Kirsten Jacobsen - Mankell über Mankell / Mankell (om) Mankell

  • Klappentext:
    An die verschiedensten Orte der Welt ist Kirsten Jacobsen Henning Mankell gefolgt. Und sie hat den eher verschlossenen Schriftsteller dazu gebracht, von sich zu erzählen: wie er ohne Mutter aufwuchs, mit sechzehn Jahren die Schule verließ, einen Job beim Theater fand und mit dem Schreiben anfing. Der Schöpfer der berühmten Wallander-Romane berichtet über seine erste Reise nach Afrika, sein Theater in Maputo und die Beweggründe, die Menschen morden lassen. Zusammen mit Beiträgen von Desmond Tutu, Kenneth Branagh, Horst Köhler u. a. ist so eine sehr persönliche Biografie Mankells entstanden, dessen Leben zwischen Schweden und Afrika so ungewöhnlich ist wie sein Werk. (von der Verlagsseite kopiert)


    Zur Autorin:
    Kirsten Jacobsen, 1942 geboren, ist eine dänische Journalistin und Publizistin. Sie ist Autorin mehrerer vielbeachteter Biografien, u.a. über Lars von Trier. Gemeinsam mit Lutz Volke entstand 2012 der Band Das Leben des Anderen. (von der Verlagsseite kopiert)


    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: Mankell (om) Mankell
    Erstmals erschienen 2011 bei Gyldendal Forlag, Kopenhagen
    Aus dem Dänischen übersetzt von Lutz Volke
    Geordnet nach den Orten, an denen die Autorin Mankell interviewte, thematisch unchronologisch. Mit Einschüben von Mankells Freunden / Familienmitgliedern über ihn. Die Kapitel werden jeweils von einem Abschnitt aus einem Mankell-Roman eingeleitet.
    Mit zahlreichen Fotos, meist aus Privatbesitz.
    Mit Nachbemerkung der Autorin, Nachweisen der Zitate, Liste der Auszeichnungen Mankells 335 Seiten


    Inhalt:
    Er ist einer der fleißigsten und kreativsten Autoren der Gegenwart, Träger zahlreicher Literatur- und anderer Preise. Er ist Schöpfer des Kommissars Wallander. Er lebt das Sommerhalbjahr in Schweden, den Winter über in Mozambique. Das sind die Fakten, die die meisten Leser über ihn kennen.
    Doch wer ist der private Henning Mankell? Wie kommt er zu seinen Ideen, wie arbeitet er? Wie viel Mankell steckt in Wallander? Oder umgekehrt?
    Jacobsen ist keine, die Frage um Frage abfeuert und sich mit 1-Satz-Antworten zufrieden gibt. Sie gibt Mankell den Raum, das zu tun, was er am besten kann: Geschichten erzählen.


    Eigene Meinung / Bewertung:
    Mankell scheint kein leichter Interviewpartner zu sein, er wird schnell ungeduldig, wenn sein Gegenüber nicht auf den Punkt kommt oder sich in langem Gerede vertändelt. Er verlässt einen Raum, wenn ihm das Gespräch nicht zusagt. Jacobsen hat schnell einen guten Draht zu ihm gefunden. Sie ist kompetent, gut vorbereitet und vermag es, Mankell, der anscheinend so viel redet wie er schreibt, zu lenken. Gleichzeitig wahrt sie – wichtig für ihn – seine Grenzen.


    Er spricht vor allem über seine Literatur, sein Selbstverständnis als Autor und seine Aktivitäten als politischer Mensch. Sein ganz privates, familiäres Leben lässt er bis auf wenige Ausnahmen außen vor. Damit gibt er genau die Informationen preis, die ein interessierter Leser vom Autor seiner Lieblingsbücher wissen möchte, und bewahrt die Diskretion gegenüber Ex-Frauen, vergangenen Freunden oder Fernstehenden.


    Man könnte diese Biographie einen Idealfall für den Leser nennen: Eine große Unmittelbarkeit, wie sie normalerweise nur in Autobiographien zu finden ist, jedoch ohne deren Selbstdarstellung, Nähe ohne Entblößung. So wie in seinen literarischen Werken immer Geschichten erzählt werden, so setzt sich Mankells Leben aus Geschichten zusammen. Sie zu lesen ist beinahe so spannend wie seine Krimis zu lesen. Trotz der ernsten Themen, die den privaten Mankell beschäftigen, die Ungerechtigkeit in der Welt, die klaffende Schere zwischen Arm und Reich überall und auch in Schweden, Kriege, Gewalt und Rassismus lesen sich seine Lebensgeschichten unterhaltsam, denn er erzählt in demselben flotten lebendigen Stil, in dem er auch schreibt.


    Fazit:
    Ein unterhaltsames Interview, in dem ein genialer Autor einer kongenialen Journalistin Rede und Antwort steht, und das eine Bereicherung für Wallander- und Mankell-Fans darstellt.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)