Aljoscha Brell - Kress

  • Klappentext:
    Die Welt ist eine Zumutung, jedenfalls für Kress. Wohin er sieht: Mittelmaß. Einzig die Universität ist ein erträglicher Ort, dort studiert Kress Goethe, Kleist, Kant, eben was im 19. Jahrhundert Rang und Namen hatte. Nach dieser glanzvollen Epoche ging es steil bergab, für Kress bis nach Berlin-Neukölln. Dort lebt er in einer unsanierten Hinterhofwohnung und führt philosophische Gespräche mit dem Tauberich Gieshübler. Doch dann geschieht etwas Unvorher gesehenes: Kress verliebt sich. Und muss auf einmal mitmachen, was seine Altersgenossen lieben – Partys, Small Talk, Ausflüge. Sein Scheitern ist grandios …


    Meine Meinung:
    Kress…. ein Buch, welches bestimmt polarisieren kann und wird. Mir hat die Geschichte in ihrer Gesamtheit gut gefallen. Allerdings muss ich auch gestehen, dass ich mir Kress so meine Probleme hatte. Es war alles dabei. Von Mitleid bis absolute Gereiztheit, weil er mich so nervte. Ich bin auch nicht sicher, ob Kress einfach nur egoistisch ist, oder nicht doch eher psychisch krank. Sein Verhalten ist extrem weit ab von dem, was man als „normal“ bezeichnet. Dabei schafft er es aber immer wieder, seine soziale Inkompetenz so zurecht zu drehen, dass er sich seinen Mitmenschen haushoch überlegen fühlt. So viel Selbstbewusstsein muss man erstmal haben. Traurig ist dabei allerdings, dass er weder mit sich, noch mit seinen Mitmenschen zufrieden ist. Er findet an alles und jedem etwas auszusetzen.


    Einen Pluspunkt gibt es für Gieshübler. Ein Tauberich, der keiner ist, der aber aus Kress wenigstens ein bisschen Menschlichkeit und Wärme aus ihm heraus befödert. Neben Gieshübler sind aber auch die weiteren Protagonisten, Marlene (nur die Verspätung genannt), Mona und Elektro-Kai nicht ganz unwichtige Personen in diesem Roman. Sie alle haben ihre Eigenheiten, die sie besonders machen und die sie von den anderen abgrenzen.


    Der Schreibstil von Aljosch Brell ist hm… ungewöhnlich? Trifft es das? Ich weiß es selber nicht. MIt Kress hat er einen Debütroman geschaffen, der sich in keine Schublade einordnen lässt, den man nicht beschreiben kann, sondern selbst erleben muss.


    Einen Stern ziehe ich ab, weil… tja… auch hier muss ich wieder passen. Ich kann nicht sagen, was mir genau gefehlt hat. Vielleicht eine Einsicht von Kress, dass er etwas ändern muss? Die Auflösung, dass Kress krank ist und nichts dafür kann? Irgendetwas um die Geschichte rund zu machen. Das Ende ist nicht völlig enttäuschend, aber irgendwie lässt es den Leser ein bisschen im Regen stehen.


    Von mir gibt es also 4 Sterne und eine Hörempfehlung. Ich bin davon überzeugt, dass Max Felden mit seiner wunderbaren Art, dieses Buch zu lesen, einen großen Teil zur Faszination, die es auf mich ausgeübt hat, beigetragen hat.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)