Jan Brokken - The rainbird. A Central African Journey/De regenvogel: Een reis door Equatoriaal Afrika

  • Jan Brokken (geboren 1949) ist ein niederländischer Journalist und Schriftsteller. Sein erster Roman, De provincie erschien 1984, sein erster großer Erfolg kam 1996 mit De blinde passagiers (Die blinden Passagiere). The Rainbird (De regenvogel) ist einer von vier Romanen und Reiseerzählungen, die während seines sechsjährigen Aufenthalts in Westafrika entstanden sind.


    Ich habe The rainbird in einem öffentlichen Bücherschrank gefunden. Der Name des Autors war das erste, das mich angesprochen und mich dazu gebracht hat, es aufzuschlagen und ein paar Zeilen zu lesen. Die haben mich davon überzeugt, es mitzunehmen.


    Mein erster Eindruck

    Das Buch hat mich überrascht. Rein vom Klappentext her hatte ich hatte einen Reisebericht erwartet, aber gleich im ersten Kapitel; ”Madame David from Port-Gentil” wurde ich eines Besseren belehrt. Jan Brokken wandelt auf dem Spuren der Menschen, die vor ihm in Gabun waren. In diesem Kapitel erzählt er von Georges Simenon, seinem Leben und Aufenthalt in Port-Gentil, der ihn zu seinem Buch Tropenfieber inspiriert hat. Für die Beschreibung der Hotelbesitzerin Adèle wurde er von einer Frau verklagt, die sich in der Figur wiedererkannte. Das hat mich wiederum neugierig auf das Buch von Georges Simenon gemacht.


    Die Erzählweise gefällt mir sehr gut. Es ist eine gelungene Mischung aus dem eigenen Reisetagebuch, den Erlebnissen Simenons und der Geschichte von Madame David. Ein sehr intensives Buch, das mich leicht überfordern könnte, würde ich es in einem Rutsch durchlesen. Deshalb werde ich es Kapitel für Kapitel lesen. Es ist ohnehin ein Buch zum langsamen Lesen und Genießen.

  • Jan Brokken erzählt seine Geschichte auf ganz besondere Art: bis jetzt beginnt er jedes Kapitel mit einer eigenen kleinen Geschichte. Dann wendet er sich den Menschen zu, denen er begegnet und erzählt aus deren Leben. Er vergisst auch nicht das Land, in dem er sich befindet und erzählt aus dessen Geschichte. Aber nicht von dem, was man schon in den Geschichts- und Reisebüchern findet.


    Das Kapitel I don't believe Gorillas smile erzählt von den ersten Zusammentreffen von Mensch und Gorilla. Eine kleine Anekdote hat mich zum Schmunzeln gebracht: auf den ersten Zeichnungen eines männlichen Gorillas trug der ein keusches Feigenblatt, um die Leserinnen der viktorianischen Zeit nicht zu erschrecken.


    Jan Brokken genießt seine Reise mit jeder Faser. Er wirkt auf mich wie ein menschlicher Schwamm, der seine Eindrücke förmlich aufsaugt. Das Buch gefällt mir auch weiterhin sehr gut.

  • Eine kleine Anekdote hat mich zum Schmunzeln gebracht: auf den ersten Zeichnungen eines männlichen Gorillas trug der ein keusches Feigenblatt, um die Leserinnen der viktorianischen Zeit nicht zu erschrecken.

    :lol:

  • Zwischendurch ist mir das Buch doch etwas lang geworden. Das lag aber nicht daran, dass es langweilig war, im Gegenteil. The rainbird ist ein sehr intensives Buch, bei dem ich mich auf jedes Wort konzentrieren musste.


    Statt nur über die großen Entdecker zu lesen, hat sich Jan Brokken auf deren Spuren gemacht. Er hat nur wenige Stunden durchgehalten. Obwohl er sein Weg nicht durch unwegsames Gelände ging, haben Sandflöhe seinen Enthusiasmus schnell ausgebremst. Niemand wandert gerne, wenn die Füße auf den doppelten Umfang angeschwollen sind. Das Ziel wurde also nicht erreicht, aber der Respekt für die Leistung der Entdecker ist gewachsen. Im Gegensatz zu ihm hatten die keine Medikamente dabei, die ihre Beschwerden nach wenigen Stunden verschwinden ließen, sondern waren oft monatelang ausgebremst.


    Mein Fazit

    The rainbird. A Central African Journey ist keine Reisebeschreibung im üblichen Sinn. Jan Brokken beschreibt nicht nur Land und Leute. Er sucht sich einige wenige Personen aus, über der er erzählt und beschreibt nur einen kleinen Teil des Landes, aber aus verschiedenen Sichtweisen. Es ist eine Reise durch Vergangenheit und Gegenwart und verschiedene Leben, auch das des Autors.


    Wer abseits der bekannten Wege unterwegs ist und sich für die Menschen interessiert, die ihm dabei begegnen, dem kann ich das Buch nur ans Herz legen. Ein Buch für Reisende, nicht für Touristen.