Ursula Neeb - Der Hölle Zorn

  • Kurzmeinung

    ginnykatze
    Ein spannender Thriller, der alle bisherigen Vermutungen über Jack the Ripper auf den Kopf stellt.
  • Handlung: Lilli Wilson ist von Kindesbeinen an ein kaltblütiger Satansbraten. Von ihrem Ehemann vernachlässigt, von der Gesellschaft unterschätzt und von religiösem Fanatismus beseelt, wird sie in eine Irrenanstalt eingewiesen - zu spät, wie ihr Pfleger Mathew schreckensbleich erkennen muss, als Lilli ihm ihre Memoiren anvertraut.
    Mathew, dem die Umtriebe seiner Patientin selbst über deren Tod hinaus zu schaffen machen, begibt sich auf eine Reise, in der er Lillis menschliche Tragödie aufzuarbeiten versucht und dabei ein verloren gegangenes Stück seiner selbst zurückgewinnt.


    Der Hölle Zorn liegt eine interessante Theorie zugrunde, die mit den Ripper-Morden zusammenhängt. Wen dieses Thema anspricht und wer eine gewisse Faszination für menschliche Abgründe mitbringt, sollte Der Hölle Zorn auf keinen Fall verpassen.


    Lilli Wilsons Charakter und die Umstände, die ihr Handeln beeinflussen, werden überzeugend in den Roman eingewoben. Als Leser/in taucht man tief in die Gedankenwelt einer Psychopathin ein. Das macht das Buch aus meiner Sicht besonders interessant.
    Obwohl eine Reihe von Faktoren bearbeitet werden, die Lillis Handeln annähernd verständlich machen sollen, konnte ich an keiner Stelle Mitgefühl für sie aufbringen. Diesen Part übernimmt Mathew, dessen Entwicklung man gern verfolgt.


    Viele Wiederholungen und einige für meinen Geschmack zu platt geratene Dialoge schmälern das Lesevergnügen von Der Hölle Zorn. Wie es ausgeht, steht eigentlich von vornherein fest, der Reiz der Lektüre besteht vielmehr darin, herauszufinden, wie es dazu kommen konnte, daher bietet die Handlung selbst wenig Spannung.


    Die realen Details sind präzise recherchiert und gekonnt mit der (wahrscheinlich...) fiktiven Handlung verknüpft.


    Ich empfehle den Roman allen Liebhaber/innen psychologisch anspruchsvoller, historischer Romane, die sich dennoch leicht lesen lassen, gern weiter.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Hinweis: Ich danke Ursula Neeb und dotbooks herzlich für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Daran war nicht die Bedingung einer positiven Bewertung geknüpft.

    "There are three rules for writing a novel. Unfortunately, no one knows what they are."

    W. Somerset Maugham

  • Im Roman „Der Hölle Zorn“ begleiten wir Mathew. Er ist Wächter in einer Irrenanstalt, genauer gesagt im Bethlem Royal Hospital in Londen des Jahres 1915. Er ist einer Abteilung zugewiesen, auf der Frauen jahrelang eingesperrt werden, da die zu den schlimmsten Fällen zählen. Blutrünstig und mit Seelen so schwarz wie die Nacht. Aber warum sitzt dann Lilly hier? Mit ihr spielt Mathew Schach und sie ist nie auffällig geworden, so wie vielleicht andere Insassinen, die andere verletzten oder ähnliches. Sie ist schon viele Jahre hier und ist in keiner Weise auffllig. Für ihn stellt sich die Frage, was diese Frau angestellt haben soll. Etwas Licht ins Dunkel bringt das Tagebuch, was er von ihr Vermacht bekommt. Wie soll er damit umgehen? Stimmen die Sachen, die sie dort notiert hat? Ist es die Wahrheit oder nur ein Hirngespinst einer sehr kranken Frau?

    Ursula Neeb hat sich mit Quellen und Theorien über Jack the Ripper befasst und daraus ist dieser Roman entstanden. Jack the Ripper ist wohl ein Thema, was ziemlich viele Menschen fasziniert. Eigentlich schon etwas abartig, oder? Brauchen wir wirklich einen Serienmörder damit wir fasziniert sind? Warum ist das so? Mich selbst hat es teilweise irritiert, wie abgeklärt ich mit einigen Beschreibungen in diesem Buch umging. Sind wir auf manche Weise schon so sehr abgestumpft? Oder liegt es dann daran, dass wir selbst so etwas nicht im wahren Leben gesehen haben? Man weiß es nicht und dennoch folgt man gern dieser Faszination. Gerade der Psyche eines „kranken“ Menschens.

    Auf den etwa 300 Seiten begeben wir uns auf zwei verschiedenen Zeitspannen durch das Buch. Die eine Zeitspanne ist das aktuelle Leben von Mathew. Wir werden mitgenommen und dürfen sehen, wie sich das Leben mit seiner Familie verändert hat, seit der als Wächter arbeitet. Kann so etwas spurlos an einem vorbeigehen? Nimmt man etwas mit nach Hause, wie kommt man mit dem Druck klar, der sich in einem bildet, der ja auch irgendwie abgebaut werden muss? Heute würde man vielleicht selbst zum Therapeuten gehen, aber so war das damals einfach noch nicht, jedenfalls nicht so, wie heute.

    Und dann gibt es da diesen anderen Strang. Lillys Tagebucheinträge. Sind es wirklich Tagebucheinträge? Hat sie das alles erst im Nachhinein geschrieben und dabei so einiges durcheinandergebracht? Hat sie das wirklich empfunden, was da steht oder hat sie einfach nur eine sehr gute Auffassungsgabe und somit Fakten zusammengetragen, die sie selbst so nicht erlebt hat? Man weiß es nicht und auch Mathew ist etwas überfragt.

    Wie geht er damit um, was er da in diesem Buch liest? Was bedeutet das für ihn? Für die Familie, die Lilly schon ewig nicht mehr gesehen hat und könnte es sogar einen Einfluss auf London haben? Eine Frau im Bethlem hat vielleicht so viel Macht?

    Die Autorin schafft es einen dazu zu bringen dran zu bleiben. Sie portioniert die Geschehnisse und lässt uns Zeit zum Verdauen, denn wir erfahren immer nur so viel, wie Mathew gerade auch verkraften kann. Das macht es spannend und gerade auch diese Reaktionen von ihm und seiner Umgebung zu erleben, lassen einen nicht richtig los. Zudem werden hier Fragen aufgeworfen, die ich nach dem Ende des Buches gern selbst recherchieren möchte. Was ist dran, was für Vermutungen und Beweise liegen uns heute vor? Will man vielleicht einiges einfach nicht wahrhaben? Ja, Jack the Ripper ist etwas Faszinierendes, ob das nun etwas Gutes ist oder nicht, darf jeder für sich selbst beantworten.

  • "Rache ist ein Gesicht, das am besten kalt serviert wird“.


    Der Irrenanstaltswärter Matthew Morgan arbeitet schon seit 30 Jahren im Kellergewölbe des Bethlem Royal Hospital und ist dort für die kriminelle Frauenabteilung zuständig.


    Seit 27 Jahren ist die charmante Lady Wilson schon in Matthews Abteilung. Warum sie hier ist, weiß er nicht, aber in den ganzen Jahren, die er sie nun betreut, hat sie nie ein böses Wort verloren, war immer nett zu ihm und hat sich nie beklagt, dass sie keinen Besuch bekam. Kurz vor ihrem Tod übergibt sie Matthew ihre Memoiren und sagt zu ihm: „Du kannst sie lesen oder ins Feuer werfen“.


    Matthew geht nach Hause und fängt abends an zu lesen. Aber was auf diesen Blättern steht, könnte furchtbarer nicht sein. Es ist ein Horrorszenario, was schlimmer nicht sein könnte und stellt alle Vermutungen, wer Jack the Ripper wirklich war, auf den Kopf.


    Mit diesem prägnanten Satz beginne ich mein Fazit:

    „Gott wird euch richten – durch meine Hand...“


    Die Autorin Ursula Neeb nimmt uns in ihrem historischen Thriller: „Der Hölle Zorn“ mit nach London ins Jahr 1915. Das gelingt ihr überaus gut. Flüssig lesbar ist der Schreibstil nicht, denn viele Worte werden in so gehobener Sprache verfasst, dass ich mich daran erst mal festbeiße. Sicher passen sie in die Zeit, aber sie stören bei mir den Lesefluss. Dies ist immer der Fall, wenn aus der Sicht von Lady Wilsons berichtet wird. Ganz anders empfinde ich das, wenn die Autorin aus der Sicht des Irrenwärters Matthew schreibt, hier wird eine einfache Ausdrucksform gewählt.


    Bei den Charakteren gelingt es Ursula Neeb sofort, mich zu beeindrucken. Vor allem Lilli mit ihrem nichtssagenden Gesicht und ihrer hohen Intelligenz, ausgestattet mit wahnsinnigem Hass und einem Zerstörungspotential, was sich Niemand in seinen kühnsten Träumen vorstellen kann, konnte ich begleiten und über die Schulter schauen, obwohl ich eigentlich eher meine Augen zumachen wollte. Auch der Irrenwärter Matthew ist toll gezeichnet und ein warmherziger Riese, der durch die schwere Arbeit das Saufen anfängt, gefiel mir sehr gut. Unterschiedlicher könnten die beiden Hauptprotagonisten gar nicht sein. Alle anderen Beteiligten sind gut beschrieben und überzeugend dargestellt.


    Der Spannungsbogen ist anfangs sehr hoch und die atmosphärische Tiefe der historischen Story reißt mich als Leser sofort mit. Eine Frau, die der Ripper sein soll, war für mich eine ganz neue Geschichte. Leider werden hier sehr detailliert die bestialischen Morde beschrieben, so dass ich immer wieder schlucken musste und das Buch dann zur Seite legte. Mir hätte hier auch nur ansatzweise der Einblick in den Blutrausch gereicht. Im zweiten Teil des Thrillers ist die Spannung nicht mehr ganz so greifbar, wie im ersten Abschnitt.


    Die beiden Erzählstränge werden gut und überzeugend zusammengeführt. Das Ende hatte ich so nicht erwartet. Mir scheint es ein wenig überzogen, aber die Autorin spielt mit der Angst und der Fantasie des Lesers.


    Ein Satz aus Kapitel 4 schließt meine Rezension ab.

    „Du bist verrückt, ohne verrückt zu sein“.


    Ich vergebe hier 4 Sterne und eine klare Leseempfehlung. Aber Vorsicht, dieser historische Thriller ist nichts für Zartbesaitete, denn hier wird schon ganz schön blutrünstig ins Detail gegangen. Lest selbst, denn dies ist ganz allein meine Meinung. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

    Antoine de Saint-Exupéry. Aus: Der kleine Prinz