Europa und die Welt - Eine Sammlung

Michael Zick: Türkei - Wiege der Zivilisation; Konrad Zeiss Verlag Stuttgart 2008; 176 Seiten; ISBN: 978-3-8062-2706-2

Die (moderne) Türkei ist uns beispielsweise durch die Zuwanderung von Gastarbeitern und den Kurdenkonflikt ein Begriff. Daß die Geschichte der Region bis in die Frühgeschichte der Menschheit zurückreicht, ist dann aber doch ziemlich unbekannt.
Das Buch ist eine Reise in die Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit, also bis ins Jahr 10.000 vor Christus. Regional geht es um es um das heutige Anatolien, was in der damaligen Zeit ein Gebiet etwa von der heutigen Türkei, Mesopotamien, Persien bis hin zu Palästina umfaßt. Hethiter, Assyrer, Ägypter und Troja sind heute noch / wieder bekannte Volksgruppen und Orte aus jener Zeit.
Viele zum Teil großformatige Farbfotos und Zeichnungen ergänzen den Textteil. In den Ausführungen vermischen sich wissenschaftliche Diskussion und die Wiedergabe wiswsenschaftlich gesicherter Fakten. Es muß wohl nicht immer ganz einfach sein, in die Anfänge der Menschheitsgeschichte zurückzublicken - fehlendes Quellenmaterial, umfangreiche Interpretationsmöglichkeiten bei Gegenständen und mangelnde Sprach- und Schriftkenntnisse mögen beispielhaft als Gründe dafür genannt sein.
Ein Glossar und eine Zeittafel am Ende des Buches runden das Informationsangebot ab.
Wer sich für Frühgeschichte und Archäologie begeistern kann, hält mit diesem Buch sicherlich ein gut gemachtes Werk in den Händen. Die Ausführungen sind anschaulich, lebendig und - am wichtigsten! - auch für den Laien sehr gut verständlich. Der Leser erhält so einen ansprechenden Einblick davon, wie unsere westeuropäische Zivilisation ihren Ursprung nahm. Wie Kulturen in Nord- und Südamerika, Afrika, Indien und China entstanden sind, wird in diesem Werk natürlich nicht erklärt. Wer Näheres darüber erfahren möchte, wird zu anderer Lektüre greifen müssen.

Sonja Bill: Tadschikistan Zwischen Dusanbe und dem Dach der Welt; Trescher Verlag Berlin 2010; 266 Seiten; ISBN: 978-3-89794-160-1

Tadschikistan ist eine der Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion. Mit seiner Bergwelt und der dazugehörigen Flora und Faune ist das Land ein mögliches Reiseziel für alpin begeisterte Urlauber.

Auf den ersten Blick mag das Buch ein typischer Reiseführer sein. Es beschreibt Reiseziele (z. B. den Pamir und das Zerafsantal) und gibt die dazugehörigen Reisetips. Informationen zur Geschichte des Landes, Religion, Bevölkerung, Kultur und vieles andere kommen hinzu. In dieser Hinsicht unterscheidet sich das Buch nicht von anderen Reiseführern.

Das Unbekannte, der Reiz des Exotischen machen den Charme des Buches aus, auch wenn Länder wie Tadschikistan, Usbekistan, Aserbaidschan, Kirgisien und Kasachstan unter touristischen Gesichtspunkten noch weitestgehend unentdecktes, weil nicht erschlossenes Land (für den Massentourismus) sind.

Judith Peltz: Usbekistan Entlang der Seidenstraße nach Samarkand, Buchara und Chiwa; Trescher-Verlag Berlin 2010; 287 Seiten; ISBN: 978-3-89794-174-8

Usbekistan ist einer der Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion. Das an Afghanistan und Kasachstan grenzende Land mag nicht das klassische Reiseziel für Urlauber sein. Der hier vorliegende Reiseführer stellt Ziele wie Taschkent, das Ferganatal, Samarkand, Buchara, Chiwa und noch viel mehr vor Es bietet aber mehr als die üblichen Beschreibungen der Reiseziele und Reisetips von A bis Z.

Angaben zu Land und Leute, Religion, Wirtschaft, Geschichte, Geographie, Kunst, Küche und Kultur kommen hinzu. In dieser Hinsicht ist das Buch dann doch wieder ein ganz normaler Reiseführer. Sein Charme liegt in dem Unbekannten, der Exotik des Zieles - wer beschäftigt sich im Alltagsleben schon mit Usbekistan? Alles in allem hinterläßt das Buch einen guten Eindruck.

Rolf Steinbuch: Mosambik Schwarz und arm und ziemlich weit weg; Schmetterling Verlag Stuttgart 2007; 207 Seiten; ISBN: 3-89657-011-1

Mosambik ist ein Land im südlichen Teil von Afrika; der Krimi-Fan könnte in Zusammenhang mit Henning Mankell schon einmal von dem Land gehört haben. Das hier vorliegende Buch stellt Geschichte, Kultur, Gesundheitswesen und Bildungswesen sowie die (damalige) Tagespolitik vor.
Der Bogen reicht von der Entdeckung der Region durch Vasco da Gama über die bis ins 20. Jahrhundert hineinreichende Kolonialherrschaft der Portugiesen, den Freiheitskampf der marxistischen FRELIMO bis zur Befriedung des Landes zu Beginn der `90er Jahre.
13 Prozent der Bevölkerung ist von AIDS betroffen. Es gibt 78 Ethnien, Tribalismus und über 20 verschiedene Sprachen - nur etwa 20 Prozent der Gesamtbevölkerung beherrscht die Amtssprache Portugiesisch.
Steinbuch ist Professor für Maschinenbau an der Hochschule Reutlingen. Er war im Jahre 2005 als Gastdozent an der "Universidade Eduardo Mondale" tätig.
Das Buch liefert länderkundliche Informationen und bewegt sich dabei auf einem guten sachlichen Niveau. Auch wenn Steinbuch eigentlich nicht vom Fach ist, könnte man seine Ausführungen noch am ehesten der Völkerkunde und den politischen Wissenschaften zuordnen. Private Beobachtungen werden leider nur durch Schwarzweißfotographien ergänzt.
Die Intention des Buches erschließt sich nur bedingt. Der Inhformationsgehalt ist sicherlich hoch. Der wissenschaftliche Teil ist aber nicht so ausgeprägt, um akademischen Ansprüchen zu genügen. Es gibt das Studienfach "Afrikanistik"; ob es hierfür einen Beitrag leistet, sei einmal dahingestellt. Mosambik ist als Land und als Thema einfach zu abseitig, um wirklich interessant zu sein.

Francoise Pommaret: Bhutan; Edition Temmen Bremen 2003; 272 Seiten; ISBN: 386108810X

Das Königreich Bhutan liegt im östlichen Himalaya genau zwischen Indien und China. So groß wie die Schweiz ist es mit rund 700.000 Einwohnern äußerst dünn besiedelt. Die Regierung des Landes hat den Tourismus in überschaubaren Grenzen gehalten. Das Land ist Philatelisten wegen seiner Exotik bekannt, aber nicht dem durchschnittlichen Nutzer der Tagespresse.
Pommaret stammt aus Poitiers / Frankreich. Sie hat Kunstgeschichte und Archäologie an der Sorbonne und Tibetisch studiert. Sie hat von 1981 bis 1989 in Bhutan gelebt und gearbeitet, ist inzwischen aber wieder in ihrer französische Heimat wissenschaftlich und publizistisch tätig.
Das Buch ist ein Reiseführer und bietet in dieser Hinsicht viele nützliche Tips für den Aufenthalt. Es liefert aber auch viele Hintergrundinformationen, z. B. zur Geschichte, (Alltags-)Kultur, Religion und Alltagsleben.
Wer sich für unbekannte Regionen der Welt begeistern kann und interessiert, hält hiermit sicherlich ein brauchbares Buch in den Händen, in der politische Inhalte außen vor gelassen werden. Farbfotos ergänzen den Textteil.

Christoph Moeskes (Hrsg.): Nordkorea Einblicke in ein rätselhaftes Land; Ch. Links Verlag Berlin 2013; 216 Seiten; ISBN: 978-3-86153-752-6

Die Demokratische Volksrepublik Korea heißt umgangssprachlich Nordkorea. Es bedroht seine Nachbarn mit der Atombombe, kann im Gegenzug aber seine Bevölkerung nicht mit Nahrungsmitteln versorgen. Die geheimen Straflager stehen im Widerspruch zu der offiziellen Propaganda, die die paradiesischen Zustände einer heilen Welt vorgaukelt. Der Personenkult um Kim Il Sung und seine Familie erinnert an stalinistische Verhältnisse.

Hartmut Koschyk gehört genauso zu den Autoren dieses Buches wie Volker Hagermeier, Britta-Susann Lübke, Katja Richter und Johannes Schönherr, um nur einige Beispiele zu geben.

So persönlich die Texte (und damit auch subjektiv) die Texte auch sein mögen, so bieten sie doch einen Einblick in den nordkoreanischen Alltag jenseits aller stereotypen Berichterstattung. Es gibt eben nicht nur die surrealen weil weltfremden Drohgebärden. Offensichtlich spielen auch wirtschaftliche, politische, humanitäre und andere Gründe eine Rolle im Umgang mit dem kommunistischen Land.

Nordkorea mag als ein exotisches Randthema erscheinen. Das vorliegende Buch ist ein spannendes politikwissenschaftliches Werk, das den Leser schnell in seinen Bann zieht.

DuMont Bildatlas: Dubai Abu Dhabi VAE Oman Barain Qatar; DuMont Reiseverlag Ostfildern 2014; 120 Seiten; ISBN: 9783770192816

Dank seines Erdöls gilt die arabische Halbinsel als eine der reichsten Regionen der Welt. Saudi-Arabien mag der flächenmäßig größte Staat in der Region sein; der selbsternannte "Wächter des Islam" gilt allerdings auch als rückständig. Die Emirate, um die es in diesem Bildatlas geht, können durchaus als schillerndes Gegenstück durchgehen.

Aufbau und Inhalt sind etwas klischeehaft. Der Bildanteil ist schwülstig und fast schon barock; er steht - wen wundert`s? - deutlich im Vordergrund. Die Berichterstattung ist unkritisch, oberflächlich und hat werbenden Charakter. Was auch nicht weiter verwunderlich ist. Schließlich soll eine gut betuchte Klientel auf die touristischen Attraktionen der Region hingewiesen werden.

Merian Sri Lanka; Jahreszeiten Verlag Hamburg 2012; 130 Seiten; ISBN: 978-3-8342-1301-3

Sri Lanka ist der Inselstaat südöstlich von Indien. Von Urlaubern einmal abgesehen könnte uns das Land durch seinen Tee und den Bürgerkrieg der Tamilen bekannt sein.

Der Untertitel: "Die Lust am Reisen" zeigt es an - der Merian ist ein Reisemagazin. Dementsprechend bietet das Heft viele Tipps und Hinweise für Reisende und Urlauber. Daneben gibt es auch weitere reichlich bebilderte Artikel, die uns Kultur, Natur und Lebensweise der Menschen vor Ort vorstellen. Die unvermeidliche Werbung hält sich diskret zurück.

Das Heft ist ja relativ neu. Daher kann es einen aktuellen Einblick in das südasiatische Land bieten. Wer also keinen Urlaub auf dem ehemaligen Ceylon plant, sondern sich einfach nur neugierigerweise über das Land informieren möchte, wird hier also auf seine Kosten kommen.

Bernhard Chiari: Wegweiser zur Geschichte Afghanistans; Ferdinand Schöningh Verlag Paderborn 2006; 216 Seiten; ISBN: 978-3-506-756640

Die Buchreihe "Wegweiser zur Geschichte" wird vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt herausgegeben. Sie soll zuverlässig über die Geschicht von Krisenregionen informieren und so in Zusammenhänge einführen.

