionen aus, wird aber auch geschickt als Persiflage
verwendet, als im Rotlichtmillieu einer der Schurken sagt: „Heute ist
sicherlich nicht dein Tag, du A…“ Somit sind die Protagonisten sowohl durch
Sprache wie auch durch Handlung deutlich charakterisiert.
Leider ist das Foto von Carsten Pape auf Seite 7,
fotografiert von Oliver Zikons, drucktechnisch nicht so gut rausgekommen, da es
zu dunkel reproduziert wurde. Umso mehr das Stilleben von Melanie Glawe,
welches das Deckblatt schmückt und die für Pape charakteristischen Gegenstände
Mikrophon, Hut und Gitarre gut arrangiert zeigt.
Fazit: Biographie war gestern, Pape ist heute. Trotz
kleiner Mankos ein mehr als gelungener Debütroman mit gelungenen ‚Akten‘,
Spannung und einer Wahnsinns Pointe. Der Rezensent freut sich auf weitere Werke
aus der Feder von Pape.
Für alle Leser, Freunde und Fans, gibt es aktuelle
Informationen unter: http://www.carsten-pape.de oder der neuen Bandseite von ‚Papes Brüdern‘
unter: http://papes-brueder.com oder
natürlich im HolzheimerVerlag unter: http://holzheimerverlag.de
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