Penelope Fitzgerald - Die Buchhandlung

  • Originaltitel: The Bookshop


    Seitenzahl: 181


    Klappentext:


    1959 gab es in Hardborough weder eine Imbissbude noch eine Wäscherei, und Filme wurden nur jeden zweiten Samstagabend vorgeführt; alle diese Dinge entbehrte man, aber niemand hätte daran gedacht, eine Buchhandlung aufzumachen, und niemand hätte Mrs. Green so etwas zugetraut...


    Florence Green erwirbt in dem kleinen verschlafenen Dorf am Meer das Old House als zukünftiges Domizil für ihr Buchhandlung. Dass das Gebäude von einem Poltergeist besessen und bis auf die Grundmauern feucht ist, bringt sie von ihrem Vorhaben ebensowenig ab wie die Tatsache, dass sie von finanziellen Dingen keine Ahnung hat. Voller Schwung stürzt sie sich in die Vorbereitungen, stattet ihre Buchhandlung liebevoll aus und richtet außerdem eine Leihbibliothek ein. Die Bewohner der kleinen Ortschaft begegnen dem Unternehmen mit Skepsis und Widerstand, und für Florence Green beginnt ein zermürbender Kampf gegen Intrigen: Die Bank will ihr keinen Kredit gewähren; man strengt die Enteignung ihres Hauses an, um dort eiN Theater einzurichten, und prangert sie sogar wegen verbotener Kinderarbeit an. Als Florence Green ein gerade erschienenes Buch mit dem Titel "Lolita" von einem Autor namens Nabokov verkauft, ist der Skandal in dem kleinen Städtchen perfekt...


    Mein Eindruck zum Buch:


    Diese kleine Erzählung spielt in einem Ort, in dem "alle Bewohner wussten, wo Häuser frei wurden, wer in finanziellen Nöten war, wer in neun Monaten mehr Platz für seine Familie brauchte und wer dem Sterben nahe war". Das sagt wohl schon alles und drückt aus, wie schwer es einem Neuankömmling fallen muss, mit einer solch "absonderlichen" Idee, einen Buchladen zu eröffnen, Fuß zu fassen. Auf Florence wartet keine leichte Zeit, und doch verfolgt sie ehrgeizig ihr Ziel.


    Schade ist, dass aus dieser guten Idee nicht mehr geworden ist. Das Buch ist nur 180 Seiten dick und der Klappentext beschreibt schon so ziemlich alles, was in diesem Buch passiert. Leider gelingt es der Autorin in "dieser kurzen Zeit" auch nicht, den Charakter der Florence Green so in das Buch einzuführen, dass der Leser mit ihr warm werden kann. Man fühlt sich direkt in den Kampf um den Buchladen versetzt, es erfolgt keine Beschreibung der Stadt und ihrer sonstigen Bewohner. Das finde ich sehr schade. Die im Klappentext genannten Ereignisse reihen sich pausenlos aneinander, die Autorin gibt sich irgendwie keine richtige Mühe, sich Zeit dabei zu lassen. Zwar schreibt sie mit einem leichten ironischen Unterton und versteht es, die Lebensumstände in einem solch kleinen Ort deutlich werden zu lassen, insbesondere die Tatsache, dass jeder jeden und seine Probleme kennt und man versucht, sich bei kleinen Party einen Rang zu erarbeiten. Ich hätte allerdings erwartet, dass sie dem Leser mehr aus dem Leben einer Buchhändlerin vor Augen führt. Leider konnte ich überhaupt nicht mit Florence mitfühlen, da mir keine Gelegenheit geboten wurde, sie sympathisch zu finden. So kann ich dem Buch leider nur :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: Sterne geben, obwohl ich doch den Klappentext und die dahinter steckende Idee so gut fand.


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Hallo gaensebluemche,
    vielen Dank fuer die Vorstellung ... :applause:


    Ich hatte das Buch am Wochenende in der Hand und bin nun froh, dass ich es nicht mitgenommen habe ... da werde ich anderen Büchern auf meinem Wunschzettel den Vorzug geben - sind ja genug vorhanden :wink::winken:

    "Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos ..."

    (nach Loriot)

  • Schade, so wie ich es aus der Rezi herauslese, hätte man aus dem Stoff richtig was machen können...


    Ja, das stimmt, und ich hatte mich eigentlich sehr auf das Buch gefreut. Aber wie ich schon geschrieben habe, wurde ich von dem Buch ziemlich enttäuscht :|


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


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  • Originaltitel: The Bookshop (1978 )


    Um sich selbst zu beweisen, dass sie noch nicht alt ist und um den Bürgern von Hardborough etwas Kultur nahe zu bringen, plant Florence Green in den 50er Jahren die Eröffnung einer Buchhandlung im südenglischen Niemandsland. Der kleine Ort Hardborough hat seine besten Zeiten hinter sich - noch besuchen Touristen zwar den Ort, aber allmählich verfallen alle Wege in bzw. aus der Stadt, das kulturelle Leben der Stadt liegt brach, auch wenn es halbherzige Bestrebungen gibt dieses neu zu erwecken. Insbesondere die einflussreiche Mrs Gamart versucht einen Kunstkreis zu etablieren. Hierfür würde sie gerne das leerstehende "Old House" nutzen. Dass nun Florence Green eben dieses Gebäude für ihre Buchhandlung ersteht und ambitioniert ans Werk geht, führt über kurz oder lang zu Spannungen, die zunehmend Florence gesamte Existenz bedrohen.


    "Die Buchhandlung" steht schon lange auf meiner Wunschliste und trotz vieler enttäuschter Leserreaktionen habe ich versucht, es unvoreingenommen zu lesen. Leider musste ich feststellen, dass die ersten 50 Seiten extrem anstrengend zu lesen waren. Einerseits etwas dröge und langsam gestaltet, andererseits voller wichtiger Informationen für den späteren Handlungsverlauf - es erschien mir fast, als sperre sich die Dorfgemeinschaft dagegen, seine Geheimnisse preiszugeben. Doch nach den anfänglichen Schwierigkeiten wurde der Roman für mich zu einem echten "Pageturner". Dieses Missverhältnis bei einem 150 Seiten kurzen Roman führt für mich zwar zu Punktabzug, aber die Intensität der letzten 2/3 haben mich dazu gebracht, dennoch 4 Sterne zu vergeben.


    Neben Florence ist Hardborough samt seiner Bewohner die zweite Hauptfigur des Romans. Insgesamt bleiben die handelnden Personen eher blass, aber aus der Zusammenstellung als Dorfbevölkerung wird der Leser von etwas Größerem erfasst, als die einzelnen Teile vermuten lassen. Je mehr Widrigkeiten Florence entgegen schlagen, desto stärker ausgeprägt sind die Sym- bzw. Antipathien, die das Dorf teilen. Auf der einen Seite natürlich Mrs. Gamart und Konsorten, andererseits der angesehene Älteste Mr. Brundish, der Florence unterstützt. Als Leser weiß man bald, dass es weniger um eine Opposition zur Buchhandlung geht als vielmehr um persönlichen Ehrgeiz, angeknackste Egos, das Bedürfnis "das letzte Wort haben zu müssen" und viele andere solch niedriger Beweggründe. In dieser Hinsicht wird der Roman wohl ewig modern bleiben, weil es so menschlich und leider auch so tragisch ist. Sollte ich ein einzelnes Stichwort nennen, um diesen Roman zu beschreiben, wäre das "Zickenkrieg".


    Beim Lesen wurde ich vom auf Florence lastenden Druck ergriffen. Die Anspannung und Hinterlist, die Florence entgegen schlagen, tun ihr eigenes, dass ich beim Lesen mit Bauchschmerzen auf die nächsten Probleme wartete... Dass mich Fitzgeralds Roman letztendlich noch so berührt hat, dass ich kaum die Spannung bis zum Ende aushalten konnte und mich an die Hoffnung klammerte, dass für Florence alles gut ausgeht, war für mich die große Überraschung nach dem schleppenden Anfang. Deshalb kann ich das Buch nur empfehlen - allerdings mit der Einschränkung, dass man nicht viel Aktion erwarten sollte und es eher mit einem stillen, eleganten, etwas altmodischen, aber intelligenten Roman zu tun hat!


    gaensebluemche: Ich kann deine Kritik durchaus verstehen und bin dir dankbar, dass du sie so eingestellt hast. Da der Roman immerhin für den Booker Prize nominiert war, habe ich ihn wahrscheinlich durch deine Rezi bewusster gelesen als geplant - immer auf der Suche nach "Wo liegen die Gründe für die Nominierung?!" Und anfangs habe ich es mir ehrlich gesagt nicht erklären können... :-s ... doch dann kam die Wende in Form von Christine (Florence Aushilfe) und ich konnte mich mehr für die Buchhandlung und Hardborough erwärmen. Als auch noch Mr. Brundish auftauchte, war ich gefangen. Sein Brief an Florence und seine Erinnerung an den letzten Buchhändler Hardboroughs hat mich zum Schmunzeln gebracht, was letztendlich wohl das Eis gebrochen hat. :loool:

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

    Einmal editiert, zuletzt von K.-G. Beck-Ewe ()

  • Habe mir erlaubt den Autorinnennamen im Titel zu korrigieren. :wink:


    Danke, aber was war denn falsch? :scratch:


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Ich vergebe an dieses Buch auch :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: .


    Teillweise konnte ich richtig über diese "Dorf - Eigenarten" schmunzeln, teilweise wusste ich aber auch nicht, was die Autorin von mir möchte.
    So richtig kam ich in die Geschichte gar nicht rein, da sie ja auch schon nach ca. 180 Seiten zu Ende ist. Ich hätte mir das Ganze schöner vorgestellt, wenn es alles ausführlicher beschrieben werden würde! Aus dieser Story hätte man echt mehr machen können!
    Eine Frau im Herbst ihres Lebens nimmt all ihrem Mut zusammen und eröffnet in einem Dorf gegen alle Intrigen eine kleine Buchhandlung. Aber leider wars das auch schon. Alle "Skandale" die im Klappentext beschrieben sind, werden leider viel zu kurz und viel zu schnell abgehandelt.


    Warum mir das Buch trotzdem gefallen hat? Ich finde generell Bücher toll, die etwas mit Büchern zu tun haben. Und im Kern finde ich die Geschichte ganz niedlich für einen netten Abend bei einer Tasse Earl Grey. Finde es immer wieder lustig, wenn das "Landleben" dargestellt wird ; das jeder jeden kennt und das ganze Getratsche und so.


    Also, eine nette kleine Lektüre für zwischendurch, aber nichts was man zweimal lesen würde.
    Wenn eure Bücherei dieses Buch hat, dann leiht es euch für einen netten Abend!