Deon Meyer - Der Atem des Jägers/Infanta

  • Inhalt:

    Thobela, ein ehemaliger Befreiungskämpfer, hat mit seinem Ziehsohn ein stilles Glück gefunden – bis der kleine Pakamile an einer Tankstelle erschossen wird. Thobela wird zum Rächer all der Kinder, denen Gewalt angetan worden ist. Die Polizei Kapstadts steht vor einem Rätsel. Doch dann übernimmt Detective Griessel den Fall: Er ist ein erfahrener Polizist – und ein Alkoholiker, den seine Frau nach einem handfesten Streit hinausgeworfen hat. Aber Griessel will es sich beweisen. Wenn er diesen Fall aufklärt, hat er noch eine Chance, seine Frau zurückzugewinnen. In seiner Not versucht er, Thobela eine Falle zu stellen. Plötzlich aber nimmt der Fall ungeahnte Dimensionen an. (Quelle: Amazon)


    Meinung:

    „Der Atem des Jägers“ ist der erste Teil der Griessel-Thriller-Reihe und wird aus drei Perspektiven erzählt.


    Zunächst ist da Bennie Griessel, Polizist und Alkoholiker, der auf Grund seiner Sucht einen Schritt zu weit geht und den seine Frau daraufhin aus dem gemeinsamen Haus rauswirft. Aber dadurch hat er fast keine andere Wahl als sich seinen Dämonen zu stellen und einen Entzug zu machen. Normalerweise bin ich kein großer Fan von Ermittlern, Kommissaren usw., die mit allerlei privaten Problemen belastet sind. Aber hier hat es mich nicht gestört, da Deon Meyer Griessels Alkoholentzug und dem damit verbundenen inneren Kampf sehr glaubhaft und einfühlsam darstellt.


    Die zweite zentrale Figur ist der ehemalige Freiheitskämpfer Thobela (bekannt aus Meyers „Das Herz des Jägers“), dessen Ziehsohn getötet wurde. Auf der Suche nach den Mördern seines Sohnes, wird ihn bewusst, wie oft die Täter, die Kindern furchtbare Dinge antun, ungeschoren davonkommen. Somit beginnt sein blutiger Feldzug. Die Passagen, in den es um die Gewalt an Kindern geht, sind nicht leicht zu lesen. Meyer beschreibt diese schrecklichen Dinge nicht detailreich (zum Glück!), aber kompromisslos. Es ist keine bequeme Lektüre. Zudem stellt dieser Erzählstrang nicht nur den moralischen Kompass und das Rechtsverständnis des ermittelnden Polizisten Griessel auf die Probe, sondern auch des Lesers.


    Christine, eine junge Frau, erzählt im dritten Erzählstrang einem Priester ihre Lebensgeschichte. Über Christine möchte ich nicht so viel verraten, da sich ihre Geschichte nach und nach entwickelt. Ständig fragt man sich, wie Christine ins Gesamtbild passt und man wartet gespannt auf die Verbindung zu den zwei anderen Figuren. Man wird nicht enttäuscht, denn der Autor führt die drei Erzählstränge hervorragend zusammen. Es ergibt sich ein schlüssiges und glaubwürdiges Gesamtbild.


    Während des Lesens hatte ich oft das Gefühl, dass das Buch mehr ist als „nur“ ein Thriller. Das lag an zwei Dingen. Zum einem präsentiert der Autor sehr starke und komplexe Persönlichkeiten, die im Gedächtnis bleiben. Besonders angetan war ich von Christine und ihrer Art zu denken und Menschen wahrzunehmen und sie zu durchschauen.

    Zum anderen bietet Südafrika mit der Metropole Kapstadt einen faszinierenden und facettenreichen Hintergrund für einen Thriller. Der Autor geht auf die gesellschaftliche und soziale Probleme der Post-Ära der Apartheid ein und das tut er auf eine sehr subtile, aber auch gleichzeitig eindringliche Weise.


    „Der Atem des Jägers“ ist packend, intensiv, atmosphärisch, spannend und intelligent aufgebaut und geschrieben. Es ist zudem emotional und fast ein wenig melancholisch, aber nie pathetisch. Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sterne!