Afghanistan ist so ein Region. Seit rund 35 Jahren beherrscht die Kriegsberichterstattung die Tagesaktualität die Berichterstattung in den Medien.

Das vorliegende Buch genügt dem oben genannten Anspruch. Geschichte und Gegenwart, Kultur, Religion und vieles mehr, was in der breiten Öffentlichkeit nicht als Wissen vorhanden ist, wird hier angesprochen. Als Außenstehender kann man so schon in Staunen kommen, wie vielschichtig und facettenreich das Leben vor Ort jenseits aller Tagesberichterstattung ist. Das Buch ist eine sinnvolle Ergänzung zur Tageszeitung.

Klaus Dieter Wolf: Die UNO Geschichte, Aufgaben, Perspektive; Verlag C. H. Beck 2005; 128 Seiten; ISBN: 3-406-50878-2

Die UNO ist eine der wenigen internationalen politischen Zusammenschlüsse, der so ziemlich alle Staaten dieser Welt angehören. Im Jahre 1945 gegründet, erlebt die Weltorganisation einen Wandel bei ihren Inhalten. Nicht mehr Kalter Krieg und ost-westliches Blockdenken bestimmen das Tagesgeschäft; auch die Menschenrechtsarbeit ist in internationale Verträge gegossen. Internationaler Terrorismus, religiöser Fundamentalismus, innerstaatliche ethnische Spannungen, Umweltzerstörung und Weltwirtschaftsthemen bestimmen die Agenda von heute.

Wolf unterrichtet als Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen an der Technischen Universität Darmstadt.

Auch wenn er (formal) beispielsweise auf die Geschichte und Strukturen eingeht, so geschieht dies doch eher losgelöst von jeglicher Tagesaktualität. Es werden nicht Länder und ihre Positionen oder gar wichtige Personen vorgestellt. Der Ansatz ist vielmehr politikwissenschaftlich-theoretisch und doch auch für den interessierten Laien gut verständlich. Ein paar Fotos oder die Biographien der bisherigen UN-Generalsekretäre (um nur ein Beispiel zu nennen) hätten zwar einen persönlichen, menschlichen Ton in die Ausführungen gebracht; angesichts des begrenzten Platzangebotes erfüllen die Inhalt aber durchaus die Erwartungen. Wer mehr praxisbezogenen Tiefgang wünscht, wird zu anderer Literatur greifen müssen.

Dietmar Herz / Christian Jetzlsperger: Die Europäische Union; Verlag C. H. Beck München 2008; 144 Seiten; ISBN: 978-3-406-57622-5

Die Europäische Union ist der freiwillige politische Zusammenschluß vieler europäischer Staaten. Die Zusammenarbeit und Integration ist ihr erklärtes Ziel.

Dieses Buch beschreibt die Geschichte der Union, ihre Politikfelder, Arbeitsweise und Identität. Datenmaterial kommt ergänzend hinzu.

Herz ist Professor für Vergleichende Regierungslehre an der Universität Erfurt, Jetzlsperger Legationsrat im Auswärten Amt in Berlin. Der Leser kann also davon ausgehen, daß hier qualifiziert über ein politikwissenschaftliches Thema geschrieben wird. Das Buch gehört zu der Buchreihe "Wissen in der Beck`schen Reihe".

Das Buch ist allgemein politikwissenschaftliche angelegt. Hier wird Wissen bar jeglicher Tagespolitik vermittelt. Wer tagesaktuelle Informationen wünscht, wird bei den jeweiligen Institutionen, beim Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Union in Luxemburg-Stadt oder im elektronischen Buchladen der EU im Weltnetz nachfragen müssen.

Bedeutende Europapolitiker werden nicht vorgestellt. Abbildungen fehlen - von 2 Europakarten abgesehen - völlig. Dies sind durchaus Mängel. Im Gegenzug werden sei aber auch ein Vorteil benannt: Die Ausführungen sind so allgemeinverständlich, daß ihnen auch interessierte Laien folgen können.

