Sascha Michel (Hrsg.) - Glück: Ein philosophischer Streifzug

  • Klappentext:
    Glücklich sein - wer will das nicht? Wie aber wird man glücklich? Und was ist überhaupt Glück? Keine Frage ist so alltäglich und zugleich so philosophisch wie die Frage nach dem Glück. Dieser Streifzug durch die Philosophiegeschichte präsentiert die wichtigsten Positionen.


    Meine Meinung:


    „Ein erfülltes Leben nämlich, das ist mein zweites Paradox, ist kein Leben in Erfüllung.“ (S. 197, Martin Seel)


    Wer an Philosophie denkt, der kommt irgendwann unweigerlich zur Assoziation dieser mit der Frage nach dem Glück. In diesem kleinen Band findet man Texte von Epikur, Kant, Schopenhauer, Diderot, Nietzsche und vielen anderen, die dazu Stellung beziehen. Durch die Wahrung der Chronologie merkt man, wie spätere Philosophen sich auf frühere berufen, Ideen wieder aufgenommen und verworfen, Positionen gefestigt und aufgegeben werden. Die Texte sind alle ganz unterschiedlicher Natur: Es gibt sowohl kurze Tipps für ein glücklicheres Leben, wie auch ein Interview, einen Text in Prosa oder auch Abhandlungen in Essay-Form. Wer schon einmal wissen wollte, was bekannte Philosophen zu dem Thema im Original sagen, der kommt hier voll auf seine Kosten.


    Nun ist nicht alles, was sich Philosophie nennt, als unanfechtbar zu betrachten. Niemand weiß das besser, als die Philosophen selbst, aber auch als Leser habe ich dies wieder einmal spüren dürfen. Manche Ansätze erschienen mir ganz vernünftig und deckten sich so ziemlich mit dem, was ich mir unter Glück vorstelle, andere haben mir Sichtweisen eröffnet, die mir bisher noch nicht in dem Maße klar waren oder eben ganz neu für mich sind (Martin Seel und Wilhelm Schmid gehören zu meinen positiven Entdeckungen). Dann gab es wieder Theorien, über die ich nur den Kopf schütteln kann (da wäre zum Beispiel Epiktet zu nennen, zu meinem eigenen Erstaunen, denn sonst finde ich die Griechen gar nicht schlecht, was Philosophie angeht) oder die ich gar nicht erst verstanden habe. Eventuell lag es daran, dass ich das Büchlein oft abends zur Hand nahm und dann für hochtrabende philosophische Geniestreiche gar nicht mehr aufnahmefähig war, aber was Nietzsche und Foucault da geschrieben haben, ist mir immer noch ein Rätsel. Vielleicht muss ich mich einfach nur mehr mit ihren Philosophien auseinandersetzen, denn das war meine erste Begegnung mit den beiden.


    Was mir aufgefallen ist, dass sich viele Philosophen um ein und dieselben Ideen drehen, wie der Mond um die Erde. Das lässt natürlich die Frage aufkommen, ob die Philosophie bei dem Thema überhaupt vorankommt oder so langsam ihre Grenzen erreicht. Wenn man sich jedoch die letzten Beiträge in dem Buch anschaut, dann merkt man, dass da noch Luft nach oben ist, da sich die neueren Philosophen auch auf aktuelle Themen z.B. die Glücksverwirrung im Zusammenhang mit Werbung beziehen. Die Zukunft wird also wahrscheinlich noch weitere Denkperspektiven eröffnen, auf die wir gespannt sein dürfen.


    Sehr gut gefallen hat mir auch das Nachwort des Herausgebers, in dem die Texte noch einmal kommentiert werden.


    Fazit:
    Für Philosophieliebhaber ein Muss. Wer sich das Büchlein jedoch zum Lesen schnappt, sollte genügend Zeit dafür einplanen, denn ganz leicht ist die Lektüre oft nicht.

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius