Klabund - Borgia - Roman einer Familie

  • Klabund
    Borgia – Roman einer Familie
    fourierverlag (Hardcover/2003) (Erste Auflage 1931)
    ISBN 3-932412-23-0
    274 Seiten


    Dies ist eine fiktive zeitgenössische Betrachtung des Wirkens der Borgia-Familie nach ihrem Einzug in Italien. Klabund ist in Wirklichkeit Alfred Henschke und wurde am 04.11.1890 in Crossen an der Oder geboren und veröffentlichte unter dem Namen Klabund – aus Klabautermann und Vagabund zusammengesetzt – verschiedene Stücke und Romane bis er mit dem Spiel „Der Kreidekreis“ (1924) den großen Wurf landete und damit wohl auch Bertolt Brecht die Vorlage zum „Kaukasischen Kreidekreis“ gab.


    Der Erzähler dieses Büchleins nennt sich Johannes Goritz und ist ein Luxemburger Supplikenreferent, der durch seinen Wohnsitz in Rom Kontakt zu allerlei berühmten Leuten gehabt haben will und dadurch auch eine Menge über die Borgia-Familie erfahren haben. Hierbei habe er insbesondere mit Alexander, Cesare und Lucrezia Borgia eine Menge vertrauliche Gespräche geführt. Diese drei beschreibt er zunächst als körperlich sehr ansprechende Menschen, denen man von außen ihre ihnen nachgesagten negativen Eigenschaften nicht ansehen kann. Tatsächlich werden die Borgias im Prolog zunächst eher ausgewogen beschrieben und der Erzähler verspricht im Weiteren von den üblichen Beschimpfungen Abstand zu nehmen und die Borgias nur so zu beschreiben, wie er sie wahrnehmen konnte, ohne dabei direkt wertend zu sein.


    Von diesem hehren Grundsatz ausgehend beschreibt er zunächst die Genealogie der spanischen Familie der Borgia – bis zurück in die griechische Mythologie – bevor er dann ihren Weg von Spanien nach Italien und dort dann zur höchsten Machtvollkommenheit beschreibt. Dabei werden Bestechungen, Erpressungen, sittenloses Leben und Denken und all die anderen Dinge, für die der Name Borgia bekannt ist sehr ausgiebig dargestellt – besonders auch in Bezug auf politisch wirksame Nahrungsergänzungsstoffe.


    Im Rahmen des Gangs zum Papsttum und ähnlichen exaltierten Stellungen in der europäischen Gesellschaft der damaligen Zeit zeigen die Borgias sehr viel situative ethische Orientierung, wie sie besonders in einem hier dargestellten Gespräch zwischen einem Borgia und dem jungen Gelehrten Machiavelli deutlich wird, der dieses Gespräch als die Grundlage seines „Principes“ verwenden soll. Überhaupt werden die Namen der Borgias – durchaus zurecht – mit anderen berühmten Namen ihrer Zeit in Verbindung gebracht, wie zum Beispiel mit dem jungen Leonardo Da Vinci oder Michel Angelo.


    Die zentralen Konflikte in diesem Buch sind zunächst der zwischen Alexander Borgia und Fra Girolamo – eine Florentiner Mönch, der im Papst gerne eine Vorbildsfigur sehen möchte und nicht einen verlogenen und heuchlerischen Hurenbock. Eine Rolle, die er Alexander Borgia durchaus zuerkennt. Der Streit führt durch mehrere Städte und Jahre und endet für Fra Girolamo zunächst in einem hochnotpeinlichen Verhör und danach auf einem Scheiterhaufen. Ein anderer großer Konflikt ist der zwischen den Borgias und dem französischen König Karl VIII, der ebenfalls sehr interessant verläuft.


    Das Buch ist mit allerlei interessanten zeitgenössischen Bildern versehen und dadurch etwas interessanter, als es vom reinen Schreiben her wäre, aber alleine schon der sehr moralisierende pathetische Schluss sollte einen überlegen lassen ob man das Geld nicht sinnvoller anlegen könnte.

  • Dieses Buch habe ich mir schon vor einiger Zeit mal ertauscht, weil mich eben die Geschichte der Borgias interessiert. Aber leider wurde ich hier enttäuscht, es ist allenfalls mittelmäßig. Was mich zu mindest im ersten Teil des Buches abgestoßen hat, sind die vielen sexuellen Aussagen, die überall eingestreut sind.
    Hier scheinen die Borgias nur interessiert an Vetternwirtschaft, Bestechung, sich bestechen lassen, und, wenn das nichts nützt, werden die Gegner oder Feinde eben einfach ermordet.


    Ich kann mich K.-G. nur anschließen, ein Kauf lohnt sich tatsächlich nicht.

  • Ich habe zu dem Thema "Die Familie" von Puzo gelesen und wurde selten so eingeschläfert. Hat einer von euch vielleicht inzwischen einen guten Borgia-Roman gefunden?

    1. Verlag: Ullstein Buchverlage GmbH & Co. KG / Ullstein Tas


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