Sergej Gerassimow - Feuerpanorama: Ein ukrainisches Kriegstagebuch

  • Kurzmeinung

    Dietmar58
    Beeindruckende Einblicke in eine besondere Welt
  • Kurzmeinung

    ViktoriaScarlett
    Schonungslos und direkt wird das Leben im Krieg erzählt.
  • Dieses Hörbuch erzählt genau wie die Menschen in Charkiw den Angriff auf ihre Stadt, den andauernden Beschuss und die Konsequenzen daraus erleben. Mehr schildere ich dir unten.

    Zitat
    Inhaltsangabe:
    Am 24. Februar 2022 startet die russische Armee einen großangelegten Überfall auf die Ukraine. Schnell gerät die nah an der Grenze gelegene Millionenstadt Charkiw unter starken Beschuss. Hunderttausende Menschen fliehen. Der ukrainische Schriftsteller Sergej Gerassimow jedoch bleibt in der umkämpften Frontstadt. Bald schon fehlt es an sauberem Wasser, Essen und medizinischer Infrastruktur. Die Thermometer zeigen hohe Minusgrade, die Menschen frieren.
    Gerassimow beginnt über die Absurdität eines Alltags im Krieg zu schreiben. Das Ergebnis ist ein aufwühlendes Zeitzeugnis, ein Appell zum Frieden und zur Verständigung.

    »Ich lebe in der Stadt Charkiw, im dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Das kann mir doch nicht passieren, denke ich. Dann sehe ich das rote Glühen von Explosionen, die noch jenseits des Horizonts liegen. Jetzt kann ich es glauben: Es kann mir passieren. Es kann jeden treffen. Es kann dem ganzen Land passieren, Europa, der ganzen Welt, der ganzen Geschichte.«
    (Quelle: Netgalley Produktseite, Datum: 01. Juli 2022)


    Meine Meinung zur Geschichte:

    Die Geschichte von Sergej Gerassimow ist nicht erfunden. Der Mann erlebte all das wirklich, gemeinsam mit seiner Familie in Charkiw. Manchmal mag es wirr und unzusammenhängend erscheinen, was uns der Mann berichtete. Doch wie will man während einem Krieg alles komplett chronologisch schildern können? In meinen Augen gelang es ihm sehr gut.


    Herr Gerassimow führte mir schonungslos vor Augen, was in der Ukraine an jenem ersten Tag und danach geschah. Ich muss gestehen, dass ich vor den Medienberichten damals die Augen ein wenig verschlosen hattes. Ich wollte wie einige Ukrainer nicht wahrhaben, dass im 21. Jahrhundert tatsächlich ein neuer Krieg ausgebrochen war. Mit diesem Hörbuch wurden mir die Augen geöffnet. Ich erfuhr so viel und sehr genau was damals im Februar und März passierte. Das, was ich in Dokus gesehen und in Bücher über vorangegangene Kriege gelesen hatte, wurde in der Ukraine wieder Wirklichkeit. Es schockierte mich zutiefst.


    Es fällt mir schwer, meine Gedanken in Worte zu fassen. Ich hatte immer gehofft, dass so etwas nicht mehr passieren würde. Dabei gibt es viele Kriege auf der Welt. Warum ist die Menschheit so? Es fällt mir schwer das zu begreifen.


    Sergej Gerassimow erzählte vom täglichen Überlebenskampf. Wie sie versuchten an Essen, Wasser und das Wichtigste zu kommen. Er schilderte, Schicksale anderer Bewohner, Erlebnisse und Erinnerungen, die er mit gewissen Geschehnissen oder Gegenständen verband. Teilweise berührte mich all das sehr. Auch die Kultur der Ukrainer brachte er mir näher. Zeitgleich sprach er von den Russen und wie sie im Land wahrgenommen wurden. Wie die Bewohner einander halfen. Wie aus Freunden beider Nationen Gegner wurden. Wie die Ukrainer als Nazis bezeichnet wurden und vieles mehr.


    Das Hörbuch brachte mich vielfach zum Nachdenken. Was können wir tun, um wirklich zu helfen? Der Krieg muss enden, doch wie soll das geschehen? Gleichzeitig wurde in aller Deutlichkeit klar, was Propaganda anrichtet.


    Meine Meinung zum Sprecher:

    Herbert Schäfer las die Geschichte von Sergej Gerassimow sehr ruhig und besonnen. Der Sprecher hat eine gute Erzählerstimme. Es fehlten ein wenig die Emotionen, allerdings ist es schwer so etwas zu lesen. Neutral zu bleiben war da die beste Strategie, was Herr Schäfer gut gemeistert hat.


    Mein Fazit:

    Sergej Gerassimow’s Kriegstagebuch ist ein Augenzeugenbericht, der uns schonungslos die dunklen Seiten des Krieges zeigte. Die harte und grausame Realität machte mir klar, dass dies gerade wirklich geschah. Ich war schockiert, dass sich die Schrecken des Krieges wiederholten und redete mit einer Bekannten viel über das was ich in diesem Hörbuch erfuhr. Es fällt mir schwer, meine Gedanken in Worte zu fassen. Ich möchte helfen und weiß doch nicht wie. Mein Hörerlebnis war auf jeden Fall sehr eindrücklich.


    Ich vergebe 5 von 5 möglichen Sternen!


    Das Hörbuch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst!

  • Krass, wie schnell er dieses Buch geschrieben hat, wie schnell es dann auch übersetzt und vertont wurde. Da witterte wohl jemand das große Geld.

    I will take with me the emptiness of my hands. What you do not have you find everywhere. (W. S. Merwin)


  • Nun, er ist Roman- und Sachbuchautor, hat also Verbindungen zu Verlagen und der Übersetzer arbeitet für den osteuropäischen Themenkomplex bei der SZ. Das sind kurze Wege. Und es ist besser als eine Menge von dem Firlefanz der zu Beginn von COVID herausgekommen ist. Außerdem denke ich, daß man viel Zeit zum Schreiben und Online-Kommunizieren hat, wenn man sich wegen Kugeln und Schrapnellen nicht oft vor die Tür begibt.