ZitatJournalist Florian Baumgartner soll den bekannten und umstrittenen Filmemacher David Mosbach porträtieren und dafür seine Kontakte zum einstigen Jugendfreund nutzen. Als Florian im winterkalten Berlin eintrifft, muss er feststellen, dass David seit Tagen spurlos verschwunden ist. Mehr von Sorge um den bewunderten Freund als von journalistischem Eifer getrieben, stürzt sich Florian in seine Recherchen, und ihn überkommt das blanke Entsetzen: Mosbach hat in seinen Filmen nicht nur die Grenzen des Geschmacks, er hat auch die Grenzen der Menschlichkeit überschritten. Kein Wunder, dass die Polizei bereits gegen ihn ermittelt. Und zwar wegen Mordes.
Psychothriller gehören zur Zeit zu meinen bevorzugtem Genre. Dementsprechend waren meine Erwartungen an dieses Werk sehr hoch. „Ein Buch wie ein Film von David Lynch“, „purer Nervenkitzel“ und „Nichts für schwache Nerven“ - ich war gespannt.
Florian Baumgartner hält sich als freier Journalist mit mickrigen Aufträgen in Spanien über Wasser. Als er den Auftrag erhält in Deutschland über den bekannten Regisseur David Mosbach und dessen geheimnisvollen neuen Film einen Artikel zu schreiben, hat er anfänglich Bedenken. David und er waren über viele Jahre seit der Kindheit befreundet und haben sich erst vor wenigen Jahren auseinander gelebt. Ausschlaggebend für seine Zusage ist das Verschwinden seines Freundes. In Berlin angekommen macht sich Florian gleich an die Recherche zum neuen Film und zeitgleich auf die Suche nach David. Dabei lernt Florian die andere Seite von David kennen. Seine umstrittenen Filmprojekte sind alles andere als harmlos. Für Geld dreht er alles, was perverse Menschen sehen möchten und schreckt sogar nicht davor zurück einen Menschen vor laufender Kamera umzubringen.
Der Autor, Jonas Winner, schafft es den Leser innerhalb der ersten 20 Seiten komplett zu fesseln. Er fängt den Leser auf einem psychologischen Niveau ein, dass nichts für schwache Nerven ist. Detailliert beschreibt er brutale eine brutale, schockierende Szene nach der anderen. Dadurch schafft er einen kontinuierlichen Spannungsaufbau bis zur letzten Seite.
Authentisch und lebendig wurde mir nebenbei die Welt des Filmemachens näher gebracht. Selbst als kompletter Laie wird man die verwendeten Techniken und innovativen Ideen nachvollziehen können. Anfängliche Bedenken, dass es mit der Zeit langweilig werden könnte, wenn man sich für dieses Gebiet nicht interessiert, wurden durch die schockierende und packende Handlung schnell in den Wind geschlagen. Als Leser wollte ich nur noch wissen, was hinter dem Verschwinden von David steckt und ob es Florian gelingt ihn lebendig zu finden. Über 200 Seiten baute sich dieser Wunsch auf und wurde dann durch eine mehr als überraschende Wendung über den Haufen geworfen. Allerdings ist diese Wendung brillant und wird den Leser nicht enttäuschen, sondern noch mehr anziehen. Die Zusammenhänge sind wie einzelne Puzzle-Teile und setzen sich ab diesem Punkt nach und nach für Florian, aber auch den Leser zusammen. Dabei achtet der Autor, dass er keine Frage offen lässt und jede Handlung logisch vermittelt werden kann. Damit ihm dies gelingt setzt er auf neue schockierende, brutale und grausame Details, die mir sofort das gewünschte Bild suggestiert haben, welches Jonas Winner erreichen wollte. Es berührt, schockiert und ließ mir die Worte fehlen. Damit ist jedoch das Buch dieses einmaligen Autors nicht beendet, denn der Schluss lässt den Leser noch einmal das Blut in den Adern gefrieren. Der Grund dafür liegt nicht an einer gewissen Brutalität, sondern an der Bestürzung des Lesers. Mit diesem Schluss habe ich an keiner Stelle des Buches gerechnet und lässt den Beruf Regisseur in einem ganz anderen Blickwinkel betrachten.
Auf Grund mancher Handlungen finde ich das Buch nicht unbedingt für Leser unter 16 Jahren geeignet. Wer also schwache Nerven hat und nicht auf eine außergewöhnliche Weise geschickt werden will, sollte die Finger von diesem Buch lassen. Ansonsten kann ich das Buch jedem empfehlen.