Annabel Pitcher: Ketchuprote Wolken/Ketchup Clouds

  • Die Autorin:
    Annabel Pitcher studierte an der Universität von Oxford englische Literatur. Schon immer wollte sie Bücher schreiben, nahm aber zuerst diverse andere Jobs an, bevor sie sich entschied, die Welt zu bereisen und sich aufs Schreiben zu konzentrieren. „Meine Schwester lebt auf dem Kaminsims“ war ihr erster Roman, der von der Kritik hochgelobt und für mehrere renommierte Preise nominiert wurde. Annabel Pitcher lebt derzeit mit ihrem Mann in Yorkshire. (Quelle: amazon.de)


    Klappentext:
    Er ist Zoes erste große Liebe, doch dann begeht sie einen Fehler, der alles zunichtemacht ...
    Alles beginnt damit, dass Zoe Collins sich unsterblich verliebt – und es endet in einem Desaster, das ihr Leben dramatisch verändert. Denn Zoe hat etwas Schreckliches getan und glaubt, mit den Konsequenzen niemals fertig zu werden. Wie soll sie auch mit dem Wissen weiterleben, dass sie den Tod eines Menschen zu verantworten hat – und ungestraft davongekommen ist? Als sie glaubt, ihre Schuldgefühle keinen Tag länger ertragen zu können, erfährt sie von Stuart, einem Mann, der ebenfalls einen großen Fehler in seinem Leben gemacht hat. Sie beginnt ihren ersten Brief an ihn, in der Hoffnung, endlich ihren Frieden zu finden und sich selbst vergeben zu können …


    Inhalt:
    Was machst du, wenn du Schuld auf dich geladen hast, und dich nicht traust, irgendwem davon zu erzählen? Riesige Schuld. Eine Last, die dich fast erdrückt. Genau das hat das Mädchen, das sich Zoe nennt, getan. Sie weiß nicht mehr, was sie tun soll, weiß nicht mehr ein noch aus. Zoe kann mit der Schuld nicht leben, aber sie kann sie auch nicht teilen – mit niemandem. Oder doch? Als eines Tages eine Nonne in der Schule von Gefangenen im Todestrakt erzählt, beschließt Zoe, unter falschem Namen und falscher Adresse an einen dieser Männer zu schreiben. Stuart, der seine Frau und eine Nachbarin ermordet hat und dem seine Hinrichtung kurz bevorsteht, bekommt von nun an Post von der Schülerin, die ihr Herz ausschütten will.
    Und das ist passiert: Zoe hat sich verliebt. Eigentlich ist sie ja, wie alle Mädchen aus der Schule, in Max verliebt, der auch wirklich gut aussieht, aber der irgendwie… nicht immer alles versteht, was Zoe sagt. Ihre Witze sind manchmal zu hoch für ihn. Aber trotzdem ist er ein guter, wirklich ganz netter Typ, und sein Interesse schmeichelt Zoe, und als die beiden sich auf einer Party näherkommen, schwebt sie kurzzeitig im siebten Himmel. Nur ist da noch der Junge mit den braunen Augen, der Junge, dessen Namen sie zunächst nicht mal kennt und mit dem sie doch von Anfang an etwas ganz Besonderes verbindet.
    Die Geschichte wird kompliziert, als sich herausstellt, dass die beiden Jungen Brüder sind – und dass Zoes Unentschlossenheit ein Ende haben muss. Noch vor Beginn des Sommers ist einer der beiden Jungen tot – und Zoe gibt sich die Schuld daran. Ein Moment verändert ihr ganzes Leben und zerstört alles. Können Zoes Briefe ihr helfen, Frieden mit sich zu machen?


    Meine Meinung:
    “Ganz nett”, dachte ich am Anfang beim Lesen. Jugendbuch. Liebesgeschichte, ein bisschen Kram über Schule, und wahrscheinlich stellt sich schnell heraus, dass Zoe in Wirklichkeit nichts getan hat. Doch dann zog mich das Buch wirklich in seinen Bann – “Ketchup Clouds” ist keine einfache Geschichte, keine, die man zur Seite legt, damit man direkt das nächste Buch beginnen kann. Die Geschichte geht tiefer, ist sehr traurig, bewegend, manchmal auch sehr lustig und Zoe ist Annabel Pitcher wirklich sehr gut gelungen – eine ganz tolle Erzählerin, die ich richtig schnell ins Herz geschlossen habe. Es ist mir schon länger nicht mehr so gegangen, dass ich das Ende eines Buches am liebsten umgeschrieben hätte (obwohl es das einzig stimmige Ende ist!), aber hier hatte ich wirklich das Gefühl, dass das jetzt sein müsste. Für Zoe.
    Ich fand es auch gut, dass Zoe nicht einfach Tagebuch schreibt, sondern dass ihre Briefe an einen Kriminellen gehen, an einen Menschen, der jemanden getötet hat, der sich dann aber der Polizei gestellt hat. Dadurch wird Zoes Auseinandersetzung mit der Frage nach Schuld und danach, wie man mit ihr leben kann oder sollte, noch verstärkt. Zoe kommuniziert nicht wirklich mit Stuart, das kann sie ja nicht, da sie ihm nicht ihren richtigen Namen und ihre richtige Adresse verrät, aber sie setzt sich damit auseinander, wie er mit seiner Tat umgegangen ist und vergleicht sich mit ihm. Natürlich ist von Anfang an klar, dass Zoe keine solche Schuld auf sich geladen hat, aber ich fand es schon interessant, wie die Autorin diese Auseinandersetzung gestaltet.
    Zoes Geschichte berührt mich, weil man nicht am Ende denkt: “Na komm, Mädchen, dich trifft doch überhaupt keine Schuld”, denn auch wenn das rein objektiv betrachtet so ist, kann man verstehen, warum Zoe das Gefühl hat, dass sie etwas Schreckliches getan hat – denn in vielerlei Hinsicht kann man sagen, dass ihr Verhalten zu dem führt, was am Ende geschieht. Das Ende ist unglaublich traurig, eins von diesen Romanenden, die einen mit einem Kloß im Hals zurücklassen und bei denen man sich wünscht, dass alles ganz anders gekommen wäre. Eine absolute Leseempfehlung.
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