Teil 1: "Eins" bis "Fünfzehn" (Seiten 9-98)

  • Drei
    Ich fand hier den kurzen Rückblick interessant, wo erwähnt wird, dass Jakob in seiner Abiturfeier niemals von der Zukunft gesprochen hat. Hat er vielleicht da schon damit gerechnet, dass es für ihn keine Zukunft gibt? Ich bin wirklich gespannt, ob man erfährt, wie und warum Jakob sterben musste/wollte.


    Hier ist mir dieser Abschnitt hängen geblieben:

    Zitat

    Ich liege mit meinem Bruder im Gras und lasse mir von ihm die Welt erklären. Dass die Menschen Gefangene sind. Dass Freiheit nur eine Illusion ist und wir uns hinter dem verstecken, was wir Schicksal nennen.


    War für Lennys Bruder der Tod vielleicht die wahre Freiheit?


    Die beiden Jungen hatten ganz sicher eine sehr innige Beziehung, wie es hier beschrieben ist. Als Lenny plötzlich Jakobs Stimme hört und sich in Gedanken mit ihm unterhält, kommt das auch ziemlich heraus, finde ich.


    Vier
    Die eigentliche Beerdigung findet statt.
    Ich mag Friedhöfe auch sehr, muss ich sagen. Mir gefällt, wie Lenny den Friedhof beschreibt, wie der normalerweise ist.
    Und dann, die Szene mit Jana und die Rückblende zu dieser ersten Nacht, das Gespräch mit der Mutter -

    Zitat

    [.....]und schaue rüber zu meiner Mutter, die alles getan hat, um ihren Sohn nicht teilen zu müssen. Schon gar nicht mit einem Mädchen, das er liebt. Du hast gewonnen, Mama. Der Preis war zu hoch.


    Puh, das gibt mir zu denken. Aber irgendwie kann ich mich gerade überhaupt nicht in Worte fassen. Irgendetwas ist in dieser Familie jedenfalls gewaltig schief gelaufen.
    Ich glaube, ich werde heute noch einige Kapitel lesen müssen.

    Ich lese gerade


    “Words are pale shadows of forgotten names. As names have power, words have power. Words can light fires in the minds of men. Words can wring tears from the hardest hearts.”
    ― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind

  • Ich glaub nicht Neid. Eher so ein gedanklicher Stupf an die Eltern, dass er weiss, was in ihren Köpfen vorgeht. Er weiss genauso wie die Eltern, dass sie Jakob vorgezogen haben und ich denke sie wissen, dass sie von Lenny nicht das gleiche erwarten müssen wie von Jakob. Trotzdem möchten sie es, weil es den "Falschen" genommen hat. Sie möchten, dass Lenny dort läge, damit er, dem sie ihre Erwartungen und Zukunftsvisionen anvertraut haben, auch alles verwirklichen kann. Sie glauben nicht dass Lenny das auch auf die Reihe kriegt. Und wahrscheinlich möchten sie alles so verwirklicht, wie sie es sich vorgestellt haben. Und Lenny stimmt nicht mit ihrer Vorstellung überein. Lenny weiss das. Ich hoffe ihr wisst was ich meine. Irgendwie kann ich mich gerade nicht so gut ausdrücken. Jedenfalls glaube ich schon, dass die Eltern Lenny mögen (ist ja schliesslich ihr Kind), aber eben nicht so doll wie Jakob.


    Ich weiß nicht, ob Lenny das so genau wissen kann, dass seine Eltern Jakob ihm vorgezogen haben. Vielleicht bildet er sich das auch nur ein, weil er selbst seinen Bruder so bewundert hat, dass er glaubt, auch andere können diesen nur besser finden, als ihn selbst.

    Ich lese gerade


    “Words are pale shadows of forgotten names. As names have power, words have power. Words can light fires in the minds of men. Words can wring tears from the hardest hearts.”
    ― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind

  • Schwebt hier nicht doch etwas Neid auch mit? Und vor allem auch mangelndes Selbstwertgefühl? Auch ein bißchen unbewusster Vorwurf an die Eltern: Gebt es doch zu, euch wäre lieber, ich läge dort? Und gleich darauf die Feststellung: Wir sind soweit. Ein Ende unter ein Kapitel des Lebens in dem sich der jüngere Bruder nicht so toll gefühlt hat?

    So habe ich die Szene nicht empfunden, aber wenn du das so schreibst, könnte man es auch so lesen. Ich hab einfach den Jungen gesehen, der es leid war, seine sprachlosen Eltern zu sehen, die nicht mehr weiter konnten.


    Dieser Abschnitt passt wie die Faust aufs Auge. Ich würde gern wissen ob das vielen Eltern passiert das sie bewusst oder unbewusst ihre Kinder vergleichen? Auf alle Fälle finde ich mich in dem Absatz sehr gut wieder und kommt für mich auch absolut authentisch rüber.

    Also ich hab meine Kinder nie in dem Sinne verglichen, dass ich sie aneinander gemessen habe. Dafür sind sie viel zu verschieden - was mich jeden Tag auf's Neue verblüfft. Ich hab sie gleich erzogen, sie haben gemeinsam gespielt (mit den gleichen Spielsachen) ... Mag sein, dass es von Vorteil war, dass der Altersunterschied nur 2 Jahre beträgt. Je länger ich darüber nachdenke: Nein - ich hab meine Kinder nie verglichen und werde es jetzt, da sie erwachsen sind, auch nicht mehr anfangen :lol:


    Alle anderen Beiträge hab ich noch nicht gelesen, da ich auch im Buch noch nicht weitergekommen bin. Aber jetzt lehn ich mich zurück und werde sehen, was Lenny noch so zu berichten hat.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Was ist ein Held und Kapitel 1 und 2


    Was ist ein Held?


    Dieses Kapitel trägt zum Nachdenken an und man fragt sich, was alles zum Held dazu gehört!
    Wie das alles geschrieben war, hat sich für mich sehr poetisch angehört!


    Kapitel 1


    Bei dem Vater sieht man wieder, das Menschen Gewohnheitstiere sind. Es soll immer alles so sein, wie man es kennt und
    wenn es nur bedeutet, das jeden Samstag das auto geputzt wird.


    Es muss sehr schwer sein, seinen eigenen Sohn zu besuchen und zu wissen, das er sterben wird.


    Für mich ist der junge Bruder sehr stark. Er merkt, das er jetzt für seine Eltern da sein muss. Aber wer ist für ihn da? Wer hilft ihn oder nimmt ihn in den Arm?
    Man darf ja nicht vergessen, das er auch seinen Bruder verliert. Beide Seiten müssen stark sein, nicht nur der jüngste Sohn, sondern auch die Eltern.


    Zitat

    Ich frage mich, ob man um die Toten weint oder um sich selbst.


    Ich war schon auf viele Beerdigungen und da hab ich mich schon oft das gefragt. Weil auf einmal Leute trauern, die sich sonst nicht gemeldet haben. Weint man nicht auch ein bisschen,
    weil man selber merkt, das man jemanden verloren hat, der einen wichtig war. Damit weint man doch auch um sich oder nicht?


    Kapitel 2


    Die Mutter scheint wohl hier alles zu regeln und zu bestimmen. Und die anderen machen das, was sie will!


    Der Vater scheint nur was zu bestimmen, wenn er seinen Kittel an hat. Aber vielleicht sagt er zu Hause nichts, weil er meint das ist die Aufgabe von der Mutter
    und seine Aufgabe ist die Apotheke!


    Die Szene mit den Tischdecken kommt mir bekannt vor. Ich habe auch meinen Bruder verloren und die erste Zeit, nach seinem Tod wollte ich auch immer für
    ihn mitdecken. Man macht es einfach, ohne darüber nach zu denken. Und dann fällt einem aufeinmal ein, das er ja nicht mehr da ist und dann trifft es
    einen hart.


    Zitat

    Ab jetzt werden meine Eltern mich vergleichen. Und enttäuscht sein. Weil das, was sie sehen werden, nicht das ist, was sie sehen wollen.


    Diesen Satz fand ich total traurig. Denn ich finde, man sollte seine Kinder alle lieb haben und Eltern sollten seine Kinder nicht vergleichen. Obwohl das nicht immer
    leicht ist, aber es sollte kein Kind zurückstecken müssen.

    :study: Ein Tag ohne ein Buch, ist ein schlechter Tag! :study:


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  • Hallo, liebe Leser/innen,
    ich will mich kurz vorstellen: Chrischi steht für Christoph Wortberg, also den Autor von "Der Ernst des Lebens macht auch keinen Spaß". Ich freue mich auf Eure Kommentare und Anmerkungen zum Buch und bin sehr gespannt...


    Hallo Christoph,


    erst mal ein herzlichen Dank, das du die Leserunde mit verfolgst und und unsere Fragen beantwortest! Es ist doch immer wieder schön und interessant, wenn der Autor noch Infos zu dem Buch gibt.

    :study: Ein Tag ohne ein Buch, ist ein schlechter Tag! :study:


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  • Jedenfalls glaube ich schon, dass die Eltern Lenny mögen (ist ja schliesslich ihr Kind), aber eben nicht so doll wie Jakob.

    Wie kann man seine Kinder unterschiedlich lieb haben? Das ist für mich absolut unvorstellbar!


    Und dann, die Szene mit Jana und die Rückblende zu dieser ersten Nacht, das Gespräch mit der Mutter -


    [.....]und schaue rüber zu meiner Mutter, die alles getan hat, um ihren Sohn nicht teilen zu müssen. Schon gar nicht mit einem Mädchen, das er liebt. Du hast gewonnen, Mama. Der Preis war zu hoch.


    Puh, das gibt mir zu denken. Aber irgendwie kann ich mich gerade überhaupt nicht in Worte fassen. Irgendetwas ist in dieser Familie jedenfalls gewaltig schief gelaufen.


    Es kristallisiert sich für mich immer heraus, dass diese "Übermutter" ihren Sohn mit ihrer übertriebenen Liebe in den Selbstmord getrieben hat (denn auch für mich steht es eigentlich fest, dass Jakob freiwillig aus dem Leben gegangen ist, um allen Zwängen zu entfliehen.

    Zitat

    Dass Freiheit nur eine Illusion ist und wir uns hinter dem verstecken, was wir Schicksal nennen.


