Charles Dickens - David Copperfield (Start: 05.02.2018)

  • Wenn sie auf einen Kavalier und materiellen Wohlstand aus wäre, dann hätte sie sich doch nicht mit Ham verlobt. Ich habe sie als feinfühlig, aber nicht als verwöhnt wahrgenommen. Sie hat ihren eigenen Kopf und wird von Omer, bei dem sie in die Lehre geht, als sehr tüchtig beschrieben. Noch wissen wir ja nicht viel, aber für mich ist sie eine junge Frau, die Steerforth durchaus gewachsen sein könnte. Auf alle Fälle interessiert sie mich als Figur und ich bin sehr gespannt, was Dickens in der Geschichte noch mit ihr vor hat.

    :montag: Judith Hermann - Daheim


    "Sehnsucht nach Liebe ist die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam."
    (Bodo Kirchhoff: Die Liebe in groben Zügen)


  • David hat einen gewaltigen Rausch

    War das Kapitel 24 nicht herrlich zu lesen? Ich habe mich köstlich über die Formulierungen amüsiert; David, der sich selber nicht mehr erkennt, nicht richtig mitbekommt, dass er es ist, der die Treppe hinunterfällt, und im Theater tritt er aus der Loge direkt in sein Schlafzimmer. :totlach:
    Und weil's so schön war, habe ich gleich weitergelesen (Kapitel 25). Davids Katzenjammer und dann kommt auch noch ein Brief von Agnes, der Antwort erfordert. Die Vorstellung, wie David ewig braucht, um etwas Brauchbares zu Papier zu bringen, und sich Sorgen macht, dass der Bote meinen könnte, er lerne erst schreiben, fand ich soooooooo witzig. Und auch der "poetische Versuch" scheitert. Mir hat das alles so gut gefallen, dass ich jetzt am liebsten non stop weiterlesen möchte.
    Weniger erfreulich sind die Nachrichten, die Agnes für David hat, aber die noble Gesellschaft, zu der er eingeladen war, fand ich in ihrer Steifheit und Vornehmheit wiederum sehr amüsant. Erfreulich auch, dass er den lieben Traddles wieder trifft, weniger erfreulich, dass sich Uriah an ihn hängt und ihn sogar mit nach Hause begleitet. Was David dort hören muss, ist ja wirklich unglaublich.
    Falls möglich, werde ich heute noch weiterlesen, es ist einfach zu köstlich, wenn Mr. Dickens zu Höchstform aufläuft. :applause:

  • dann hätte sie sich doch nicht mit Ham verlobt

    Ich denke, das geschah auch nicht aus Liebe, da spielten wohl andere Überlegungen eine Rolle.

    aber ich sehe in ihr eine junge Frau, die Steerforth durchaus gewachsen sein könnte.

    Hoffen wir's, aber in Steerforth sehe ich keinen liebevollen und vor allem treuen Ehemann. Eigentlich kann ich mir den gar nicht als solchen vorstellen. Ob er nicht eher auf ein prickelndes amouröses Abenteuer mit der kleinen Em'ly aus ist? :-k

  • Eigentlich kann ich mir den gar nicht als solchen vorstellen. Ob er nicht eher auf ein prickelndes amouröses Abenteuer mit der kleinen Em'ly aus ist?

    Da kann ich nur an die Zeilen aus Davids Rückblick erinnern. Steerforth hat nur seine Vergnügung im Kopf. Eine feste Verbindung mit Emily ist schon unmöglich
    aus Gründen des Standes, oder besser gesagt aus Gründen des Standesdünkels.

    Zitat

    (...) played for the exitement of the moment, for the employment of high spirits, in the thoughtless love of superiority, in a mere wasteful careless
    course of winning what was worseless to him, and next minute thrown away.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Matt Ruff - Lovecraft Country

  • aber in Steerforth sehe ich keinen liebevollen und vor allem treuen Ehemann

    Ich bis jetzt auch nicht, aber manchmal blitzt da noch etwas anderes durch und mit der richtigen Frau an seiner Seite, könnte sich das vielleicht entwickeln. Ist alles nur ein Gefühl. Wir werden sicher bald sehen, wo die Reise hin geht.

    :montag: Judith Hermann - Daheim


    "Sehnsucht nach Liebe ist die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam."
    (Bodo Kirchhoff: Die Liebe in groben Zügen)


  • Eine feste Verbindung mit Emily ist schon unmöglich

    ... aber wie lange ist die Frage.
    Meinem Gefühl nach benützt er alle (Frauen) nach Gutdünken und wirft sie weg, wenn er ihrer überdrüssig ist.

    und mit der richtigen Frau an seiner Seite, könnte sich das vielleicht entwickeln.

    Wollen wir's hoffen. Aber ich halte beide für zu wenig charakterfest als dass da etwas Gescheites werden könnte.
    Wie Du richtig sagst, wir werden sehen ... und das Spekulieren ist ja auch interessant. :friends:

  • und ich bin sehr gespannt, was Dickens in der Geschichte noch mit ihr vor hat.

    Ich auch.
    Wie gesagt: ich tippe auf ein Heim für gefallene Mädchen oder so.
    Ich finde nämlich auch, dass sie bei aller Hochnäsigkeit etc. einen guten Kern hat, und
    Dickens wird sie nicht endgültig unter die Räder kommen lassen.

    Was David dort hören muss, ist ja wirklich unglaublich.

    Ja, da hat es sogar mir die Sprache verschlagen. Auf die Idee wäre ich nun wirklich nicht gekommen.
    Wollen wir morgen Kapitel 25 bereden?

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • gesagt aus Gründen des Standesdünkels.

    Ja - aber in Deinem Zitat klingt noch etwas anderes an, meine ich.
    Steerforth ist ein Utilitarist
    und beurteilt die Menschen nach ihrem Wert, d. h. nach ihrem Nutzen für ihn selbst.
    Eine sehr moderne Einstellung :-k

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Aber Du schlägst Dich prima. :thumleft: Schnell lesen geht bei mir auch nicht, weil man sonst einfach zu viele Feinheiten und Details überliest.


    Mitten im Alltag ist so eine LR sicher für alle eine gewisse Herausforderung, dazu noch das Schreiben. Das braucht schon seine Zeit, aber gerade das finde ich so schön, dass wir uns diese Zeit gemeinsam gönnen.

    Ich bin zwar eigentlich kein Schneckchen-, aber ein unverbesserlicher Parallelleser - meine reduzierte Lesezeit muss ich also auch noch zwischen den ganzen begonnenen Büchern aufteilen, die mich locken :wink:
    Die Leserunde ist, finde ich, schon durch die Länge des Buches fordernd - schließlich werden wir noch einige Wochen mit "David Copperfield" verbringen. Aber langsam sehe ich im Buch wirklich, wie wir vorankommen - wir nähern uns der Hälfte! Das hätte ich ohne die Leserunde nie im Leben so schnell geschafft :D


    Gestern ist es mir nicht gelungen, das Lesepensum der Woche abzuschließen, weil das Wochenende ziemlich trubelig war (inklusive einem Freitagabend in der Notaufnahme mit unserer Tochter - nichts wirklich Schlimmes, aber die Warterei nervte und der Abend war natürlich gelaufen). Dafür habe ich heute zwei Kapitel gelesen (23 + 24) und bin jetzt wieder im Rennen O:-)

    Ja, das hast Du schon mal gefragt :lol: Ich hab ein paar Jahre Englisch studiert, aber das Studium nicht abgeschlossen. Doch die Sprache bleibt halt :wink:

    Ich habe Englisch studiert und mich auch für längere Zeit in England, Schottland und Wales herumgetrieben. Ich liebe die englische Sprache, das wunderschöneLand, die Geschichte, die Literatur und...und....und.

    Wie schön, so viele anglophile Mitleser :applause: Ich beneide euch um eure Erfahrungen! Bei mir hat sich ein Auslandsaufenthalt nie ergeben, nur für einen 8-Wochen-Vollzeit-Englischkurs mit C1-Abschluss hat es gereicht. Ich lese mittlerweile einfach viel auf Englisch und traue mir inzwischen auch die meisten Bücher zu. Wenn es die Zeit erlaubt, lese ich gerade die viktorianischen Romane auf gerne im Original (ich habe noch so einige ungelesene auf der Liste - Elizabeth Gaskell und Anthony Trollope zum Beispiel).

    Das Rechtswesen im viktorianischen England hat ja schon in Bleak House eine wichtige Rolle gespielt. Kam auch da nicht wirklich gut weg. Ich denke, Dickenshatte da wohl auch persönliche Erfahrungen gemacht die nicht besonders positiv waren.

