Katja Diehl – Autokorrektur - Mobilität für eine lebenswerte Welt

  • Kurzmeinung

    antikoerper
    Spannendes Thema, das Buch regt sehr zum Nachdenken an - man hinterfragt das eigene Handeln und mögliche Alternativen!
  • Inhalt:

    „MEIN NAME IST KATJA und ich wende den Verkehr. Das ist hochpolitisch, weil ich nicht nur auf Technik schaue, sondern mich für eine Mobilität einsetze, die die Bedürfnisse alle Menschen berücksichtigt – Menschen mit Einschränkung, Kinder, Menschen auf dem Land und der Stadt, Frauen, Männer, nicht-binäre Menschen, BIPoC.“


    In Katja Diehls Vorstellung der Zukunft können die Menschen Auto fahren, so sie es denn wollen. Sie müssen es aber nicht mehr – weil es attraktivere Alternativen gibt. Mit Schwung, Know-how und Kreativität macht Mobilitätsexpertin Katja Diehl Lust auf eine Gesellschaft, die gemeinsam eine lebenswerte und klimafreundliche Zukunft für alle baut.


    Quelle: Klappentext

    Meinung:

    Katja Diehl widmet sich einer zeitgemäßen Betrachtung des uns allen tagtäglich angehenden Themas der Mobilität. Dabei gliedert sie das Buch in eine historische Betrachtung, genannt „Mobilität“, gefolgt vom Punkt „Raum“ welches verdeutlicht welchen Platz die Mobilität in unseren Lebensräumen eingenommen hat, dann kommt „Mensch“ in dem die Auswirkung auf verschiedene Menschengruppen ausgeführt wird und zum Schluss „So geht Mobilität für alle“ mit konkreten Forderungen / Lösungen für die Mobilität von Heute bzw. Morgen.


    Frau Diehl bemüht sich recht praxisnah die Situation und den Alltag von Menschen zu schildern, besonders auch Menschen, welche man nicht so auf dem Schirm hat, bzw. in deren Probleme man nicht so direkt kennt. Dabei lässt sie die Personen auch gern und häufig per Zitat zu Wort kommen. Der Schreibstil ist recht locker, direkt, vielleicht auch manchmal etwas vereinfachend.


    Zahlreiche
    Illustrationen fassen Gedanken bildlich zusammen.

    Fazit

    Ich bin persönlich etwas hin und hergerissen. Es gibt zahlreiche Fakten die man bisher nicht kannte und die man jetzt in Diskussionen vorbringen kann. Die Darstellung der Sicht von, nun ja, dem Normativ nicht Entsprechenden Menschen, sind manchmal erstaunlich. Es kommen aber auch normative „Alltagsmenschen“ zu Wort und spätestens da wird deutlich wie weit Forderungen aus z. B. Politik und Medien an der gelebten Wirklichkeit vorbei gehen.

    Für mich war das Buch „Reiselektüre“ bei meinem täglichen Weg zur und von der Arbeit per Bus und Bahn. Und gerade da ich die Situation real vor Augen hatte, fand ich manche Darstellungen etwas schwierig. Vielleicht liegt es aber auch daran das ich nur so ein weiser, heterosexueller, migrationshintergrundsloser „Cis“-Mensch bin, und daher die Probleme die sich vor meinen Augen abspielen, nicht sehe … Aber in meinem täglichen Erleben kann ich nicht wirklich beobachten das Frauen im ÖPNV sexuell belästigt werden, Migranten bedroht werden, oder übergewichtigen Menschen vom Personal empfohlen wird weniger zu essen, damit sie keine Probleme haben … Sicherlich ist das jetzt eine Zuspitzung meinerseits. Aber ich hab doch öfter das Buch vor der Nase gesenkt, einen Blick in die mitternächtlich, spärlich, aber eben auch mit klassischer Arbeiter-Klientel, also auch Migranten und Frauen besetzte Bahn geworfen und mich gefragt: „Wovon schreibt die eigentlich?“ Dieses aus meiner Sicht Zerrbild des ÖPNV darf ich an dieser Stelle kritisieren. Es überschreibt aber nicht die positiven Mitnahmen aus dem Buch.

    Ich kann das Buch daher durchaus empfehlen. Alle die offen für neues Denken althergebrachter Strukturen sind, es sei das Denkschema des „Auto-Privilegs“ genannt, werden wohl ihre Freude haben.


    Meine Bewertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:



  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Katja Diehl – AUTOKORREKTUR - Mobilität für eine lebenswerte Welt“ zu „Katja Diehl – Autokorrektur - Mobilität für eine lebenswerte Welt“ geändert.
  • Viele wollen nicht mehr hinnehmen, dass beinahe der gesamte öffentliche Raum tonnenschweren Fahrzeugen vorbehalten ist, die sowieso die meiste Zeit nur herumstehen. Nicht nur für einen lebenswerteren Wohnort muss sich hier etwas ändern, angesichts der Klimakrise muss Mobilität sowieso neu gedacht werden - Elektrifizierung des Fahrzeug-Bestands allein wird das Problem nicht lösen. Das Buch liefert dazu wichtige Daten und Fakten.


    Die vielen Interviews mit Menschen die "Randgruppen" angehören, haben mir auch einen relativ neuen Blickwinkel eröffnet. Ich kann mich dem nicht anschließen, dass hier übertrieben wird. Ich kenne viele Frauen, die Angst haben in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Das Grundproblem betrifft also die Hälfte der Gesellschaft.