Damon Galgut - The Promise

  • Südafrika. Die Jahre kurz bevor die Apartheid endet, sowie die Jahre die darauf folgen.


    Wir begegnen der gut situierten, weißen Familie Swarts, die auf einer Farm außerhalb Pretorias lebt. In einem Nebengebäude auf dem Gehöft lebt die schwarze Salome. Eine langjährige Hausangestellte der Swarts. Der Roman beginnt mit der Matriarchin Rachel, die im Sterbebett liegend verlangt, dass eben dieses Nebengebäude auf Salome überschrieben wird. Als Dank für ihre gute Arbeit und Treue über die vielen Jahre. Rachels Mann Manie verspricht diesen Wunsch zu erfüllen, setzt dieses Versprechen aber nie in die Tat um.


    Was folgt ist ein Einblick in das Leben und die Gedanken der übrig geblieben Familienmitglieder, Manie und die drei Kinder Anton, Astrid und Amor über die nächsten Jahre.


    Die Handlung erfolgt in vier Sparten und Jahreszeiten. Jede beginnt mit dem Tod eines Familienmitgliedes und den Hinterbliebenen die sich für die Beerdigung versammeln. Und jedes Mal ist es die jüngste Tochter Amor, die den Rest ihrer Familie an das nicht eingehaltene Versprechen erinnert. Immer im Hintergrund der Wandel Südafrikas zu dieser Zeit. Den Frühling 1986 und die letzten Jahre der Apartheid. Der Winter in 1995 und die Begeisterung im Land während des Rugby World Cups. Der Herbst 2004 und die AIDS Krise unter Thabo Mbeki und dem Rücktritt von Jacob Zuma im Sommer 2018.



    Die Perspektiven aus der Galgut seinen Roman erzählt wechseln ständig und sie fließen zwischen den Personen hin und her. Eine Stimme die alle Staats- und Familienereignisse kommentiert und auch vor den verstorbenen keinen Halt macht.


    Die einzigen Perspektiven die wir nicht erhalten (oder kaum) sind die der schwarzen Charaktere. Und das ist beabsichtigt. Denn als Leser*in ist man komplett gefangen im Rassismus der Familie Swarts. Und der kommt in aller Regelmäßigkeit zu Tage. Wir haben nur Anteil an deren weißer Sicht auf die Veränderungen im Land. Und man wünscht sich beim Lesen, diesem oft beiläufigen Rassismus zu entfliehen, vor allem auch mal mehr über Salome zu erfahren. Aber die Vorurteile und das Überlegenheitsdenken der Swarts lassen einen nicht los. Sie machen sich keine Gedanken über das Leben Salomes, also erfährt man als Leser*in auch nichts über sie.



    Das Buch erfordert gerade am Anfang schon Konzentration, bis man sich an den Stil gewöhnt hat. Aber auch danach bleibt es ein Buch das man nicht z.B. beim TV schauen einfach so nebenbei liest. Allzu schnell verliert man sonst den Anschluss, aus welchem Blickwinkel gerade erzählt wird. Wenn man sich aber darauf einlässt wird man belohnt durch wunderschöne Sätze, die Aufgrund der Thematik schon fast wirken, wie Blumen die in einer Betonwüste wachsen.


    Zitat

    What happens in a room lingers there invisibly, all deeds, all words, always. Not seen, not heard, except by some, and even then imperfectly. In this very room both birth and death have taken place. Long ago, maybe, but the blood is still visible on certain days, when time wears thin.

    Durch eine zwar anstrengende aber dafür ungewöhnlich fesselnde Erzählstruktur. Und durch einen scharfen Blick auf das weiße Südafrika und warum auch nach der Abschaffung der Apartheid, das Land nicht zusammenwächst.


    Ein Roman der auch lange nach Beendigung noch im Gedächtnis bleibt.

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    Ein Erscheinungsdatum für die deutsche Übersetzung habe ich bisher nicht finden können.