Tracey Enerson Wood - Die Ingenieurin von Brooklyn / The Engineer's Wife

  • Enttäuschend


    Mich hat das Buch angesprochen, weil ich mir erhofft habe, zu erfahren, wie Ende des neunzehnten Jahrhunderts eine so gewaltige Brücke gebaut wurde, außerdem war ich neugierig auf Emily, die für das Frauenwahlrecht kämpfen soll und dann in eine Männerdomäne eindringt und sich behaupten muss. Meine Erwartungen wurden aber leider nicht erfüllt.


    Durch das ganze Buch hinweg tauchen immer wieder Zeitsprünge auf, vor allem zu Beginn. Dadurch wirken die einzelnen Zeitabschnitte abgehackt, wie vereinzelte Eisschollen, bei denen man von einer zur anderen springen muss, dazwischen sich aber sehr viel Wasser befindet, sodass man es kaum schafft. Denn war ich in einer Situation angekommen, war ich sofort wieder draußen, fand mich zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort wieder und musste mich erst neu orientieren. Dann gibt es aber wiederum Stellen, an denen der Zeitsprung nicht gekennzeichnet ist oder ich als Leser das Gefühl hatte, etwas Wichtiges verpasst zu haben.


    Der Schreibstil hat auch nicht gerade dazu beigetragen, zum Buch zu greifen. Neben den Zeitsprüngen ist dieser das, was an dem Buch am wenigsten gelungen ist, denn er ist sehr gewöhnungsbedürftig. Einerseits gibt es tolle Vergleiche, die Situationen werden anschaulich geschildert, sodass man sich die Natur und Umgebung gut vorstellen kann. Anderseits gibt es aber viel zu viele Situationen, die so beschrieben sind, dass einiges unklar bleibt und die Erklärungen nicht zu verstehen sind. Ich war oft verwirrt. Manchmal habe ich mich gefragt, ob der teils merkwürdige Schreibstil an der Übersetzung liegen kann. Die Beschreibungen sind vor allem bei dem Bau der Brücke schwer vorstellbar. Es gibt zwar Erklärungen, aber teils wenig und voller Kleinigkeiten, dass ich mir den Bau nicht bildlich vorstellen konnte und mir jetzt noch Fragezeichen im Kopf umherschwirren, wie manche Dinge vonstatten gingen. Nach Zeitsprüngen war mir auch nicht immer klar, wie weit denn der Bau der Brücke bereits vorangegangen ist. Zudem kommen Wörter auf, die ich nicht kenne, nicht erklärt werden und ich mir auch nichts darunter vorstellen konnte, wie Bootmannstuhl oder Förderhaspel.


    Die beiden Protagonisten Emily und Wash haben zwar neben dem Brückenbau einen Nebenschauplatz bekommen, bleiben allerdings dem Leser gegenüber unnahbar und distanziert.


    Fazit:


    Irgendwann habe ich nur noch weitergelesen, weil ich wissen wollte, wie der Bau der Brücke vorangeht (auch wenn diesbezüglich nicht alles verständlich ist) und wie es Emily und Wash ergehen wird, da ich sie trotz der Unnahbarkeit und des schwierigen Schreibstils liebgewonnen hatte. Empfehlen kann ich das Buch aber leider nicht.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Worum geht's?


    "Die Geschichte der Frau, die die Brooklyn Bridge erbaut hat

    Während Emilys Weggefährtinnen für das Frauenwahlrecht auf die Straßen gehen, muss sie einen guten Eindruck bei der gehobenen New Yorker Gesellschaft machen. Denn ihr Ehemann Walsh verfolgt eine spektakuläre Vision: Er will die längste Hängebrücke der Welt über den East River bauen. Aber bereits im zweiten Jahr der Arbeiten an der Brücke erkrankt Walsh schwer. Fast erblindet und auf einen Rollstuhl angewiesen, macht er Emily zu seinem Statthalter auf der Baustelle. Und was als kaum zu bewältigende Bürde begann, erfüllt die tatkräftige junge Frau schon bald ganz und gar. Doch die Widerstände gegen eine Frau an der Spitze des Großprojekts häufen sich, und Walsh zieht sich immer stärker zurück. Emily muss entscheiden, was sie will – und was sie bereit ist, dafür zu opfern …"


    Quelle: Amazon

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Tracey Enerson Wood - Die Ingenieurin von Brooklyn“ zu „Tracey Enerson Wood - Die Ingenieurin von Brooklyn / The Engineer's Wife“ geändert.
  • Oups, eigentlich wollte ich dieses Buch aus den gleichen Gründen wie du lesen. Nun, nach deiner Rezension, zweifle ich. Danke für deine ehrliche Bewertung.

  • „Wer Fortschritt will, muss auch Risiken eingehen.“


    Das Cover zeigt die Brooklyn Bridge und deutet durch die Kleidung der Dame im Vordergrund auf historisches Geschehen hin. Verbunden mit dem Titel ergänzt es sich perfekt, auch wenn der deutsche Titel nicht ganz dem Original „The Engineer's Wife“ und der Wahrheit entspricht.


    Am Anfang des 43 Kapitel zzgl. Prolog umfassenden Debütromans von Tracey Enerson Wood lernen sich die 20-jährige Emily und der Adjutant Washington während des Bürgerkriegs 1864 kennen. Emily ist dabei das erzählende Ich der Geschichte. Das Paar heiratet und als Frau des Brückeningenieurs muss Em ihre eigenen Bedürfnisse zwar hinten anstellen, aber sie setzt ihre Persönlichkeit mit Verstand und Charme durchaus sinnvoll ein – „stur und mutig wie ein Mann“. Auch wenn die Beziehung des Paares und der Baufortschritt der Brücke auf die ein oder andere harte Probe gestellt wird, schaffen sie es doch gemeinsam, dass die Brooklyn Bridge 1883 eröffnet wird.


    Zuletzt zwar etwas enttäuscht von amerikanischen Romanen insbesondere mit geschichtlichem Hintergrund, hat mich das Thema dieses Buchs einfach sehr interessiert und es hat sich gelohnt. Auch die Qualität des E-Books hinsichtlich Rechtschreibung und Layout hat mich überzeugt.


    Mir fiel der Einstieg in die Geschichte leicht und Em hat mich perfekt durch den interessanten und spannend geschriebenen Roman geführt. Auch wenn ich die technischen Beschreibungen manchmal nicht 100%ig verstanden habe, so haben sie das Geschehen doch gut wiedergegeben bzw. realistisch gemacht und sind somit nicht wegzudenken. Ein Film über Die Brücken von New York hat geholfen, mir das Ganze besser vorstellen zu können und so die Lektüre für mich ergänzt.


    Genauso wie die Autorin in ihrem Nachwort den Sinn und Zweck eines historischen Romans beschreibt, habe ich das Lesen ihres Werks empfunden. Mich hat die Lektüre wunderbar unterhalten. Die ausgewogene Mischung von historischen Fakten und frei erfundenem hat mir kurzweilige Lesestunden beschert. Fazit: ein ausgezeichneter biografisch historischer Roman.