Selin Visne - Die Überlieferung der Welt

  • Klappentext


    Nur zusammen können sie ihr Schicksal erfüllen, doch können sie einander vertrauen?


    Seit dem Tod ihres Vaters hält Laelia sich und ihren kleinen Bruder mehr schlecht als recht über Wasser, indem sie ihre geschickten Finger immer häufiger in fremde Taschen gleiten lässt. Bis Nero, der Herr der kriminellen Unterwelt, auf sie aufmerksam wird und der frechen Taschendiebin Einhalt gebieten lässt. Hadrian ist als Neros designierte Hand scheinbar am Ziel seiner Träume, doch will er dem Herrn der Unterwelt auch den letzten Teil seiner Seele überschreiben? Als Hadrian sich gegen seinen Ziehvater wendet, müssen er und Laelia aus ihrer Heimat fliehen. Sie schließen sich einem Seher an, dessen Vision sechs widerwillige Gefährten auf eine gefährliche Reise schickt. Doch jeder von ihnen hat etwas zu verbergen und mächtige Feinde wollen um jeden Preis verhindern, dass sich die Prophezeiung erfüllt.


    Meine Meinung


    Ich muss hier als erstes wirklich mal mein Kompliment aussprechen, denn die Autorin ist 19 Jahre alt und konnte mich mit ihrer ersten Veröffentlichung absolut begeistern! Da steckt großes Talent dahinter und ich freu mich schon, was in Zukunft noch aus ihrer Feder kommt :)


    Schon die ersten Seiten stimmen gut auf die Geschichte ein: mit einer Karte der neuen Götterlande, die in fünf Nationen aufgeteilt ist und einem Ausschnitt aus der Legende der Entstehung des Kontinents. Diese Nationen unterstehen den jeweiligen Gottheiten, die mit Namen und Fähigkeiten stichpunktartig aufgelistet werden - dadurch fiel es mir leicht, mich schnell in der Welt zurecht zu finden.

    Einige Menschen besitzen diese Gaben ihrer Götter und sind von Geburt an mit den Merkmalen ihres Talentes gezeichnet. Viele nutzen diesen Vorteil allerdings nicht nur für das Gemeinwohl ...

    Die Protagonisten sind zwischen 15 und 20 Jahren alt und haben alle etwas aus ihrer Vergangenheit gemeinsam, was sie schließlich zusammenführt. Obwohl man recht bald weiß, was am Ende passieren soll, bleibt noch einiges unsicher und der Weg dahin ist mit vielen Abenteuer gespickt.


    Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sichtweise der Charaktere erzählt und geben so einen guten Einblick auf jeden Einzelnen - nur einer von ihnen bleibt unnahbar, was den Reiz, was er vorhat, natürlich erhöht. Die Abschnitte sind auch nicht zu kurz, um sich gut mit den Figuren und ihrem Umfeld auseinanderzusetzen und sich einfühlen zu können, so dass man beim Wechsel wieder alles greifbar hat.


    Sie alle haben schlimmes erlebt, aber jeder auf andere Weise und nichts davon wirkt aufgesetzt oder konstruiert - es gibt auch kein schwarz-weißes Muster, denn manche von ihnen sind nicht stolz auf all ihre Taten und lassen Momente entstehen, die sie Zweifeln und Schuld empfinden lassen, gerade das bringt sie einem sehr nahe. Manchmal spürt man den "jugendlichen Stil" der Autorin, der aber weder naiv noch unausgereift ist, sondern flüssig zu lesen ist und geschickt eine spürbare Atmosphäre schafft, die dem jeweiligen Rahmen angemessen ist.


    Ein Zahnrädchen greift in das andere und sorgt für einen gut durchdachten Handlungsverlauf, ohne zu sehr abzuschweifen und doch ein anschauliches Bild zu zaubern. Auch wenn die Welt an sich noch etwas Tiefe hätte vertragen können, hat mir nicht wirklich etwas gefehlt, weil die vielfältige Szenenwechsel genug Abwechslung geboten haben.


    Es gibt auch ein paar kleine Klischees, mit denen ich gerechnet hatte, die aber so gelungen umschifft wurden, dass sie mich überhaupt nicht gestört haben. Hadrian zum Beispiel, der umwerfend schön ist, umgibt sich charmant mit seiner selbstlosenden Prahlerei auf so ungenierte Art und mit Augenzwinkern, dass es schon wieder amüsant erscheint - und sein Geplänkel mit Laelia dadurch umso witziger und herzerwärmend wirkt.


    Ich finde diese Geschichte rundum gelungen und bin fasziniert von den Charakteren, dem Ideenreichtum und wie das alles so schön verstrickt zusammengeführt ist und was tatsächlich hinter der Aufgabe steckt, die am Ende ihrer Reise auf sie wartet.


    Mein Fazit: 5 Sterne


    Weltenwanderer

  • Ein schöner Debütroman, der nach mehr schreit



    Klappentext


    „Nur zusammen können sie ihr Schicksal erfüllen, doch können sie einander vertrauen?



    Seit dem Tod ihres Vaters hält Laelia sich und ihren kleinen Bruder mehr schlecht als recht über Wasser, indem sie ihre geschickten Finger immer häufiger in fremde Taschen gleiten lässt. Bis Nero, der Herr der kriminellen Unterwelt, auf sie aufmerksam wird und der frechen Taschendiebin Einhalt gebieten lässt. Hadrian ist als Neros designierte Hand scheinbar am Ziel seiner Träume, doch will er dem Herrn der Unterwelt auch den letzten Teil seiner Seele überschreiben? Als Hadrian sich gegen seinen Ziehvater wendet, müssen er und Laelia aus ihrer Heimat fliehen. Sie schließen sich einem Seher an, dessen Vision sechs widerwillige Gefährten auf eine gefährliche Reise schickt. Doch jeder von ihnen hat etwas zu verbergen und mächtige Feinde wollen um jeden Preis verhindern, dass sich die Prophezeiung erfüllt.“



    Gestaltung


    Ich finde das Cover so schön! Die Farben sind sehr harmonisch miteinander, denn die Braun- und Goldtöne gehen fließend ineinander über. Besonders schön finde ich den Schattenumriss der Burg auf dem Berg und den Wald, der in verschiedenen Farbschichten eine tolle Tiefe erzeugt. Dazu passen auch die goldenen Blätter im Bildvordergrund richtig gut, die auf dem Cover leicht hervorgehoben sind und die man somit fühlen kann. Es sieht alles sehr stimmig und atmosphärisch aus.



    Meine Meinung


    Bei dem tollen Cover fiel mir „Die Überlieferung der Welt“ sofort auf. Auch der Inhalt klang vielversprechend, da ich gerne Fantasygeschichten lese. In dem Buch geht es um die Taschendiebin Laelia, die dem Herrn der kriminellen Unterwelt auffällt. Hadrian ist als seine Hand vorgesehen und freut sich auf diesen Job. Doch er lehnt sich gegen den Herrn der Unterwelt auf und flieht gemeinsam mit Laelia. Beide schließen sich einem Seher an, der einer Vision folgend sechs Gefährten auf eine Reise schickt, um eine Prophezeiung zu erfüllen. Auch Laelia und Hadrian gehören dazu…



    Meiner Meinung nach hat Selin Visne mit „Die Überlieferung der Welt“ zu Recht den Schreibwettbewerb des dtv Verlags gewonnen, denn ihr Fantasydebüt ist gut durchdacht und flüssig verfasst. Der Schreibstil der Autorin beschreibt die erdachte Welt und die Figuren treffend und anschaulich, sodass sie sehr lebendig wirken und der Leser sich ein eigenes Bild von allem machen kann. Aber auch die Karte im Buch vorne und die Erklärungen zur Magie fand ich super, da diese beim Lesen hilfreich waren, denn man konnte immer wieder darauf zurückgreifen und sich so orientieren.



    Ich habe allerdings meine Zeit gebraucht, bis ich so ganz in die Geschichte abtauchen konnte und mich eingefunden hatte. Ich kann nicht genau benennen, woran dies lag, aber ich fand mich einfach nicht sofort zurecht und konnte mich auch erst nicht ganz in die Fantasywelt fallen lassen. Ich vermute, dass mir am Anfang einfach etwas die Spannung fehlte. Allerdings muss ich sagen, dass sich dies mit der Zeit besserte und ich gerade als actionreichere Szenen kamen ganz gebannt an den Seiten hing. Vor allem das Ende fand ich spannend, da hier einige Fragen beantwortet wurden und sich dem Leser das Ziel der Reise eröffnete.



    Die Handlung wurde für mich immer besser und auch die Charaktere, die mit der Zeit immer vielfältiger wurden, konnten mich überzeugen. Etwas musste ich mich auch an die Namen gewöhnen, die ich doch recht außergewöhnlich fand, aber bei Fantasytiteln ist das ja nichts Ungewöhnliches. Ich fand die Figuren gut durchdacht und man merkte ihnen an, wie viel Liebe die Autorin in jeden einzelnen gesteckt hat. Vor allem konnte man meiner Meinung nach Laelia und Hadrian kennen lernen, da sie den Großteil der Geschichte einnehmen. Aber auch ihre Gefährten wurden beleuchtet, ebenso wie die Gruppendynamik.



    Fazit


    „Die Überlieferung der Welt“ ist ein schöner Debütroman, der sich toll in jugendliche Fantasyromane einreiht. Den Figuren merkt man die Liebe der Autorin zu ihnen an, denn sie sind gut ausgestaltet und haben eine schöne Chemie zueinander. Den Anfang fand ich etwas zäh, aber mit der Zeit nimmt die Geschichte spannende Wendungen an, die den Leser bis zu einem Ende führen, an dem so einiges deutlich wird.


    4 von 5 Sternen!



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