    Ich glaube, Dickens war selbst Anwaltsgehilfe. Bei Dickens werden Anwälte jedenfalls fast immer negativ dargestellt. Es gibt diesen hübschen Artikel zu dem Thema, ich zitiere nur folgendes: "Lawyers appear in 11 of his 15 novels. Some of them even resemble humans." :loool:

    Das englische Rechtssystem war und ist kompliziert und völlig anders als unseres. Die Commons umfassten eine Vielzahl von Courts, die sowohl Familien- und Erbrecht als auch Seerecht, aber wohl auch alles Kirchenrechtliche umfassten. Der Proktor ist da irgendwie eine Art Makler / Mittler, kein Rechtsgelehrter wie ein Advokat. Ein Advokat war wohl ähnlich wie ein Barrister, aber nicht das gleiche. Er scheint beschränkt gewesen zu sein auf das Kirchenrecht, da bin ich mir aber nicht sicher, und er musste auf jeden Fall den Doktortitel haben. Ein Barrister durfte generell vor Gericht vertreten - to go to the bar - während ein Solicitor das ja nicht durfte, der war "nur" Anwalt ohne das Recht, vor Gericht treten zu dürfen - vielleicht ähnlich unserm Notar. :-k

    Dickens hat mich auch schon motiviert, nach diesen ganzen unterschiedlichen Formen von Rechtsgelehrten, -assistenten usw. zu fahnden. Danke für die Informationen :D Ich habe ergänzend noch einen Artikel (auf Deutsch!) gefunden, der sich mit den Unterschieden beschäftigt. Er erklärt zum Beispiel, woher das Wort barrister kommt.

  • Ich hab doch gesagt, Kapitel 24 hat es in sich :loool: Ich fand allerdings auch beide Kapitel herrlich - viel Komik bis zum Slapstick, wie wir es kennen, aber auch die ruhigen Seiten und auch Einsichten bis hin zu unheilvollen Neuigkeiten.


    Unser Kleiner steht also auf eigenen Füßen und lernt gleich beide Seiten kennen: es ist herrlich, sein eigener Herr zu sein - aber es kann auch sehr einsam sein, sein eigener Herr zu sein. Morgens ist es toll, aber wenn man abends müde nach Hause kommt, dann wartet eben niemand auf einen, mit dem man den Tag besprechen kann. Und auch die Wohnung, die morgens so herrlich frisch erscheint, wirkt Abends leer und schäbig :wink:

    Zitat von Dickens

    It was fine in the morning, particularly in the fine morning. It looked a very fresh, free life, by dayight: still frecher, and more free, by sunlight. But as the day declined, the life seemed to go down too. I don't know how it was; it seldom looked well by candle-light. I wanted somebody to talkto, then. I missed Agne. I found a tremendous blank, in the place of that smiling repository of my confidence.

    Deswegen macht er sich schließlich auf den Weg, denn nur wer aus dem Haus geht, trifft auch Menschen - und einen Freundeskreis muss er sich ja erst noch aufbauen als Neuling in der Stadt.

    David vermisst Steerforth und besucht daher seine Mutter - das verstehe ich aus erzähltaktischen Gründen nicht so ganz, oder sollen
    wir als Leser nur darauf hingewiesen werden, dass Steerforth sich irgendwo herumtreibt?

    Naja, er dachte eben, dass er Steerforth zu Hause antreffen würde, nur war er da halt leider nicht. Tatsächlich glaube ich sogar, dass er in Oxford war - nur ob er studiert hat, steht auf einem anderen Blatt :-,
    Herrlich, wie er tatsächlich amouröse Anflüge für Miss Dartle bekommt :totlach: aber eigentlich auch nur, weil er mit jemandem reden können möchte am Abend. Nach zwei Tagen würde er sie bestimmt auf den Mond schießen wollen :twisted:


    Tja, und dann kommt Steerforth und mit ihm das erste Unheil in Form einer Einstandsparty

    Offenbar ist seine Wirtin auch fürs Kochen zuständig - und das ist doch herrlich, wie sie sich dem entzieht. Alles "convenience",
    alles von außer Haus, damit sie sich voll und ganz auf die Kartoffeln konzentrieren kann

    Convenience food gab es also schon damals, wenn auch etwas anders als heute. Der Abend kommt ihn in mehrfacher Hinsicht teuer zu stehen… Die Freunde scheinen ja alle drei auf einer Wellenlänge zu liegen und der arme David will mit ihnen mithalten - und überzieht dabei gnadenlos. Die anderen haben natürlich ihren Spaß dabei, da hat garantiert keiner versucht, David ein wenig zu bremsen - ganz im Gegenteil gehe ich davon aus, dass sie ihn regelrecht abgefüllt haben, wobei sie leichtes Spiel hatten. :roll:

    David, der sich selber nicht mehr erkennt, nicht richtig mitbekommt, dass er es ist, der die Treppe hinunterfällt, und im Theater tritt er aus der Loge direkt in sein Schlafzimmer.

    Dieses Besäufnis in allen Konsequenzen ist so traumhaft beschrieben :totlach: das könnte man doch genial verfilmen, Slapstick vom Feinsten und Dickens at his best, wenn es ums Komödiantische geht :mrgreen:

    Zitat von Dickens

    Somebody was leaning out of my bed-room window, refreshing his forehead to the cool parapet, and feeling the air upon his face. It was myself. …


    Now, somebody was unsteadily contemplating his features in the looking-glass. That was I too. I was very pale in the looking-glass; my eyes had a vacant appearance; and my hair - only my hair, nothing else - looked drunk. …


    The whole building looked to me, as if it were learning to swim; it conducted itself in such an unaccountable manner, when I tried to steady it.

    Das nennt man wohl ein Besäufnis erster Klasse mitsamt Filmriss - dumm nur, dass ausgerechnet die göttliche Agnes in der Loge vor ihnen sitzt. :-, Und der nächste, völlig verkaterte Tag ist natürlich eine einzige Katastrophe. Wobei mir da gleich aufgefallen ist, dass seine Anwesenheit auf der Arbeit wohl nicht so zwingend angesehen wird - kaum angefangen, macht er früher Feierabend oder kommt gleich mal gar nicht. Eigentlich kein guter Start in ein Dienstverhältnis, würde ich mal sagen. :-k


    Die Vorstellung, wie David ewig braucht, um etwas Brauchbares zu Papier zu bringen, und sich Sorgen macht, dass der Bote meinen könnte, er lerne erst schreiben, fand ich soooooooo witzig. Und auch der "poetische Versuch" scheitert. Mir hat das alles so gut gefallen, dass ich jetzt am liebsten non stop weiterlesen möchte.

    sagt die, die anfangs das Buch wieder in die Ecke legen wollte :friends:


    Tja, der Fortgang des nächsten Kapitels belegt das, was wir alle befürchtet haben: Uriah strebt nach oben, strebt nach Macht und mehr - und Wissen ist Macht, wie ich anfangs schon überlegt habe. So hat er sich also systematisch in die Geschäfte Wickfields reingedrängt, sich unentbehrlich gemacht, Unschönes bereinigt und immer mehr das Kommando übernommen bis zu dem Punkt, an dem Wickfield nicht anders kann als ihm die Partnerschaft anzutragen. Täte er es nicht, hätte Uriah wohl genügend gegen ihn in der Hand, um ihn zu ruinieren. Keine guten Aussichten 8-[

    Weniger erfreulich sind die Nachrichten, die Agnes für David hat, aber die noble Gesellschaft, zu der er eingeladen war, fand ich in ihrer Steifheit und Vornehmheit wiederum sehr amüsant.

    Da hat Dickens wunderbar die Standesdünkel und das Gehabe karikiert - diese beiden hochwohlnoblen Herren, die sich nach Tisch durch ihr Pseudo-Gelabere vom Fußvolk ab- und dieses in ihre Grenzen verweisen :loool: Auch das ist tatsächlich gleichzeitig sehr modern, erinnert es mich doch an das Pseudo-Gelaber von Bankern und Politikern, die sich angebliche Bälle zuwerfen und mit Insiderwissen vor anderen angeben 8)

    Erfreulich auch, dass er den lieben Traddles wieder trifft, weniger erfreulich, dass sich Uriah an ihn hängt und ihn sogar mit nach Hause begleitet. Was David dort hören muss, ist ja wirklich unglaublich.

    Traddles musste einfach wieder auftauchen, aber das Schicksal scheint es nicht gut mit ihm zu meinen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob der sich wirklich freut darüber, dass David mit Steerforth befreundet ist. Wie habt Ihr das empfunden? :-k
    Uriahs Zukunftspläne sind einfach konsequent - widerlich, aber strikt konsequent :roll:

    Steerforth ist ein Utilitarist und beurteilt die Menschen nach ihrem Wert, d. h. nach ihrem Nutzen für ihn selbst.
    Eine sehr moderne Einstellung :-k

    Wohl eher eine uralte Einstellung, die partout nicht aussterben will 8-[ Das gab es schon immer und wird es immer geben, fürchte ich.

