Diese Wanderung ist einfach großartig beschrieben - die Annäherung Ora - Avram, die Lebenserinnerungen Oras und wie Avram sich öffnet, jetzt doch Dinge über Ofer hören möchte, vor denen er sich lange gesperrt hatte.
Ora schreibt Erinnerungen in ein Notizblock, den sie dann verliert. Beim Durchsuchen des Rucksacks hat sie die traurige Erkenntnis, dass Ofer schon beim Packen des Rucksackes gewusst hat, dass er nicht mit auf den Ausflug kommen wird - diese ganze Packzeremonie war nur Show für ihn. Was muss da in ihr vorgegangen sein - keine schöne Vorstellung für sie als Mutter; sie kommt auf die Gedanken, dass sie in der Familie nur der Blitzableiter war, dass sie letztendlich allein da steht, sich die beiden Söhne mehr auf Ilans Seite geschlagen haben. Sogar Ofer hat sich ihr gegenüber verhärtet - und er kann ihr nicht mehr in die Augen schauen, hat sich ihr gegenüber verschlossen. Da kann man sich fragen, was Ofer ihr gegenüber empfunden hat, wie seine Gefühlswelt war.
Etwas eigenartig fand ich den Vegetarismus Ofers - mit 4 Jahren stellt er die Frage, woher das Fleisch kommt, ekelt sich vor den anderen Kindern mit ihren Fleischhänden und wird zum Vegetarier.
Avram zeigt jedenfalls Interesse an diesem Vegetarismus und über Ofers Aussage: "Ihr seid wie Wölfe".
Die Möglichkeit, Nachrichten zu erfahren, bekommen Ora und Avram, wie einen fremden Mann treffen. Sie kommen mit ihm ins Gespräch und der Mann sagt:" Und es ist gut, ein bisschen vor den Nachrichten zu fliehen,...., vor allem, was gestern war"(S. 368 )
Vor allem Avram will diese Nachrichten nicht hören, bei Ora habe ich das Gefühl gehabt, dass sie da zwiegespalten war - einerseits will sie die Nachrichten hören andererseits auch wieder nicht. Eine schwierige Situation für sie.
"Dass ich erst bis ans Ende der Welt fliehe und mich plötzlich keinen Schritt weiter von zu Hause entfernen kann" (S. 392)
Der Satz trifft doch recht gut Oras Situation. Auch diese Richtungswechsel - sie kehren zurück, um den verlorenen Notizblock zu holen, dann dreht sie wieder um, zeigt Oras innere Zerrissenheit (ist das der richtige Ausdruck dafür?).
Über Avram und seine Kindheit erfährt man während dieser Wanderung auch etwas. Wie prägend sein Gefängnisaufenthalt war, zeigt sich darin, dass er sich jeden Menschen, den er zum ersten Mal trifft, als Gefängniswärter vorstellt - welche dunklen Seiten würde er zeigen? S. 393
Liebe Grüße
( bis S. 393)