"Bis zur letzten Stunde" von Traudl Junge

  • Hallo @ll,


    vor einiger Zeit habe ich die Filmdokumentation von André Heller und Otthmar Schmiderer mit dem Titel >Im toten Winkel<gesehen, aber ich habe Frau Junge auch anderen Interviews erlebt und dies hat natürlich meine Neugier auf dieses Buch und auf ihre Geschichte geweckt.
    Auch -oder gerade weil ich der Nachkriegsgeneration angehöre, interessiert mich dieser Teil der deutschen Vergangenheit immer, insbesondere - wenn jemand aus >nächster Nähe< erzählen kann.


    Inhaltsangabe bei Amazon kopiert;
    "Fräulein Junge, zum Diktat! Nehmen Sie auf."
    Fräulein Junge stenografierte, tippte Briefe, brachte ihrem Chef Kaffee und sortierte Akten -- nicht ungewöhnlich für eine Sekretärin. Das Außerordentliche an Junges Berufsleben war ihr Vorgesetzter, denn der hieß Adolf Hitler. Zwischen 1942 und Kriegsende arbeitete Junge als Hitlers Privatsekretärin, saß in Wolfsschanze, Berghof oder Berliner Reichskanzlei, erlebte dort die Nazi-Administration hautnah.
    "Fräulein Junge, machen Sie aus Ihren Erlebnissen ein Buch!"
    Nein, diesen Satz hat Junge nie zu hören bekommen, trotzdem wusste sie von der Bedeutung ihrer Erinnerungen an die Arbeit im Führerhauptquartier. Sie schrieb diese bereits 1947/48 nieder, aber erst 2002 findet der Text an die Öffentlichkeit. Bis zur letzten Stunde enthält Junges nahezu unverändertes Originalmanuskript, eingerahmt von der Einschätzung des persönlich-historischen Bezugsrahmens der Verfasserin durch die Journalistin Melissa Müller -- einer wichtigen Einordnung, strotzt das Manuskript doch stellenweise vor entwaffnender Naivität gegenüber dem Führer. Verständlich angesichts einer damals sehr jungen Schreiberin, noch ohne Distanz zum NS-Apparat -- aber eben erklärungsbedürftig.


    Bis zur letzten Stunde ist also keine kritische Auseinandersetzung mit Hitler, ebensowenig eine Darstellung interner Entscheidungsprozesse (Junge protokollierte nur deren Ergebnisse). Das Buch zoomt hingegen auf das Alltagsleben des Führers: Umfangreiche Schilderungen seiner Arbeits- oder Freizeitgewohnheiten sind manchmal dröge, aber dafür fesseln die letzten Tage im Berliner Reichskanzleibunker. Der anfängliche Tonfall einer Teekränzchenberichterstattung macht drückender Endzeitstimmung Platz.


    Das gesamte Buch ist, Melissa Müller kündigte es an, ein Beleg für die "Banalität des Bösen". Und wie banal Hitlers Alltag war! Für die Einblicke in Hitlers biedere Welt muss man Traudl Junge trotz mancher "dramaturgischer" Schwäche loben.


    Grüsse von Bonprix :wink:

  • Ich hab mir das Buch gestern gekauft, hatte den Beitrag hier gar nicht gesehen, bin erst eben beim Stöbern darauf gestoßen.
    Werde es im SUB wohl vorziehen.
    Im Laden lang das Buch zusammen mit "Der Untergang". Sagt dir das Buch auch was, Bonprix?
    Habe ich es heute richtig aufgeschnappt, dass der Film dazu in die Kinos kommen soll? ("Der Untergang" meine ich).
    Z.Zt. gibt es viele Bücher von Zeitzeugen, oder? Jedenfalls fällt mir das auf, wenn ich Bücherkataloge durchgehe.
    Habe erst heute mittag bei Bertelsmann gesehen, dass die Mutter von Uwe Ochsenknecht ein Buch über ihr Leben als Krankenschwester an der Ostfront geschrieben hat. Und mehrere Bücher von Soldaten wurden vorgestellt.
    Ich finde, man kann nicht genug aus dieser schlimmen Zeit erfahren.

  • Nic


    Ich habe gestern oder vorgestern das MakingOf des Films "Der Untergang" im TV gesehen. Bernd Eichinger ist der Produzent. Und heute war ein Bericht über die Premiere in der Zeitung. Also diese VorPremiere, wenn der Film praktisch fertig ist. Wann er in die Kinos kommt, weiß ich nicht.
    Aber das muss ein Hammerfilm sein, hat 13 Mio. Euro gekostet...


    @all
    Werdet ihr euch den Film zum Buch anschauen?

    Liebe Lesegrüße
    Eure Süße
    :study::)


    Erinnerungen, die unser Herz berühren, gehen niemals verloren.

  • Nic
    @Süsse


    also der Film >Hitlers letzte Tage - Der Untergang< kommt am 16.September in die Kinos.
    Das Buch "Der Untergang" ist von Joachim C. Fest, leider weiss ich darüber noch nichts, werde es aber sicherlich nachholen.
    Ob Frau Ochsenknecht viel interessantes berichten kann, wage ich zu bezweifeln. Ich habe sie vor einiger Zeit bei Kerner gesehen und habe eher den Eindruck, dass sie auf Empfehlung ihres Sohnes (Uwe Ochsenknecht) auf dieser Welle mitschwimmen will.
    Falls Dich Nic, Zeitzeugen interessieren, kann ich Dir die Site von http://www.shoa.de empfehlen, dort findest Du Links zu Berichten und Büchern von Opfern des Holocaust. Ich bekomme regelmässig den Newsletter von Shoa und habe mich auch verschiedentlich an diese Organisation bei Fragen gewandt.


    Grüsse von Bonprix :wink:

  • Das Buch über Traudl Junge liegt auch noch auf meinem SUB.
    Aber ich habe im letzten Wintersemester den Dokumentarfilm dazu gesehen, der seit ein paar Tagen auch im Kino läuft. Er heißt "Im toten Winkel".
    André Heller war bei uns an der Uni und hat den Film vorgestellt.
    Ich war unheimlich bewegt und berührt von diesem Film und kann ihn allen, die das Thema interessiert, nur empfehlen!!

    "Die Welt muss daran erinnert werden, dass gute Kinderliteratur mindestens ebenso wichtig und wahrscheinlich wichtiger ist als alle anderen Arten von Literatur." (Erlend Loe, norwegischer Schriftsteller)

  • hallo capesider,


    vielen dank für die info. ich bin immer an diesem thema interessiert und werde mir den film sicher ansehn.


    @bonprix: wann sollen wir beginnen?

  • Habe das Buch noch net gelesen, bin aber sehr interessiert, besonders nachdem ich den Film "Der Untergang" gesehen habe.
    Danke für die gute Beschreibung.... :-)

    Lieben Gruss
    Anni


    Der Alltag der meisten Menschen ist stilles Heldentum in Raten