Das Haus Gottes: Prolog (S.9) - Teil 2 (S.143)

  • Guten Morgen!


    Eure Klagen bezueglich Lesen in Hitze kann ich (obwohl sonst Hitze-Liebhaber) derzeit gut nachvollziehen. Musste gestern bei unenglischen 31 Grad eine Szene schreiben, die im Schnee spielte. Letzen Endes hab' ich mir in meiner Verzweiflung via IPod Weihnachtslieder in die Ohren getraeufelt. Hat aber auch nicht viel genuetzt ...


    Leider war es in der Epoche alles andere als ueblich, die Geburt eines Maedchens gering zu schaetzen. Das ist etwas, das sich durch viele Jahrhunderte nicht aenderte (in Adelshaeusern sieht das etwas anders aus - wenn bereits Soehne vorhanden waren, waren durchaus auch Toechter willkommen, da sie bei der Bildung politischer Allianzen ein wertvolles Kapital darstellen konnten. In Familien von Dorothys Stand waren sie jedoch vor allem zusaetzliche Esser und konnten im besten Fall - sofern man sich eine Hochzeit leisten konnte - einen lohnenden Schwiegersohn einbringen). Bei Dorothy kommen noch die als boeses Omen geltende Geburt am Schwarzen Feiertag und das ihr fremde und daher in ihren Augen unschoene Aussehen der Tochter dazu. Die Haarfarbe Schwarz war fuer diese Region und Zeit vollkommen unueblich und auffaellig. Aber noch stehen Tochter und Mutter ja am Anfang ihrer Beziehung. Ihnen stehen noch Wege offen.


    Eine Siebzehnjaehrige des Jahres 1338 ist ja in viel staerkerem Masse (bei diesem Wort vermisse ich schmerzlicher denn je die "ess-zett"-Taste) eine Erwachsene als das heute der Fall waere. Aber Recht hast Du natuerlich trotzdem, Enigma. Dorothys Benehmen Aimery gegenueber ist schlichtweg "frech".


    Ich freu mich, dass Ihr schon so viel geschrieben habt! Und dass Ihr Aimery gern moegt. Ich hatte ganz unbeschreibliche Angst, ihn auf die Menschheit loszulassen. Bisher aber war die Menschheit ausgesprochen nett zu ihm und er hat seine Beschuetzer-Mutti (mich) gar nicht gebraucht.


    (Off topic und selbstredend nur nebenbei: FallenAngel, ich werf mich jetzt lieber nicht in die Brust, um meinen Henry zu verteidigen. Ansonsten werde ich naemlich zum Weinfass, aus dem einer den Stoepsel geklopft hat und ueberschwappe unaufhaltsam die Leserunde. Natuerlich gestehe ich ein, dass man an ihm so seine Kritikpunkte aehhh wohl haben kann ... aber ... can't help lovin' that king of mine. Er ist meine lebenslange Faszination. Und ein Rumtreiber ist er - entgegen der gaengigen Meinung - keineswegs (wobei ich zugebe, dass ich ihm DAS nicht uebelnehmen wuerde). Von Henry VIII sind lediglich drei gesicherte Maetressen bekannt - eine erstaunlich niedrige Zahl fuer einen Renaissance-Herrscher. Mir tut's ein bisschen leid, dass er vor allem fuer seine sechs Frauen und unter "der war so fett" bekannt ist. Dass seine Heiraten in aller erster Linie dynastisch begruendet waren und dass englische Herrscher das gesamte Mittelalter und die Renaissance hindurch solange heirateten, bis sie genuegend Soehne hatten, um die Erbfolge zu sichern, wird dabei ausser Acht gelassen. Ich lieb' Henry VIII, weil er meine Kirche gegruendet hat, weil er dem Land, in dem ich (liebend gern) lebe, sein (vor allem auch sprachliches) Gesicht gegeben hat, weil er aus einem rueckstaendigen, erstarrten Inselstaat einen "Garden of Learning", einen Renaissance-Hof machen wollte und von Erasmus bis Holbein etliche Genies der Epoche ins Land holte, von denen wir bis heute zehren. Damit hab ich aber NICHT gesagt, dass er nicht auch seine dunklen Seiten ... und jetzt aber ganz schnell wieder den Stoepsel ins Weinfass. Wie Ihr seht, steht Ihr bereits bis zu den Fesseln im Roten, und ich weise hiermit darauf hin, dass man mir das Reizwort HENRY besser nicht zuschmeisst, selbst wenn man zufaellig Henry heisst (HEISST HIER ETWA EINER HENRY?). Ich fange sofort an zu sabbeln.)


    Wuensch' Euch einen froehlichen Freitagvormittag!


    Alles Liebe von Charlie


    Habt einen schoenen Freitag!
    Alles Liebe von Charlie

    "Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nee, in Paris regnet's ja jetzt auch." Ararat - "Und sie werden nicht vergessen sein" Knaur, 1. März 2016
    www.charlotte-lyne.com

    Einmal editiert, zuletzt von CharlieLyne ()

  • Leider war es in der Epoche alles andere als ueblich, die Geburt eines Maedchens gering zu schaetzen.


    Meinst Du, es war alles andere als unüblich, die Geburt eines Mädchens gering zu schätzen? ;) Das ist ja heute in einigen Gesellschaften immer noch so, siehe Indien.


    Zitat

    Ich lieb' Henry VIII, weil er meine Kirche gegruendet hat,

    Du bist doch Deutsche und wahrscheinlich evangelisch? Ich weiß als Agnostiker nicht so genau, in welchen Einzelheiten sich die anglikanische Kirche von der evangelisch- lutherischen oder evangelisch- reformierten unterscheidet. Bist Du in England zur anglikanischen Kirche übergetreten, oder muss man das als Protestant gar nicht? (Ich hoffe, diese Fragen sind nicht zu dämlich :uups: .)


    Was Heini betrifft, so muss ich Dir Recht geben. Immerhin konnte er in seiner Jugend nicht damit rechnen, König zu werden, als sein Bruder Arthur noch lebte. Dass er dann plötzlich König wurde und auch noch Arthurs Witwe "übernehmen" musste, war sicher auch nicht so angenehm für ihn. Bestimmt wäre er lieber weiterhin seinen kulturellen und sportlichen Neigungen nachgegangen.
    Später war er dann allerdings doch eine ziemliche Zeitbombe und mich würde mal seine Krankenakte (physisch und psychisch) interessieren. :mrgreen:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Oh, entschuldige. "UNueblich" muss das natuerlich heissen.
    Den Hinweis, dass sich bis heute daran so sehr viel nicht geaendert hat, habe ich mir vorsichtshalber verkniffen, bin Dir aber dankbar, dass Du ihn angefuegt hast, und der Ansicht, dass man nicht bis nach Indien sehen muss, um auf groessere Begeisterung ueber die Geburt eines Sohnes als ueber die einer Tochter zu stossen.


    Ich bin nicht evangelisch (schon gar nicht lutherisch!) und war's auch nie.
    Ich bin katholisch getauft, atheistisch aufgezogen, nicht zum Rille-Unterricht geschickt, nicht gefirmt, nicht zur Erstkommunion gefuehrt und - noch in Deutschland - der anglikanischen Kirche beigegreten, dort als Erwachsener erstmals mit Kommunion versehen und konfirmiert.
    Die Unterschiede zwischen der High Church Community, der ich angehoere, und der evangelisch-lutherischen Kirche empfinde ich schon als erheblich und sie sind mir wichtig. Da die anglikanische Kirche aber ein Dach ist, das eine extrem breite Spanne vereinigt (und dies auch weiterhin zu tun will), gibt es darin auch Stroemungen, die mehr Aehnlichkeiten mit der evangelisch-lutherischen Kirche aufweist.
    Ich denke aber, das fuehrt hier zu weit. Im Vierzehnten Jahrhundert gab's ja noch gar keine anglikanische Kirche (zumindest nicht als von Rom unabhaengige Kirche, wie sie heute verstanden wird) und auch keinen Luther. (Auch wenn es eine Weichen-stell-Zeit ist.)


    Solltest Du je der Krankenakte Henrys habhaft werden, gewaehre bitte auch mir Einblick! Ich bin ja vehementer Anhaenger der Schilddruesen-Theorie.


    Herzliche Freitagsgruesse von Charlie

    "Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nee, in Paris regnet's ja jetzt auch." Ararat - "Und sie werden nicht vergessen sein" Knaur, 1. März 2016
    www.charlotte-lyne.com

  • Ich bin katholisch getauft, atheistisch aufgezogen, nicht zum Rille-Unterricht geschickt, nicht gefirmt, nicht zur Erstkommunion gefuehrt und - noch in Deutschland - der anglikanischen Kirche beigegreten, dort als Erwachsener erstmals mit Kommunion versehen und konfirmiert.

    Das ist ja ein sehr interessanter religiöser Werdegang, vor allem, dass Du Dich noch in Deutschland mit der anglikanischen Kirche auseinandergesetzt hast. Ich finde es gar nicht schlecht, erst als Erwachsener konfirmiert zu werden. Dann weiß man wenigstens, was man will oder (in meinem Fall) nicht will.


    Ich bin ja vehementer Anhaenger der Schilddruesen-Theorie.

    Ich habe auch schon darüber nachgegrübelt, ob er vielleicht Diabetiker (Altersdiabetiker) war. Sein Nahrungsmittelkonsum machte ihn dafür zum Risikopatienten und ich meine auch mal gelesen zu haben, dass Diabetiker zu nicht heilenden Wunden ( :arrow: Henrys offenes Bein) neigen.
    Leider werde ich seine Krankenakte wohl nicht zu Gesicht bekommen - schade!

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Musste gestern bei unenglischen 31 Grad eine Szene schreiben, die im Schnee spielte. Letzen Endes hab' ich mir in meiner Verzweiflung via IPod Weihnachtslieder in die Ohren getraeufelt. Hat aber auch nicht viel genuetzt ...

    Herrlich :D


    Eure Unterhaltung über Henry ist sehr spannend! Weitermachen ;)

    Um zu verstehen, warum manche überall ihren Senf dazugeben, musst Du lernen, wie eine Bratwurst zu denken.

  • Erworbene Diabetes hatte er meinem Kenntnisstand nach auf alle Faelle!


    Mit der anglikanischen Kirche hab ich mich beschaeftigt, weil ich mich zeitlebens mit Henry beschaeftigt habe. Und deshalb hab ich dann halt auch einen anglikanisch getauften Mann geheiratet ...
    Wie man sieht, kennt meine Henry-Sucht keine Grenzen.
    Weshalb ich kampfguerkchen rate, sich diesen Wunsch noch einmal in Ruhe zu ueberlegen. Du weisst doch: Die Geister, die ich rief ...


    Herzliche Gruesse von Henry, ach nee, Charlie

    "Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nee, in Paris regnet's ja jetzt auch." Ararat - "Und sie werden nicht vergessen sein" Knaur, 1. März 2016
    www.charlotte-lyne.com

  • Okeee, vielleicht sollte man es hier im Thread nicht übertreiben ;) Aber spannend ist es für mich, die sich mit dieser Person so überhaupt nicht befasst hat, auf jeden Fall!

    Um zu verstehen, warum manche überall ihren Senf dazugeben, musst Du lernen, wie eine Bratwurst zu denken.

  • Erworbene Diabetes hatte er meinem Kenntnisstand nach auf alle Faelle!

    :idea: Aha! Vielleicht war er dadurch impotent geworden. Man wundert sich, warum er aus den Ehen 5 und 6 keine Kinder hatte, obwohl die Frauen jung (Katherine Howard) und nachweislich fruchtbar (Cathy Parr) waren.


    zeitlebens mit Henry beschaeftigt habe. Und deshalb hab ich dann halt auch einen anglikanisch getauften Mann geheiratet ...

    Weil Heini nicht mehr verfügbar war, hast Du dann wenigstens einen anderen Engländer genommen ? (Ich hatte übrigens mit 4 Jahren beschlossen, einen Engländer zu heiraten, allerdings nicht wegen Heini, sondern wegen Ringo Starr), aber dann ging es mit dem Ehemann in eine ganz andere Himmelsrichtung. :mrgreen:


    Zum eigentlichen Thema dieses Threads:
    Aimery hat gerade seinem Möchtegern-Konkurrenten den Lehrjungen abspenstig gemacht, bzw. dieser ist zu ihm übergelaufen. Mich erstaunt die Tatsache, dass das so sang- und klanglos über die Bühne ging und ich rechne eigentlich noch mit Repressalien des neidzerfressenen Gilbert.
    Auf jeden Fall finde ich Aimerys Besessenheit in Bezug auf den Schiffbau und seine Neigung zu Neuerungen sehr nachvollziehbar. Wenn man mal in meiner Heimatstadt Bremerhaven im Deutschen Schifffahrtsmuseum die weltweit einzig erhaltene Hansekogge aus dem 14.Jahrhundert gesehen hat, kann man sich den Verlauf der Bauarbeiten an Aimerys Schiff gut vorstellen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ganz tolle Empfehlung, Enigma!
    Die habe ich mir im Zug der Recherche auch angesehen, weil man ein so perfektes Schiffswrack aus der Zeit einfach nicht zu sehen bekommt.


    (Mein Mann - der ein in England geborener schottisch-andalusischer Mix ist - beklagt sich auch immer, ich haette ihn "nur wegen Henry" geheiratet. Von wegen nur!)


    Besonders potent war Henry vermutlich schon frueher nicht (auch ein moeglicher Hinweis auf einen Schilddruesentumor). Er hatte erstaunlich wenig bestaetigte Bastarde.
    Vielleicht sollten wir mal irgendwo einen Henry-Thread eroeffnen?


    Alles Liebe von Charlie

    "Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nee, in Paris regnet's ja jetzt auch." Ararat - "Und sie werden nicht vergessen sein" Knaur, 1. März 2016
    www.charlotte-lyne.com

  • Toll finde ich ihn nicht, aber doch sehr interessant. In seinen jüngeren Jahren war er gar nicht so ein Ekel, sondern zunächst ein guter Ehemann für Katherina von Aragon und auch durchaus kulturbeflissen - er komponierte ja sogar.

    Ja, ich hab ja gesagt interessant finde ich ihn auch, sonst würde ich ja nicht so viele verschiedene Bücher (sowohl Romane als auch Lexika) über ihn lesen. :wink:



    Ich freu mich, dass Ihr schon so viel geschrieben habt! Und dass Ihr Aimery gern moegt. Ich hatte ganz unbeschreibliche Angst, ihn auf die Menschheit loszulassen. Bisher aber war die Menschheit ausgesprochen nett zu ihm und er hat seine Beschuetzer-Mutti (mich) gar nicht gebraucht.

    Gerade solche, auf den ersten Blick ruppige, Menschen gefallen mir an Büchern meist. Zumal der Prolog ja schon hergibt, was es mit Aimery und seinem Ruf auf sich hat. :D