Constantin Schreiber (Hrsg.) / Raif Badawi: 1000 Peitschenhiebe Weil ich sage, was ich denke; Selbstverlag Bonn 2015; 63 Seiten; ISBN: 9783838906706

Badawi ist ein Internet-Aktivist und Bloggger. In seinem Heimatland Saudi-Arabien sind seine Texte verboten - schließlich treten sie für Liberalismus, Pluralismus, Toleranz und Meinungsfreiheit ein. Badawi wurde dafür zu 1.000 Peitschenhieben und einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Die vorliegende Lektüre beinhaltet seine wichtigsten Veröffentlichungen.

Dies ist Band 1670 aus der Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung.

Auch wenn sie sich auf die Tagesaktualität in einem weit entfernten Land bezieht, so liegt hier doch klassische politikwissenschaftliche Literatur vor. Da macht sich jemand Gedanken über die religiösen und gesellschaftlichen Gegebenheit in seinem Heimatland. Gut oder schlecht, richtig oder falsch - das ist hier unter literarischen Gesichtspunkten nicht entscheidend.

Auch wenn die Texte offensichtlich gekürzt sind, geben sie doch einen Einblick in die Gedankenwelt eines saudischen Oppositionellen.

Detlef Bingen / Krzysztof Ruchniewicz: Länderbericht Polen; Selbstverlag Bonn 2009; 688 Seiten; ISBN: 3-8933-906-0

Über 1.000 Jahre lang war Polen Spielball seiner europäischen Nachbarn, was sich beispielsweise in verschiedenen Teilungen und Gebietsverschiebungen zeigt. Es ist nun rund 25 Jahre her, daß Polen aus dem Einflußbereich der Sowjetunion entlassen wurde. Es hat sich Europa und der NATO angenähert.

Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur sind die Themen, mit denen sich diese Publikation beschäftigt.

Polen wird hier als deutsches Nachbarland sehr umfangreich und gründlich vorgestellt. Deutsche und polnische Autoren schreiben gleichermaßen, so daß ein hohes Maß an wissenschaftlicher Sachlichkeit, Neutralität bei gleichzeitigem Verständnis für die Mentalität des Landes und Objektivität vorhanden sind. Die Sache steht im Vordergrund; gleichzeitig werden aber auch zeitgeschichtlich bedeutsame Persönlichkeiten wie Karol Wojtyla, Lech Walesa und Wladyslaw Gomulka vorgesetllt. Angenehm ist auch, daß es gelegentlich Schwarzweißfotos, Tabellen und ähnliche Auflockerungen gibt.

Das vorliegende Buch bietet die Möglichkeit, Polen jenseits aller Tagesaktualität kennenzulernen. Das Buch ist auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung erhältlich. Es ist Band 735 der Schriftenreihe.

Karoline Rörig / Ulrich Glassmann / Stefan Koppl: Länderbericht Italien; Selbstverlag Bonn 2012; 505 Seiten; ISBN: 978-3-8389-0240-1

Dies ist Band 1240 der Schriftenreihe, die von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegeben wird.

Sonne, Strand und Urlaub, gutes Essen (Pizza und Spagghetti), Fußball, Mafia und Donna Leon - etwas klischeehaft sind die Vorstellungen, die uns in den Sinn kommen, wenn wir an Italien denken.

Geschichte und Kultur, Politik und Wirtschaft des südeuropäischen Mittelmeeranreiners mit der Gestalt eines Stiefels sollen hier vorgestellt werden. Die Ausführungen wiesen eine gewisse Oberflächlichkeit auf. Formale Strukturen sind wichtig, Hintergrundwissen wird nicht vermittelt. Diese Ausage läßt sich an einem Beispiel verdeutlichen: Es fehlen biographische Daten über Silvio Berlusconi, seines Zeichens lange Zeit schilldernder Ministerpräsident. So fällt es schwer, tagesaktuelle Politik und Ereignisse richtig einzuordnen.

Es gibt zwar umfangreiches Tabellen- und Kartenmaterial - man kann es aber als Mangel empfinden, daß es keinerlei Fotos gibt.

Die Autoren sind überwiegend akademisch tätige Politikwissenschaftler mit Professoren- und Doktoren-Titel, die in Italen leben und arbeiten. Was sie dafür qualifiziert, für eine deutsche Leserschaft zu schreiben, ist nicht ersichtlich.

Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Thema im Unterricht / Extra Arbeitsmappe Europa für Einsteiger; Selbstverlag Bonn 2015; 20 Seiten; ISBN: 978-3-89331-919-0

Wie es der Titel schon verrät: Dies ist ein regierungsamtliches Heft, das deutschlandweit sowohl im Geschichtsunterricht wie auch im Politik- bzw. Sozialkundeunterricht eingesetzt werden kann. Auf den 20 Kopiervorlagen werden Themen wie Geschichte, formale Strukturen und der Gemeinsame Markt (= Wirtschaftsthema) behandelt. Durch das Lösen von Aufgaben sollen die Schüler fast schon spielerisch Wissen vermittelt bekommen.

Irgendwie ist das Heft clever gemacht - schön bunt, leicht lösbare Aufgaben; Schreiben, Lesen, Reden und Zeichnen sind gleichermaßen gefragt. Also Schüler lernt man so selbständiges Arbeiten.

Aber auch für Erwachsene kann eine solche Arbeitsmappe interessant sein. Da einfachstes Grundlagenwissen vermittelt wird, können Erwachsene ihr eigenes formales Wissen auf einen alltagstauglichen Stand bringen. Und ja vielleicht auch - zu beiderseitigem Nutzen - mit ihrem Nachwuchs zusammen lernen.

Ulrich Sinn: Athen Geschichte und Archäologie; Verlag C. H. Beck München 2004; 117 Seiten; ISBN: 3-406-40650-836-7

War Athen früher eine (führende) Stadt in Griechenland, ist sie heute die Hauptstadt dieses Landes. Spuren von Kultur und Politik gibt es also viele zu entdecken. Auch Themen wie Sport und Religion sollten dabei nicht vergessen werden.

Das vorliegende Buch möchte in die Geschichte und Archäologie Athens von der mykenischen Zeit bis in die Spätantike einführen, ohne die Geschichte von der Spätantike bis in die Neuzeit zu vergessen.

Sinn war Professor für Klassische Archäologie an der Universität Würzburg und außerdem Direktor der Antikensammlung des Martin von Wagner Museums. Er hat 10 Jahre lang am Deutschen Archäologischen Institut in Athen gearbeitet. Er wurde 1945 in Bevensen / Niedersachsen geboren.

Der Leser erhält hier einen guten und kenntnisreichen Überblick über die Geschichte Athens udn damit Griechenlands. Allein schon der begrenzte Platz läßt aber mehr als einen Einstige in das Thema nicht zu. Wer weitergehende Informationen sucht, wird zu anderer Literatur greifen müssen. Schlecht gemacht ist das Werk dennoch nicht. Es bietet Informationen, Daten und Entwicklungen gleichermaßen, die über das Allgemeinwissen hinausgehen, das an allgemeinbildenden Schulen vermittelt wird. Wer sich (beispielsweise) für griechische Geschichte interessiert, hält hiermit also durchaus ein brauchbares Buch in den Händen.

Hermann Mückler: Fidschi - Das Ende eines Südseeparadieses; Promedia Verlag Wien 2001; 239 Seiten; ISBN: 3-85371-171-5

Fidschi ist eine ehemalige britische Kolonie in der Südsee. Weitgehend unbekannt und unbeachtet von der Weltöffentlichkeit schafft es das Land faktisch nicht in unsere mediale Berichterstattung.

Mückler wurde am 8. März 1964 in Wien geboren. Der Österreicher ist Ethnologe, Historiker und Politikwissenschaftler. Er stellt die Geschichte, Kultur und Gegenwart des Südsee-Staates vor.

Um einem Mißverständnis von vornherein entgegenzuwirken: Dies hier ist kein Reiseführer. Fotos fehlen also (leider) genauso wie all´ jene Angaben, die Touristen neugierig machen.

Ein Sachbuch liegt hier also vor. Die Sachinformation steht im Vordergrund und wird auch für den Laien gut lesbar dargestellt. "Warum sollte ich mich unbedingt für Fidschi interessieren? Das Land liegt weit weg und ist völlig unbedeutend." So könnte nun der Leser fragen. Dieser Einwand ist nicht ganz unberechtigt. Es ist das Verdienst Mücklers, ein vermeintliches Randthema zu einem lesenswerten literarischen Ereignis zu machen.

Merian Wales; Jahreszeiten-Verlag Hamburg 2012; 130 Seiten; ISBN: 978-3-8342-1210-8

Wales ist eine Halbinsel westlich von England und gehört schon lange zu Großbritannien.

"Die Lust am Reisen" lautet der Untertitel dieser monatlich erscheinenden Zeitschriftenreihe; dementsprechend gibt es am Ende des Heftes auch viele praktische Reisetipps.

Kultur, Geschichte und Natur sind die wichtigsten Themenkomplexe im Textteil; Dylan Thomas kommt genauso vor wie Cardiff und Hay-on-Wye, um nur einige Beispiele zu bringen. Warum Bruder Cadfael, Swansea und Fußball fehlen, wird die Redaktion schon am besten wissen. Die Texte sind reichlich, farbig und großformatig mit Fotos illustriert.

Wales ist sicherlich kein klassisches Reiseziel, sondern eher was für Individualtouristen. Das vorliegende Merian-Heft gefällt und macht neugierig auf mehr.

Merian Marokko; Jahreszeiten-Verlag Hamburg 2014; 132 Seiten; ISBN: 978-3-8342-1401-0

Marokko ist ein Königreich im Nordwesten Afrikas. Da das Land am Mittelmeer liegt, könnte es ein ideales Reiseziel sein. Oder? Für den Merian (Untertitel: "Die Lust am Reisen") ist Marokko jedenfalls ein eigenes Heft wert. Die dazugehörigen Reisetipps gibt es am Ende des Heftes.

Inhaltlich bietet das Heft die Art der literarischen Kost, wie wir sie gewöhnt sind: ein wenig Politik, viel Kultur, etwas Natur - es ist eine Mischung, die neugierig machen soll. Eine Spur Geschichte ist hier ebenso zu sehen und zu lesen.

Das Heft bedient sicherlich Klischees. Das Land wird so beschrieben, wie man es sich hierzulande vorstellt. Themen wie Sicherheit, Islamismus, armutsbedingte Kriminalität und andere Gefährdungspotentiale werden leider nicht angesprochen.

Merian Israel; Vierjahreszeiten-Verlag Hamburg 2012; 132 Seiten; ISBN: 978-3-8342-1212-2

Israel (als geschichtsträchtige Region) ist Geburtsort von Judentum und Christentum (als Religionen). Dann kamen die Kreuzzüge und der Zionismus, um nur einige wenige Beispiele aus der bewegten Vergangenheit zu bringen. Auch heute ist das Land (leider) noch nicht zur Ruhe gekommen.

"Die Lust am Reisen" lautet der Untertitel der Merian-Hefte. Nach 1968, 1978 und 1990 ist dies die vierte Ausgabe, die über das Land am Mittelmeer berichtet. Ganz am Ende des Heftes gibt es die praktischen Reisetipps.

Auch wenn über Tel Aviv und die Wüste Negev berichtet wird - Jerusalem steht hier eindeutig im Vordergrund. Und das nicht nur, weil die Stadt Hauptstadt des Landes ist.

So wie hier steht die jüdisch-christliche Religion wohl nur in wenigen Merianen im Vordergrund. Wo ansonsten Kultur, Natur oder Geschichte deutlich weltlichere Züge aufweisen, werden sie hier mit der Religion verquickt. Die Tagesaktualität wird in diesem Heft völlig ausgeblendet. Terror und Krieg? Tote und Verletzte? Palästina und Arabien? Islam und Fundamentalismus? Unter unbeschwertem Urlaub kann man sich durchaus etwas anderes vorstellen.