Timo Parvela - Der Pakt / Helähdys

  • Kurzmeinung

    easymarkt3
    Wer glaubt mit 13 Jahren wie Pete, die Hauptfigur, noch an den Weihnachtsmann?
  • Mit "Der Schatten (1) - Der Pakt" erscheint der erste Band der Schatten-Trilogie des renommierten finnischen Kinderbuchautors Timo Parvela. Da mein Sohn bereits seit Jahren die Ella-Bücher von Parvela liebt, war dieses Buch ein Muss.


    Als erstes sticht das unglaublich schöne, herrlich gruselige Cover ins Auge, und auch Pasi Pitkänens aufwendige und durchgehend farbigen Illustrationen im Buch sind einfach der Hammer.



    INHALT:


    Petes beste Freundin Sara ist sehr krank und muss bald sterben. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als dass Sara wieder gesund wird, und erzählt einem Weihnachtsmann im Kaufhaus davon. In der darauffolgenden Nacht erhält Pete Besuch von dem merkwürdigen Wichtel Elpiö, der Pete einen Pakt vorschlägt: Sara wird wieder gesund, wenn Pete hierfür auf seinen Schatten verzichtet. Pete ist einverstanden, denn wofür braucht man schon einen Schatten? Doch bald wird ihm klar, dass er mit dem Schatten auch einen Teil seines Selbst, seiner Seele, verloren hat. Er empfindet keine Zuneigung und kein Glück mehr, nur noch Haß, Leere und Wut. Er möchte daher seinen Schatten unbedingt zurückbekommen, und gerät hierbei in ein gefährliches Abenteuer.



    Neben Petes Geschichte gibt es noch einen zweiten Handlungsstrang um die Schattenflickerin Uudit, die in der Wichtelwelt lebt.



    MEINE GEDANKEN ZUM BUCH MIT BEWERTUNG:


    Über die Bedeutung der Schatten widmet sich Parvela der Frage, was einen Menschen ausmacht, das Gute, Mitfühlende, seine Fähigkeit zu lieben.



    Parvela greift im Buch auch die Themen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit auf. So wettert Petes verbitterter Vater gegen Asylsuchende, und einige Politiker, bei denen Pete auffällt, dass sie auch keinen Schatten haben, äußern sich ebenfalls xenophob. In der Wichtelwelt wird Uudit aufgrund ihres Aussehens von Wichteln diskriminiert, da man ihr ansieht, dass ihr Vater ein Gnom ist.



    Das Buch ist der Auftakt einer Trilogie und enthält keine in sich abgeschlossene Geschichte. Vielmehr erfährt man im 1. Band schrittweise mehr über die Schatten und was es bedeutet, diese zu verlieren, und über die Wichtelwelt, die mit der Menschenwelt durch Portale verbunden ist. Viele Fragen bleiben offen und werden wohl erst in den nächsten Bänden geklärt. Das Buch endet mit einem Cliffhanger, enthält im Anhang jedoch die ersten drei Kapitel des 2. Bandes, so dass man einen kleinen Vorgeschmack davon bekommt, wie es weitergeht (Band 2 erscheint bereits im Oktober 23).



    Die Geschichte richtet sich an Kinder ab ca. 10 Jahren und ist schon richtig düster und unheimlich. Es gibt sehr dunkle Mächte, mystische Figuren und gruselige Szenen, wobei ich eine Szene, in der eine Scheinhinrichtung vollzogen wird, als etwas grenzwertig empfand. Insgesamt hat das Buch einen sehr düsteren Tenor, und keine der Figuren ausser Pete ist ein echter Sympathieträger, und auch Pete zeigt nach dem Verlust des Schattens seine dunkle Seite.



    Da mein Sohn gerade geheimnisvolle Geschichten mit viel Nervenkitzel liebt, kam das Buch bei ihm richtig gut an, und er ist schon richtig gespannt darauf, wie es weitergeht.


    Im Gegensatz zu ihm konnte mich die Geschichte noch nicht zu 100 Prozent überzeugen. Manches wirkt auf mich unrund, und wenn man mit dem Wissen vom Ende des 1. Bandes Sara Verhalten gegenüber Pete überdenkt, ist dieses rückblickend nicht logisch. Die Figuren haben bisher alle wenig Tiefe und wirken recht eindimensional. Was die Schatten angeht, ist die Begriffsverwendung verwirrend: Wer seinen Schatten verliert, verliert seine Seele und eine leere Hülle bleibt zurück. Diese Hülle wird aber immer wieder ebenfalls als Schatten bezeichnet. Das ist widersprüchlich, da an einigen Stellen im Buch klar zwischen der Hülle und dem Schatten unterschieden wird (etwa am Anfang von Kapitel 26), an anderen beide Begriffe für dasselbe verwendet werden (Ende von Kapitel 25, die Wesen in Kapitel 35, die den Schattenring bilden, u.v.a).



    FAZIT:


    Insgesamt eine sehr spannende, gruselige Geschichte mit fantastischen Illustrationen für Kids ab ca. 10 Jahren, die Lust auf die Fortsetzung im nächsten Band macht.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Timo Parvela - Der Pakt“ zu „Timo Parvela - Der Pakt / Helähdys“ geändert.
  • Nach Lappland, Rentiere streicheln


    Über dieses Buch habe ich mich schon vor allem wegen der überaus edlen Optik und Haptik gefreut: die Seiten sind gebunden, nicht wie üblich geklebt, und die Illustrationen sind voll der Hammer!


    Rätselhafte Vorgänge spielen sich ab in zwei verschiedenen Welten: der realen von Pete und der Märchenwelt von Uudit, wobei letztere auf die erste übergreift und dort Unheil verursacht. Es dreht sich um den Weihnachtsmann oder den Allerältesten und ein geheimnisvolles Glöckchen, das den Bann lösen kann. Wichtel und Gnome verbinden die Sphären. Das Übel greift um sich, überall verbreitet sich Hass und Krankheit, und der Weltfrieden ist ernsthaft bedroht.


    Die jungen Leute fallen aus unterschiedlichen Gründen auf die Verlockungen des Bösen herein: manche wegen teurer Schuhe oder Handys, manche, um ihre Lieben vor großem Ungemach zu retten.


    Die Handlung schreitet fort in Form kurzer kompakter Szenen, die für mich nicht verständlich genug miteinander verknüpft sind. Gerade bei Fantasyliteratur lege ich Wert auf eine innere Logik, damit sie nicht völlig willkürlich im Ungewissen schwebt.


    Wahrscheinlich wird der Folgeband weitere Aufklärung bieten, aber damit bin ich auch schon bei dieser sich immer mehr durchsetzenden Strategie der Verlage, den Kauf weiterer Titel zu erzwingen mit Hilfe solcher Kniffe: ein Cliffhanger zum Schluss und am Ende gleich die Leseprobe für Band zwei. Michael Ende hatte so etwas nicht nötig.

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  • Dass alles zur Trilogie oder längeren Reihe aufgeblasen werden muss, finde ich manchmal auch etwas nervig :(

  • Wer glaubt mit 13 Jahren wie Pete, die Hauptfigur, noch an den Weihnachtsmann?


    Die Illustrationen sind überzeugend, das Cover gespenstisch ansprechend mit diesen teuflischen Augen. Es wird vom Weihnachtsland und von einem Tor und von Elpiö geschrieben. Es ist im Norden Finnlands, in Rovaniemi tatsächlich gelegen. Inhaltlich geht es um Schatten und böse und gute Gnome und Wichtel als eifrige Helfer des Weihnachtsmanns in der Weihnachtszeit, die besonders zur gruseligen Nachtzeit aktiv sind. Wie Pete bereit ist, sein voriges Leben gegen Saras Heilung getauscht hat, ist überzeugend als große Freundschaftsleistung herausgestellt worden, jedoch in Band 1 ohne befriedigende Auflösung mit dem Hinweis auf Band 2 in dieser Trilogie beendet. Die dunklen Mächte im Text sorgen natürlich für viel Spannung. Auf zwei Handlungssträngen – Petes Geschichte und die von Uudit, der Schattenflickerin – erfährt der junge Leser viel über die Bedeutung und Wirkung des Schattens für diese Menschen. Insgesamt eine wunderschöne Gestaltung!

  • Schattenwelt


    Sara ist schwer krank und wird mit jedem Tag schwächer, da klammert sich Pete an jeden Strohhalm und wünscht sich vom Weihnachtsmann, dass er seiner besten Freundin hilft. Petes Wunsch soll in Erfüllung gehen, doch dafür muss er sich von seinem Schatten trennen. Sara wird wieder gesund und Pete muss feststellen, dass sein Schatten wichtiger als vermutet ist. Auf der Suche nach seinem Schatten stößt Pete auf eine dunkle Macht…


    Schatten – Der Pakt ist der erste Band einer Trilogie vom finnischen Autor Timo Parvela, welcher durch Illustrationen von Pasi Pitkänen unterstützt wird.

    Der Autor schafft es mit der ersten Seite eine mystisch-düstere Stimmung zu erschaffen, die einen sofort in den Bann ziehen und das Buch nicht mehr aus der Hand legen lassen. Durch die fabelhaften Illustrationen wird dies einmal mehr unterstützt!


    Die Geschichte wird hauptsächlich aus Petes Sicht geschrieben, doch wir lernen auch die Schattenflickerin Uudit kennen und bald verstehen, welche Verbindungen die beiden Welten besitzen.


    Schatten – Der Pakt ist ein spannendes Kinderbuch und für alle Kinder, die auf düstere und mystische Geschichten stehen eine wahre Freude. Auch Erwachsene können von diesem Buch noch in den Bann gezogen werden, weswegen ich es nur wärmstens empfehlen kann und nun ganz gespannt auf den nächsten Teil warte.


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  • Zu Autor, Illustrator und Übersetzer (Quelle: Verlag):


    Timo Parvela (geboren 1964) ist ein vielfach preisgekrönter finnischer Kinderbuchautor. Seine Werke wurden in mehr als dreißig Sprachen übersetzt.


    Pasi Pitkänen (geboren 1984) studierte Grafikdesign an der Aalto-Universität. Er hat für seine Illustrationen zahlreiche Preise gewonnen, und die von ihm illustrierten Bücher wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.


    Stefan Moster, geboren 1964 in Mainz, lebt als Autor, Übersetzer, Lektor und Herausgeber in Berlin. Er unterrichtete an den Universitäten München und Helsinki. 2001 erhielt er den Staatlichen finnischen Übersetzerpreis, 2022 wurde er mit dem Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis und dem Jane-Scatcherd-Preis ausgezeichnet.


    Klappentext:


    Ein Junge verkauft seinen Schatten …

    Der 13-jährige Pete ist verzweifelt. Seine beste Freundin Sara ist unheilbar krank. Als letzten Ausweg flüstert Pete dem Weihnachtsmann im Kaufhaus seinen sehnlichsten Wunsch ins Ohr. Er erhält das Versprechen, dass Sara geheilt wird, aber unter einer Bedingung: Pete muss seinen Schatten hergeben. Pete zögert keine Sekunde. Wer braucht schon einen Schatten? Der Plan geht auf und Sara wird über Nacht gesund. Aber bald stellt Pete fest, dass er nicht nur seinen Schatten verloren hat, und dass ein Mensch ohne Schatten kein richtiger Mensch mehr ist. Pete und Sara schmieden einen Plan, wie sie die Schatten zurückerobern können. Aber ihr Gegner ist eine sehr, sehr dunkle Macht ...



    Mein Lese-Eindruck:


    Pete, 13 Jahre alt, hat nur einen einzigen Weihnachtswunsch: seine Freundin Sara soll wieder gesund werden. Sara leidet an einer rätselhaften Krankheit und wird zusehends kränker, alle rechnen mit ihrem Tod. Für ihre Gesundung gibt er gerne seinen Schatten her.


    Timo Parvela spielt hier mit einem altbekannten Motiv: dem Verkauf des Schattens an eine übernatürliche Macht. Und folgerichtig setzt sich die Handlung im nächsteh Kapitel nun auf einer übernatürlichen Ebene fort. Der Leser lernt die Schattenflickerin Uudit kennen und taucht ein in die Welt der Trolle, der Wichtel und der Gnome. Diese Anderwelt bereichert der Autor noch um den Mythos des Weihnachtsmannes, der hier recht ungewohnt auftritt.


    Die Geschichte lebt von diesen beiden Erzählebenen: der realen und der fiktiven. Beide Erzählebenen werden behutsam und ausgesprochen phantasievoll miteinander verschränkt und durchdringen sich gegenseitig.


    Petes Suche nach seinem Schatten wird eine spannende Geschichte, die er nur mit Hilfe von Freunden bewältigt. Dabei erlebt Pete auch die selbstlose Freundschaft eines Jungen, dem er zunächst eher ablehnend gegenüberstand. Auch in der Anderwelt – z. B. bei der Schattenflickerin Uudit - gibt es diesen Wunsch, der den jugendlichen Lesern aus der Seele sprechen wird: der Wunsch dazuzugehören und Teil einer Gemeinschaft zu sein.


    Das Buch spielt mit leichten Grusel-Effekten, wie man sie auch bei der Anderwelt erwartet, aber mit seinem Humor wird jeder Gruselschreck abgemildert, sodass vermutlich kein Kind um seinen Schlaf gebracht wird. Zur Abmilderung tragen auch die einfach nur wunderschönen Illustrationen bei, die gleichzeitig den Eindruck der Unwirklichkeit verstärken.


    Die Handlung lässt viele Fragen offen. Das Buch ist offensichtlich so konzipiert, dass man den Folgeband lesen muss. Vermutlich wird sich dann auch die Bedeutung des eindrucksvollen Covers erklären.


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    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).