Stephan Schmidt - Die Spiele

  • Kurzmeinung

    Abroxas
    Ein komplexer Politkrimi, der Geostrategie und Tagespolitik stets mitdenkt und passenderweise zäh und langsam ist.
  • Mosambik 1989, 1990 und 2008. Ost-Deutschland kurz nach der Wiedervereinigung. Berlin 2011. Shanghai 2021, die Entscheidung über die Olympischen Spiele 2032 stehen an. Ein IOC-Funktionär wird ermordet. Zwei Tage vor dem Mord. Am Tag des Mordes. Ein Tag (zwei und drei Tage) nach dem Mord.

    Viele lose Enden werden von Stephan Schmidt in seinem neuesten Roman „Die Spiele“ scheinbar willkürlich angerissen. Doch das fügt sich alles zu einem schlüssigen Ganzen zusammen. Dazu kommt eine gute Beschreibung der Verhältnisse in Mosambik und vor allem der innenpolitischen Situation in China, einem totalitären Überwachungsstaat, den man sich als Aussenstehender nur schlecht vorstellen kann.

    Der Titel „Die Spiele“ ist im Nachgang nur schwer zu verstehen, da die Vergabe der Olympischen Spiele 2032 lediglich als Hintergrundrequisite dient. Insgesamt aber ist das Buch spannend bis zum Schluss geschrieben.

  • Eichendorff ISBN unter dem Reiter 'Buch' im Editor nachgetragen. Und hier noch die Produktvorstellung aus amazon.de:


    September 2021: In Shanghai tagt das Internationale Olympische Komitee, um die Sommerspiele 2032 zu vergeben. Kurz vor der entscheidenden Abstimmung kommt es zu einem Verbrechen: Der mosambikanische IOC-Funktionär Charles Murandi wird ermordet in seinem Hotelzimmer aufgefunden. Aufnahmen einer Sicherheitskamera belegen, dass sich der Journalist Thomas Gärtner zuletzt im Zimmer des Opfers aufgehalten und beim Verlassen unbekannte Dokumente mitgeführt hat; im Verhör allerdings will er sich daran nicht erinnern können. Für die junge Konsularbeamtin Lena Hechfellner ein brisanter Fall: Sie weiß von Gärtners Bekanntschaft mit Murandi, und sie glaubt zu wissen, was in den Dokumenten steht, aber erfahren darf das niemand. So werden alle Beteiligten zu Figuren eines Spiels, dessen Regeln sie nicht kennen. Die angereiste Bundeskanzlerin befürchtet das Schlimmste, ein zweiter Journalist wittert seine große Chance, und Lena gerät plötzlich selbst ins Visier der chinesischen Behörden. Erst ganz allmählich wird klar, dass der Schlüssel zur Lösung des Falls tief in der Vergangenheit liegt: in einer Zeit, da ein Vertragsarbeiter in der DDR um seine Zukunft betrogen wurde.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Stephan Schmidt Die Spiele“ zu „Stephan Schmidt - Die Spiele“ geändert.
  • erscheint am 13.2.


    Der Autor
    Stephan Schmidt wurde 1972 im hessischen Biedenkopf geboren. Bereits als Student zog es ihn für je ein Jahr nach China, Taiwan und Japan. Nach der Promotion im Fach Philosophie folgte ein längerer Aufenthalt als Mitarbeiter an verschiedenen Forschungseinrichtungen in Taipeh. Dort entstand auch der 2009 unter dem Namen Stephan Thome erschienene Debütroman ›Grenzgang‹, der den aspekte-Literaturpreis für das beste Debüt des Jahres gewann und von der ARD verfilmt wurde.