    Aber langsam sehe ich im Buch wirklich, wie wir vorankommen - wir nähern uns der Hälfte! Das hätte ich ohne die Leserunde nie im Leben so schnell geschafft :D

    Unsere Leserunden haben echt ihre Vorteile - ich hätte in den letzten Jahren bestimmt auch nicht so viele Klassiker gelesen ohne sie. Und ganz sicher nur halb soviel Spaß dabei gehabt. :)


    Wie schön, so viele anglophile Mitleser Ich beneide euch um eure Erfahrungen! Bei mir hat sich ein Auslandsaufenthalt nie ergeben

    Im Ausland bin ich leider auch nie gewesen - ich bin beruflich ein zu großer Fachidiot, so dass sich das leider nie ergeben hat mal für ein paar Monate nach Connecticut zu wechseln. :uups:


    Bei Dickens werden Anwälte jedenfalls fast immer negativ dargestellt. Es gibt diesen hübschen Artikel zu dem Thema, ich zitiere nur folgendes: "Lawyers appear in 11 of his 15 novels. Some of them even resemble humans." :loool:

    Klasse! :applause: und danke für die Links

    Ich habe sie als feinfühlig, aber nicht als verwöhnt wahrgenommen. Sie hat ihren eigenen Kopf und wird von Omer, bei dem sie in die Lehre geht, als sehr tüchtig beschrieben.

    Ich hab Klein-Em'ly als alles empfunden - feinfühlig und trotzdem vom Onkel verwöhnt, dessen Liebling sie ja ist. Und dann eben tüchtig und begabt und fleißig im Beruf. Und trotzdem trau ich ihr zu, dass sie sich dummerweise auf Steerforth einlässt, da werden die Hormone wohl leider in die falsche Richtung steuern.


    Eine feste Verbindung mit Emily ist schon unmöglich aus Gründen des Standes, oder besser gesagt aus Gründen des Standesdünkels.

    Ganz deiner Meinung - nie im Leben würde Steerforth eine ernsthafte Beziehung mit jemand unter seinem Stand eingehen. Spaß haben und weiter zur nächsten dürfte da seine Devise sein.


    @drawe wir haben grad eben doch schon über Kapitel 25 gesprochen. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • So heute habe ich nochmal zwei freie Tage, bevor ich ne ganze Woche durcharbeite bis zu meinem Urlaub. Ich lese zwar konsequent meinen Wochenpart, aber ich komme kaum zum lesen der Kommentare geschweige denn zum konsequenten schreiben. Dieses Wochenpensum lesen ist eine neue Erfahrung, die mir persönlich nicht ganz so zusagt, auch wenn ich das Pensum meist Freitag oder Samstag durch hatte. :-k

    Für mich klingt das nicht so. Das sind Freundschaften zwischen Jugendlichen, aus denen sicher auch Männerfreundschaften werden könnten, aber ohne erotische Komponente. Schließlich ist David dauernd ins andere Geschlecht verliebt und Steerforth findet die kleine Emily ganz reizend.

    Das stimmt zwar, aber ungewöhnlich ist es trotzdem. Ich glaube, wenn Steerforth mich verweiblichen würde, dann hätte ich ihm aber den Kopf gewaschen. Die Frage die ich mir stelle ist, wieso macht Steerforth das? Ich glaube früher, wie auch heute würden Menschen ziemlich komisch gucken, wenn ein Typ ein anderen Typen "Daisy" nennt. :-k Da ist die Zeit früher und heute nicht viel anders glaube ich. :-k

    Da war ich allerdings am Haareraufen - wie kann man sich nur als "Besitz" bezeichnen lassen und sich über diesen herablassenden Spitznamen auch noch freuen Da ist mir Davids Naivität und diese ständige Anhimmelei doch etwas zuwider, das lässt sich doch mit Jugend nicht mehr wirklich erklären

    Zumindest kommt da eine dominante oder besser autoritäre Ader bei Steerforth heraus, die er ja auch schon früher hatte gegenüber Mr. Creakle. Ansonsten fällt mir kein Grund ein wieso es bei einer solchen Freundschaft zu so ungewöhnlichen Spitznamen kommt. Und Davids Reaktion kapier ich in dieser Hinsicht auch nicht trotz Bewunderung und Anhimmelei. Das ist ja eindeutig herabwürdigend und beleidigend. :scratch:

    das Wort "queer" hatte damals vermutlich noch nicht die Bedeutung, die es heute hat - ich glaube, da wirst Du auf eine falsche Fährte gelockt.

