Ute Lemper - Die Zeitreisende

  • Ute Lemper - Sängerin, Schauspielerin, Tänzerin, Künstlerin - Zu ihrem 60. Geburtstag erlaubt die Grande Dame des Chansons einen überraschenden persönlichen Einblick in ihr Leben vor und hinter dem Vorhang.



    Interessantes Leben



    Ute Lemper, die Grand Dame, gibt den Leser:innen sehr private Einblicke in ihr fast 60 Jahre währendes Leben. Das Cover zeigt sie, ist also absolut passend für das Buch, genauso wie der Titel "Die Zeitreisende". Schön an der Biographie sind auch die Fotos, die verschiedene Stationen von Ute Lemper zeigen. Für ihre aktuelle Darstellung greift sie auf einen Teil ihrer ersten Biographie zurück. Viele Passagen werden als Zitat angeführt und von ihr mit einem mal kürzeren, mal längeren Kommentar versehen. Der aktuelle Schreibstil ist viel mitreißender, erhabener als der ihres ersten Werkes. Allerdings kann man dadurch auch die Entwicklung von Frau Lemper nachvollziehen. Sie schreibt sehr melodisch, mit ausgewählten Worten. Der Schreibstil ist wirklich erfrischend. Was das Buch ebenfalls interessant macht, ist die Ehrlichkeit, mit der sie schreibt. Sie ist sehr direkt und nimmt die Leser:innnen mit auf eine Reise in ihr Leben. Der Abschluss ist ein Prolog, von ihrer Tochter verfasst, was sehr gut zu dieser Biographie passt.

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  • Was für ein Cover!

    Das in Schwarz und Weiß gehaltene professionell erstellte Portrait zeigt Ute Lemper im Profil. Eine bewusste Inszenierung von selbstbewusster Weiblichkeit, die klar macht: diese Frau kennt ihren Wert.

    Ute Lemper ist ein Multitalent. Sängerin, Tänzerin, Schauspielerin, Künstlerin. Ein deutscher Welt-Star, der sich in jungen Jahren aufmachte, von der westfälischen Provinz die großen Show-Bühnen zu erobern. Der Vergleich mit Marlene Dietrich liegt nahe. Keine einfache Persönlichkeit, eher eine kompliziert gestrickte Diva, was in ihrer Autobiographie durchschimmert. Zur Presse hat sie ein gespaltenes Verhältnis, sie lässt sich nicht vereinnahmen. Sie gibt sich distanziert, intellektuell und unterkühlt, kann aber ihr Feuer und Temperament nicht verleugnen, wenn sie unangenehme Wahrheiten ausspricht.

    1994 veröffentlichte sie ihre erste Autobiographie "Unzensiert", die von ihrem kometengleichen Aufstieg in den Show-Olymp und ihren persönlichen Wünschen und Träumen an die Zukunft erzählte. Fast 30 Jahre später präsentiert sie eine Fortsetzung, in der sie sich auf ihre weitere berufliche Entwicklung und ihre politischen Überzeugungen fokussiert. Darüber hinaus gewährt sie interessante Einblicke in ihr unkonventionelles Privatleben.

    Was für eine Frau!

  • Ute Lemper ist bestimmt sehr vielen Meschen als Sängerin, Musicaldarstellerin und Schauspielerin bekannt. Ob nun in der ersten deutschen Version von Cats, als Synchronstimme für Arielle die Meerjungfrau, als Interpretin der Werke von Kurt Weil und Pablo Neruda oder als Peggy in "Das Erbe der Guldenburgs": Ute Lemper konnte die Zuschauer*innen und Zuhörer*innen immer überzeugen. Mit "Die Zeitreisende" liegt nun eine Autobiographie vor, die Ute Lemper selber verfasst hat. Auf 336 Seiten lässt sie die Leser*innen an ihrem bewegten Leben teilhaben und bleibt hierbei nicht an der Oberfläche. Gerade die philosophischen und tiefgründigen Betrachtungen Lempers machen für mich persönlich die Stärke dieses Werkes aus, dem ich mich nicht wirklich entziehen konnte. Ich finde es auch richtig toll, dass sie das Buch selber geschrieben hat. Diese Authentizität ist auf jeder Seite zu spüren.