    Inhalt
    Die Entscheidung über den Austragungsort der Sommerspiele 2032 wird bei der IOC-Tagung 2021 in Shanghai zum heißen Eisen, weil China und mehrere afrikanische Staaten wirtschaftliche Interessen miteinander verbinden. Als Charles Murandi, der mosambikanische IOC-Vertreter, kurz vor der Abstimmung tot in seinem Hotelzimmer gefunden wird, gerät das sorgfältig austarierte Machtgefüge ins Rutschen. Als Verdächtiger verhaftet wird der in Kapstadt akkreditierte deutsche Journalist Thomas Gärtner, der illegal nach China eingereist ist – für die Beteiligten eine riesige Blamage. Gärtner will offenbar sein zu erwartendes Karriereende mit einer großen Investigativ-Reportage verhindern. Er kennt Murandi schon lange als Interessenvertreter ehemaliger DDR-Vertragsarbeiter aus Mosambik, die von den beteiligten Staaten (DDR, BRD, Mosambik) nach der Wende angeblich um ihren Lohn betrogen wurden. Da Eingeweihte an Murandis Opferstatus zweifeln, braucht Gärtner dringend schriftliche Beweise. Die Betreuung des Untersuchungshäftlings samt Kontakt zum chinesischen Ermittler Frank Luo übernimmt Lena Hechfellner, Beamtin des deutschen Konsulats, während die Regierungsmaschine der – fiktiven – deutschen Kanzlerin sich im Anflug auf Shanghai befindet …


    Wie ein erfahrener Auslandskorrespondent auf die Idee kommen kann, anlässlich eines Treffens internationaler Sportfunktionäre ausgerechnet privat nach China zu reisen, fragen sich alle Beteiligten. Ein China-Greenhorn wie Gärtner würde ohne Hilfe im Land der doppelten Realitäten keine 24 Stunden überstehen. Er muss demnach außergewöhnlich naiv sein oder besonders raffiniert. Die letzte Variante würde die Frage aufwerfen, wessen Marionette er sein könnte, wer erpressbar ist und wer auf diversen Ebenen nun um seinen Job fürchten sollte.


    Fazit

    Stephan Schmidt knüpft seinen komplexen Polit-Thriller u. a. zwischen Ereignissen zu DDR-Zeiten, einem journalistischen Greenhorn, der Beziehung zwischen chinesischem Geheimdienst und Kriminalpolizei, sowie der hochinteressanten Figur der Konsulatsbeamtin. Der Reiz des Settings ergibt sich aus dem mehrlagigen Netz erfahrener und unbedarfter Figuren und dem bisher kaum beachteten Thema chinesischer Afrika-Politik. Schein und Sein entfalten sich für Schmidts Leser:innen in überraschenden Wendungen - mit einer Portion Ironie – und lassen wiederholt an der eigenen Wahrnehmung zweifeln.


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Ein Sachbuch im Krimigewand


    Hier haben wir von allem etwas: Ein wenig Krimi, ein wenig Liebesgeschichte, ein wenig Männerfreundschaft. Einen Bericht über die Arbeit von Journalisten und Diplomaten, Geheimdienst, Sport nicht zu vergessen. Denn die olympischen Spiele sind auch dabei, jedenfalls wird entschieden, wo sie demnächst stattfinden sollen. Das Ganze spielt in Shanghai 2021 und manchmal auch in Mosambik, aber dort um 1990 herum. Zwischen diesen beiden Orten, bzw. Ländern und den Zeiten wird auch wild hin und her geswitcht. Klingt das nach einer unbekömmlichen Mischung? * Ach ja, DDR habe ich noch vergessen. Nun, teils, teils.


    Die ersten drei Viertel – bis auf die Leseprobe – sind recht zäh und nahmen mir fast jegliche Freude am Lesen. Das letzte Viertel ist dann leidlich spannend, leider mit einem Logikfehler, auf den ich hier nicht eingehen kann, sonst würde ich zu viel verraten. Da hat das Lektorat wohl was übersehen.


    Die ausländischen Protagonisten, die hier in China die Machtspiele spielen, sind alle Säufer, bis auf die deutsche Diplomatin Lena. Zwischendurch gibt es noch einen ziemlich überflüssigen Besuch der deutschen Langzeitkanzlerin mit ihrer Truppe in Shanghai. Mit echten Namen der Truppe. Seltsam.


