Handlung: Lilli Wilson ist von Kindesbeinen an ein kaltblütiger Satansbraten. Von ihrem Ehemann vernachlässigt, von der Gesellschaft unterschätzt und von religiösem Fanatismus beseelt, wird sie in eine Irrenanstalt eingewiesen - zu spät, wie ihr Pfleger Mathew schreckensbleich erkennen muss, als Lilli ihm ihre Memoiren anvertraut.
Mathew, dem die Umtriebe seiner Patientin selbst über deren Tod hinaus zu schaffen machen, begibt sich auf eine Reise, in der er Lillis menschliche Tragödie aufzuarbeiten versucht und dabei ein verloren gegangenes Stück seiner selbst zurückgewinnt.
Der Hölle Zorn liegt eine interessante Theorie zugrunde, die mit den Ripper-Morden zusammenhängt. Wen dieses Thema anspricht und wer eine gewisse Faszination für menschliche Abgründe mitbringt, sollte Der Hölle Zorn auf keinen Fall verpassen.
Lilli Wilsons Charakter und die Umstände, die ihr Handeln beeinflussen, werden überzeugend in den Roman eingewoben. Als Leser/in taucht man tief in die Gedankenwelt einer Psychopathin ein. Das macht das Buch aus meiner Sicht besonders interessant.
Obwohl eine Reihe von Faktoren bearbeitet werden, die Lillis Handeln annähernd verständlich machen sollen, konnte ich an keiner Stelle Mitgefühl für sie aufbringen. Diesen Part übernimmt Mathew, dessen Entwicklung man gern verfolgt.
Viele Wiederholungen und einige für meinen Geschmack zu platt geratene Dialoge schmälern das Lesevergnügen von Der Hölle Zorn. Wie es ausgeht, steht eigentlich von vornherein fest, der Reiz der Lektüre besteht vielmehr darin, herauszufinden, wie es dazu kommen konnte, daher bietet die Handlung selbst wenig Spannung.
Die realen Details sind präzise recherchiert und gekonnt mit der (wahrscheinlich...) fiktiven Handlung verknüpft.
Ich empfehle den Roman allen Liebhaber/innen psychologisch anspruchsvoller, historischer Romane, die sich dennoch leicht lesen lassen, gern weiter.
Hinweis: Ich danke Ursula Neeb und dotbooks herzlich für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Daran war nicht die Bedingung einer positiven Bewertung geknüpft.