Guten Morgen!
Eure Klagen bezueglich Lesen in Hitze kann ich (obwohl sonst Hitze-Liebhaber) derzeit gut nachvollziehen. Musste gestern bei unenglischen 31 Grad eine Szene schreiben, die im Schnee spielte. Letzen Endes hab' ich mir in meiner Verzweiflung via IPod Weihnachtslieder in die Ohren getraeufelt. Hat aber auch nicht viel genuetzt ...
Leider war es in der Epoche alles andere als ueblich, die Geburt eines Maedchens gering zu schaetzen. Das ist etwas, das sich durch viele Jahrhunderte nicht aenderte (in Adelshaeusern sieht das etwas anders aus - wenn bereits Soehne vorhanden waren, waren durchaus auch Toechter willkommen, da sie bei der Bildung politischer Allianzen ein wertvolles Kapital darstellen konnten. In Familien von Dorothys Stand waren sie jedoch vor allem zusaetzliche Esser und konnten im besten Fall - sofern man sich eine Hochzeit leisten konnte - einen lohnenden Schwiegersohn einbringen). Bei Dorothy kommen noch die als boeses Omen geltende Geburt am Schwarzen Feiertag und das ihr fremde und daher in ihren Augen unschoene Aussehen der Tochter dazu. Die Haarfarbe Schwarz war fuer diese Region und Zeit vollkommen unueblich und auffaellig. Aber noch stehen Tochter und Mutter ja am Anfang ihrer Beziehung. Ihnen stehen noch Wege offen.
Eine Siebzehnjaehrige des Jahres 1338 ist ja in viel staerkerem Masse (bei diesem Wort vermisse ich schmerzlicher denn je die "ess-zett"-Taste) eine Erwachsene als das heute der Fall waere. Aber Recht hast Du natuerlich trotzdem, Enigma. Dorothys Benehmen Aimery gegenueber ist schlichtweg "frech".
Ich freu mich, dass Ihr schon so viel geschrieben habt! Und dass Ihr Aimery gern moegt. Ich hatte ganz unbeschreibliche Angst, ihn auf die Menschheit loszulassen. Bisher aber war die Menschheit ausgesprochen nett zu ihm und er hat seine Beschuetzer-Mutti (mich) gar nicht gebraucht.
(Off topic und selbstredend nur nebenbei: FallenAngel, ich werf mich jetzt lieber nicht in die Brust, um meinen Henry zu verteidigen. Ansonsten werde ich naemlich zum Weinfass, aus dem einer den Stoepsel geklopft hat und ueberschwappe unaufhaltsam die Leserunde. Natuerlich gestehe ich ein, dass man an ihm so seine Kritikpunkte aehhh wohl haben kann ... aber ... can't help lovin' that king of mine. Er ist meine lebenslange Faszination. Und ein Rumtreiber ist er - entgegen der gaengigen Meinung - keineswegs (wobei ich zugebe, dass ich ihm DAS nicht uebelnehmen wuerde). Von Henry VIII sind lediglich drei gesicherte Maetressen bekannt - eine erstaunlich niedrige Zahl fuer einen Renaissance-Herrscher. Mir tut's ein bisschen leid, dass er vor allem fuer seine sechs Frauen und unter "der war so fett" bekannt ist. Dass seine Heiraten in aller erster Linie dynastisch begruendet waren und dass englische Herrscher das gesamte Mittelalter und die Renaissance hindurch solange heirateten, bis sie genuegend Soehne hatten, um die Erbfolge zu sichern, wird dabei ausser Acht gelassen. Ich lieb' Henry VIII, weil er meine Kirche gegruendet hat, weil er dem Land, in dem ich (liebend gern) lebe, sein (vor allem auch sprachliches) Gesicht gegeben hat, weil er aus einem rueckstaendigen, erstarrten Inselstaat einen "Garden of Learning", einen Renaissance-Hof machen wollte und von Erasmus bis Holbein etliche Genies der Epoche ins Land holte, von denen wir bis heute zehren. Damit hab ich aber NICHT gesagt, dass er nicht auch seine dunklen Seiten ... und jetzt aber ganz schnell wieder den Stoepsel ins Weinfass. Wie Ihr seht, steht Ihr bereits bis zu den Fesseln im Roten, und ich weise hiermit darauf hin, dass man mir das Reizwort HENRY besser nicht zuschmeisst, selbst wenn man zufaellig Henry heisst (HEISST HIER ETWA EINER HENRY?). Ich fange sofort an zu sabbeln.)
Wuensch' Euch einen froehlichen Freitagvormittag!
Alles Liebe von Charlie
Habt einen schoenen Freitag!
Alles Liebe von Charlie