Ich habe jetzt das Buch von Gregor-Dellin gelesen: Klar, eine Fülle von
Daten, Informationen und Geschichten. Und klar, ein solches Buch ist
interessant, weil es eine interessante Lebensgeschichte erzählt. Und der
Autor ist auch ohne Zweifel mit einigem schriftstellerischem Talent
gesegnet, alles lässt sich also sehr flott und unterhaltsam lesen.
Aber meiner Meinung nach will Gregor-Dellin zu viel. Er hält zu viele
Hintergrundinformationen für notwendig zum Verständnis und dann
informiert er uns eben über die politische, gesellschaflische und was
weiß ich für Tatbestände, die sicherlich auch wirklich interessant sind,
aber eben manchmal einfach zu weit führen und uns ab und zu auch
regelrecht von der Hauptperson wegführen. Auch setzt er manchmal einfach
zu viel voraus: Prominente dieser Zeit waren mir oft schlicht völlig
unbekannt. Dieser ausschweifende Stil führte dann andererseits dazu,
dass der Hauptstrang oft lückenhaft wirkte. Da passte der ganze Wagner
einfach nicht mehr ins Werk - das geht natürlich nicht! Ein Beispiel:
Mir persönlich war es wichtig zu erfahren, wie es zu den "Wagnertuben"
kam; leider tauchen die überhaupt nicht auf. Die Kinder der Wagners sind
schattenhaft und unvollständig beschrieben. Da bleibt es bei der
lapidaren Erklärung, Wagner habe sie geliebt. Wie hat Wagner von
anderer Musik erfahren? Hat er sich Klavierauszüge besorgt und sich
vorgespielt? Man erfährt es nicht . Dafür wird Nietzsche streckenweise
plötzlich zum Protagonisten, was zwar auch interessant ist, aber doch
ein wenig vom Thema abschweift.
Das war jetzt sehr viel Kritik für ein Buch, das mir sehr gut gefallen
hat, das mir viele neue und interessante Informationen gegeben hat und
mich noch einmal ganz zu Wagner geführt hat und bewirkt, dass ich
seitdem wieder viel von ihm gehört habe.