    Zum Thema Männerfreundschaft: Der deutsche Journalist Thomas Gärtner und der Schwarze Charles Murandi aus Mosambik befreundeten sich vor siebenundzwanzig Jahren in Afrika. CM hat mal in der DDR gearbeitet und ist dabei, wie viele seiner Kollegen, betrogen worden. Finanziell. 2021 bestellt CM TG nach Shanghai, verspricht ihm dabei die Übergabe wichtiger, geheimer Papiere, bzw. Verträge. Um dieses Motiv herum rankt sich die Handlung.


    Wer also hat Charles Murandi in Shanghai ermordet und warum? Thomas Gärtner wurde von den Hotelkameras gesehen, als er das Zimmer seines Freundes verließ, mit Papieren in der Hand. Es gibt auch noch einen anderen deutschen Journalisten, Sascha Daniels, der sich legal im Land aufhält – im Gegensatz zu Gärtner, der sich sein Visum rechtswidrig erschlichen hat.


    Ein paar andere Figuren schleichen auch noch durch Shanghai: Da gibt es Kommissar Luo, seinen Vorgesetzen Herrn Pan, Lenas Vorgesetzten Dr. Hirsch, Lenas Haushaltshilfe Yaya, die neugierige Verkäuferin Tante Wu etc. In Mosambik gibt es auch noch so einiges an Personal, nebst Hund Lupo.


    Fazit: Trotz bildschönem Cover konnte der Roman mich überhaupt nicht überzeugen und ich empfand das Lesen als Qual, habe oft an Abbruch gedacht. Denn die zähe, verworrene Handlung mit lauter saufenden, teils sexbesessenen, unsympathischen Protagonisten hat mir keinen Spaß bereitet. Ich finde den Roman nicht empfehlenswert. **

    :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Wer ist hier der Mörder?

    Vor unseren Augen entfaltet sich ein internationaler Thriller mit Verstrickungen bis in die höchsten Ebenen der Weltpolitik. Die Handlung spielt in der ehemaligen DDR, im wiedervereinten Deutschland, in Mosambik und in Shanghai statt. Auslöser der Handlung? Die mosambikanischen Gastarbeiter die zu DDR-Zeiten mit Verträgen aus ihrem Heimatland in die DDR gelockt wurden, hier arbeiteten sie schwere lange Jahre für einen Hungerlohn, schickten das Geld in die Heimat in der Hoffnung, später, bei ihrer Rückkehr sich mit dem ersparten Geld etwas aufbauen zu können. Gleich nach der Wende mussten sie Deutschland verlassen und stellten fest, ihr Geld war nie auf ihren Konten angekommen, die korrupte Regierung hatte mit dem Geld einen Teil der Auslandsschulden beglichen. Die wütenden Proteste der Arbeiter werden in Mosambik belacht und verhöhnt. Ein deutscher Reporter nimmt sich der Sache an, veröffentlicht in Deutschland Artikel und setzt sich für ihre Rechte ein. Die Bundesregierung zahlt eine Entschädigung, die aber nie bei den Arbeitern ankommt. Und nun springt die Handlung in die Gegenwart, ins Jahr 2021 in Shanghai. Da tagt das IOC und die Vergabe der olympischen Spiele für 2032 soll bekannt gegeben werden.Gleichzeitig erfahren wir, wie China still und heimlich sich große Teile des afrikanischen Continents unter den Nagel gerissen hat. Gebiets Ankäufe, Gründung von Unternehmen, die aber nur chinesische Arbeiter beschäftigen, nie Einheimische, Ausbeutung der Bodenschätze, usw. Kolonialismus im 21. Jahrhundert. Sind die afrikanischen Länder der einstigen Kolonialherren losgeworden, England, Frankreich, Portugal, Belgien, Deutschland, Spanien, führen sich nun die chinesischen Funktionäre als Befreier auf, aber die Ausbeutung bleibt die gleiche.

    In Shanghai ist die kommunistische Partei allgegenwärtig. Ob die eigenen Bürger oder ausländische Gäste, nichts und niemand entgeht der Partei. Wie kann da, unter den stets wachsamen Augen der Geheimpolizei Chinas, ein deutscher Journalist einen Mord an einen mosambikanischen IOC Funktionären ausüben, in einem internatonalen Hotel, in dem es mehr Kameras als Zimmermädchen gibt?

    Stephan Schmidt erlaubt sich in diesem Buch ein paar wunderbare literarische Freiheiten: Wir schreiben das Jahr 2021. Angela Merkel ist immer noch Bundeskanzlerin (OK, mit Baerbock oder Scholz hätte es nicht die gleiche Gewichtung gehabt, ich gebe das gerne zu), sie wird von Seiwert, dem Pressesprecher begleitet und vom deutschen Innenminister Seehofer. Wobei letzterer eine etwas diffuse Rolle im Buch spielt. Ist er so naiv oder wird er von Chinesen bestochen? Dazu sagt Schmidt selbst: “Alle real existierenden Personen in diesem Roman, auch die Bundeskanzlerin, wurden von mir frei erfunden. Bei anderen Figuren hingegen habe ich mich eng an die Vorgaben meiner Fantasie gehalten.”

    Das Buch ist spannend, von Anfang an und vermag es, die Spannung bis zum Schluss zu halten.

    Interessant ist, wie die Partei alles eisern festhält. Und wird einmal etwas außerhalb des Willens der Partei bekannt, dreht und wendet die Partei die Tatsachen, bis die Partei im Recht ist. Alles andere wäre undenkbar. Es gilt nur der Wille der kommunistischen Partei. Aber das war genau so in der DDR, in Rumänien, Albanien, Polen, ist heute noch immer so in Russland und Nordkorea. Die kommunistische Partei hat immer Recht!

  • Das Cover des Buches „Die Spiele“ ist wahnsinnig schön gestaltet, und hat mich sofort angesprochen. Die Leseprobe hat mir auch gut gefallen. Das Buch im kompletten hat irgendwie nicht dem entsprochen, was ich mir erhofft hatte. Ein typischer Krimi war es für mich nicht. Spielte Politik eine übergeordnete Rolle , was mir nur semi gut gefallen hat. Man erfährt trotzdem einiges über China, den mosambikanischen Vertragsarbeiter und einiges mehr. Die Story handelt des weiteren um die Vergabe der Olympischen Spiele. Thomas Gärtner ist dabei der Journalist, der in Shanghai von der Polizei des Mordes an einem IOC Funktionär beschuldigt wird. Am Ende wird er Mord trotzdem aufgeklärt, aber so wirklich überzeugt hat es mich nicht. Der Schreibstil hat mir nicht sonderlich zugesagt, weil oft in den Zeiten gesprungen wurde und ich immer mal zurück blättern musste, um wieder Fuß zu fassen.

  • Erinnert an Mankell


    "Die Spiele" ist ein Kriminalroman, der mich sehr an diverse Stand-Alones von Henning Mankell erinnert hat - nicht die Wallander-Sachen, sondern solche Bücher wie "Kennedys Hirn" oder "Der Chinese". Auch in der vorliegenden Geschichte geht es nämlich um die politischen Verstrickungen von China und Afrika. Ein wahnsinnig interessantes Thema, von dem man in Europa meistens gar nicht viel mitbekommt.
    Der Fall ist sehr interessant gemacht und die Auflösung war echt verzwickt, sodass man nicht zu schnell dahintergekommen ist. Aber es wurde am Ende alles zur Zufriedenheit abgerundet!
    Was mir die Lektüre ein kleines bisschen getrübt hat, waren einige gossensprachliche Ausdrücke und Sexszenen, die eher ordinär als anregend waren und nichts für die Handlung getan haben. Wenn sowas überflüssig ist, sollte man es meiner Meinung nach ganz weglassen. Aber da sie - wie gesagt - nicht handlungstragend waren, kann man sie gut überblättern.