Lian Hearn - Die Weite des Himmels/ Heaven's net is Wide

  • Die Weite des Himmels ist das fünfte Buch der Reihe um den Clan der Otori, chronologisch ist es jedoch das erste bzw. der sogenannte Band 0.
    Für Fans ist es der lang ersehnte Band, in dem Lord Shigeru Otori die Hauptrolle spielt. :love:


    Inhaltsangabe (von amazon):
    "Die Weite des Himmels" ist zugleich Anfang und Ende der Saga um den Clan der Otori. Nun endlich schließt sich der erzählerische Kreis und wir erfahren die Geschichte von Lord Otori Shigeru. Der junge Shigeru, von Geburt an durch seine Erziehung auf seine Rolle als Clanführer vorbereitet, erkennt schnell, dass dem Mittleren Land große Gefahr droht - durch Verrat innerhalb des Clans ebenso wie durch Iida Sadamu von den Tohan. Shigeru muss die Gefahren des Krieges und der Liebe kennenlernen und muss sich bald allein auf seine Klugheit, seine Tapferkeit und sein gutes Herz verlassen. Diese bewahren ihn zwar nicht vor schrecklichen Verlusten und Niederlagen, aber sie helfen ihm doch, mit Anstand und Würde die Unbilden des Schicksals zu ertragen.


    Wenn man das Buch liest, möchte man am liebsten weinen. Zum Einen, weil man ja schon vorher weiß, wie die Geschichte verlaufen wird (welche Verluste Shigeru ertragen werden muss, welche Qualen er erleiden werden muss, etc.), zum Anderen aber auch, weil die Geschichte um die Personen drumrum ebenso anrührend ist. Wie gesagt ist Sigeru eindeutig der Hauptcharakter des Buches, aber auch die anderen spielen in dem feinen Netz eine große Rolle - was zeigt, dass jede einzelne Person der Autorin sehr am Herzen gelegen hat - und die Geschichte zieht einen schon im ersten Kapitel in ihren Bann. Natürlich gelingt dies nicht zuletzt auch deshalb so gut, weil auch der Stamm damals schon eine große Rolle gespielt hat und man Blickwinkel betrachten kann, die einem in den anderen 4 Büchern verwehrt waren.


    Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, packend und die Sprache selbst (auch in der Übersetzung) bildgewaltig, dabei aber nicht überladen. Die Autorin schafft es erneut, dass keine Seite Langeweile aufkommt und man hat das Gefühl, die komplette Geschichte wäre in einem Rutsch geschrieben/getippt und erst danach in fünf Teile aufgeteilt worden. :applause:


    Für mich ist Die Weite des Himmels ein spannender und liebevoller Roman über Shigeru und alle drei Länder und ich habe es (trotz all der Tragik) geliebt, von Yaegahara, dem Stamm, den Intrigen und der Liebe zwischen Lady Maruyama und Lord Shigeru zu lesen. Ein würdiger Abschuss bzw. Beginn für die Reihe und absolut empfehlenswert. :love:
    Deshalb vergebe ich :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: und schlage das Buch auch für den Booke 2008 vor.



    P.S.: Für Leute, die die Reihe noch nicht gelesen haben, empfehle ich, dieses Buch NICHT als erstes zu lesen, da es einiges vorweg nehmen könnte. Band 0 an fünfter Stelle zu lesen, ist eindeutigerweise besser.

  • Trotz meiner Affinität zu den ersten drei Bänden muss ich zu meiner Schande gestehen, das ich von einer etwaigen "Fortsetzung" nichts mitbekam. Umso überraschter war ich, als ich Anfang des Jahres im Buchhandel dieses Buch erspähte, natürlich kam ich nicht herum es mir sofort anzueignen. Noch am selben tag hatte ich 3/4 des Buches verschlungen, weil es den ersten dreien mindestens ebenbürtig ist, ich neige sogar eher dazu zu sagen, dass dies das beste Buch der Saga ist. Eine sehr schöne Hommage an einen der sympathischsten Charaktere die mir in meiner Zeit als Bücherwurm über den Weg liefen, Lord Otori Shigeru. Es war sehr schön seine Lebensgeschichte zu erfahren, seinen Wunsch sich den Dogmen des elternlichen Hause zu entziehen und sich dann selber selber die Verknüpfungen der Handlungen, aufbauend auf den ersten 3 Bändern herzuleiten. Ausrücklich loben muss ich auch Lian Hearns sagenhaften Schreibstil, der (glücklicherweise) in der Übersetzung keinen Deut seiner epochalen Wucht verloren hat.... Dieses Buch ist ein Traum und daher nicht nur für Fans der Otori-Saga ein absoluter Pflichtkauf!

    Das Glas Wasser ist nicht halb leer, sondern halb voll.
    Der Schweizer Käse hat nicht nur Löcher, der Rest schmeckt auch sehr gut.
    Das Wetter ist nicht schlecht. Es gibt dir Gelegenheit, Dinge zu tun, die du bei Sonnenschein nicht erledigen wolltest!

  • Trotz meiner Affinität zu den ersten drei Bänden muss ich zu meiner Schande gestehen, das ich von einer etwaigen "Fortsetzung" nichts mitbekam. Umso überraschter war ich, als ich Anfang des Jahres im Buchhandel dieses Buch erspähte, natürlich kam ich nicht herum es mir sofort anzueignen. Noch am selben tag hatte ich 3/4 des Buches verschlungen, weil es den ersten dreien mindestens ebenbürtig ist, ich neige sogar eher dazu zu sagen, dass dies das beste Buch der Saga ist. Eine sehr schöne Hommage an einen der sympathischsten Charaktere die mir in meiner Zeit als Bücherwurm über den Weg liefen, Lord Otori Shigeru. Es war sehr schön seine Lebensgeschichte zu erfahren, seinen Wunsch sich den Dogmen des elternlichen Hause zu entziehen und sich dann selber selber die Verknüpfungen der Handlungen, aufbauend auf den ersten 3 Bändern herzuleiten. Ausrücklich loben muss ich auch Lian Hearns sagenhaften Schreibstil, der (glücklicherweise) in der Übersetzung keinen Deut seiner epochalen Wucht verloren hat.... Dieses Buch ist ein Traum und daher nicht nur für Fans der Otori-Saga ein absoluter Pflichtkauf!

    Freut mich wirklich sehr, dass das Buch noch jemand gelesen hat und dass es auch bei dir so einen bleibenden, positiven Eindruck hinterlassen hat. :thumleft:

  • Ich möchte nun auch meine Rezi beisteuern, auch wenn sie nicht ganz so überschwänglich ausfällt ;) .
    Anregungen und Kritik sind wie immer willkommen.



    INHALT
    Mit "Die Weite des Himmels" legt Lian Hearn den (vermutlich) letzten Band der Clan der Otori-Reihe vor. Die Geschichte spielt vor Beginn des ersten Bandes und erzählt die Vorgeschichte zu den restlichen Bänden: die Kindheit und Jugend Shigerus bis zu seiner ersten Begegnung mit Takeo.
    Shigeru wächst als ältester Sohn des Oberhaupts des Otori-Clans auf und ist früh durch die entsprechende Behandlung geprägt: er ist ein aufgeweckter Junge, der sich seiner hohen Stellung durchaus bewusst ist und weniger durch Bescheidenheit glänzt. Während er heranwächst, übernimmt er immer mehr Pflichten eines Clanoberhauptes und beginnt bald selbstständig, sich der Bedrohung durch den machthungrigen, grausamen Nachbarn Lord Iida anzunehmen und die Truppen der Otori für den Krieg zu rüsten. Während der Vater immer schwächer wird und bald nur noch den Ratschlägen von Wahrsagern und Schamanen folgt, versuchen zudem Shigerus Onkel, ihren Bruder in ihrem Sinne zu beeinflussen, um mehr Macht zu erlangen. Shigeru befürchtet, die Schwäche seiens Vaters könnte zu einer Machtübernahme Iidas oder einem Putsch seiner Onkel führen, und versucht sein Bestes, dies zu verhindern.
    Im Verlauf der Handlung erfährt er dann vom geheimnisvollen "Stamm", der ein Netzwerk von Spionen und Attentätern betreibt und so im Hintergrund die Fäden zieht. Er beginnt Informationen über dessen Aktivitäten und Strukturen zu sammeln, um ihn vielleicht in seinem Kampf gegen Iida einsetzen zu können. Und dabei erfährt er von einem Halbbruder, dessen Existenz vielleicht alles verändern könnte...


    KRITIK
    Zunächst möchte ich anmerken, dass "Die Weite des Himmels" offiziell der nullte Band der Reihe ist, es aber weder wirklich passend erscheint, ihn als ersten noch als letzten Band der Otori-Reihe zu lesen. Ihn vor den restlichen Bänden zu lesen ist - wie FallenAngel schon sagte - auf keinen Fall empfehlenswert, da zu viele der Geheimnisse, die Takeo in den späteren Teilen langsam lüftet, hier schon vorweggenommen werden. Andererseits ist einem Leser der anderen vier Bände ein Großteil der Handlung aus "Die Weite des Himmesl" schon bekannt, so dass der Band auch als Abschluss der Reihe nicht wirklich taugt.
    Hier besteht auch mein größter Kritikpunkt: ich hatte die anderen Bände zuvor gelesen, und die Handlung des Romans ist viel zu vorhersehbar, als dass viel Spannung aufkommen könnte. Gerade die eigentlich überraschenden Wendepunkte und entscheidenden Ereignisse werden bereits in den anderen Bänden erwähnt, so dass die zentralen Stellen des Romans mir kaum den Atem rauben konnten. Lian Hearn hat es hier in meinen Augen verpasst, neue, den Lesern der früheren Bände unbekannte Handlungsstränge hinzuzufügen.
    Der Anfang des Romans ist in meinen Augen ebenfalls nicht gelungen. Zu Beginn weden fast schon mechanisch Ereignisse und Personen aufgezählt, die den Leser weder berühren noch fesseln. Die Identifikation mit der Hauptfigur Shigeru - auch wenn man ihn bereits in den anderen Bänden ins Herz geschlossen hatte - erfolgte erst sehr viel später, am Anfang bekam ich keinen Zugang zu ihm und der Geschichte.
    Abgesehen von der mangelnden Spannung und dem schwächelnden Anfang ist die Handlung aber durchaus gelungen. Sie ist geradlinig und der rote Faden ist gut verfolgbar, und trotzdem ist die Handlung um Intrigen und Machtkämpfe zwischen den Clans komplex gestaltet.


    Die Charakter im nullten Band der Reihe sind wie aus den anderen Bänden gewohnt sehr schön beschrieben, meist ist eine klare Entwicklung erkennbar (wie bei Shigeru, aber auch seinem Bruder Takeshi, der wohl gelungensten Figur), die den Figuren viel Tiefe verleiht und sie realistisch wirken lässt. Gelungen ist auch das vielschichtige Geflecht aus Beziehungen zwischen den Charakteren, und das Handeln aller Figuren ist immer gut nachvollziehbar, so dass alle Hauptfiguren (bis auf die Gegenspieler natürlich) sympathisch wirken.
    Etwas negativ fiel mir allerdings auf, dass zu viele Figuren klassische, stereotype Charaktere verkörpern: Shigeru ist zunächst der verwöhnte, leicht arrogante Sohn, später wird er zum allseits gerechten und weisen Clanführer. Dieser Wandel wird initiiert durch den Abt Matsuda Shingen, der ebenfalls zu sehr dem Klischee-Charakter vom weisen, scharfsinnigen und köperlich glänzend trainierten Mönch entspricht, der den Jüngeren Respekt und Achtung lehrt. Die schwächsten Charaktere sind (leider) die "Bösewichte", also der benachbare Lord Iida sowie Shigerus Onkel, die in meinen Augen zu einseitig und flach gehalten sind.


    Die Welt, in der Hearns Roman spielt, ist weiterhin ein realistisches, detailliert beschriebenes und atmosphärisch überzeugendes Japan des 16. oder 17. Jahrhunderts mit einigen fantastischen Elementen und vielen Anlehnungen an tatsächliche historische Ereignisse. Der Schreibstil der Autorin, der mich in den anderen Bänden absolut überzeugt hat, lässt zu Beginn die gewohnte Eleganz und Bildhaftigkeit etwas vermissen, steigert sich jedoch und die letzten zwei Drittel des Bandes kann man wieder in Lian Hearns wunderbarer Sprache schwelgen.


    FAZIT
    "Die Weite des Himmels" ist in meinen Augen der schwächste Band der Reihe, was vor allem an der mangelnden Spannung wegen des zu großen Vorwissens aus den anderen Bänden liegt. Da anfängliche Schwächen was Figuren und Sprache angeht im Lauf der Handlung aber verschwinden, ist der Band für Japan-Interessierte und Fans der Reihe, die nicht auf nervenzerreißende Spannung bestehen, trotzdem auf jeden Fall lesenswert.


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    "Ein Raum ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele." - Marcus Tullius Cicero
    :study: Tad Williams - Die Hexenholzkrone 2

  • Meine Meinung:


    So gestern nachmittag war es vollbracht. Die Serie oder Saga hat ein Ende. Ehrlicherweise ist es im nachhinein schon ein wenig traurig. Aber nun ist der letzte Band, der die Vorgeschichte erzählt durchgelesen und ich bin begeistert. Zwar kennt man die Eckpunkte, wenn man die vorherigen Bände gelesen hat, aber die Geschichte Shigerus und wie sich alles aufbaut existiert natürlich schon. Ich finde es persönlich auch gut, das ich diesen Band als letzten gelesen habe, denn es gibt in dem Buch einige Szenen, die auf die weiteren Bände anspielen. Persönlich fand ich den Schreibstil und die Beschreibungen der Orte wirklich toll. Es ist flüssig geschrieben und der letzte Band, der vor allem Lord Otori Shigeru gewidmet ist, rundet die ganze Saga ab. Alles in allem eine Serie, die ich schon viel früher hätte lesen können, nun aber bleibt mir nur die Erkenntnis, das ich eine sehr schöne Serie im angehauchten Japan gelesen habe, die allerdings nun zuende ist.


    Fazit:


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    SUB: 857