Geoffrey Chaucer - Die Canterbury Erzählungen / The Canterbury Tales

  • ### Inhalt ###

    29 Pilger unterschiedlichster Berufung und Herkunft wandern zusammen auf einer Wallfahrt nach Canterbury (vermutlich 14. Jh.). Dabei kommt dem Wirt in der Runde die geniale Idee, dass sich die Gruppe während der Wanderung mit Geschichten erfreuen, die sie nacheinander zum Besten geben. Dabei bekommen alle Stände, Berufe und Geschlechter ihr fett weg. Erzähler sind u.a. ein Ritter, ein Müller, ein Landverwalter, ein Koch, ein Rechtsgelehrter und viele mehr.



    ### Meinung ###

    Die Idee mit der Rahmenhandlung, in der von den Protagonisten viele Geschichten erzählt werden, hat sich Chaucier von Bocaccio (Dekameron) entliehen. Im Gegensatz zu Bocaccio greift Chaucier überwiegend auf die Versform zurück. In einigen Kapiteln schreibt er vollkommen in Prosa. Die Geschichten sind satirische Darstellungen der Menschen aller Geschlechter aus allen Bevölkerungsschichten. Alle bekommen dort ihr Fett weg. Themen sind Treue/Untreue (Weib von Bath) von Mann und Frau, Das Schmachten und Aufopfern für eine unerreichbare Liebe (Ritter), ein bußfertiges Leben führen (Pfarrer), eine besonnene und nicht auf Rache sinnende Lebensweise (Chaucers Erzählung von Melibeus).

    Insgesamt war es für mich kein besonderes Vergnügen dieses Buch zu lesen. Man gewinnt hier und da schon ganz interessante Einblicke der Menschen aus dem 14. Jahrhundert. Die Ansichten über das rechte Zusammenleben von Mann und Frau und auch darüber, dass ein gutes Zusammenleben nur auf Augenhöhe stattfinden könne, was ich als überraschend fortschrittlich für diese Zeit empfinde, waren ganz interessant. Auf der anderen Seite sind weder die Versform noch die Prosateile (zumindest Chauciers) etwas, was in mir Freudentaumel auslöst, ganz im Gegenteil. Die Versform hat gegenüber den in Prosa geschriebenen Teilen noch den Vorteil, dass sie sich relativ leicht lesen lassen, wenn dadurch jedoch meiner Meinung nach häufiger die Idee, die Geschichte zu kurz kommt. Die Prosateile sind eine einzige Zumutung: Ellenlang, verschnörkelt, voller Wiederholungen ein und desselben Gedankens, eine Qual. Zum Beispiel in der Erzählung von Melibeus, in der eine einfach, jedoch verständige Frau ihrem wohlhabenden Mann ewig und drei Tage in allen möglichen Variationen und unter Bezugnahme auf antike Philosophen klarzumachen versucht, dass man sich zügeln müsse und niemals aus Rachsucht und Leidenschaft handeln dürfe, auch wenn es darum gehe mit seinen Feinden umzugehen. In der die Geschichte des Pfarrers, der einem auf zig Seiten erklärt wie man nur richtig und tüchtig "zerknirscht" sei, damit man eine Missetat, die man begangen hat, ernsthaft und tief bereut, nur das sei ein gottgefälliges Leben.

    Auch hier wieder: Ein Dokument, was für Historiker und Literaturwissenschaftler sicher einen hohen Wert hat, für den modernen Leser jedoch eine Zumutung ist.



    ### Fazit ###

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:


    Historiker und Literaturwissenschaftler zugreifen! Der moderne Leser hält besser die Finger davon.

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Geoffrey Chaucier - Die Canterbury Erzählungen“ zu „Geoffrey Chaucer - Die Canterbury Erzählungen / The Canterbury Tales“ geändert.
  • Mmh, ich denke, auch bei den modernen Leser*innen gibt es solche und so'ne :wink: Hier noch das Original: