Nurrudin Farah - Gekapert

  • Klappentext:


    Jebleeh, der seit Jahren in Amerika im Exil lebt, kehrt für einen Besuch in seine Heimatstadt Mogadischu zurück, begleitet von seinem Schwiegersohn Malik, der über die Unruhen und den zunehmenden Islamismus in der Region schrieben will. Im Jahre 2006 ist Mogadischu vom Bürgerkrieg gezeichnet, die Stimmung beklemmend. Das Chaos einer von Warlords besetzten Stadt, das Jebleeh von seinem letzten Besuch erinnert, ist nun einer unheimlichen Ruhe gewichen, die von den allgegenwärtigen peitschentragenden Männern in weißen Mänteln – den Schergen der islamistischen Organisatin Al-Shabaab – noch verstärkt wird.


    Unterdessen landet Maliks Bruder Ahl auf der Such nach seinem verschwundenen Sohn in Puntland, einer Region, die allgemein als Unterschlupf der Piraten bekannt ist. Und während die Somalier sich gegen die äthiopische Invasion wappnen, Piraten die Seewege verunsichern, werden die Brüder immer tiefer in die Wirren des Bürgerkriegs hineingezogen.


    Eigene Beurteilung:


    Anders als viele Reportagen und Dokumentationen machen die Charaktere dieses Buchs in erster Linie die somalische Mentalität sehr stark für die Zustände im Lande verantwortlich. Die Verantwortung anderer Länder und Nationen wird nicht abgestritten, aber sie relativieren sich zum Teil schon sehr gegenüber den inneren Streitigkeiten im Lande, die auf Stammesstrukturen und –rivalitäten beruhen, sowie auf Gewinnstreben und anderen Faktoren.


    Im Anhang gibt es eine ausgiebige Quellenliste und über weite Strecken liest sich das Buch wie eine Reportage, bei der man die Photos weggelassen hat. Dies ist zum Teil ein wenig anstrengend, auch weil es innerhalb der Handlung sehr viel – durchaus notwendige – Exposition durch die Charaktere gibt. Viele Dinge über Somalia und sein Umfeld werden in Gesprächen und Überlegungen von Einzelcharakteren vermittelt – Dinge, die zum Teil auch widersprüchlich sind, da die Datenlage zu diesen Dingen es auch ist. Das macht das Lesen stellenweise ein wenig dröge, auch wenn die meisten Daten durchaus interessant sind. Es lohnt sich, beim Lesen einen Notizblock daneben zu legen um nicht den Überblick zu verlieren. Dann ist „Gekapert“ aber ein durchaus lohnender Roman, der neben den Fernsehberichten zu den Themen „Somalia“ und „Piraterie“ verstärkt in die Tiefe geht und mehrere Perspektiven eröffnet.