Miki Sakamoto - Zen und das Glück, im Garten zu arbeiten

  • Verlagstext


    Die meditative Kraft des Gärtnerns

    In Gartenbüchern wird hauptsächlich über Pflanzen geschrieben: wie man Erträge erzielt, wie man Blumen zum Blühen bringt und den Garten zum Kunstwerk macht. Salat und Tomaten, Rosen und Chrysanthemen kommen bei Miki Sakamotos zwar auch vor – in ihrem von buddhistischer Weisheit durchdrungenen Buch wird der Garten jedoch zum kleinen Universum und zur Quelle von Kraft. Eine zauberhafte Anleitung zum Leben im Einklang mit der Gartennatur.

    Quelle: amazon.de



    Meine Meinung


    In überschaubaren Leseportionen, über einen längeren Zeitraum verteilt und mit viel Genuss habe ich mich von diesem feinen Buch durch Miki Sakamotos Gartenwahrnehmungen begleiten lassen. Die Gedanken durften schweifen, gab es doch zahlreiche Parallelen zu meinem eigenen Garten, seinen Lebewesen, den anstehenden Arbeiten und der genießenden schöpferischen Ruhe. Zwar nenne ich keinen Teepavillon mein Eigen und meine Aussicht von der Terrasse aus wird durch still im Grün ruhende oder wild bespielte Schaukeln und weitere Kinderausstattung bereichert, aber ansonsten konnte ich Vieles von dem, was die Autorin beschreibt, sehr gut nachvollziehen, nachfühlen, nachschweigen. Überhaupt war dies ein Buch, das ich weniger gelesen als vielmehr nicht-gelesen habe, weil es immer wieder zum inneren Ruhigwerden einlud, also Zen nicht nur beschrieb, sondern betrieb; das hat die Autorin ganz hervorragend hinbekommen!

    Ihre Vergleiche zwischen der japanischen und der europäischen / deutschen Gartenkultur fand ich hochinteressant. Nur ganz gelegentlich war eine leichte und nur halbherzig relativierte Arroganz erkennbar, wenn sie mit den Maßstäben der ostasiatischen Pflanzen (blutroter Fächerahorn! so filigrane Chrysanthemen!) und ihrer dortigen Bedeutung die hiesige Bedeutung mancher Blumen schalt und kleinredete - sie kann ja gern ihre aus Japan geprägten Assoziationen pflegen, den Deutschen aber auch mit Respekt ihre eigenen Assoziationen lassen. Diese Toleranz habe ich an manchen Stellen vermisst.

    Dafür gab es immer wieder Gelegenheiten zum Schmunzeln, wenn sie ihre Eindrücke zum Gartenjahr oder erheiternden Facetten des Gartenlebens Ausdruck verlieh.

    Insgesamt habe ich es genossen, einmal ein Gartenbuch zu lesen, das sich nicht an Wochenplänen, Gießen, Düngen und Ernten orientiert, sondern am erschaffenden Wahrnehmen und wahrnehmenden Erschaffen(werden) des Gartens als Gesamtheit. Insbesondere die Abschnitte über das Lernen des Warten-Könnens haben mich spüren lassen, dass ich in meinen vergangenen Gartenjahren und auch dem gegenwärtigen Jahreslauf doch schon ein Stückchen Weg gegangen bin hinsichtlich einer Zen-buddhistischen Einstellung zum eigenen Garten als einer Art Gegenüber – und unserem Verhältnis zueinander. Die von der Autorin immer wieder eingeflochtenen oder breit ausgeführten schönen Gedanken zum Werden, Sein und Vergehen, zum Augenblick und zur Ewigkeit machten das Buch für mich zu einer runden Lektüre und weckten zugleich meine Neugier auf weitere Einblicke in die Meditationsweisen des Zen-Buddhismus und auch der christlichen Mystik.

    Für den Fall einer Neuauflage hoffe ich auf ein anderes Cover. :lol: Das vorliegende, auf dem fast nur noch die kleine Raupe Nimmersatt fehlt, lässt etwas in Richtung „Fröhlich Gärtnern mit Kindern“ vermuten, aber nicht ein so meditatives und ruhiges Buch. Auch einige kleine inhaltliche Redundanzen könnte das Lektorat herausfiltern. Ansonsten hat mir das Buch gefallen und gutgetan.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: I. L. Callis - Doch das Messer sieht man nicht

    :study: Nadia Murad - Ich bin eure Stimme

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)





  • [...] weitere Einblicke in die Meditationsweisen des Zen-Buddhismus und auch der christlichen Mystik [...]

    Ich meine mich dunkel zu erinnern, dass @Historix oder @Dominika an anderer Stelle dieses Buch dazu empfohlen hatten, das ich mir auch direkt angeschafft habe:


    Willigis Jäger, einer der wichtigsten spirituellen Lehrer unserer Zeit, tief verwurzelt im kontemplativen Christentum und vertraut mit dem Weg der östlichen Weisheitspraxis, hat aus dem Reichtum seiner spirituellen Erfahrung die zentralen Texte ausgewählt: Es sind Gedichte und Prosastücke von Autoren, die zeitlich wie auch kulturell in den unterschiedlichsten Epochen, Konfessionen und gesellschaftlichen Strukturen ihr Zuhause hatten oder haben. Trotz dieser sehr breiten Fächerung haben alle diese Texte eines gemeinsam: Sie sind eindeutige Zeugnisse einer Erfahrung, die unberührt bleibt von Ort und Zeit, Religion, Bildung und sozialer Zugehörigkeit des Verfassers. Willigis Jäger nennt diese Art der Erfahrung »transkonfessionelle Erfahrung« und die spirituellen Wege, die in die Erfahrung führen, »transkonfessionelle Spiritualität«.

    Quelle: amazon.de

    :study: I. L. Callis - Doch das Messer sieht man nicht

    :study: Nadia Murad - Ich bin eure Stimme

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)





  • Schöne Buchbesprechung, wunderbares Fazit, Sarange ,kann mich richtig in das Buch hineindenken.

    Auch die Klostergärten seit dem Mittelalter hatten ja neben praktischer auch eine spirituelle Funktion. Indem man in einer sinnvollen Ordnung den Garten anlegt und darin arbeitet, betet man.

    Nicht " beten und arbeiten" war ja die Idee, sondern das Gebet durch die Arbeit.

    Grüsse, Dirk :winken:

  • Schöne Buchbesprechung, wunderbares Fazit, Sarange ,kann mich richtig in das Buch hineindenken.

    Dem kann ich mich nur anschließen, sehr schöne Formulierungen hast du gefunden (bis zur Beschreibung des Cover) Sarange :)

    »transkonfessionelle Spiritualität« ...

    ... ist das Zauberwort, das ich erst durch die Bücher von Willigis Jäger und Richard Rohr im Laufe der Jahre verinnerlicht habe.

    Mit zunehmendem Alter werden mir "Worte" in Glaubensfragen immer unwichtiger. Sie waren mir viele Jahre eine Brücke, sag ich jetzt mal, aber das Wesentliche liegt dahinter, unberührt von Konfessionen und Bücherweisheiten, und lässt sich nur im eigenen Inneren erfahren.

    Auch das meditative Gartenglück, wie du es so schön beschrieben hast, ist ein wunderbarer Weg, dem Wesen der Dinge und der eigenen Seele auf die Spur zu kommen. :winken: