Emma Wagner - Eine Schildkröte macht noch keine Liebe

  • Vincent nimmt das Leben leicht und versucht Arbeit und Ärger aus dem Weg zu gehen. Nachdem er jedoch der geheimnisvollen Lilly zu Hilfe geeilt ist, hat er plötzlich von beidem mehr als genug am Hals. Schnellstmöglich will er die junge Frau mit den smaragdgrünen Augen wieder loswerden, aber sie erweist sich als ebenso sonderbar wie hartnäckig.
    Lillys Leben ist von Grund auf anders – in vielerlei Hinsicht. Sie merkt recht bald, dass Vincent und sie nicht unterschiedlicher sein könnten und er sie mit seiner ganzen Art auf die Palme bringt. Doch schließlich kann man nicht besonders wählerisch sein, wenn man auf der Flucht ist. Und dann sieht er auch noch so unverschämt gut aus...
    Mit Gefühlen jedenfalls hat keiner von beiden gerechnet.
    Auch nicht mit Vincents Bruder, der eigene Pläne verfolgt.
    Aber kann ein einziges Wochenende alles verändern?
    Und wo kommt eigentlich die Schildkröte her?


    Quelle: Amazon.de


    Was kann an einem Wochenende passieren? Nicht zwingend viel, aber manchmal eben doch alles. Denn es braucht nur ein Wochenende und das Leben von Vincent und Lilly ist komplett aus den Fugen geraten. Sie stolpern von einer Aufregung in die nächste. Sie streiten sich. Die Liebe hält Einzug. Die Wahrheit drängt an die Oberfläche. Missverständnisse stellen sich ihnen in den Weg. Ja, an einem Wochenende kann viel passieren.


    Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich in die Geschichte fand. Zuerst dachte ich, die vielen Nebenschauplätze wären etwas zu viel: Was hat es mit Toni auf sich? Warum ist Vincent sauer auf Mark? Welche Rollen spielen Arne und Nicolette und Karl und Otto.
    Aber je mehr ich las, je mehr aufgeklärt wurde, die Zusammenhänge klarer wurden, umso mehr habe ich verstanden, dass es doch nicht zu viel war. Und die Geschichte mochte ich dann mit jeder Seite mehr.


    Zentraler Handlungsort ist die Stadt Heidelberg. Bisher habe ich mir nicht viel Gedanken über die Stadt gemacht. Aber mittlerweile muss ich sagen, dass Heidelberg mir sehr gefällt.


    Zu Beginn wusste ich nicht so genau, was ich von Lilly halten soll. Ein bisschen naiv, unerfahren. Aber auch nicht auf den Mund gefallen. Aber wenn man Lilly im Gesamten betrachtet, auch insbesondere wie sie aufgewachsen ist, ergibt sich ein stimmiges Bild. Und umso mehr ich sie kennenlernen konnte, umso sympathischer wurde sie mir dann doch.


    Bei Vincent habe ich gleich gemerkt, dass er sein Herz am rechten Fleck trägt. Seine Sprachlosigkeit am Anfang fand ich sehr unterhaltsam.


    Die Hausgemeinschaft um Otto, Karl, Martin, Arne und Nicolette waren schon eine Truppe für sich. Ich konnte sie erst nicht ganz einordnen, aber spätestens als sich Lilly in die Streitereien zwischen Otto und Karl eingemischt hat, wollte ich ihnen auch mal einen Besuch abstatten.


    Die Schildkröte spielt natürlich auch eine Rolle. Aber darüber möchte ich nicht zu viel verraten.


    Die Liebesgeschichte zwischen Lilly und Vincent entwickelt sich langsam. Zumindest wenn man außen vor lässt, dass der Zeitraum, in dem sich die Liebesgeschichte entwickelt, nur drei Tage beträgt. Aber es wirkt stimmig, auch wenn ich mir immer wieder in Erinnerung gerufen habe, wie viel Zeit bzw. wie wenig Zeit eigentlich vergangen war.


    Der Humor hat mir gefallen, auch wenn er nur gelegentlich vorkam. Auch die chinesischen Sprichwörter, die immer wieder in die Geschichte eingeflochten wurden, las ich gerne.


    Erzählt wird jeweils von Lilly und Vincent aus der Ich-Perspektive. Vor jedem Kapitel befinden sich abwechselnd zwei von drei Grafiken: Die Tiere, die Brücke und das Baumhaus. Das passt zur Geschichte.


    Sowie ich in die Geschichte gefunden hatte, las ich die Geschichte gerne. In gewisser Weise war es auch eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Die Nebenhandlungen rundeten die Geschichte ab. Von mir gibt es gute :bewertung1von5::bewertung1von5: :bewertung1von5::bewertung1von5: .

  • Die Geschichte wird abwechselnd aus Vincents und Lillys Sicht geschildert, so dass man in beide Gefühlswelten gut eintauchen kann. Beide Protagonisten könnten gegensätzlicher nicht sein, aber genau das macht auch die Würze der Geschichte aus.


    Vincent lebt in den Tag hinein, hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und nimmt das Leben auch insgesamt eher auf die leichte Schulter. Lilly hingegen ist sehr diszipliniert, weiß genau wo sie hin will (oder besser gesagt, wohin ihr Vater sie haben will) und findet, dass man für alles im Leben einen Plan benötigt. Beide Protagonisten sind auf ihre Art sehr liebenswert, wobei mir Vincent ein kleines bisschen besser gefallen hat. Ich denke, dass eine gesunde Mischung aus Plan und Chaos für das Leben von Vorteil ist.


    Auch die Nebencharaktere hat Emma Wagner sehr schön gestaltet. Otto und Karl, die beiden Streithähne, Nicolette, die sexy Mama oder Arne, der für sein Leben gerne flirtet. Ganz besonders gut hat mir Bernie gefallen, da er eben genau nicht so ist, wie man es von ihm, dem tätowierten Kneipenbesitzer, erwarten würde. Einzig Mark blieb für mich etwas blass, was ich sehr schade fand, da er schon eine recht große Rolle für die Geschichte gespielt hat.


    Die Geschichte vom eher zufälligen Zusammentreffen Vincent und Lillys und die Entwicklung ihrer „Beziehung“ wird stringent erzählt. Es gibt keine Ungereimtheiten, keine Längen und keine logischen Fehler. Zumindest ist mir nichts aufgefallen. Das eine oder andere Mal musste ich auch schmunzeln, aber ich würde dieses Buch doch eher in die ernste Ecke stellen, denn meiner Ansicht nach enthält es sehr viele Denkanstöße und sehr viele Wahrheiten, die es sich näher zu betrachten lohnt.


    Eine Schildkröte macht noch keine Liebe ist eine Liebesgeschichte, die den Leser in ihren Bann zieht. Sie kommt mal nicht locker flockig daher, wie man es sonst gewöhnt ist, sondern weiß durchaus zum Nachdenken anzuregen. Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • Zwei Welten prallen aufeinander


    „Eine Schildkröte macht noch keine Liebe“ ist ein Liebesroman der Autorin Emma Wagner. Außer der Schildkröte sind noch Lilly und Vincent Hauptcharaktere des Buches. :)


    Lilly
    Sie ist eine zielstrebige, durchorganisierte und etwas sehr weltfremde junge Frau, die von Zuhause geflüchtet ist und somit vor ihrer Künstler-Karriere im klassischen Bereich und dem Druck, den ihr Vater ihr dadurch auferlegt hat. Alles was sie bei sich hat, als sie in Vincents Leben tritt, ist ihr Smartphone und ein Schuhkarton mit einer Schildkröte darin.


    Vincent
    Er kann sich nicht mit Arbeit anfreunden, lebt in den Tag hinein und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Ebenso verabscheut er Ärger. Trotzdem zieht er diesen fast magisch an. Ständig gerät er (nicht immer beabsichtigt) in brenzlige Situationen, aus denen ihn öfters sein ehem. bester Freund und Polizist Mark retten muss.


    Lilly und Vincent begegnen sich das erste Mal in einer Bar in Heidelberg, in der Vincent gerade als Kellner jobbt. Er beschützt sie vor aufdringlichen Typen. Nur leider verliert er deshalb seinen Job. Okay, er hat dem Kerl die Nase gebrochen… Anschließend taucht Lilly in seinem Van wieder auf, in dem sie sich versteckt hat. Obwohl er durch sie in diesen Schlamassel geraten ist (und in weitere geraten wird), hilft er ihr und gewährt ihr (vorerst) für eine Nacht Unterschlupf in seiner Wohnung.
    Die beiden beginnen sich anzufreunden, auch wenn sie aus vollkommen unterschiedlichen Welten kommen. Sie fühlen sich zueinander hingezogen, obwohl keiner der eigentliche Typ des anderen ist. Kann aus ihnen ein Paar werden, wo doch so viele Geheimnisse zwischen ihnen stehen? Dann erscheint auch noch Toni, Vincents Bruder, der frisch aus dem Gefängnis entlassen wurde und schon wieder krumme Pläne schmiedet. Darin soll Lilly eine entscheidende Rolle spielen, obwohl sie noch nichts von ihrem „Glück“ weiß . Vincent spielt hier mit, zwar etwas widerwillig, denn er hat seinem großen Bruder gegenüber ein schlechtes Gewissen und lässt sich daher breitschlagen.


    Was ich sehr schön finde ist, dass die Erzählweise der Geschichte zwischen Lilly und Vincent wechselt. So lernt man die beiden besser kennen. Lustig sind auch noch die beiden zerstrittenen Brüder Karl und Otto, die im selben Haus wie Vincent wohnen und sich durch ihn immer kleine „Nettigkeiten“ austauschen. :)

  • "Eine Schildkröte macht noch keine Liebe" ist abwechselnd aus Lillys und Vincents Sicht geschrieben und spielt sich größtenteils innerhalb weniger Tage ab. Das Cover und auch die Innengestaltung haben mir sehr gefallen. Der Schreibstil ist leicht und angenehm.


    Lilly ist weggelaufen, da sie eine Auszeit von ihrem stressigen Leben braucht und ihrem Vater eine Lektion erteilen will. Allerdings steht sie plötzlich ohne Kleidung und Unterkunft da und schleicht sich deshalb heimlich in den Van von Vincent. Dieser hat sie zuvor aus einer brenzligen Situation gerettet, weshalb sie ihn als guten Kerl einschätzt. Vincent ist durch diese Tat allerdings seinen Job losgeworden und daher alles andere als begeistert, dass er nun auch noch Lilly bei sich aufnehmen soll. Aber irgendwie kann er sich nicht dazu überwinden, ihr eine Abfuhr zu erteilen.


    Lilly wirkt sehr naiv und weltfremd, ist durch ihre süße Art aber sehr sympathisch. Umso mehr man über ihren Hintergrund erfährt, umso besser kann man sich in sie hinein versetzen und ihr Handeln nachvollziehen. Mit der Zeit merkt man auch, dass sie hinter die Fassade eines Menschen schaut und insbesondere Vincent sehr gut einschätzen kann. Sie hätte eine gute Menschenkenntnis, wenn sie nicht gelegentlich vorschnell urteilen und reagieren würde.
    Vincent hat ein sehr gutes Herz, wodurch er sich augenblicklich in meines geschlichen hat. :love: Er ist immer hilfsbereit und setzt sich für die Menschen ein, die er liebt. Er rettet verletzte oder ungewollte Tiere und nimmt sie notfalls auch bei sich auf, obwohl er nicht viel Geld zur Verfügung hat. Er ist sehr loyal, insbesondere seinem Bruder gegenüber, und glaubt daran, dass sich Menschen bessern können. Vincent hangelt sich von einem Job zum nächsten, da er sich für keine Tätigkeit wirklich begeistern kann und sein Leben nicht mit Arbeit verschwenden will.


    Obwohl Lilly und Vincent unterschiedlicher nicht sein könnten, harmonieren sie sehr gut miteinander. Im Verlauf der Geschichte, deren Handlungszeitraum ja nur wenige Tage beträgt, kommen sie sich langsam näher und entdecken durch den jeweils anderen neue Seiten an sich. Ihre Annäherung und ihre gemeinsamen Erlebnisse waren sehr süß und haben mich öfter schmunzeln lassen. Durch die Schildkröte und Vincents Bruder fehlte es der Geschichte auch nicht an Spannung. Beide Protagonisten entwickeln sich weiter und denken zum Ende hin anders über ihr Leben.


    Fazit:
    Eine sehr süße Liebesgeschichte, die ich auch Jugendlichen empfehlen würde. Von mir gibt es sehr gute :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sterne.


    Warum gibt es hier eigentlich 4 Rezensionen, aber nur 2 Bewertungen? :scratch:

    Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen. Kurt Tucholsky :wink:


  • Vincent hat von Ärger genug und versucht dem bestmöglich aus dem Weg zu gehen. Doch als Lilly auftaucht kommt es noch schlimmer und schließlich wird er noch seine neue Arbeit los. Eins ist sofort klar, die junge Frau muss weg. Doch so leicht lässt Lilly sich nicht abschütteln. Schnell ist ihr klar dass Vincent das genaue Gegenteil von ihr ist, aber schließlich ist sie auf der Flucht und hat keine andere Wahl. Und so rechnet keiner von beiden mit der Liebe. Und dann kommt auch noch eine kleine Schildkröte in der Box ins Spiel.


    Die Geschichte wird abwechselnd von Lilly und Vincent erzählt. Dabei ist mir Vincent etwas sympathischer als Lilly. Obwohl ich beide Figuren mag. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Wie ich finde hat das Buch auch die richtige Länge, ohne das es langweilig wird. Jedoch finde ich, das Cover und Titel nicht zueinander passen. Einzeln betrachtet finde ich aber sowohl Cover als auch Titel schön.


    Insgesamt eine leichte Sommerlektüre mit tollen Charakteren und einer geheimnisvollen Schildkröte.