Boris Hillen - Agfa Leverkusen

  • Kishone Kumar betreibt in seiner indischen Heimatstadt ein kleines, erfolgreiches Fotostudio, doch mit der immer stärkeren Verbreitung des Farbfilms sieht er sich vor ein Problem gestellt, denn er ist überzeugter Anhänger der Schwarz-Weiß-Fotografie und die Kundschaft fragt vermehrt nach Farbfotos. Weil er mit den indischen Standards bei der Entwicklung von Farbbildern überhaupt nicht zufrieden ist, gibt es eigentlich nur eins: er muss nach Deutschland, nach Leverkusen zu den Agfa-Werken, um dort von der Pike auf das Handwerk der Farbfotografie zu lernen.


    Und so kommt es, dass Kishone mit seinem besten Freund Amitabh per Motorrad gen Deutschland aufbricht. Ein Irrsinnsplan, der am Ende aber tatsächlich aufgeht. So irgendwie jedenfalls - natürlich läuft nicht alles nach Plan auf dieser verrückten Reise, nicht nur, weil Kishone Joan nicht mehr aus dem Kopf geht, eine amerikanische Journalistin und Aktivistin, die er noch in Indien kennengelernt hat.


    Kishones in die Tat umgesetzte Schnapsidee klingt wie der perfekte Plot für einen Roadtrip- und Culture-Clash-Roman, weswegen ich mich sehr auf das Buch gefreut hatte.. Anfangs liest sich das Buch auch so, wenn die beiden jungen Männer durch Indien und Afghanistan tuckern, und in einem Parallel-Handlungsstrang eine junge Frau namens Saxona auf der Suche nach ihren Wurzeln mit Kishone zusammentrifft, von dem sie sich unter anderem sachdienliche Hinweise auf ihren Vater erhofft.


    Doch leider wird das Buch, das zu Beginn spannend und witzig wirkt, im weiteren Verlauf immer abstruser und wirrer. Sex, Drugs und Rock'n'Roll in Istanbul, APO und Kiffer-WG im Deutschen Herbst, Saxonas persönliche Geschichte - all das wäre Stoff für einen großartigen Roman gewesen, vermischt sich hier aber mit der Zeit immer stärker zu einem wüsten Mischmasch aus zeitgeschichtlichen Versatzstücken, überzeichneten Figuren und immer wilderen, blumigeren und unverständlicheren Metaphern und Dialogen.


    Theoretisch hätte man auch gleich die Zusammenfassung von Kishones Leben lesen können, die Saxona am Ende des Buches gibt. Das wäre deutlich schneller gegangen und hätte dem Leser einiges an Absurditäten und Geschwafel erspart.