Rebecca Skloot - Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks / The Immortal Life of Henrietta Lacks

  • OT: The Immortal Life of Henrietta Lacks
    Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
    Verlag: Irisiana
    ISBN-13: 978-3424150759


    Henrietta Lacks war Mutter von fünf Kindern und spürte seit geraumer Zeit einen Knoten am Muttermund. Als es zu Blutungen kam, ging sie zur gynäkologischen Untersuchung ins John Hopkins Hospital. Der Befund war eindeutig: Gebärmutterhalskrebs. Henrietta war Afroamerikanerin und in den Genuss einer über das Allernotwendigste hinausgehenden Bildung kam sie nie. Auch im Krankenhaus erklärte ihr niemand, welche Untersuchungen erforderlich seien, warum sie wie therapiert würde und sie stellte keine Fragen. Ohne ihre Zustimmung wurden ihr zwei Gewebeproben entnommen, mit denen der Wissenschaftler Georg Gey forschte und mit denen es ihm als Ersten gelang, menschliche Zellen am Leben zu erhalten. Henrietta Lacks starb am 4. Oktober 1951, ihre Zellen leben heute noch und sind aus der modernen Medizin nicht wegzudenken.
    HeLa-Zellen sind weltweit in allen Forschungslaboratorien unabdingbar. Sowohl die Medizin- als auch die Genforschung sind ohne sie nicht mehr vorstellbar. Sie wurden ins Weltall transportiert, um an ihnen die Wirkung der Schwerelosigkeit zu erforschen und wurden atomarer Strahlung ausgesetzt, um deren Folgen abschätzen zu können. Sie dienen der Erforschung von Impfstoffen ebenso wie der Entwicklung neuer Therapien gegen Krebs und AIDS. Rebecca Skloot hat sich mit ihrem Buch einem äußerst interessanten Thema zugewandt und es für die Leser sehr ansprechend und allgemeinverständlich umgesetzt. Als Sachbuch konzipiert, bietet es neben der Wissensvermittlung noch gute Unterhaltung. Leser, die sich für belletristisch umgesetzte Medizingeschichte interessieren, werden auch an diesem Werk Freude haben, denn es ist gleichzeitig eine Familiengeschichte. Die Impertinenz ehrgeiziger Mediziner wird in diesem Buch ebenso thematisiert wie ethische Fragen der Wissenschaft und der zu damaliger Zeit in den USA vorherrschende Rassismus. Rebecca Skloot macht öffentlich, was bislang nicht bekannt war. Sie schreibt von den immensen Summen, die mit diesen Zellen verdient wurden und werden und von der Armut der Familie Lacks, die davon keinen Cent sah und verdeutlicht damit die Kernfrage, wem gehören diese Zellen. Die Autorin bereitet dieses Thema nicht chronologisch auf. Aber als Orientierung ist zu Beginn eines jeden Kapitels am oberen Seitenrand ein Zeitstrahl abgedruckt, der über die in diesem Abschnitt behandelte Zeit Auskunft gibt. Außerdem enthält das Buch auf Fotos der Familie Lacks, ausführliche Anmerkungen und ein Personenregister.
    „Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks“ ist ein wissenschaftliches, spannendes und zutiefst menschliches Buch. Es informiert, macht nachdenklich und lässt sich darüber hinaus noch ausgezeichnet lesen. Ich empfehle es gern weiter. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    Über den Autor (Quelle: amazon.de)


    Rebecca Skloot hat Biologie und Kreatives Schreiben studiert. Sie ist prämierte Wissenschaftsjournalistin und Bloggerin, deren Artikel unter anderem im „New York Times Magazine“, Discover Magazine“ und in „The Oprah Magazine“ veröffentlicht wurden. Als Korrespondentin hat sie für NPR’s RadioLab und PBS’s Nova ScienceNOW gearbeitet. Sie unterrichtet Naturwissenschaftler im kreativen Schreiben an der University of Memphis und an der University of Pittsburgh und hält zahlreiche Vorträge. „Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks“ ist ihr erstes Buch, an dem sie 10 Jahre gearbeitet hat und dem auf Anhieb der Sprung unter die Top Ten der New-York-Times-Bestellerliste gelang.

  • HeLa Zellen sind Zellen eines Cervixkarzinoms (Gebärmutterhalskrebs), aus denen die erste menschliche Zelllinie etabliert wurde. Mehr dazu hier.



    Inhalt


    Am 4. 10.1951 starb im John Hopkins Hospital in Baltimore eine junge Frau an Gebärmutterhalskrebs. Im Rahmen der Behandlung, der sie sich seit Februar unterzog, wurden einige Zellen aus dem Tumor entnommen um sie zu untersuchen. Diese Zellen ließen sich kultivieren und vermehrten sich so gut, dass sie seitdem in der medizinischen Forschung eingesetzt werden. Der Familie wurde davon nichts gesagt.



    Meine Meinung


    Die Geschichte klingt unglaublich. Henriettas Familie wurde weder über die zahlreichen Zellen informiert, die aus den Tumoren in ihrem Körper bei der Autopsie entnommen wurden, noch was damit gemacht wurde. Erst viel später kam die Sache durch Zufall ans Licht. Zu diesem Zeitpunkt wurden die HeLa-Zellen schon in den unterschiedlichsten Forschungsgebieten eingesetzt. Für die Kinder und Enkel Henriettas war die Erkenntnis ein Schock.



    Henriettas private Geschichte hat mich betroffen gemacht. Aus den Erzählungen ihrer Verwandten habe ich das Bild einer schönen, lebenslustigen und hilfsbereiten jungen Frau gewonnen. Ihre Familiengeschichte dagegen ist alles andere als schön. Die Mutter starb früh und die zehn Kinder wurden unter den Verwandten aufgeteilt. Henrietta kam zu ihrem Großvater, wo auch ihr Cousin lebte. Den heiratete sie und bekam von ihm fünf Kinder.



    Keines der Kinder war gesund. Die Älteren waren "nur" schwerhörig, die jüngste Tochter wurde schon als Kind in eine Pflegeanstalt mit der Diagnose Idiotie in eine Pflegeanstalt eingewiesen. Ob die Probleme von der nahen Verwandtschaft der Eltern kamen oder von der Tatsache, dass Henriettas Mann sie mit Syphilis ansteckte, wurde nicht gesagt. Aber es hatmir den Eindruck vermittelt, dass ihre Geschichte von den Verwandten sehr geschönt wurde. Was nicht geschönt wurde, war ihr Leiden in den letzten Wochen. Da habe ich beim Lesen mehrmals unterbrechen müssen.



    Von ihren Kindern habe ich nur ihre Tochter Dale richtig gut kennengelernt. Bei ihr hatte ich allerdings auch das Gefühl, dass die nahe Verwandtschaft ihrer Eltern ihr nicht gutgetan hat. So, wie die Autorin sie beschreibt wirkt sie auch mich ein bisschen... seltsam. Aber es ist auch deutlich zu sehen, wie ihr die Geschichte ihrer Mutter zu schaffen gemacht hat. Als sie das erste Mal Henriettas Krankenakten in der Hand hielt, war das ein sehr emotionaler Moment.



    Rebecca Skloot zeigt an Henriettas Beispiel, zu welchen Mitteln in der medizinischen Forschung gegriffen wurde. ich würde gerne sagen, dass es nur in den USA so war. Aber ich bin mir sehr sicher, dass das nicht der Fall ist. Ich bin auch nicht der Meinung, dass die Ergebnisse das Vorgehen rechtfertigen.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Rebecca Skloot - Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks“ zu „Rebecca Skloot - Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks / The Immortal Life of Henrietta Lacks“ geändert.