    Dieser Satz deutet für mich in diese Richtung. Und gleichzeitg wird Jacob für mich immer weniger "Held". Ich glaube, dass Lenny ihn so sieht, weil er ihn eigentlich beneidet. Jakob hat alles hinter sich, muss sich nichts mehr vorschreiben lassen...

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Vogue schreibt: "Das Familienleben scheint auch schon vor dem Tod von Jakob sehr eintönig gewesen zu sein. Ihr hattet ja auch schon ein paar Szenen angesprochen. Ich finde die Atmosphäre, die hier beschrieben wird sehr klinisch, starr, kalt. Es wird ja auch an manchen Dingen festgemacht, dass es sich seit Jahren nicht verändert hat und immer alles gleich ist (Fliesen, Abendbrot). Dadurch entstehen gar keine Emotionen innerhalb der Familie. Es wirkt so, als seien sie vor dem Tod schon sehr distanziert zueinander gewesen. Die Geborgenheit und Gemütlichkeit fehlt komplett."


    Frage: Ist das objektiv so, oder ist das die Wahrnehmung von Lenny?

  • Hallo liebe Mitleser, hallo Christoph,


    jetzt habe ich auch endlich Wochenende und kann mich in die spannende Runde einklinken. Erstmal meine Eindrücke, ich bin schon relativ weit gekommen, weil das Buch einen ziemlichen Sog entwickelt, wenn man erstmal angefangen hat.


    Was ist ein Held bis einschließlich SECHS


    Den Prolog fand ich schon einmal sehr gut und man kann auf jeden Fall über ihn diskutieren. Für mich ist das, was in den ersten beiden Abschnitten genannt wird, die landläufige Definition eines Helden. Jemand, der sein Leben für einen anderen gibt. Das ist sicher gut und richtig, aber was dann im nächsten Abschnitt folgt, sind für mich die Helden des Alltags. Die sich ihren Ängsten stellen und ihren eigenen Abgründen, die sich trauen zu weinen, wenn ihnen danach ist. Egal, was andere denken. Denn das erfordert oft genau so viel Mut, wie jemanden aus einem brennenden Haus zu retten. Ob der Bruder des Protagonisten ein Held ist, das wird sich für mich noch zeigen.


    Die Fahrt zum Krankenhaus fand ich sehr bedrückend. Und irgendwie ist es auch bezeichnend, dass im Prinzip hier die Eltern zu hilflosen Kindern werden und der Bruder derjenige ist, der sie daran erinnern muss, warum sie überhaupt hergekommen sind. Es muss schwer für den Vater sein, der ja offensichtlich so gerne alles ordentlich und unter Kontrolle hat, mal in einer Situation zu sein, wo er einfach nichts tun kann. Und sehr viel haben sich die beiden Ehepartner wohl auch nicht zu sagen. Zumindest wirken sie nicht gerade so, als seien sie einander eine Stütze. Auch im Krankenhaus ist die Rollenverteilung dieselbe. (Wobei ich nicht beurteilen möchte, wie man sich in so einer Situation verhält. Das muss schrecklich sein, über Leben oder Tod des eigenen Kindes zu entscheiden.)


    Jetzt erfahren wir auch, dass Jakob einen Unfall in den Bergen hatte. Warum er dort allein war, das möchte ich ja mal wissen. Ist doch viel zu gefährlich, wer soll denn da Hilfe holen, wenn so etwas passiert?


    Die Szene mit den Bodenfliesen fand ich auch sehr bezeichnend. Die Mutter/Ehefrau gibt den Ton an und alle kuschen, weil sie sich nicht trauen zu widersprechen oder weil sie es einfach leid sind? Ich mag solche Menschen ja nicht, die meinen, es gehe immer nur darum, was sie wollen. Aber generell ist mir die gute Frau nicht besonders sympathisch. Auf Lenny kommt jetzt sowieso eine schwierige Zeit zu, so wie er die Familie beschreibt. Dass Jakob immer der Prinz war und er nur in seinem Schatten stand. Ich frage mich, ob er sich das vielleicht nur einbildet, aber eigentlich klingt es doch nach einer treffenden Beschreibung. So etwas finde ich wirklich schlimm. Ich habe zwar keine Kinder, aber ich kann mir nicht vorstellen, sie unterschiedlich stark zu lieben, wenn ich denn welche hätte. Das muss doch furchtbar für ein Kind sein, so etwas zu wissen.


    Die Beerdigung ist dann doch recht typisch. Nichtssagende Worte des Pfarrers - die haben ja in den meisten Fällen nicht besonders viel mit der Realität zu tun - und dann der "Leichenschmaus". (Allein wer so einen Begriff erfunden hat...gruselig!) Lennys Großmutter hat sich an sich vielleicht danebenbenommen, aber unrecht hatte sie nicht, finde ich. Nur dass nicht der rechte Ort und der rechte Zeitpunkt dafür war, so etwas anzusprechen. Klar, dass man vielleicht am Anfang nach so einem Trauerfall Probleme hat, schlafen zu können und da kann man auch mal zu Tabletten greifen. Aber bei der Mutter klingt das ja nach einer Gewohnheit und das gehört für mich auch zur Trauer dazu, sich irgendwann dem Schmerz zu stellen. Wenn man ihn die ganze Zeit betäubt, holt er einen bloß wieder ein. Und zum Thema: worum trauert man? Klar, ein Stück weit weint man sicher um sich selbst, weil man zurückgeblieben ist, aber das ist doch völlig in Ordnung, oder? Und man weint vielleicht auch um all die Dinge, die jetzt nicht mehr gesagt oder getan werden können.


    Das Zusammentreffen mit Jakobs bestem Freund fand ich auch sehr spannend. Zum einen, weil sich herausstellt, dass Jakob tatsächlich nicht mit seinen Kumpels unterwegs war, wie er das behauptet hat. Und zum anderen frage ich mich, wer dieses Mädchen am Grab war. Denn eigentlich hatte Jakob ja seine Freundin Jana, wer war das dann? Denn eine gute Freundin von Jakob müsste sich doch nicht vor den anderen verstecken, oder? Da scheint ja wirklich mehr hinter Jakobs Absturz zu stecken. Ich bin gespannt...


    Tja, und dann die Szene mit dem Vater. Ich kann verstehen, wie das ist, auf einmal jemanden, der immer stark war und wusste, was zu tun ist, auf einmal so hilflos zu erleben. Bis zu einem gewissen Grad verstehe ich auch die Vorwürfe, die er sich macht. (Wobei man einen 18-Jährigen ja auch nicht rund um die Uhr überwachen kann und der ja selbst vernünftig genug sein müsste, auf sich aufzupassen.) Schade fand ich nur, dass kein richtiges Gespräch zwischen Vater und Sohn stattfindet. Denn der Vater trauert ja nicht allein, für Lenny ist es doch auch schwer. Da müsste man doch eigentlich füreinander da sein.


  • Ich hab zwar keine Kinder, aber für mich ist das auch unvorstellbar. Trotzdem kommt es mir in dieser Geschichte so rüber, als ob Jakob einfach immer der Liebling war und Lenny "nur" der zweite.


    Es kristallisiert sich für mich immer heraus, dass diese "Übermutter" ihren Sohn mit ihrer übertriebenen Liebe in den Selbstmord getrieben hat (denn auch für mich steht es eigentlich fest, dass Jakob freiwillig aus dem Leben gegangen ist, um allen Zwängen zu entfliehen.


    Ja langsam hab ich das Gefühl, dass du da definitiv recht haben könntest.

    Book hangover: Inability to start a new book, because you're still living in the last book's world. :drunken:

  • Vogue schreibt: "Das Familienleben scheint auch schon vor dem Tod von Jakob sehr eintönig gewesen zu sein. Ihr hattet ja auch schon ein paar Szenen angesprochen. Ich finde die Atmosphäre, die hier beschrieben wird sehr klinisch, starr, kalt. Es wird ja auch an manchen Dingen festgemacht, dass es sich seit Jahren nicht verändert hat und immer alles gleich ist (Fliesen, Abendbrot). Dadurch entstehen gar keine Emotionen innerhalb der Familie. Es wirkt so, als seien sie vor dem Tod schon sehr distanziert zueinander gewesen. Die Geborgenheit und Gemütlichkeit fehlt komplett."


    Frage: Ist das objektiv so, oder ist das die Wahrnehmung von Lenny?


    Das kann der Leser (zumindest zu diesem Zeitpunkt) nicht beurteilen, da wir ja nur Lennys Sichtweise kennen :wink: Ich vermute, dass es nicht ganz so drastisch ist, wie Vogue es wiedergegeben hat, aber dass in dieser Familie die Herzlichkeit fehlt, scheint mir auch so. Wie lange das schon so ist, kann ich nicht beurteilen, aber so ein Zustand schleicht sich - so wie ich es sehe - über längere Zeit hinweg ein und kommt nicht plötzlich von heut auf morgen.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Kapitel 3-5


    Kapitel 3


    Oh ha! Jetzt spricht Lenny mit Jakob! Oder denkt er das nur, um sich nicht ein gestehen zu müssen, das er auch um ihn trauert?
    Es ist aber ein schöner Gedanke, das man mit einen Toten reden könnte. Man könnte dann so viele Fragen stellen, die man noch hat!


    Es ist der Hammer, das Lenny den Sarg trägt. Ich hätte das nicht gekont!


    Kapitel 4


    Ich finde auch Friedhöfe interessant. Ich finde dort kann man seine Gedanken schweifen lassen und man ist in der Nähe der Menschen, die
    man geliebt hat, die aber jetzt nicht mehr da sind.


    Ich finde die Mutter von Jakob reagiert über, es bleibt doch ihr Sohn, auch wenn er eine Freundin an. Sie muss wohl sehr eifersüchtig sein.
    Jakob hatte es bestimmt auch nicht immer leicht, wenn er immer im Mittelpunkt stand.


    Ich fand den Satz hart, das sie gewonnen hat und nun ihren Sohn nicht mehr teilen muss!


    Kapitel 5


    Die Großmutter hätte sich mal zusammen reißen können. So was gehört sich nicht auf eine Beerdigung. Erst recht nicht, wenn die Eltern so trauern.


    Na endlich, lässt Lenny auch mal seine Trauer raus.


    War es doch kein Unfall? War es Selbstmord? Werden wir es noch erfahren?

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  • Es kristallisiert sich für mich immer heraus, dass diese "Übermutter" ihren Sohn mit ihrer übertriebenen Liebe in den Selbstmord getrieben hat (denn auch für mich steht es eigentlich fest, dass Jakob freiwillig aus dem Leben gegangen ist, um allen Zwängen zu entfliehen.


    Es sieht ganz so aus, wenn man ein Stückchen weiterliest. Das Gespräch mit Jakobs bestem Freund lässt das schon sehr wahrscheinlich wirken, auch wenn der Vater das wohl überhaupt nicht wahrhaben will.


    Und zum anderen frage ich mich, wer dieses Mädchen am Grab war


    Vielleicht erfahren wir das ja noch.
    War Jakob eigentlich vor seinem Tod noch mit Jana zusammen? Irgendwie ist das für mich nicht ganz klar rausgekommen, ob zwischen den Beiden nicht vielleicht schon früher Schluss war aufgrund der Mutter.


    Im Kapitel 6 wird klar, dass Jakobs Leben offenbar schon von klein auf vorbestimmt war. Als Kleinkind wurde er schon als der Apotheker-Nachfolger seines Vaters behandelt.
    Irgendwie verstehe ich, dass er sich gar keine Zukunft für sich selbst vorstellen konnte. Er hatte gar keine Chance dazu, sich seine eigene Zukunft zu erträumen.
    Es macht mich traurig, den Vater so zerbrochen zu sehen. :(
    Die Mutter ist wohl auch schon seit langer Zeit Tablettensüchtig? Irgendwie lebten sie wohl in einem Kartenhaus, dass nun durch den Tod Jakobs eingestürzt ist.


    Den Albtraum in Kapitel 7 fand ich sehr .... schräg, unheimlich. Danach unterhält sich Lenny wieder kurz mit Jakob, der sagt, dass es vielleicht besser wäre, gewisse Fragen nicht zu stellen und dass nicht jede Antwort auch eine Erklärung ist.
    Wenn man nun die Antwort kennen würde, würde man sich die Erklärung vielleicht zusammenreimen können. Ich schließe mich da erstmal @Hirilvorgul s Theorie an, dass er die Freiheit im Tod gesucht hat.


    Diesen Absatz habe ich mir markiert. Dieses Bild beschreibt Trauer für mich wirklich treffend!

    Zitat

    Trauer ist ein Kampf, ein Kampf mit sich selbst, ein Kampf mit den anderen. Der Versuch, eine Zwiebel zu häuten. Mit Augen, die brennen. Mit einem Messer, das stumpf ist: Ich muss, aber ich kann nicht. Ich will, aber ich schaffe es einfach nicht.


    Ich war nicht überrascht, dass Lenny sich aufmacht nach Garmisch. Vielleicht erfährt er an der "Unfallstelle" mehr.

    Ich lese gerade


    “Words are pale shadows of forgotten names. As names have power, words have power. Words can light fires in the minds of men. Words can wring tears from the hardest hearts.”
    ― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind

  • Es ist der Hammer, das Lenny den Sarg trägt. Ich hätte das nicht gekont!


    Das finde ich auch ziemlcih hart. Ich habe das letztens auf einer Trauerfeier erlebt, dass die Tochter die Urne des Vaters zum Grab getragen hat und fand das irgendwie ein bisschen komisch. Das sah so nach Selbstinszenierung aus. Hat jetzt aber gar nichts mit dem Buch zu tun. Ich könnte das auf jeden Fall nicht. Glaube ich zumindest.

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Zitat

    Der Anzug ist mir zu groß, aber das ist mir egal.


    Symbolisch für mich, wie Fußstapfen von jemandem, die einem zu groß sind.


    Zitat

    Ich hätte Buche genommen. Weil es das hellere Holz ist. Ich will nicht, dass mein Bruder im Dunkeln liegt


    Im Kapitel Drei wird für mich immer deutlicher, wie sehr einerseits Lenny an seinem Bruder gehangen hat, aber auch welche Zuneigung umgekehrt da war.
    Ich habe das Gefühl, dass beide mit ihren Eltern, mit den Erwartungen etc. nicht glücklich waren.


    Ich bin erschüttert über die Familienverhältnisse. Worum geht es den Eltern in dieser Familie? Meist nur um den Schein nach draussen. Der Vater ist in der Apotheke tonangebend. Der Mutter wird zuhause nicht widersprochen. Man lässt sie gewähren, ob beim Fliesenkauf oder bei den Umarmungen von Jakob. Es wird erduldet.
    Eine wirkliche Gesprächsbasis gibt es in dieser Familie nicht, vor allem nicht zwischen Eltern und Kindern.


    Bei der Trauerfeier wendet sich Jakob auch an Lenny mit der Bitte "Tu's für ihn. und für Mama". Jakob setzt Vertrauen in Lenny. "Auch wenn ich ihn nicht sehen kann, weiß ich, dass er grinst."


    Auch hier wieder das enge Band zwischen den beiden Brüdern. Die sich gegenseitig kennen, die wissen, was der andere sagen würde, denken würde.


    Zu Jana:
    Sie wird sehr ehrlich liebend beschrieben, tiefe Trauer um den Verlust empfindend. Aber auch ihre Trauer wird, ausser von Lenny, von der Familie nicht wahrgenommen. Lenny ist empfindsam, er nimmt Jana in den Arm, tröstet sie. Lenny kommt hier erwachsener rüber, als seine Eltern, die sich nur um sich selbst und ihre eigene Trauer kümmern.


    Waren die Eltern eigentlich wirklich je an den beiden Jungs wirklich interessiert, an ihren Nöten, Ängsten etc.?
    Aber es scheint ja schon keine herzliche Beziehung zwischen den Großeltern und Eltern zu herrschen. Irgendwie ist da gewaltig der Wurm drinnen in der Familie.


    Ich kann bis jetzt nur sagen, dass ich froh bin, in einer anderen Art von Familie aufgewachsen zu sein.


    In Kapitel 5 ist auch von Max die Rede, einem Freund von Jakob, dem aber Jakob von seinem Ausflug in die Berge nicht erzählte. Es schwebt die Frage im Raum, ob Jakob freiwillig aus dem Leben schied.
    Ich bin mir unsicher. War das die "Freiheit" die er suchte, wo keiner ihm mehr etwas anhaben konnte?"

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • SECHS:
    Ein Bild, das den von den Eltern "geplanten" Weg für Jakob beschreibt. Ein Gespräch zwischen dem Vater und Lenny, bei dem wieder Lenny eigentlich der vernünftige, der erwachsene ist. Ein Vater, der sich selbst die Schuld gibt, bei näherem Nachfragen durch Lenny aber dann darauf besteht, dass es ein Unfall war.

    Zitat

    Fragst du dich nicht, warum er euch angelogen hat?


    Die Mutter verdrängt ihr Leben mit Tabletten, der Vater stürzt sich an diesem Abend in Alkohol. Einmal mehr erscheint es, als hätten die beiden Brüder zwar BEI ihren Eltern gewohnt, aber nicht MIT ihnen GEMEINSAM. Was wußten die Eltern überhaupt von ihren Kindern, und was WOLLTEN sie eigentlich über sie wissen? Lieber nicht nachfragen, man könnte die falsche Antwort bekommen, eine Antwort die nicht ins geplante Schema passen würde?


    Kann sich nicht Lenny eigentlich freier entwickeln als Jakob? An ihn stellen die Eltern scheinbar keine Erwartungen, er ist für sie einfach nur da. Hat er den Mut, sich diese Freiheit zu nehmen, oder blockiert ihn sein Gefühl der Wertlosigkeit, hat er Angst - wenn er sich mit seinem Bruder vergleicht - zu schwach zu sein?


    SIEBEN:
    In einem Albtraum verarbeitet Lenny seine Gedanken.


    Am Anfang Jakob, dem alles leichter fällt, das Laufen und das Erklimmen des Hochhauses, jemand der hoch hinaus will.
    Lenny, der ihm nacheifert, aber dem alles schwerer fällt (brennende Muskeln, blutige Fußsohlen)
    Die überzeichneten Figuren:
    Die Mutter, der bereits die Tabletten aus den Mundwinkeln fallen.
    Die Großmutter - grell gewandet - grell und laut so scheint er sie wahrzunehmen
    Der Vater, der als erster benotet;
    alle zusammen benoten Jakobs Suizid ("Let's suicide) mit einer 6,0 - Er ist eben einfach der Beste! (sogar beim Abgang)


    Als er aufwacht, nimmt er wieder Jakob in seinem Zimmer wahr. Er versucht ihm die Fragen zu stellen, die ihn beschäftigen. Aber (noch) erhält er die Erklärungen nicht. Er vermutet, dass die Antworten wehtun könnten. Aber Jakob weicht aus, und erklärt ihm, dass alles nicht so einfach ist, und dass nicht jede Antwort auch eine Erklärung sei.


    Lenny setzt sich sehr intensiv mit dem "Warum?" auseinander, will wissen, was tatsächlich passiert ist, aber ich habe das Gefühl, dass sein seelischer Selbstschutz nur langsam zulässt, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Er muss meiner Meinung nach erst das Leben Jakobs aus der Sicht Jakobs verstehen um so zu den Antworten zu gelangen.
    Ich bin gespannt, ob ihm das gelingen wird, und wie sehr sich dann sein Bild von Jakob und sein eigenes Bild von sich selbst verändern wird.


    Auch bin ich gespannt, ob es tatsächlich so verlaufen wird, oder ob ich falsche Vorstellungen über den weiteren Verlauf des Buches habe.
    Also gleich mal weiterlesen!

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    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

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    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

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  • ACHT:
    Die Mutter bemerkt das fehlende Foto, wirft dem Vater vor, dass er den Sohn "weggeschmissen" habe, als dieser erklärt, was mit dem Foto passiert sei.

    Zitat

    Trauer ist ein Kampf, ein Kampf mit sich selbst, ein Kampf mit den anderen. Der Versuch eine Zwiebel zu häuten. Mit Augen, die brennen. Mit einem Messer, das stumpf ist: ich muss, aber ich kann nicht. Ich will, aber ich schaffe es einfach nicht.


    Der Vater trauert in sich hinein, verschließt sich. Die Mutter schreit ihre Trauer hinaus, beschuldigt ihren Mann, fegt die Kaffeetasse vom Tisch.
    Lenny betrachtet dies alles. Sein Weg, mit der Trauer umzugehen ist die Suche nach Antworten. So begibt er sich auf die Fahrt zum Unglücksort.
    Bei der Geschichte mit dem jungen im Abteil habe ich kurz überlegt, ob der Autor dies eingefügt hat, da auch hier die Mutter zwar alles "gut meinte" aber auch auf ihren Sohn nicht wirklich einging.


    NEUN:
    Während Lenny sich auf den Weg zur Unglücksstelle macht, denkt er wieder an seine eigene Kindheit, den Ausflug mit seinem Bruder und seinen Vater zur ersten Bergwanderung.

    Zitat

    " Das schafft er nicht" hatte meine Mutter gesagt, als wir das Haus verließen und in den Volvo stiegen.
    "Ach was, das passt schon", hatte mein Vater geantwortet und mir zugelächelt.


    Traut die Mutter Lenny nichts zu oder hat sie eigentlich nur Angst um ihn aufgrund seines Alters?
    Der Vater lächelt ihm zu. Traut er es ihm durchaus zu und freut sich auf den gemeinsamen Ausflug, oder will er nur die Mutter beruhigen und sie nicht jammern hören?


    Lenny hatte sich die Klamm als dramatischer vorgestellt und sich auf ein richtiges Abenteuer gefreut, war aber dann enttäuscht als der Weg leichter ausfiel. Er glaubte, dass ihm der Vater nichts schwierigeres zutraute und einen anderen Weg gegangen wäre, wenn der Vater mit Jakob alleine gegangen wäre.


    Dann kam der Punkt, wo ich mich direkt zu Lenny sagen hörte: "Warum kannst du nicht die Wahrheit sagen?" als Lenny seinen Vater anlog, wie dieser ihn darauf ansprach, was er zu diesem Ausflug sagte.


    Einerseits kam bei mir schon die Meinung auf, dass Lenny gerne in seinem Selbstmitleid schwamm und sich in seinen Minderwertigkeitsgefühlen suhlte ...Marke: alle sind so gemein zu mir und machen alles genauso, weil mich eh keiner wirklich mag (außer Jakob). Andererseits: Bei der Vorbildfunktion, die Mutter und Vater abgeben, wie soll da ein kleiner Junge eine offene und ehrliche Kommunikation verinnerlichen?


    Bei der Brücke schafft Lenny die Überquerung nur mit Hilfe seines Bruders. Statt Lenny positiv zu motivieren und ihm zu helfen, wartet der Vater am anderen Ende der Brücke und überlässt die Hilfestellung Jakob. Kein Wunder wenn Lenny seinen Bruder als Vorbild sieht. Völlig unqualifiziert dann noch die Meldung des Vaters:

    Zitat

    Hat deine Mutter wohl doch recht gehabt.


    Nach Beendigung des Rückblickes sucht Lenny mit dem Fernglas den Berg ab, und die Absturzstelle zu finden und begibt sich dorthin.

    Zitat

    Ein Geländer umgibt das Gipfelplateau, Handläufe aus Stahl, die vor Unfällen schützen sollen. Wer hier abstürzt, tut es freiwillig.


    Zitat

    "Bist du wahnsinnig, Junge", schreit er mich an, "willst du dich umbringen!?"
    Nein, denke ich, während mir das Blut in den Schläfen pocht, das will ich nicht. Aber ich kenne jemanden, der es getan hat. Ich weiß nicht, warum, aber er hat es getan!


    womit klar zu sein scheint, dass es sich um Suizid handelte. Das Warum steht noch im Raum.
    Hat Jakob es getan um die anderen wachzurütteln, aus ihrem vorgeplanten Leben zu reissen? Wollte er mit seinem Tod etwas bezwecken oder tat er es aus Verzweiflung.
    Ist jemand ein Held, der sich freiwillig das Leben nimmt - mit oder ohne Statement. Ist jemand ein Held, der sich dem Leben stellt und für seine Überzeugung kämpft und einsteht?
    Hat man überhaupt das Recht jemanden als "schwach" oder "stark" einzuordnen.


    Das Buch ist zwar in kurze Kapitel unterteilt, in relativ großer Schrift und wäre daher eigentlich relativ schnell zu lesen. Aber ich ertappe mich dabei, dass ich nach jedem Kapitel eine Gedankenpause brauchte - teilweise auch mitten unter einem Kapitel.

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • Ich freue mich, wenn ich solche Stellen in meinen Romanen finde, weil sie mich überraschen. Und genau das möchte ich von einem Text (auch von einem eigenen): dass er mich überrascht.


    Hallo Christoph!
    Ich würde dir gerne die Frage stellen, wie sich das Buch bei dir entwickelt hat. Ich weiß nicht ganz, wie ich das formulieren soll:
    Was war dein Aufhänger, dein Grundgedanke, als du dieses Buch schreiben wolltest?
    Waren die handelnden Personen bereits von Anfang an charakterlich festgelegt, oder "überraschtest" du dich selbst beim Schreiben, indem du die ein oder andere Eigenheit der Person abgeändert, ergänzt bzw. eingeschränkt hast?


    Ich verstehe Gaymax Frage nach den persönlichen Einflüssen, da mir diese Frage ebenfalls auf der Zunge lag bzw. in den Fingern juckte.
    Vermutlich kommt dieses Empfinden (dass hier auch persönliche Einflüsse eine Rolle spielten) daher, dass manche Gegebenheiten so geschrieben waren, dass ich den Eindruck hatte: Nur wer zumindest ähnliches schon mal empfunden hat kann es so authentisch/detailliert/intensiv beschreiben.
    Ich ertappe mich sogar dabei, bei manchen Passagen über die Kindheit zwischen meiner Schwester und mir nachzugrübeln und den Umgang unserer Mutter mit uns. Wie nimmt man rückblickend als Kind manche Dinge wahr, und gibt es nur "eine" Wahrheit?
    Ich muss sagen, ein höchst interessantes Buch!

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • Sie wird sehr ehrlich liebend beschrieben, tiefe Trauer um den Verlust empfindend. Aber auch ihre Trauer wird, ausser von Lenny, von der Familie nicht wahrgenommen. Lenny ist empfindsam, er nimmt Jana in den Arm, tröstet sie. Lenny kommt hier erwachsener rüber, als seine Eltern, die sich nur um sich selbst und ihre eigene Trauer kümmern.


    Ich finde auch, dass Lenny viel besser mit seiner Trauer umgeht, als seine Eltern. Aber man merkt schon irgendwie, dass auch er eine Stütze und Trost von außerhalb gebrauchen könnte.


    Das Buch ist zwar in kurze Kapitel unterteilt, in relativ großer Schrift und wäre daher eigentlich relativ schnell zu lesen. Aber ich ertappe mich dabei, dass ich nach jedem Kapitel eine Gedankenpause brauchte - teilweise auch mitten unter einem Kapitel.


    So geht es mir auch! Ein wirklich sehr nachdenklich stimmendes Buch. Ich bin froh, das in einer Leserunde lesen zu können!

    Ich lese gerade


    “Words are pale shadows of forgotten names. As names have power, words have power. Words can light fires in the minds of men. Words can wring tears from the hardest hearts.”
    ― Patrick Rothfuss, The Name of the Wind

  • Jetzt kann ich auch intensiv an der Diskussionsrunde teilnehmen. Ich war bis gestern Abend in den Flitterwochen und wollte eigentlich am 28. mit dem Lesen anfangen, aber nach zwei Seiten habe ich aufgehört, denn ich war nicht bereit für eine solche Stimmung. Auf der Autofahrt nach Hause habe ich dann angefangen und gleich die ersten sechs Kapitel gelesen.


    Als erstes möchte ich mich auch beim Autor dafür bedanken, dass du uns hier begleitest und Fragen beantwortest. Auch Danke an den Verlag, dass uns die Freiexemplare bereitgestellt wurden. Danke auch an die lieben Moderatoren, die das ganze organisieren und leiten und zum Schluss natürlich auch an alle, die hier mitmachen, damit niemand mit seinen Eindrücken und Erlebnissen alleine bleibt. :)


    In diesem Post möchte ich erst ein Mal auf das Vorwort eingehen. Wie viele von euch, hat auch mich die Frage nach dem Helden gefesselt und auch ich musste es mehrfach lesen.
    Für mich schaut es nach dem Lesen so aus, dass es viele Faktoren gibt, die einen Helden ausmachen. Es ist - besonders in der heutigen Zeit - nicht mehr der "Vollzeitheld" wie Herkules, der für viele Heldentaten gerühmt wird. Heute begehen Menschen vielleicht nur wenige Male im Leben eine Heldentat und die wird vielleicht nicht mal als solche erkannt. Z.B. einer alten Frau auf der Straße helfen, die hingefallen ist.
    Ich finde auch, dass der Heldenbegriff oft subjektiv ist. Denn was vielleicht für mich ein Held ist, ist für jemand anderes selbstverständlich oder nicht nachvollziehbar. Deswegen verändert sich die Sichtweise wohl auch mit dem Alter. Als Kind ist schon der Vater ein Held, der die Monster aus dem Schrank vertreibt und die Spinne von der Decke entfernt. Wenn man in der Pubertät ist, ist es vielleicht ein Rockstar, den man aus seiner Unerfahrenheit für seinen Lebensstil bewundert und es als heldenhaft empfindet, dass er tut was er will. Je älter man dann wird, umso mehr verändert sich die Sichtweise und bekommt durch mehr Lebenserfahrung auch mehr Gewicht.

  • War Jakob eigentlich vor seinem Tod noch mit Jana zusammen? Irgendwie ist das für mich nicht ganz klar rausgekommen, ob zwischen den Beiden nicht vielleicht schon früher Schluss war aufgrund der Mutter.


    Ich meine auch herausgelesen zu haben, dass die Mutter schon vorher dafür gesorgt hatte, dass die beiden nicht mehr zusammen waren. Aber das werden wir vielleicht noch genauer erfahren.


    Ich habe das letztens auf einer Trauerfeier erlebt, dass die Tochter die Urne des Vaters zum Grab getragen hat und fand das irgendwie ein bisschen komisch. Das sah so nach Selbstinszenierung aus.


    Ich weiß auch nicht, ob ich das könnte oder wollen würde, aber ich denke eher, dass es für die Angehörigen bedeutet, auch den letzten Weg miteinander zu gehen. Den Verstorbenen das letzte Stück des Weges zu begleiten. Mag sein, dass das manche als Selbstinszenierung nutzen, ich denke aber nicht, dass das der eigentlich Gedanke dahinter ist.