Kurzbeschreibung:
In einem abgelegenen Dorf lebt der Außenseiter Mykar. Vom eigenen Vater und allen Bewohnern verachtet, hat er nur einen Freund: Cay, den Sohn des Dorfpriesters. Als eine Reihe grauenvoller Verbrechen geschieht, machen die verzweifelten Bauern Mykar zum Sündenbock. Sie knüppeln ihn nieder und verscharren ihn im Wald – alle halten ihn für tot. Als Jahre später Cay des Mordes an einem Adligen beschuldigt wird, ist für Mykar die Zeit gekommen zurückzukehren. Verbündete findet er in dem versoffenen Adligen Justinius, dessen verrückter Magd Scara und einer geheimnisvollen Schönen. Keiner von ihnen ahnt, dass viel mehr auf dem Spiel steht als Cays Leben. (Quelle: Verlagswebsite)
Autor:
Daniel Illger, geboren 1977, hat an der Freien Universität Berlin promoviert und arbeitet als Film- und Literaturwissenschaftler. »Skargat« ist sein Debütroman. (Quelle: Verlagswebsite)
Allgemeines:
„Skargat. Der Pfad des dunklen Lichts“ ist im Februar 2015 bei Klett Cotta als broschierte Ausgabe erschienen.568 Seiten, gegliedert in 3 Teile, die jeweils mit einem Prolog beginnen und in Kapitel unterteilt sind. Am Ende finden sich noch zwei Landkarten und eine Danksagung des Autors.Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven jeweils in der Ich-Form.
Inhalt:
Auch dies ist wieder ein Buch aus der Kategorie: wer hat denn nur diesen Klappentext geschrieben? Die Namen stimmen und die groben „Eckdaten“, aber ansonsten kann man den gern vergessen. Daher versuche ich es nochmal mit eigenen Worten: Mykar ist ein Skargat-Kind. Im Jahr der bösen Ernte geboren, wird er von allen verspottet, gemieden und ausgegrenzt – sogar von der eigenen Familie. Nur einer hilft ihm: Cay, der Sohn des Dorfpriesters. Gerade als es ihm fast gelungen ist, Mykar in die Gemeinschaft zu integrieren, geschieht ein grausamer Mord. Die Dörfler sind aufgebracht und der Schuldige steht für sie fest: das Skargat-Kind. Zusammengeschlagen, aber nicht verscharrt bleibt er im Wald zurück.
Jahre später wird Cay des Mordes angeklagt und es ist an der Zeit für Mykar, zurückzukehren. Zur gleichen Zeit betreten noch andere Mächte und Personen den Plan, denn eine namenlose Bosheit regt sich, deren Kommen gefürchtet oder ersehnt wird – je nachdem, in welchem Lager man sich befindet.
Meine Meinung:
Ich habe ja schon viel Fantasy gelesen und auch viel sehr düstere Romane. Was Daniel Illger hier erschaffen hat, ist aber etwas ganz besonderes. Das Szenario ist düster, sehr düster. Da gibt es die berüchtigte Horde – ein Heer von Geistern, die ihr Unwesen treiben. Es wimmelt in diesem Roman von Toten, Untoten und Wesen, die irgendwas dazwischen sind. Es gibt den ein oder anderen Leichenschmaus (und das ist durchaus wörtlich zu nehmen!) und die Handlung spielt auf Friedhöfen, in Grüften und heruntergekommenen Spelunken.
Das Beste sind aber seine Hauptfiguren: Mykar, der Außenseiter, der nach sieben Jahren Abwesenheit zurückkehrt und eine innige Freundschaft zu einem Totenschädel pflegt. Des weiteren treffen wir auf Justinius von Hagenow, einen versoffenen, total heruntergekommenen und sarkastischen Adligen mit seiner völlig durchgedrehten Magd Scara, die für jede Lebenslage einen klugen Spruch und immer „noch ein Brot im Ofen“ hat (mehr will ich dazu gar nicht verraten). Die Rache an einem gemeinsamen Feind verbindet Mykar und Justinius und so zieht das Trio gemeinsam los zum Herrschaftssitz in der „Perle“. Dort wird dieses Dreamteam verstärkt durch die geheimnisvolle Vanice, die mehr als seltsame Vorlieben und grausige Freunde hat.
Die ganze Handlung ist ziemlich skurril und die Sprache streckenweise mehr als derb. Aber wer würde von Leichenfressern oder versoffenen Habenichtsen auch eine gewählte Ausdrucksweise erwarten? Was ich damit sagen will: wer sich an Kraftausdrücken und ekligen Szenen im Friedhofsmilieu stört, der sollte die Finger von diesem Buch lassen. Wen das ein oder andere Leichenteil nicht stört und wer auf Abgedrehtes steht, der wird hier gut unterhalten.
Ein bisschen verwirrend ist anfangs die wechselnde Ich-Perspektive, aber daran gewöhnt man sich relativ schnell. Im letzten Drittel verzettelt sich das Ganze ein wenig, als die Herkunft und Geschichte von Vanice erzählt wird, aber letztendlich sind auch diese Informationen wichtig für die Handlung. Einziges wirkliches Manko ist der für mich nicht ganz verständliche Schluss – aber vielleicht hab auch nur ich da die Kurve beim Showdown nicht gekriegt. Oder das Ende zielt auf eine Fortsetzung ab.
Zitieren möchte ich hier noch die Widmung: „Für Hexen, Hochlandrinder und kleine Tiere.“ Nach der Lektüre des Romans glaube ich, dass sie einiges darüber sagt, wie der Autor so drauf ist. Ein bisschen schräg halt.
Ein wirklich interessantes Debüt. Ich werde Daniel Illger auf jeden Fall im Auge behalten und lege das Buch – mit den schon genannten Einschränkungen – Fantasy-Fans durchaus ans Herz, auch wenn ich auf Grund der Längen um Vanice und dem sehr offenen Ende "nur" Sterne vergebe, was ja aber immer noch deutlich über "durchschnittlich" ist.
Fazit:
Gespenstisch, derb und düster. Auf keinen Fall beim Essen lesen!