Seite 91 - 180 vom 20.6 - 24.6.04

  • Bis incl. 19. Auf Seite181 beginnt bei mir Kap 20 mit "Für Deborah wurde das Gegenfeuer zum einzigen Ausweg,...

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson

  • Ich hab jetzt mal ein wenig weitergelesen (noch nicht viel - erst bis 106). Anfangs ging es um Hobbs und seinen Nachfolger.


    Dann hatte Debbie wieder mal ein Gespräch mit ihrer Ärztin, und da sind einige Sachen gefallen, die ich interessant gefunden habe und die mich zum Nachdenken gebracht haben. Debbie erzählt ihr vom Abgleiten ins Yr und von den Gitter-Stäben, die sie dann immer sieht und die ihr zu schaffen machen. Und so kommen sie dann drauf, dass die Stäbe jene ihres Gitterbettes als Kind symbolisieren, die sie immer als kalt empfunden hat, während das Kindermädchen auf sie aufpasste (die Mutter war nach einer Fehlgeburt auf Erholung). Debbie wundert sich aber trotzdem über ihre Reaktion - schließlich passiert vielen Kindern Schlimmeres - sie wachsen z.B. als Waise auf. Deshalb erscheint Debbie ihre Reaktion/Interpretation als ein elementarer Fehler, der in ihr steckt - vielleicht gar die Gene? Die Ärztin erklärt ihr daraufhin:


    Zitat

    Die Erinnerung ändert sich ihrer Form nach vielleicht nicht, aber jahrelange Verstärkung gibt ihr ein Gewicht, das ungeheuer werden kann. In jedem dieser vielen, vielen Fälle, in denen du aufgefordert bist, dich an die Kälte der Verlassenheit, an die Gitterstäbe und die Einsamkeit zu erinnern, sagt diese Erfahrung tief in dir: Siehst du? So ist letzten Endes das Leben.


    Besonders den ersten Satz hab ich sehr eindrucksvoll gefunden - eigentlich eine banale Weisheit, die man aber nur allzu gerne vergißt oder verdrängt. Somit ist auch die von uns diskutierte Schuldfrage zum Teil beantwortet - zumindest die Frage, warum die Krankheit nur Debbie trifft und nicht Suzy: ganz einfach: weil nur Debbie manchen Situationen starkes Gewicht in ihren Erinnerungen zukommen ließ und Suzy eben nicht (in diesem Ausmaß).
    Klar muß es andere Faktoren auch geben, und ich hab auch nicht vergessen, dass die OP nur Debbie durchleben mußte. Aber es ist zumindest ein interessanter Denkansatz, finde ich.

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson

  • Kapitel 14 mit Schlüsselfunktionen


    Frau Dr. Fried:
    >>Täuschungen und Eitelkeit und Arroganz, denen sie sich selbst niemals beugen würden, laden sie auf ihren Kindern ab.<<


    Ich denke es kommt in diesem Kapitel sehr gut rüber, wie Frau Blau und deren Vater auf Deborah eingewirkt haben.


    Des Weiteren begriffen die Eltern auch erst ab diesem Zeitpunkt, dass sie Suzy die Wahrheit erzählen müssten. Vor allem Frau Blau drückt sich wieder vor dieser Verantwortung, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen.



    Oh, oh, was lese ich denn nun über Herrn Blau???
    Die Schuldfrage erweitert sich, welche Leidenschaften überträgt er auf Deborah???



    LG Heidi

  • Das muss ich nun mal los werden:


    Ich mag dieses Buch nicht! Es tut meiner Seele nicht gut!




    Ich und meine Schuldfrage....


    Klar, ein Mensch muss die Veranlagung dazu tragen, doch die Umwelt bestimmt ob der Mensch nun erkrankt oder nicht.
    Und das ganze Umfeld scheint gestört zu sein, in diesem Fall, ob Großvater, Mutter oder Vater. Alle leben in einer selbst zusammengeschusterten Welt. Jeder hat seine großen Macken.


    Ich bin davon überzeugt, dass Debbie in einem anderen Umfeld nicht erkrankt wäre.


    Puh, solche Bücher lese ich nie wieder :thumbdown:



    So, nun geht es mir besser.


    Habt Ihr das auch beim Lesen, dass sich der Klos im Hals zuschnürt, dass man liebsten das Buch in die Ecke werfen möchte????





    LG Heidi

  • Hallo Heidi!


    Zitat

    Klar, ein Mensch muss die Veranlagung dazu tragen, doch die Umwelt bestimmt ob der Mensch nun erkrankt oder nicht.
    Und das ganze Umfeld scheint gestört zu sein, in diesem Fall, ob Großvater, Mutter oder Vater. Alle leben in einer selbst zusammengeschusterten Welt. Jeder hat seine großen Macken.


    Da geb ich dir vollkommen recht. Diese Familie ist verkorkst, find ich.


    Ich hab jetzt auch Kapitel 14 gelesen - und mußte das Buch dann leider kurz mal weglegen. Die Sache mit ihrem Vater ist mir nicht ganz eins. Ich hoffe, da stellt sich noch genau raus, was da gemeint ist - mein Magen zieht sich da beim Lesen jedenfalls sehr ungut zusammen.


    Und dass sie mit Suzy bis zu diesem Zeitpunkt nicht darüber geredet haben, das kapier ich einfach nicht! Sie tun als ob Suzy bis jetzt nichts davon mitbekommen hätte. Das ist ja echt unglaublich!


    Ich muss sagen, das Buch beschäftigt mich nach dem Lesen weiter wie schon lange keines mehr. Bin sehr froh, dass wir es hier gemeinsam lesen und ich nicht ganz allein drüber sitz.

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson

  • So hab jetzt den 25. Teil fertiggelesen.


    Die Eltern haben Suzy jetzt endlich mit der Wahrheit konfrontiert. Auf Suzys Reaktion hin mußte ich ein wenig verbittert lachen. Es war doch klar, dass sie ohnehin schon mitgecheckt hat, dass ihre Schwester nicht bloß irgendwo auf Erholung ist. Ich weiß echt nicht,w as die Eltern sich erwartet haben. Die werden mir immer unsympathischer, mein Mitleid am Anfang des Buches ist nicht mehr vorhanden, inzwischen sind sie mir sehr suspekt.
    Debbie bildet sich zwischenzeitlich fest ein, sie zieht nur verrückte Menschen an, alle anderen "zerstört" sie.


    Weitere prägende Ereignisse finden für Debbie statt: während sie einmal in der Packung liegt, lassen sie die Ärzte einfach dort. Debbie hat Schmerzen von den zu engen Fesseln, sie schreit, aber stundenlang kommt niemand von den Ärzten. (Da merkt sie den Zusammenhalt zwischen den Patienten ein wenig). Debbie sieht das als Zeichen der letzten Veränderung an, die ihr in Yr vor Jahren angekündigt worden war, als "Letzten Untergang". Die Ärztin Dr. Fried braucht lange, um Debbie zu beweisen, dass dies nichts mit "Betrug und Verwandlung" zu tun hat. Nur schwer fasst sie wieder Vertrauen.
    Kurz danach erklärt sie Debbie, dass sie für 2 1/2 Monate nicht da ist (Urlaub, Symposium) und überläßt Debbie für diese Zeit einem anderen Arzt. Debbie kann ihn von Anfang an nicht leiden. Sie bemüht sich, mit ihm klarzukommen, gibt jedoch auf, da sie der Meinung ist, er versteht sie nicht.
    Eine Stimme aus Yr redet ihr dann ein, wenn sie ein Gegenfeuer entfacht, dann kann sie damit ein anderes löschen. Um den brodelnden Vulkan in ihrem Inneren zu löschen und herauszufinden, ob sie denn auch wirklich ein real existierendes menschliches Wesen ist, tut sie dass dann auch. Mit Zigaretten, die sie an ihrem Körper ausdämpft.
    Debbie, die kurz zuvor in Abteilung B verlegt worden ist, kommt nun wieder hinauf in die Gewalttätigen-Abteilung. Ab nun kümmert sich auch Dr. Halle um sie, was Debbie sehr freut.


