Klappentext:
Ein Fürst, dessen Reich zersplittert ist.
Eine Magierin, die ihre Macht nicht kennt.
Eine Bedrohung, der sie nur gemeinsam begegnen können.
Über dem Gebirge ziehen düstere Wolken auf. Elija soll einen erbarmungslosen Feind aufhalten, der alle Menschen bedroht. Elijas Weg führt ihn in die Wirren eines uralten Konflikts, der die drei Sippen der Berge entzweit hat. Visionen leiten ihn, doch sein eigener Vater stellt sich ihm in den Weg.
Chenka hat alles verloren. Eine mysteriöse Lehrmeisterin nimmt sie auf, doch ihre Beweggründe sind ungewiss. Chenka kann sich nur behaupten, wenn sie lernt, ihre Fähigkeiten zu beherrschen. Doch diese Magie ist mächtig und unkontrollierbar.
Die Sippen müssen sich vereinen, um der herannahenden Gefahr zu trotzen. Doch Misstrauen und Hass erschweren die Zusammenarbeit. Während Elija verzweifelt versucht, die Pruzzen, eine stolze Kriegergemeinschaft, zu überzeugen, zeigt sich Chenkas wahres Potenzial im Kampf gegen den Feind.
In einem epischen Finale offenbart sich die eigentliche Bedrohung.
Wird Chenka die unheimlichen Glyphen meistern?
Wird es Elija gelingen, sein Volk zu vereinen?
Können Chenka und Elija den Dreiklang des Schicksals - Glaube, Magie und Stahl - meistern?
Rezension:
Vorab möchte ich gern sagen, bei diesem Debütroman hatte ich gleich von Anfang an den Eindruck, dass dieser Autor
ein großes Talent fürs Erzählen besitzt, mit einer schönen Bandbreite, was den Stil, die Figurenentwicklung, den Weltenbau und
noch mehr betrifft. Mich hat diese Geschichte direkt gepackt, ich fühlte mich bereits auf den ersten Seiten direkt in die Handlung
gezogen.
Der Aufbau
Der Roman wird größtenteils in der Gegenwartsform erzählt, manche Rückblenden in der Vergangenheitsform. Die vier perspektivtragenden Figuren, die abwechselnd eigene Kapitel erhalten, sind der Bergschmied Ignati, das junge Mädchen Chenka, die magische Fähigkeiten hat, Elija, ein Prinz aus der Sippe der Dovrac, der auch ein Priester und Anführer ist, sowie Anuscha, eine Jägerin und Waldläuferin.
Jedes Kapitel wird eingeleitet mit einem kurzen Text aus dem Kalevala (finnisches Epos auf Basis der finnischen Mythologie). Das fand ich persönlich etwas irritierend, da es sich hier letztendlich um historische Texte aus unserer realen Welt handelt. Der Autor hätte sich stattdessen eigene Verse überlegen können, die in seiner Fantasywelt angesiedelt ist. Aber das ist vermutlich eine Geschmacksfrage.
Der Weltenbau
Der Weltenbau in diesem Roman ist gut durchdacht, mit vielen interessanten Details, z.B. der Religion und Ahnenverehrung, gefährlichen Monstern, verschiedenen miteinander verfeindeten Stämmen – die Pruzzen und die Dovrac – und noch so einiges mehr. Gleichzeitig ist der Weltenbau so geschickt in die Handlung oder auch die Gedanken der Figuren eingebunden, dass es keine größeren, störenden »Infodumps« gibt.
Die Figuren und ihre Entwicklung
Ignati, Elija, Chenka und Anuscha sind sehr unterschiedliche Figuren, die durch harte Ereignisse und Schicksalsschläge, aber auch durch Positives, verschiedene Entwicklungen durchmachen. Mit Anuscha wurde ich nicht warm (mehr dazu weiter unten). Mit den anderen Hauptfiguren konnte ich dagegen sehr mitfiebern, da ich sie zum einen sympathisch fand, zum anderen konnte ich ihre Gedanken,
Motivationen und Gefühle besser nachvollziehen als die von Anuscha.
Der Spannungsbogen
Spannend wird es schon früh in dieser Geschichte, denn es gibt allerhand Gefahren, mit denen sich die verschiedenen Charaktere konfrontiert sind, bis hin zur Lebensgefahr. Und diese Spannung nimmt immer weiter zu im Verlauf des Romans, auch wenn es hin und wieder (notwendige) »Verschnaufpausen« gibt. Finde ich sehr gelungen.
Meine Kritikpunkte:
Ein Detail fand ich etwas unglaubwürdig. Es zieht sich durch die Handlung, dass verschiedene Figuren etwas bei anderen spüren, obwohl sie deren Gedanken nicht lesen können und auch sonst keine übernatürlichen Fähigkeiten haben, die dieses Erspüren erklären würden. Sie könnten höchstens aus Beobachtungen heraus erahnen oder vermuten, was in der anderen Figur vor sich geht. In anderen Fällen erspürt eine Figur mehrmals etwas in einer bestimmten Gegend, ohne dass jemals klar wird, woher sie dieses Gespür hat.
An einigen Stellen gibt es unnötige Wiederholungen in den Beschreibungen, zum Beispiel werden immer wieder die Augenfarben der Hauptfiguren beschrieben.
Hier und da wird die personale Erzählperspektive durch einen Wechsel zu den Gedanken anderer Personen unterbrochen.
Eine der Figuren, Anuscha, ist eine Art Tierwandlerin und wird als »starker Frauencharakter« dargestellt, wirkte aber auch mich teilweise wie eine kalte Kampfmaschine. Oder anders ausgedrückt: Eine Person mit mehreren Eigenschaften, die als typisch männlich gelten. Nicht mal, als ihr Gewalt angetan wird, zeigt sie so etwas wie Verletzlichkeit, auch nicht insgeheim, und das fand ich ein bisschen unglaubwürdig. Immerhin gibt es später eine Szene, in der sie dann doch Angst empfindet, das fand ich passender. Leider wird mehrfach aus Sicht anderer Figuren geschildert, wie andersartig und tierhaft Anuscha wirke. Das fand ich ungünstig, zumal sie sowieso schon eine Außenseiterrolle einnimmt, wie auch in einem Rückblick deutlich wird.
An einigen Stellen hätte ich mir vorab Inhaltswarnungen gewünscht. Am Ende dieser Rezension schreibe ich daher welche.
Weiteres:
Der Autor hat mir gegenüber erwähnt, er sei unter anderem inspiriert worden von George RR Martins »Ein Lied von Feuer und Eis«, hat aber natürlich in seinem Roman eine andere Geschichte, andere Figuren und Themen. Da ich weder Martins Buchreihe noch die Verfilmung »Game of Thrones« kenne, kann ich hier keinen Vergleich ziehen.
Mein Fazit:
Wer epische und düstere High Fantasy mit Magie, vielen blutigen Kämpfen, übernatürlichen Kreaturen und einem sehr gut ausgearbeiteten Weltenbau mag, sollte sich dieses Buch auf jeden Fall näher anschauen.
Es folgen Inhaltswarnungen. Wer diese nicht lesen möchte, bitte ignorieren.
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sehr viel blutige, explizit geschilderte Gewalt, Tod, Blut, viele Kampfhandlungen, Body
Horror (Verwandlung), Vergewaltigung