Cornelia Travnicek: Chucks

  • Ein Buch mit dem Titel meiner Lieblingsschuhe, welche ich in Büro und Freizeit quasi dauernd trage. Was will man mehr?
    An
    diesen Schuhen hängen für Mae ganz spezielle Erinnerungen... in
    Gedenken an ihren viel zu früh an Krebs verstorbenen Bruder trägt Mae
    diese Schuhe seit ihre Mutter ihr diese an den Kopf geworfen hat
    tagtäglich. Von den knalligroten Schuhen, welche ihr Bruder im
    Krankenhaus geschenkt bekam hat, ist nicht mehr allzuviel übrig, die
    Sohle löst sich, es wurde draufgeschrieben... was man halt mit solchen
    Schuhen so macht.
    Durch den Tod ihres Bruders zerbröckelt nach und nach Maes gesamte
    Familie. Und wo früher Vater, Mutter und zwei Kinder lebten bleiben
    schließlich nur noch Mae und ihre Mutter, die sich nichts mehr zu sagen
    haben. In ihrer Trauer entfremden sich die beiden immer mehr, so dass
    Mae ihren eigenen Weg sucht, mit ihrer Trauer umzugehen. Doch ganz
    verschwinden kann diese nicht - man kann nur lernen, damit zu leben.


    Auf
    der Straße lernt Mae den Punk Mara kennen, die eigentlich Geld oder
    Zigaretten erschnorren will. Doch Mae gibt ihr lieber ein Eis aus - ist
    ja schließlich ein warmer Tag. Fortan hat Mae ihren eigenen Punk und
    beobachtet fasziniert diese neue Welt, die sich vor ihren Augen auftut.
    Schule wird uninteressant und was die Mutter einem Zuhause sagt wird
    nicht mehr wahrgenommen. Schließlich beendet Mae nach der
    Pflichtschulzeit aus eigenem Antrieb die Schule - sehr zum Leidwesen
    ihrer Eltern - und verbringt mehr und mehr Zeit auf der Straße. Doch
    gänzlich rutscht Mae hier nie ab: wo Mara sich fast einen goldenen
    Schuss setzt, scheint Mae harte Drogen nicht selbst zu probieren.
    Stattdessen liest sie lieber in den Bibliotheksbüchern während Mara um
    Geld betteln geht oder hört hier und da Vorlesungen an der Uni, in
    welche sie sich hineinschummelt.
    Nach einer Handgreiflichkeit muss
    Mae Sozialstunden in einer Aids-Hilfe leisten - doch sowohl ihr
    Bewährungshelfer als auch der Job selbst nerven sie mehr, als dass sie
    daraus direkt lernt. Nein, sie verhält sich sogar gegenüber den
    Hilfesuchenden ziemlich daneben. Bis ihr eines Tages der kranke Paul vor
    die Füße fällt und sie vom ersten Moment an bezaubert. Das erste Mal
    spürt Mae Liebe in sich aufkommen. Doch Pauls Krankheit wirft einen
    Schatten auf die Beziehung und der Tod ist immer gegenwärtig.


    Mein Fazit:
    Versucht man den Inhalt zusammenzufassen, so
    kommt schnell der Verdacht auf, es handle sich mal wieder um einen Roman
    über eine durch einen tragischen Zwischenfall komplett aus der Bahn
    geworfene jungen Menschen, der am Ende geläutert wird und sein Leben
    wieder in den Griff bekommt. Doch Cornelia Travnicek geht keinesfalls
    mit erhobenem Zeigefinger auf uns Leser los und bedient keines der
    bekannten Klischees. Ehrlich gesagt habe ich als Leser Maes
    Lebensumstände nie als verwerflich oder wirklich negativ gezeichnet
    wahrgenommen, auch wenn die Grundstimmung keineswegs auf Sonnenschein,
    Blümchen und und und schließen lässt. Travnicek gelingt es hervorragend,
    Mae und ihre Gedankenwelt zu verbildlichen, wobei auch gerade
    unausgesprochene Dinge - die kleinen Informationen zwischen den Zeilen,
    zur Gesamtstimmung des Romans beitragen. Und ob es ein Happy End gibt...
    fraglich. Doch darauf kommt es hier wirklich nicht an.
    Die häufigen
    Zeitsprünge würden mich während des Lesens normalerweise absolut stören,
    da man in vielen Romanen und Erzählungen eine Weile braucht, um sich zu
    sortieren. Doch hier nicht. Es fügt sich alles ganz natürlich in den
    Erzählfluss ein.


    Aus meiner Sicht: Absolut lesenswert!!