    So, da endet der 2. Teil. Der Teil mit der Selbstverstümmelung "toppt" für mich alles - der läßt sich am schwersten verdauen. Sich zu verstümmeln um sich überhaupt zu spüren, das ist schlimm.
    Bin ehrlich gesagt froh, dass ich jetzt ein bisserl Zeit hab mit dem Weiterlesen, denn die Pause brauch ich jetzt dringend.
    Es ist schon klar, dass die Ärztin auch mal Urlaub braucht und so, wenn man aber die Auswirkungen, die das auf Debbie hat, liest, ist man schon ein bisserl geneigt, die Ärztin dafür zu verdammen. (Ja, das ist ungerecht, das weiß ich eh..) Aber das arbeitet schon nach in mir, mehr als alles andere in dem Buch bis jetzt. Irgendwie hab ich ein Gefühl beim Lesen, als würd ich hilflos danebenstehen, zuschauen und nicht wissen was tun.


    Wie gehts euch damit?

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson

  • Ich habe nun auch den zweiten Abschnitt gelesen. Es ist leider kein schönes Buch, und für mich auch leider auch kein besonders interessantes. Mir gehen eigentlich alle Personen mehr oder weniger auf die Nerven. Ich finde keine einzige Person sympathisch.


    Aber in einem muss ich dir widersprechen, Heidi:


    Zitat

    Original von Heidi Hof




    Klar, ein Mensch muss die Veranlagung dazu tragen, doch die Umwelt bestimmt ob der Mensch nun erkrankt oder nicht.


    Das glaube ich nicht. Ich streite nicht ab, dass es Fälle gibt, in denen Umstände oder Personen an Krankheiten Schuld tragen. Aber warum muss denn immer jemand/etwas an Unglücksfällen Schuld sein? Man kann nicht alles erklären oder entschlüsseln.


    Aber ein Phänomen der westlichen Welt sind erwiesenermaßen die psychischen Erkrankungen, während diese in vielen Ländern der dritten Welt nahezu unbekannt sind.


    Ihr mögt mich für herzlos halten, aber mein Mitleid mit Deborah hält sich in Grenzen. Das Leben in dieser Anstalt ist wirklich ein Schutzwall, eine Insel der Geborgenheit, auch wenn nicht alles eitel Wonne ist. Ich formuliere das jetzt absichtlich provokant und überspitzt.


    Aber ich denke jetzt an folgende Stelle. Deborah muss in ein Krankenhaus wegen ihres verletzten Knöchels:


    Zitat

    Als Deborah nur ein paar Augenblicke später die gierigen Gesichter außerhalb des Röntgenzimmers sah, wurde ihr klar, wie furchtbar es sein würde, mit einem gebrochenen Knöchel hierbleiben zu müssen - hier, wo sie so viel verrückter war als auf der <Gewalttätigen-Station> eines Irrenhauses.


    Vielleicht ändere ich im Verlauf des Weiterlesens meine Meinung, aber momentan glaube ich, dass es Deborah gut geht, besser zumindest als "draußen", wo sie nicht verstanden und ausgegrenzt wird. Wer sagt denn, dass das Leben, wie wir es führen, das einzig richtige ist? Warum müssen wir unbedingt alle Menschen gleich und "normal" machen wollen?


    Mir scheint auch, dass Deborah dieses Leben in der Anstalt genießt. Sie kann alle ihre Hemmungen fallen lassen, jeden Takt, jede Rücksichtnahme. Sie kann tun und lassen, wonach ihr zumute ist.

  • Zitat

    Original von Lancelot




    Mir scheint auch, dass Deborah dieses Leben in der Anstalt genießt. Sie kann alle ihre Hemmungen fallen lassen, jeden Takt, jede Rücksichtnahme. Sie kann tun und lassen, wonach ihr zumute ist.



    Hallo Lancelot,


    ja, das ist mir auch aufgefallen.


    In "Veronika beschließt zu sterben" da gibt es einen ganzen Club von Patienten, die quasi als geheilt von den Ärzten entlassen werden sollten, aber nicht gehen möchten. Sie leben lieber in der Anstalt ihr Leben ohne Verbote (Gewaltätikeit), ohne Hemmungen, eben alles tun und lassen können.



    Mir ist die ganze Familie mittlerweile auch ein wenig verhasst, habe gar nicht weiter gelesen. Allerdings geht es mir momentan auch nicht so gut, mein größerer Hund ist krank :pale: , sie muss operiert werden. Habe mir vorgenommen nur weiter zu lesen, falls ich gut drauf bin.



    LG Heidi

  • @ Heidi:
    Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst. Ich hoffe, deinem Hund geht es bald wieder besser und schicke euch beiden meine besten Wünsche und liebe Grüße.

  • hallo zusammen,


    ich mache zwar bei der leserunde nicht mit, verfolge aber eure statements, die sehr interessant sind.
    ich habe in einer psychiatrie gearbeitet und kann bestätigen, dass es patienten gibt, die einfach nicht nach hause gehen möchten. entweder, sie wehren sich strikt dagegen und stellen irgendetwas an, um bleiben zu können, oder sie starten einen suicidversuch, sobald sie entlassen sind.
    in der klinik ist jegliche verantwortung, die "draußen" einfach gegeben ist, nicht vorhanden. der patient kann sich fallenlassen, ist unter seinesgleichen, fühlt sich einfach sicher. manche menschen blühen während eines stationären aufenthaltes in der psychiatrie regelrecht auf, nehmen ihre kleinen aufgaben (z.b. tisch decken, blumen gießen, etc.) sehr ernst. und sie geraten in panik, wenn der tag der entlassung naht.

  • Hallo!


    @ Nic!
    Was du sa schreibst finde ich sehr interessant - denn den gleichen Eindruck hatte ich beim Buch auch: die Leute fürchten sich richtig davor, rauszukommen. Konnte beim Lesen jedoch nicht abschätzen, inwieweit das auch "in der Realität" zutrifft. Ich weiß eh, das Buch hat einen autobiografischen Hintergrund, bin aber immer skeptisch, wenn das dann in einer Art Roman abgehandelt wird. Schließlich weiß man dann ja nie wirklich, was jetzt passiert ist und was dazuerfunden. Bewundere dich dafür, dass du diesen Job gemacht hast - muss ziemlich nervenaufreibend sein. Glaube nicht, dass ich das könnte.


    Lancelot:

    Zitat

    Vielleicht ändere ich im Verlauf des Weiterlesens meine Meinung, aber momentan glaube ich, dass es Deborah gut geht, besser zumindest als "draußen", wo sie nicht verstanden und ausgegrenzt wird. Wer sagt denn, dass das Leben, wie wir es führen, das einzig richtige ist? Warum müssen wir unbedingt alle Menschen gleich und "normal" machen wollen?


    Ob es Deborah gut geht? Ich hab das jetzt mal unter diesem Blickwinkel betrachtet - ja, ich glaube, da könntest du recht haben. Hier sind die Leute wie sie, sie ist ein Teil der Gruppe und kein Außenstehender. Und genau das will sie ja auch. Außerdem hast du recht, man neigt schon immer dazu, alle Leute über einen Kamm zu scheren. Fällt jemand aus dieser Linie, wird er schief angeschaut. Und der Satz "Der ist ja nicht normal" wird ja auch nicht gerade als Kompliment gemeint. Eigentlich traurig.


    Heidi:
    Dir wünsch ich, dass die Operation gut läuft und dein Hund bald wieder gesund ist.

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson