Goran Petrovic, Ein Sternenzelt aus Stuck/Ispod tavanice koja se ljuspa

  • Inhalt (Cover):
    Das Sutjeska-Kino in Kraljewo: Mit seiner extravaganten Deckendekoration ist es fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in der Kleinstadt. Ursprünglich der pompöse Ballsaal eines Luxushotels, erhielt es in den dreißiger Jahren mit dem passionierten Cineasten Rudi Prohaska einen neuen Besitzer. Er verwandelte den Raum in einen Kinosaal der Extraklasse.Die Decke ziert ein Gemälde des nächtlichen Himmels, tausend kleine Lichter stehen sinnbildlich für die Wünsche und Hoffnungen der Besucher, ein Vorhang aus nachtblauem Samt schirmt das Publikum von der Außenwelt ab. Doch längst schon nehmen die Zuschauer nicht mehr auf bequemen Polstersesseln Platz, und der bröckelnde Stuck der Decke kündet von einer bevorstehenden Zeitenwende - an einem Sonntag im Mai 1980 wird die Filmvorführung jäh unterbrochen......


    Autor:
    Goran Petrovic, 1961 in Serbien geboren, studierte Literatur in Belgrad und arbeitet als Verlagslektor. 2012 wurde er zu einem Korrespondierendem Mitglied der serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste gewählt. Seine Romane und Erzählungen wurden mit nahezu allen bedeutenden nationalen Literaturpreisen ausgezeichnet. Für seinen Roman "Die Villa am Rande der Zeit" erhielt er den NIN-Preis.


    Meine Meinung und Bewertung:
    Eigentlich ist dieses Buch die Geschichte eines Kinos.
    Aber zunächst lernen wir den Schuhmacher Laza Jovanovic kennen, der mit List und Tücke mit zwei Wagenladungen ausrangierter Soldatenstiefeln, rechts und links getrennt, reich wird. Und zwar so reich, dass er sich seinen Traum vom Luxushotel erfüllen kann. Hier verkehrten die Mächtigen und Reichen bis Laza an sich selber scheitert und alles verkauft. In Zukunft sollte es mehrere Besitzer geben - u.a. zog in den großen Ballsaal der Kinobesitzer Rudi Prohaska ein, um den Leuten von Kraljewo die hohe Kunst des Films näher zu bringen. Er stellte dazu den gerade mal siebzehnjährigen Simonovic ein, der dem Kino bis zum bitteren Ende die Treue hielt, krönte ihn mit einer roten Uniform mit goldener Kordel, und celebrierte so jede Vorstellung zum gesellschaftlichen Ereignis.
    Reihe für Reihe beschreibt Goran Petrovic nun die skurilen Stammkunden des Ortes, betreibt ein wenig Landesgeschichte, setzt Pointen, kleine Sticheleien, versprüht jede Menge Charme, Witz und Humor, gemischt mit einer Portion Ironie. Die Zeit nimmt Rudi Prohaska mit sich, das Kino wird verstaatlicht, gerät in Vergessenheit und lebt doch irgendwie weiter.
    Man hat das Gefühl Goran Petrovic will keinen vergessen, alle Besonderheiten hervorheben. Vielleicht manchmal einen Tick zuviel der ungewöhnlichen, meist auch merkwürdigen Gestalten.
    Das Buch hat mir gut gefallen. Mit "Der Villa am Rande der Zeit" hat es allerdings nur sehr wenige Berührungspunkte, nur eines ist identisch: Einfallsreichtum und einen völlig eigenen Erzählstil. Wer ungewöhnliche Romane mag, dürfte hier richtig liegen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.