Blanca Busquets: Bis dass der Zufall uns vereint

  • Klappentext:
    Wenn die Vergangenheit plötzlich vor dir steht
    Seine Einschaltquoten sind gigantisch: Sergi ist der bekannteste Radiomoderator des Landes. Und so viel Berühmtheit verpflichtet. Kaum hat er erfahren, dass sein IT-Techniker tödlich verunglückt ist, eilt er darum auch in die Leichenhalle zum Kondolieren. Zu spät merkt er, dass die hübsche Frau mit dem üppigen Busen gar nicht die Witwe seines Kollegen ist. Während er fieberhaft überlegt, wie er aus der peinlichen Situation wieder herauskommt, beginnt Cristina ihm ihr Leben zu erzählen - und zu seinem Entsetzen stellt Sergi fest, dass er ihr vor Jahren schon einmal begegnet ist. Es könnte seinen Untergang bedeuten, wenn es publik würde …
    (Quelle: Verlagswebsite)


    Autoreninfo:
    Blanca Busquets, 1961 in Barcelona geboren, arbeitet seit 1986 als Fernseh- und Radiojournalistin für Televisió de Catalunya und Catalunya Ràdio, wo sie diverse Kulturprogramme moderiert. Nach mehreren preisgekrönten Erzählungen und ihrem Romandebüt ›Presó de Neu‹ (2003) hat sie mit ›Die Woll-Lust der Maria Dolors‹ die Herzen aller Generationen erobert.
    (Quelle: Verlagswebsite)


    Aufbau/Allgemeines:
    Der Roman gliedert sich in drei Teile und er hat insgesamt 192 Seiten.
    Erzählt wird aus der Sicht von Sergi, einem erfolgreichen Radiomoderator, der unfreiwillig mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird.


    Inhalt:
    Eigentlich hat Sergi vor, diesen Kondolenzbesuch in der Leichenhalle möglichst schnell hinter sich zu bringen. Ramon Garcia war eigentlich gar kein enger Freund von ihm, nur ein Kollege, den Sergi nicht mal besonders gut kannte. Am Sarg des Verstorbenen trifft er auf Cristina, Ramons Witwe, die eine Unterhaltung mit ihm beginnt. Aus Höflichkeit beschließt Sergi zunächst zu bleiben, denn sicherlich hat die Frau Einiges zu verarbeiten. Cristina beginnt, ihm ihr Herz auszuschütten - merkwürdigerweise redet sie jedoch dabei fast überhaupt nicht über Ramon, sondern vor allen Dingen über sich selbst. Und obwohl Sergi schnell feststellt, dass der Verstorbene, an dessen Sarg er da gerade sitzt, ein anderer Ramon Garcia ist als der, zu dem Sergi eigentlich wollte, kann er sich Cristinas Geschichte nicht entziehen.
    Die schöne Cristina war ein eher unscheinbares Mädchen, das unter gehässigen Bemerkungen der Jungen in ihrem Viertel litt. Eine Gruppe von Jungen im Teenageralter machte es ihr besonders schwer, und eines Tages hänselten sie das Mädchen nicht nur, es wurde beinahe vergewaltigt - nur dem Einschreiten von Ramon ist es zu verdanken, dass es dazu nicht kam. Seit diesem Tag liebte Cristina den Jungen, der sie gerettet hatte - aber das Trauma, das aus dem entstanden ist, was damals passierte, verfolgt sie heute noch. Schönheitsoperationen sind das Eine - aber die Psyche kann man nicht so einfach kitten, indem man die Fassade erneuert.
    Sergi ist von Cristinas Geschichte gefesselt und seltsam berührt - bis er erkennt, dass er selbst einer der Peiniger des Mädchens war. Plötzlich sind alle Erinnerungen an diesen Tag wieder da - und damit Reue, Unverständnis, Verwirrung - vor allem aber auch die Angst, dass all das publik werden könnte. Sergis Karriere beim Radio wäre ruiniert. Alles, was er sich aufgebaut hat, wäre dahin. Aber hat Cristina ihn überhaupt erkannt? Oder erzählt sie ihre Geschichte einem vermeintlich Fremden?
    Sergi weiß nicht weiter - nur eins ist klar - er muss bleiben um zu sehen, wie seine Geschichte ausgeht. Und die Zufälle nehmen kein Ende...


    Meine Meinung:
    Zufall? Schicksal? Das ist in diesem Roman nicht immer ganz klar. Die 190 Seiten sind schnell gelesen, sodass man den Rätseln auch schnell auf die Spur kommt. Sergi, der Ich-Erzähler, war mir die ganze Zeit über unsympathisch. Das ist sicherlich von der Autorin auch so gewollt, denn Sergi hat einfach wenig oder nichts Liebenswertes, er ist ein Typ Mensch, mit dem ich im wahren Leben auch Probleme hätte. Für mich ist es meistens kein Problem, wenn ich die Protagonisten nicht mag, aber hier fand ich gerade das schwierig, denn ich wollte immer, dass Sergi ordentlich für das zur Rechenschaft gezogen wird, was er gemacht hat. Seine Ängste haben mich dadurch manchmal eher abgestoßen. Auch Cristina ist aber nicht durch und durch Sympathieträgerin, sodass mir letzten Endes ein bisschen jemand fehlte, mit dem ich mich identifizieren konnte.
    Die Handlung ist sehr durchkonstruiert, sodass sich beim Lesen oft die Frage stellt, ob das nicht eher Schicksal als Zufall sein muss, was jetzt plötzlich alles zum Vorschein kommt. An manchen Stellen des Romans war ich überrascht und habe die Enthüllungen interessant gefunden, je mehr jedoch ans Licht kam, umso deutlicher wird aber einfach die Konstruktion hinter der Geschichte und das war mir dann wirklich zu viel. Wenn der Roman deutlich länger gewesen wäre, wäre es in Ordnung gewesen, aber so viel Konstruiertes auf so wenigen Seiten... zu viel des Guten.
    Das Ende hat mir wiederum ganz gut gefallen. Ich will jetzt nicht zu viel verraten, aber es ist stimmig und realistisch, was nach allen Enthüllungen und Überraschungen der vorangegangenen Kapitel mal ganz schön war.
    Eine Idee, aus der die Autorin mehr hätte machen können, wenn sie ihrer Geschichte mehr Raum gegeben hätte.


    Fazit:
    Für Leser, die sich gern überraschen lassen und die an Fügungen des Schicksals glauben, eine gute Lektüre für einen Sofanachmittag.
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