    Das könnte sehr gut sein, schließlich war das englische "gay" früher auch noch nicht negativ konnotiert. Es bedeutet früher "angenehm, freundlich"

    Die listige Zwergen ist bestimmt nicht ohne - zum einen scheint sie Steerforth genau zu durchschauen, zum anderen ist sie eine, die auf jeden Fall überall alles mitbekommt und viel zu viel weiß - und das bestimmt für sich zu nutzen weiß. Sie macht das Beste aus ihrer körperlichen Erscheinung, indem sie sich bis zu einem gewissen Grad als Närrin verhält und so vermutlich auch einige zu täuschen weiß. Dabei durchschaut sie die gesellschaftlichen Zusammenhänge perfekt, wie diese eklige Nagelgeschichte beweist

    Mrs. Morcher und Uriah Heep können das beide sehr gut. Information und Wissen ist gut und gefährlich je nachdem wie man es einsetzt. 8-[

    Solche Beispiele hätte ich aber auch aus der Gegenwart anzubieten.

    Früher war aber weniger schlimm. Zwar war die Arbeit sicherlich härter als heute, aber heute findet man auch extrem viel schwieriger einen Job, der einen zusagt. Früher konnte man das machen und arbeiten worin man richtig gut war. :-k

    Die anderen haben natürlich ihren Spaß dabei, da hat garantiert keiner versucht, David ein wenig zu bremsen - ganz im Gegenteil gehe ich davon aus, dass sie ihn regelrecht abgefüllt haben, wobei sie leichtes Spiel hatten.

    Vom Jungen zum Mann. :anstossen::-,:-#:loool:

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 50 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • Hallo Ihr,
    ich habe mich entschlossen, mich aus der Leserunde hier zu verabschieden. Ich werde das Buch (in meinem Tempo) auf alle Fälle noch zu Ende lesen aber zum ständigen nachlesen, kommentieren und posten hier im Fred fehlt mir derzeit auch einfach die Zeit und vor allem der Nerv, sorry. Ich wünsche Euch noch ganz viel Spass ! :winken:

  • Guten Morgen!
    Winter is coming! Schneegestöber, lange Anfahrten und Krankenvertretung machen es mir gerade schwer, ordentlich viel zu lesen, deswegen hänge ich noch irgendwo auf Seite 320....Ich hoffe ich bekomme noch den Anschluss und lese auch immer wieder gerne quer hier, nur ausführliche Posts schaffe ich gerade nicht. Liebe Grüße!!! :winken:

    :study: Junge mit schwarzem Hahn- Stefanie vor Schulte


    No two persons ever read the same book (Edmund Wilson)

  • @Nungesser, das halte ich für einen vernünftigen Vorschlag.


    Es ist doch schade, wenn einige nicht mehr mitkommen, und
    nicht jedes Kapitel liest sich im Hopplahopp.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • @drawe wir haben grad eben doch schon über Kapitel 25 gesprochen.

    Ja, aber nur ansatzweise - und ich will nicht vorgreifen und eins auf die Mütze kriegen :ergeben:


    Aber jetzt mach ich mal und geb dann wieder Ruhe.
    Kapitel 25
    Der Knaller ist wohl die Erpressung Uriahs. Eigentlich ja logisch, trotzdem ist mir das nicht eingefallen. Aus Agnes, dem Lamm,
    wird nun wohl Agnes, das Opferlamm. Mir ist das merkwürdig-neurotische Verhältnis zu ihrem Vater immer noch nicht so richtig
    klar. Agnes fühlt sich schuldig, auch am Alkoholismus ihres Vaters, und ist richtig verstrickt in das Leben ihres Vaters. Wieso eigentlich?


    Die Tischgesellschaft: Dieses Insider-Gerede! Dieses name-dropping! Ich hätte mich kringeln können, so aktuell ist das nach wie vor!
    Bei der Vollblut-Diskussion bin ich hellhörig geworden, da geht es ja offenbar nicht um Tiere, sondern um Menschen - oder?
    Rassismus? Durchaus ein Thema dieser Zeit.


    Und wie böse David den Uriah beschreibt: als Reptil, schleimig, kalt, sich aalartig windend. Mich hat das an die grün-glitschigen
    Meerwesen in diesem Buch erinnert. Mich hat die Beschreibung gestört: Uriah ist trotz allem ein Mensch.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Was genau nervt dich denn? :-k

    Nichts hier im Thread, sonst hätte ich nicht zwei Wochen mitgemacht.
    Ich werde ab März arbeitsmässig wieder mehr zu tun haben und ich muss meinen Tag auch generell dann neu einteilen, will und muss Einiges sowieso anders handhaben. Und hab auch privat momentan zu viel Anderes im Kopf. Da fehlt mir dann auch einfach die langfristige Konzentration und der Nerv auf solche doch recht zeitaufwändigen Runden.

