Johann Peter Hebel - Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes

  • Johann Peter Hebel - Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes, erschienen 1811



    Kurzbeschreibung (Amazon)
    Die gesammelten Beiträge des Werks decken das gesamte Spektrum des Kalenders ab: Rätsel, Lieder, Anleitungen für den bäuerlichen Alltag, Nachrichten aus der Welt, vor allem von den Napoleonischen Kriegen. Sie alle sind ebenso auf kunstvoll einfache Weise arrangiert wie die Erzählungen von Bauern, Handwerkern, Kaufleuten, Spitzbuben und Soldaten. Die bekanntesten sind Unverhofftes Wiedersehen (nach 50 Jahren wird im schwedischen Falun die unversehrte Leiche eines Bergmanns aus einem Schacht geborgen; seine greise Verlobte erkennt als einzige den Leichnam) und Kannitverstan, worin ein Tuttlinger Handwerksgeselle, der sich in Amsterdam nach dem Besitzer eines prächtigen Hauses und eines grossen Schiffes erkundigt, immer zur Antwort erhält: "Kannitverstan", also "Ich verstehe nicht". Die Verwechslung, ein Herr Kannitverstan sei gemeint, hält sich, als der Handwerker angesichts eines Leichenzugs fragt, wer zu Grabe getragen wird, und dieselbe Antwort erhält.




    Auszug aus dem Buch, Seite 98/99:

    Zitat

    Seltsamer Spazierritt
    Ein Mann reitet auf seinem Esel nach Haus und lässt seinen Buben zu Fuss nebenher laufen. Kommt ein Wanderer und sagt: "Das ist nicht recht, Vater, dass Ihr reitet und lasst Euern Sohn laufen; Ihr habt stärkere Glieder." Da stieg der Vater vom Esel herab und liess den Sohn reiten. Kommt wieder ein Wandersmann und sagt: "Das ist nicht recht, Bursche, dass du reitest und lässest deinen Vater zu Fuss gehen. Du hast jüngere Beine." Da sassen beide auf und ritten eine Strecke. Kommt ein dritter Wandersmann und sagt: "Was ist das für ein Unverstand: zwei Kerle auf einem schwachen Tier? Sollte man nicht einen Stock nehmen und euch beide hinabjagen?" Da stiegen beide ab und gingen selbdritt zu Fuss, rechts und links der Vater und Sohn, und in der Mitte der Esel. Kommt ein vierter Wandersmann und sagt: "Ihr seid drei kuriose Gesellen. Ist's nicht genug, wenn zwei zu Fuss gehen? Geht's nicht leichter, wenn einer von euch reitet?" Da band der Vater dem Esel die vordern Beine zusammen, und der Sohn band ihm die hintern Beine zusammen, zogen einen starken Baumpfahl durch, der an der Strasse stand, und trugen den Esel auf der Achsel heim.
    So weit kann's kommen, wenn man es allen Leuten will recht machen.



    Meine Meinung
    Endlich! Endlich weiß ich, welche Geschichten mir meine Großmutter als Kind vorgelesen hat. :lol: Deshalb bin ich begeistert in dieses Geschichten versunken. Die meisten Geschichten sind nur ein, zwei Seiten lang. Oft mit einem Augenzwinkern erzählt, manche sind auch etwas angestaubt, aber die Moral der Geschichten ist meist noch aktuell. Die einzigen Geschichten, mit denen ich mich absolut nicht anfreunden konnte waren Geschichten, in denen Hebel das Sonnensystem und die Planeten erklärt - 1811 bestimmt sehr informativ,aber heute wirkten sie auf mich nur langweilig. :sleep:



    Zum Autor (Projekt Gutenberg)
    Hebel wurde am 10.5.1760 in Basel geboren. Weil seine Eltern als Angestellte eines Basler Patriziers zwischen Basel (im Sommer) und Hausen i.W. (im Winter) pendelten, besuchte er ab 1766 die Volksschule in Hausen und ab 1769 die Lateinschule in Schopfheim. In den Sommermonaten war er Schüler der Gemeindeschule in Basel und ab dem Jahre 1772 des dortigen Gymnasiums am Münsterplatz. Im Jahre 1774 wechselte er auf das Gymnasium illustre in Karlsruhe. Sein zweijähriges Theologiestudium begann er 1778 in Erlangen. Danach bereitete er sich auf sein theologisches Examen vor und schloss dies im Jahre 1780 ab. Gleich darauf trat er eine Stelle als Hauslehrer und Vikar in Hertingen an und wurde 1783 zum Präzeptoratsvikar (Hilfslehrer) am Pädagogium in Lörrach ernannt. 1791 berief man ihn zum Subdiakon ans Karlsruher Gymnasium. Professor für Dogmatik wurde er im Jahre 1798 und unterrichtete bis 1814 als Gymnasiallehrer vielfältige Unterrichtsfächer. Im Jahre 1819 wurde er Prälat der evangelischen Kirche. Er starb auf einer Dienstreise am 22.9.1826 in Schwetzingen.