  • Ute Lemper steht seit vierzig Jahren auf der Bühne und feiert große Erfolge als Sängerin, Schauspielerin und Tänzerin. In ihrem Buch blickt sie auf ihr Leben und ihre Karriere zurück. Dabei wählt sie einen ungewöhnlichen Weg: immer wieder bezieht sie sich auf ihre erste Autobiografie, die sie dreißig Jahre früher geschrieben hat und vergleicht das Geschriebene von damals mit der Gegenwart.


    Ich muss gestehen, dass ich nur wenig von Ute Lemper kenne und noch weniger über sie weiß. Auf meiner Playlist ist eine Aufnahme einer Interpretation von Amsterdam, in der sie gemeinsam mit David Bowie singt und die ich sehr liebe. Im Film Prêt-à-Porter habe ich sie hochschwanger auf dem Laufsteg gesehen und wusste nicht so recht, was ich davon halten sollte. Es passte zu dem unbestimmten Eindruck, den ich damals von ihr hatte: eine eher ungewöhnliche, vielleicht sogar unbequeme Künstlerin, die in Deutschland immer wieder aneckte und mehr kritisiert als anerkannt wurde.


    Der Aufstieg von Ute Lemper schien wie aus dem Nichts zu kommen, in ihrer Autobiografie erzählt wie von der harten Arbeit, die dahintersteckt. Aber auch von der Freude an dem, was sie tut. Anfangs wurde sie gefeiert, später wurde ihre große Medienpräsenz dem Publikum zu viel und die Stimmung ihr gegenüber änderte sich. Die Kritiken wurden harscher, was damals für die junge Frau schwer gewesen sein muss, denn eigentlich hatte sie nichts anderes gemacht. Erst später hat sie gelernt, dass es nie gut ist, zu präsent zu sein, weil man sich dadurch angreifbar macht.


    Ihr Privatleben hält sie zwar nicht geheim, aber weitestgehend aus der Öffentlichkeit. Diesen Rat hat sie von der großen Marlene Dietrich bekommen, die in ihrem Geburtsland noch weniger erwünscht war als sie selbst. Von dem Telefonat mit der Frau, mit der sie oft verglichen wurde, schwärmt sie noch heute. Aber anders als ihr Vorbild wollte Ute Lemper Deutschland schon früh verlassen. Sie hadert mit seiner Vergangenheit und konnte sich für ihre Kinder keinen deutschen Vater vorstellen. Darüber schreibt sie offen. Trotzdem will sie mit ihren Worten keine Kritik üben, sondern nur ihren Standpunkt klarmachen.


    Auch wenn Ute Lemper ihre Arbeit große Freude macht, ist sie manchmal auch eine Bürde. Das ständige Reisen und die harten Vorbereitungen sind und waren nie einfach, nicht vom Körper und auch nicht vom Herz. Sie ist ein Familienmensch, der oft viel zu lange von der Familie getrennt ist. Aber als Hautverdienerin der Familie spürt sie auch den Druck, weiterzumachen. Der Druck ist aber gleichzeitig ihr Ansporn. Mit der Zeit hat sich die Arbeit von Ute Lemper verändert, sie kann sich zum großen Teil aussuchen, was sie auf der Bühne zeigen will und sich auch Auszeiten nehmen, um wieder zur Ruhe zu kommen.


    Ich war beim Lesen immer mehr beeindruckt von dem, was ich über das Werk von Ute Lemper erfahren habe. Gleichzeitig war ich aber auch ein wenig traurig, wie wenig ich davon kannte. Irgendwann habe ich angefangen, als Untermalung zum Buch ihre Musik zu hören. Das kann wahrscheinlich nicht jeder, aber für mich hat es gepasst.


    Für Fans ist die Autobiografie sicher noch wertvoller als für mich, weil sie das Gelesene besser mit dem Werk verbinden können. Ich freue mich hauptsächlich darüber, eine faszinierende Frau kennengelernt zu haben.

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