  • und beurteilt die Menschen nach ihrem Wert, d. h. nach ihrem Nutzen für ihn selbst.
    Eine sehr moderne Einstellung

    Und gleichzeitig uralt ...

    weil das Wochenende ziemlich trubelig war (inklusive einem Freitagabend in der Notaufnahme mit unserer Tochter - nichts wirklich Schlimmes, aber die Warterei nervte

    Ich bewundere Dich und alle Mütter, die neben all ihren Verpflichtungen so viel lesen und auch noch an einer LR teilnehmen, wirklich sehr. Ehrlich, ich würde das alles nicht schaffen und hätte es auch früher nicht gepackt.
    Gott sei Dank ist der Kleinen nichts Schlimmes passiert, aber ich weiß, wie zermürbend diese langen Wartezeiten in den Ambulanzen sind.

    es ist herrlich, sein eigener Herr zu sein - aber es kann auch sehr einsam sein, sein eigener Herr zu sein.

    Ja, das ist wohl wahr, und gar nicht so leicht, aber ich habe meine Single-Zeiten immer sehr genossen. Jetzt wiederum ginge ohne meinen Mr. Sylli gar nichts mehr. :love: Aber meistens passt es so, wie es gerade ist.

    Dieses Besäufnis in allen Konsequenzen ist so traumhaft beschrieben

    Um nicht zu sagen göttlich. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich mich zuletzt so köstlich amüsiert habe.

    dass seine Anwesenheit auf der Arbeit wohl nicht so zwingend angesehen wird - kaum angefangen, macht er früher Feierabend oder kommt gleich mal gar nicht. Eigentlich kein guter Start in ein Dienstverhältnis, würde ich mal sagen.

    Das war damals wohl alles ganz anders als heute, in vielerlei Hinsicht auch viel lockerer, nichts mit Stempelkarte und dergleichen. Aber David bekommt ja auch nichts bezahlt, und überarbeitet hat sich dort wohl auch keiner.

    sagt die, die anfangs das Buch wieder in die Ecke legen wollte

    :pale::uups::pale:

    an dem Wickfield nicht anders kann als ihm die Partnerschaft anzutragen

    Ja, solche Typen, die sich überall einschleichen, um sich unentbehrlich zu machen und sich ihre Vorteile zu sichern, gab und gibt es wohl auch zu allen Zeiten.
    Ich habe sogar eine Kollegin, die das von Anfang an so betrieben und sich bei der Leitung unentbehrlich gemacht hat, indem sie Arbeiten übernahm, die sonst keiner machen wollte. Jetzt ist sie Stellvertreterin und hat sich aus der Routinearbeit völlig zurückgezogen, wohl ihr ursprünglicher Plan. Abrackern sollen sich ruhig die anderen, sie hat Wichtigeres zu tun. :loool:

    Da hat Dickens wunderbar die Standesdünkel und das Gehabe karikiert

    Ja, das war herrlich, aber David geht das noble Getue ziemlich auf die Nerven, nicht umsonst findet er das viele Gerede vom "Vollblut" als zu blutig.

    Traddles musste einfach wieder auftauchen, ...

    Ich hab mich soooo über das Wiedersehen mit dem einstigen kleinen Gerippezeichner gefreut. Wie er die Freundschaft von David und Steerforth beurteilt, könnte ich jetzt aber noch nicht sagen.

    Uriahs Zukunftspläne sind einfach konsequent - widerlich, aber strikt konsequent

    Ja, so erreicht man langsam aber sicher sein Ziel.


    Unsere Leserunden haben echt ihre Vorteile - ich hätte in den letzten Jahren bestimmt auch nicht so viele Klassiker gelesen ohne sie. Und ganz sicher nur halb soviel Spaß dabei gehabt.

    Stimmt alles, und dazu kommt noch, dass ich einfach aufmerksamer lese, wenn ich darüber auch noch etwas schreiben soll. So geht es mir auch, wenn ich Bücher lese, die ich rezensieren will.

    Spaß haben und weiter zur nächsten dürfte da seine Devise sein.

    So schätze ich ihn auch ein, obwohl er seine Absichten ja sehr charmant tarnt. Und der kleinen Em'ly mit dem hüschen Lärvchen (wie Mr. Omer sagte) wird er wohl gewiss das Köpfchen verdrehen.

    @drawe wir haben grad eben doch schon über Kapitel 25 gesprochen.

    Da komm ich ohne Notizen auch öfter durcheinander, und weiß nicht mehr, wo was stand.

    Dieses Wochenpensum lesen ist eine neue Erfahrung, die mir persönlich nicht ganz so zusagt, auch wenn ich das Pensum meist Freitag oder Samstag durch hatte

    Oje, das ist aber schade, weil ich mir für unsere Sachbuch-LR im April dasselbe System vorstellen könnte. Du kannst Dir das Wochenpensum ja selber einteilen und bist nicht gezwungen an einem Tag zu lesen, an dem Du gar keine Zeit oder Lust hast.
    Aber das können wir ja noch andernorts besprechen.

    Ich glaube, wenn Steerforth mich verweiblichen würde, dann hätte ich ihm aber den Kopf gewaschen. Die Frage die ich mir stelle ist, wieso macht Steerforth das?

    Für Steerforth ist David halt immer noch der kleine Junge, den er vor Jahr und Tag unter seine Fittiche genommen hat, während Steerforth weiterhin Davids Held aus Kindertagen bleibt.
    Ich denke nicht, dass Steerforth ihn damit auf bösartige Weise demütigen will, sondern sehe eher einen liebevoll-gutmütigen Umgang darin.
    Meine Mutter spricht mich heute noch oft mit einem Kosewort aus Kindertagen an, und ich werde heuer 57! :roll:

    Und Davids Reaktion kapier ich in dieser Hinsicht auch nicht trotz Bewunderung und Anhimmelei. Das ist ja eindeutig herabwürdigend und beleidigend.

    Ich sehe das Verhältnis eher als ein freundschaftlich-joviales. David - Daisy, dieses Wortspiel ist halt nicht ins Deutsche zu übersetzen.

    ich habe mich entschlossen, mich aus der Leserunde hier zu verabschieden.

    Oje, und was sagst Du zur angedachten Pause von einer Woche? Vielleicht erwachen dann die Lesegeister wieder?

    Ich hoffe ich bekomme noch den Anschluss

    Sollen wir eventuell eine Woche pausieren! Ich bin noch bei Kapitel 16?

    @Nungesser, das halte ich für einen vernünftigen Vorschlag.


    Es ist doch schade, wenn einige nicht mehr mitkommen, und
    nicht jedes Kapitel liest sich im Hopplahopp.

    Da wäre ich auch ganz dafür. Schließlich soll niemand auf der Strecke bleiben.

    und ist richtig verstrickt in das Leben ihres Vaters. Wieso eigentlich?

    Mich wundert das nicht! Die beiden leben ja sehr eng zusammen, da nimmt man schon automatisch Anteil am Leben des anderen. Agnes sieht ja, in welche Turbulenzen der Vater geraten ist, die ihn psychisch so belasten, dass er zu viel trinkt, und auf dem besten Weg ist, seine Gesundheit zu ruinieren. Was wäre denn das für eine Tochter, die diese Zustände kalt lassen?

    Bei der Vollblut-Diskussion bin ich hellhörig geworden, da geht es ja offenbar nicht um Tiere, sondern um Menschen

    Ja, David nennt das ganze Gerede ja auch "sehr blutig".

    Und wie böse David den Uriah beschreibt: als Reptil, schleimig, kalt, sich aalartig windend. Mich hat das an die grün-glitschigen
    Meerwesen in diesem Buch erinnert. Mich hat die Beschreibung gestört: Uriah ist trotz allem ein Mensch.

    Ja, ist er schon, aber die Beschreibung ist einfach genial. Hast Du Dir nicht vorgestellt, wie er da auf der Kutsche sitzt und sich schlangengleich windet, die arme Agnes symbolisch in seinen Fängen?
    Oder der Besuch bei David, das ist doch eine köstliche Darstellung des aalglatten Uriah.
    Überhaupt hat Dickens ein unglaubliches Gespür für Situationskomik. Bei ihm wirkt das so gut, so echt, nicht so aufgesetzt und um Heiterkeit bemüht wie bei vielen anderen. Was ich dann überhaupt nie witzig finde.

  • Oje, und was sagst Du zur angedachten Pause von einer Woche? Vielleicht erwachen dann die Lesegeister wieder?

    Nein, mit Lesegeister erwachen hat das nichts zu tun, das Buch gefällt mir nach wie vor sehr gut. Ich kann das jetzt auch nicht anders oder besser erläutern als auf der vorigen Seite zu der Frage von @Siebenstein. Bitte nicht böse sein :friends: