Peter S. Beagle - Der Weg nach Hause / The Way Home

  • Als Fan von Das letzte Einhorn hat es mich natürlich sehr gefreut, dass die Fortsetzungsgeschichte jetzt endlich auch im deutschen erscheint.

    Allerdings beinhaltet das Buch auch die Kurzgeschichte

    "Zwei Herzen"

    die auch schon in einigen Ausgaben von Das letzte Einhorn abgedruckt war. Es geht hier um die kleine Sooz, deren Dorf von einem Greifen angegriffen wird, der immer wieder Kinder stiehlt. Mit dem Mut der Verzweiflung macht sich Sooz auf zum Schloss des Königs, um ihn um Hilfe zu bitten.

    In dieser Geschichte treffen wir die bekannten Figuren Molly Grue und den Zauberer Schmendrick wieder, die der kleinen Sooz auf ihrem abenteuerlichen Weg helfen.
    Sooz erzählt in sehr liebenswerter Weise aus ihrer Sicht eines Kindes und man verfolgt ihre Hoffnung und bewundert ihren Mut, sich einfach auf den Weg zu machen. Noch nie ist sie bisher aus ihrem Dorf herausgekommen und klammert sich an die Vorstellung eines wackeren, tapferen Königs, der ihr im Kampf gegen den Greifen beistehen wird und die Menschen keine Angst mehr haben müssen.

    König Lír allerdings ist nicht das, was die kleine Sooz sich erhofft hatte. Eine bedrückende Einsamkeit umgibt ihn, eine Traurigkeit ob des Verlorenen. Nie konnte er die wunderschöne Lady Amalthea vergessen und dieser Verlust quält ihn noch immer... Doch er war auch ein Held, ein unbesiegbarer Held und das kleine Mädchen holt ihn mit seiner Bitte aus seiner Lethargie.

    Eine wunderschöne Kurzgeschichte mit Sinn fürs Abenteuer und dem Entfliehen der Trauer, in dem man zur Tat schreitet weil man gebraucht wird.

    Diese Geschichte kannte ich schon, hab sie aber gerne nochmal gelesen und sie hat mir sogar noch besser gefallen als das erste Mal. Es war auch eine gute Einstimmung auf die folgende Geschichte:

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    "Sooz"

    Mittlerweile ist Sooz 17 geworden und kann sich noch sehr gut an das Abenteuer mit König Lír, Molly Grue und dem Zauberer Schwendrick erinnern; vor allem an die Vorhersage, dass sie an ihrem 17. Geburtstag jemandem begegnen wird, ohne zu wissen, wer das sein könnte.

    Es ist eine traurige, von Melancholie durchtränkte Geschichte. Diese sanfte Wehmut und ja, auch die Trostlosigkeit kennt man ja schon - gerade Das letzte Einhorn ist ja trotz witziger Einlagen sehr von Leid geprägt. Hier geht es jetzt aber eher um die Bande zur Familie, die auf verstörende Weise in Frage gestellt werden. Aber auch um eine ungewöhnliche Freundschaft, um Verlust und Trauer - und Sooz muss all ihren Mut und ihre Beharrlichkeit durchsetzen, um sich auf die Suche zu machen.

    So richtig begeistern konnte mich dieses Abenteuer leider nicht. Während man Sooz durch das Feenland begleitet kriecht einem die trostlose und eintönige Szenerie unter die Haut und mir hat ein bisschen der feine Humor gefehlt oder auch das märchenhafte Abenteuer, dieses Gefühl einer zwar unterschwellig traurigen Geschichte, die aber dennoch ihre schönen Momente hat.
    Auch fand ich einen Vorfall, der so überhaupt nicht in eine Kindergeschichte passt, völlig überflüssig.

    Auch wenn Sooz ja mittlerweile 17 ist, hab ich vom Gefühl und vom Stil her nicht mit einer so schwermütigen Geschichte gerechnet, die dann schon eher für Jugendliche bzw. Erwachsene ist.

    Die Idee des Feenreiches und dem alten Mythos des Wechselbalgs fand ich originell umgesetzt. Da passt dieses düstere und unheimliche sehr gut, auch wenn man sogar noch etwas mehr herausholen hätte können. Es war schon sehr auf Sooz und ihre Begleitung fixiert, dabei wäre da noch einiges Potenzial gewesen, denn das Gefühl für diese heimtückischen Figuren, die man nicht einschätzen kann, war schon sehr faszinierend.

    Insgesamt konnte ich nicht so eintauchen wie erhofft und hatte einfach völlig andere Erwartungen an diese Geschichte.

    Weltenwanderer