  • Ein Hallo in die Leserunde, ihr seit seid ja schon fleißig am Lesen und Schreiben. Leider kam ich an den letzten beiden Tagen nicht wirklich zum Lesen. Aber nun ist Wochenende und ich hoffe, bei euch ist so tolles Wetter, welches euch nicht am Buch hält. 8) Dann schaffe ich auch etwas aufzuholen. Ich wollte mich auch nur kurz melden, denn ich bin erst auf Seite 78 und kann noch nicht so mitreden. Meine ersten Eindrücke von dem Buch sind sehr positiv. Ins 14. Jh. hat es mich lesetechnisch noch nicht zu oft verschlagen. Aber mir gefällt der Stil sehr gut. Die Sprache ist gut an die Zeit angepasst. Sie wirkt sehr natürlich und nicht aufgesetzt. Dorothy ist schon sehr naiv in die Ehe gegangen, aber sie war ja auch sehr 17 Jahre alt, unerfahren und da da darf man schon so sein, alles andere wäre auch nicht glaubwürdig. Dem Schwiegervater scheint sie Paroli bieten zu können. Das gefällt mir gut, (ich hatte auch solch ein Ekel) :-,


    Jetzt gehe ich schnell zum Buch, ich bin wirklich gespannt, wie es weiter gehen wird. :study:

  • So, bin jetzt mit den ersten beiden Teilen durch und ich bin jetzt so richtig in der Geschichte drin und es gefällt mir immer besser.
    Auch ich mag die Figur Aimery irgendwie gerne. Wie er zum Beispiel, trotz drohender Schwierigkeiten mit der Gilde und seinem Vater, den Lehrling Ronald aufnahm, hat mir gut gefallen.


    Zum Ende des zweiten Kapitels


    Danke Enigma, für den Link, so kann ich mir die damaligen Schiffe viel besser vorstellen. Vielleicht werde ich dieses Museum mal besuchen, ich bin öfter dort in der Nähe.

    Verstehst du, was es heißt, irgendein bescheuertes kleines Musikstück oder eine Band so maßlos zu lieben, dass es wehtut?
    (Almost Famous)

  • Freue mich umso mehr, Autumn und Karthause, dass Ihr mit mir und dem Vierzehnten Jahrhundert einen Versuch wagt.
    Ich hatte mich schon seit meinem Studium (was, wie ich leider mir selbst und anderen eingestehen muss, SEHR lange her ist) auf Renaissance-Englisch stocksteif spezialisiert und somit Jahrhundert Vierzehn immer nur in entsprechendem Zusammenhang, zu Vergleichen und zur Sichtung von Entwicklungsablaeufen, gestreift, fuer mich war's auch, als steige man bei einem neuen Liebhaber zum Fensterln ein, aber ich habe mich sofort verliebt und wollte dann am liebsten die Leiter vor dem Fenster wegstossen.
    Falls uebrigens jemand eine nahezu geniale Einfuehrung in die gedankliche wie die stoffliche Welt von Jahrhundert Vierzehn sucht, die sich koestlich lesen laesst und ein bisschen suechtig macht, empfehle ich Barbara Tuchmanns "Der ferne Spiegel". Einen ihrer Einleitungssaetze haette ich ganz gern vorn in meinem Roman zitiert, weil er mich die ganze Zeit ueber so laut und richtungsweisend begleitet hat:


    „Obwohl meine eingangs gestellte Frage ihrer Antwort auswich, blieb das Interesse an dieser Zeit [der Mitte von Jahrhundert Vierzehn] eine Herausforderung fuer mich: Eine gewalttätige, gequälte, verwirrte, leidende und zerfallende Zeit. (…) Aber auch, wie mir scheint, für uns, in einer Zeit ähnlicher Unordnung, eine trostreiche Zeit.“


    Ich wuensch' Euch allen einen sehr schoenen Sommersamstag.
    Alles Liebe von Charlie


    (P.S.: Fallen Angel, uch wenn mein Mann es seit zwanzig Jahren steif und fest behauptet - geheiratet haett' ich vermutlich ja den Henry auch nicht ... obwohl man das so ganz genau natuerlich nicht wissen kann ...)

    "Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nee, in Paris regnet's ja jetzt auch." Ararat - "Und sie werden nicht vergessen sein" Knaur, 1. März 2016
    www.charlotte-lyne.com

  • So, mit leichter Verspätung melde ich mich auch wieder zu Wort. :uups: :wink:

    ..., denn ich bin erst auf Seite 78...

    Ich habe auch gerade den ersten Teil abgeschlossen und finde eigentlich nicht, daß ich "erst" auf Seite 78 bin! So ein Leserundenbuch will ja intensiver gelesen werden und die Leserunde soll ja auch nicht nach drei Tagen zuende sein, oder? :wink:
    Mir hat es sehr gut gefallen, wie an die Charaktere herangeführt wird! Aimery finde ich dabei besonders interessant! Über ihn möchte ich mehr wissen!!! Daß er sich sogar

    ist schon bemerkenswert!
    Bei Dorothy bin ich mir noch nicht im Klaren, ob ich sie mag, oder nicht! :scratch: Auch mir ist die

    Bin aber trotzdem gespannt, wie sich das weiterentwickelt! :bounce: :D


    Ich habe schon viele historische Romane gelesen und mir fällt auf, daß sich die Charaktere dieses Romans sich in meinen Augen so verhalten, wie es in dieser Zeit auch "wirklich" war! Das gefällt mir sehr! :applause:
    Auch empfinde ich die Sprache angenehm passent! Die Wortwahl der Dialoge und auch einige Ausdrücke, die heute nicht mehr so gängig sind.
    Oft habe ich es schon erlebt, daß ich dachte, die Personen wären einfach aus unserer Zeit in die jeweils dargestellte Epoche übertragen worden, oder zumindest in einigen Verhaltensweisen! Das mag ich nicht!


    Mal sehen, wie weit ich heute noch :study: ,
    liebe Grüße, Frauke :winken:

    Ich :study: gerade:
    "Das Lied von Eis und Feuer 4 - Die Saat des goldenen Löwen" von George R.R. Martin (Kindle)




  • Herzlichen Dank, Frauke.
    Wenn das so ist - und es wuerde mich sehr freuen - so verdanke ich das vor allem meinem Experten Mr. Rogers, dem einzigen lebenden Historiker, der speziell zu dem Thema Portsmouth im Vierzehnten Jahrhundert forscht. Er hat mich waehrend der gesamten Entstehung betreut, marschierte mit mir unermuedlich durch Old Portsmouth und unterhielt sich mit mir ueber die Figuren, als waeren sie seine Nachbarn. So nach dem Motto: "Nein, das wuerde X nie machen." Ich: "Warum denn nicht? Ich kann ihn das doch machen lassen ..." Er: "Nein, das wuerde er eben nicht machen, weil ein Y, geboren um 1300 auf solche Idee nicht gekommen waere ..."


    So etwas ist Gold wert.
    Auf solche Weise hatte ich von Tag zu Tag mehr das Gefuehl, den Figuren nahe zu kommen, sie zu kennen, ihren Tonfall zu verstehen.
    Es war ein unvergessliches Arbeiten, ich vermisse es immer noch.


    Alles Liebe von Charlie

    "Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nee, in Paris regnet's ja jetzt auch." Ararat - "Und sie werden nicht vergessen sein" Knaur, 1. März 2016
    www.charlotte-lyne.com

  • Hallo,
    ich melde leider erst heute hier im Leserunden-Thread. Mittlerweile habe ich den ersten Abschnitt gelesen.
    Gerade habe ich mir den Thread durchgelesen, da werde ich doch auf einige Sachen Bezug nehmen.
    Mir gefällt das Buch bis jetzt sehr gut, ich finde die Sprache auch sehr schön. Manche Ausdrücke fallen mir auch direkt auf, da bleibe ich beim Lesen förmlich hängen. :wink:


    Ich habe mich mit Dorothy - bzw. "Dottie Nussholzhaar" :wink: - gefreut, wie sie sich auf ihre Hochzeit gefreut hat. Die Hochzeit, bei der ihr Bräutigam sie nicht mal angeschaut hat und dass bei der Feier kaum jemand Notiz von ihr als Braut nimmt - nicht einmal ihr Bräutigam, klingt für die Ehe der beiden nicht gerade sehr vielversprechend.


    Die Stellung des Schiffsbaus verwundert mich auch etwas, ich hätte gedacht, dass er viel mehr angesehen gewesen wäre.

    Ich habe den ersten Teil inzwischen hinter mir und erfreulicherweise mit Aimery etwas intensiver Bekanntschaft geschlossen. Sehr beeindruckend, dass er sich nicht nur auf den Schiffbau, sondern auch auf Geburtshilfe versteht. :mrgreen:

    Ja genau - damit hatte ich nicht gerechnet! Aber ich finde es gut, das Unnahbare fiel in dem Moment etwas von ihm ab.

    Weshalb wird er eigentlich immer "der Schwarze" genannt? Bezieht sich das nur auf die Haarfarbe oder auch darauf, dass er im Verdacht steht, etwas Teuflisches an sich zu haben?

    Bei dem Ausdruck habe ich auch gestutzt. "Der Schwarze" - das klingt für mich so negativ behaftet, mit dem man nichts zu tun haben will.

    Bei Dorothy kommen noch die als boeses Omen geltende Geburt am Schwarzen Feiertag und das ihr fremde und daher in ihren Augen unschoene Aussehen der Tochter dazu. Die Haarfarbe Schwarz war fuer diese Region und Zeit vollkommen unueblich und auffaellig. Aber noch stehen Tochter und Mutter ja am Anfang ihrer Beziehung. Ihnen stehen noch Wege offen.

    Die Tochter gebar sie am Schwarzen Feiertag, den Sohn ja erst nach Mitternacht.

    Zitat

    Es war nach Mitternacht und der böse Tag vorüber, als Dorothy in dem Verschlag ihr zweites Kind, einen Knabem mit holzbraunem Flaum und hellen Augen, gebar. (S. 78 )

    Am Anfang des nächsten Kapitels war nur die Rede vom Söhnchen, da hatte ich mich schon nach dem Verbleib der Tochter gefragt. Doch kurz darauf wird das immer schreiende Töchterchen Richilda erwähnt. Dass sie ihre Tochter kaum beachtet, gefällt mir auch nicht. Kann das mit dem Schwarzen Feiertag zu tun haben? Ich bin mal gespannt, wie das im weiteren Verlauf sein wird.

    Aimery hat gerade seinem Möchtegern-Konkurrenten den Lehrjungen abspenstig gemacht, bzw. dieser ist zu ihm übergelaufen. Mich erstaunt die Tatsache, dass das so sang- und klanglos über die Bühne ging und ich rechne eigentlich noch mit Repressalien des neidzerfressenen Gilbert.

    Das hat mich auch gewundert, dass das so "einfach" gelaufen ist. Ronald wurde von seiner Familie verstoßen, mit einer "Retourkutsche" von Gilbert rechne ich auch noch.



    Ich freue mich schon aufs Weiterlesen! :study:

    Liebe Lesegrüße
    Eure Süße
    :study::)


    Erinnerungen, die unser Herz berühren, gehen niemals verloren.

  • Vielleicht werde ich dieses Museum mal besuchen, ich bin öfter dort in der Nähe.

    Dann solltest Du auch noch etwas weiter den Deich rauf gehen und das Deutsche Auswandererhaus besuchen: das ist eins der besten Erlebnismuseen, die ich je besucht habe. Ob wohl ich jetzt 800 km entfernt wohne, war ich schon 3 x in diesem Museum. Du kannst dort "nach Amerika auswandern", und zwar an Bord eines Segelschiffes, eines älteren Dampfschiffs und eines Schiffs aus dem frühen 20.Jahrhundert.


    empfehle ich Barbara Tuchmanns "Der ferne Spiegel".

    Das habe ich in den 80er Jahren gelesen und ich möchte mich der Empfehlung anschließen.


    Ich bin jetzt mit Teil 2 fertig und werde nachher mit dem 3.Teil anfangen, dafür gibt es ja bereits einen neuen Thread.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • (P.S.: Fallen Angel, uch wenn mein Mann es seit zwanzig Jahren steif und fest behauptet - geheiratet haett' ich vermutlich ja den Henry auch nicht ... obwohl man das so ganz genau natuerlich nicht wissen kann ...)

    :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
    Ich hätte ihn sogar mit Sicherheit nicht geheiratet, denn wie schon bei unserem kleinen Gespräch zu Die zwölfte Nacht erwähnt, habe ich ein extremes Problem mit Untreue - egal in welcher Epoche. :wink:



    @topic:
    Ich muss leider gestehen, dass mich Harry derzeit dermaßen in Anspruch nimmt und fesselt, dass ich leider noch nicht dazu kam, mich von ihm loszureißen und Aimery, Dorothy & Co. zuzuwenden. Allerdings hole ich das jetzt nach. Ich werde zwar mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit in der Lesenacht hauptsächlich bei Harry sein, aber die nächsten zwei Stunden werde ich mich Portsmouth widmen - versprochen! :D

  • Ich bin mit dem ersten Teil leider noch nicht fertig, aber diese Szene fand ich doch sehr amüsant :lol:



    Eure geschichtlichen Anmerkungen sind wirklich alle sehr interessant. Für mich absolutes Neuland, ich komme mir ein wenig wie ein Dummie vor 8-[ . Ich muss wohl noch sehr sehr viel lesen, um da mitreden zu können. :-?

  • Später war er dann allerdings doch eine ziemliche Zeitbombe und mich würde mal seine Krankenakte (physisch und psychisch) interessieren. :mrgreen:

    Solltest Du je der Krankenakte Henrys habhaft werden, gewaehre bitte auch mir Einblick! Ich bin ja vehementer Anhaenger der Schilddruesen-Theorie.

    Ich habe auch schon darüber nachgegrübelt, ob er vielleicht Diabetiker (Altersdiabetiker) war. Sein Nahrungsmittelkonsum machte ihn dafür zum Risikopatienten und ich meine auch mal gelesen zu haben, dass Diabetiker zu nicht heilenden Wunden ( :arrow: Henrys offenes Bein) neigen.

    Entschuldigt, dass ich noch nichts zum Buch gesagt habe, aber ich bin vor zwei Stunden erst von der Beerdigung des Opas meines Freundes zurückgekommen und konnte die ganzen Tage gar nicht lesen. Habe leider erst den Prolog geschafft (als ich noch daheim war). Aber mir fiel jetzt eure Diskussion zu Henrys Krankheitsbild auf, als ich den Thread hier überflogen habe. Und da fiel mir ein, dass mein Freund einen Onkel hat (der witzigerweise sowohl sein Onkel (Ehemann der Schwester seines Vaters) als auch sein Großonkel (Bruder seiner Oma mütterlicherseits) ist - immer diese Kleinstadtinzucht :mrgreen: )), der mich immer extrem an den älteren Henry erinnert (nicht zuletzt, weil er immer leuchtende Augen bekommt, wenn ich da bin und er mich immer "meine Schöne" nennt :-s:loool: ). Habe ihn jetzt auch die letzten Tage wieder gesehen: Noch immer einer der fettesten Menschen, die ich kenne, und jetzt hat er auch (mal wieder) etwas mit dem Bein, diesmal ist es eine Blutvergiftung, er kann froh sein, dass sie das Bein nicht abnehmen mussten und er geht schon lange mit Stock. Die Fettleibigkeit kommt bei ihm auch von der Schilddrüse und durch Diabetes. Schilddrüsen- und dadurch verursachte Figurprobleme sind in der Familie sowieso sehr verbreitet. Daher kann ich mir gut vorstellen, dass bei Henry ebenfalls beides der Fall war (sagt man nicht über Elizabeth und Mary auch, dass sie mit zunehmendem Alter figürlich immer "matronenhafter" wurden? Bin mir gerade nicht sicher). :idea: