Beiträge von Miskantonic

    Da sprichst Du Yeal, einen ganz wichtigen Punkt an der gerne unterschlagen wird: Der Humor bei Kafka. Wenn man sich auf die skurillen Welten des armen Mannes einlässt, dann gibt es sehr viel zu lachen. Die beiden Gehilfen in "das Schloß" fand ich sehr zum Lachen. Oftmals sind auch die Dialoge sehr witzig, wenn zb. der Protagonist mit einer Bitte oder einer Frage an eine ander Person herantritt, den Wunsch dann ausführlichst in aller Klarheit und Eindringlichkeit vorträgt und eine Antwort à la "Nein, das geht nicht" oder "ausgeschloßen" bekommt. Kafka selbst soll auch viel gelacht haben, während er seinen Freunden die Geschichten vorgelesen hat.
    Betreffend der Interpretationswut seiner Werke bleibt eigentlich nur zu sagen: Immer mit der Ruhe. Wenn sich selbst ausgewiesene Experten die Köpfe über diesen so lieben Menschen einschlagen, dann sollte man gerade als Laie mit einer entsprechenden ruhigen Entspanntheit an diese Sache herantreten. Es wäre nicht blöd es bei ihm so zuhalten wie mit der Musik: Konkrete Aussagen vermeiden und stattdesen lieber die Stimmung auf sich wirken lassen.

    Leider, bzw. in dieser Hinsicht glücklicherweise, besitze ich nur die absoluten Klassiker im Orgiginal. Den Rest habe ich mir seit jeher aus der Bücherei besorgt. Da man dort immer diese netten Zettelchen mit den Rückgabeterminen bekommt, die ich mir seit vielen Jahren aufhebe, kann ich mein Leseverhalten wunderbar rekonstruieren. Vor allem mit 14, 15 habe ich einigen Krempel gelesen, der mir nun wohl peinlich wäre. Furchtbare 08/15 Horrorgeschichten und belangloses Schema-F Fantasy-Geschreibsel befindet sich massig auf diesen Listen... naja. Wobei... peinlich ist es mir eigentlich nicht.

    "Wir wissen nun, dass die Kunst nicht die Wahrheit ist. Die Kunst ist eine Lüge, die uns erlaubt, uns der Wahrheit zu nähern, zumindest der Wahrheit, die uns verständlich ist."
    - Picasso -


    "Wenn jemand Freude daran hat, bei Musik in Reih' und Glied zu marschieren, dann verachte ich ihn schon deswegen, weil er sein Gehirn nur wegen eines Irrtums bekommen hat; ein Rückenmark hätte gereicht."
    - Einstein -


    Seltsam, im Nebel zu wandern!
    Einsam ist jeder Busch und Stein,
    Kein Baum sieht den andern,
    Jeder ist allein.


    Voll von Freunden war mir die Welt,
    Als noch mein Leben licht war;
    Nun, da der Nebel fällt,
    Ist keiner mehr sichtbar.


    Wahrlich, keiner ist weise,
    Der nicht das Dunkel kennt,
    Das unenntrinnbar und leise
    Von allen ihn trennt.


    Seltsam, im Nebel zu wandern!
    Leben ist Einsamsein.
    Kein Mensch kennt den andern,
    Jeder ist allein.
    - Hermann Hesse -


    "Aller höherer Humor
    fängt damit an,
    dass man die eigene Person
    nicht mehr ernst nimmt."
    - Hesse zum Zweiten -


    "Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben."
    - G. B. Shaw -


    "Dass wir uns in ihr zerstreuen,
    darum ist die Welt so groß."
    - Goethe -


    "Er hat seine Frau zu unseren Ideen bekehrt und ihr klargemacht, dass der Mensch frei ist oder doch sein soll. Nun gut, sie hat sich freigemacht und ihm etwas später mitgeteilt, er werde in seinen Rechten als Ehemann durch Lepjadkin ersetzt. Und was meinen Sie, was er ihr geantwortet hat? `Meine Beste, bisher liebte ich Dich bloß, jetzt achte ich Dich auch`"
    - Camus -


    Es gibt wirklich Bemühungen und Überzeugungen, die ich nie verstanden habe.
    Die seltsamen Geschöpfe, die da um des Geldes willen starben, wegen des Verlustes
    einer sogenannten Stellung verzweifelten oder sich mit edlem Getue für das
    Wohlergehen ihrer Familie opferten, betrachtete ich immer mit Erstaunen und ein
    bißchen Mißtrauen. Dagegen verstand ich den Freund, der es sich in den Kopf gesetzt
    hatte, nicht mehr zu rauchen, und dem dies kraft seines Willens auch gelungen war.
    Eines Morgens schlug er die Zeitung auf, las, daß die erste Wasserstoffbombe zur
    Explosion gebracht worden war, erfuhr von ihrer großartigen Wirkung und begab sich
    stracks in den nächsten Tabakladen
    - Camus -


    Völlig frei wird der Mensch nur dann, wenn es ihm einerlei sein wird, ob er lebt oder nicht. Das ist das Ziel aller Bestrebungen.
    - Dostojewskij -


    Ich komme soeben aus einer Gesellschaft, deren Mittelpunkt ich war. Die Witzworte strömten von meinen Lippen. Alles bewunderte mich. Und ich, ich ging hinaus und ----------der Gedankenstrich muß so lang sein wie die Radien der Erdbahn ------, ich ging hinaus und wollte mich erschießen.
    - Kierkegaard -


    "Nehmen Sie einem Durchschnittsmenschen die Lebenslüge, und Sie nehmen ihm zu gleicher Zeit das Glück" - Ibsen -"Nirgends ist Konservatismus so schädlich wie in der Kunst."
    - Tolstoi -


    "man sollte sich immer wieder sagen, dass alles, was uns erfreut oder betrübt, mit nichts zusammenhängt, dass alles lächerlich und eitel ist.
    ... Gut, ich wiederhole es mit jeden tag u. lasse dennoch nicht ab, mich zu freuen u. mich zu betrüben."

    - Cioran -


    "The best argument against democracy is a five-minute conversation with the average voter"
    - Churchill -

    Als ich noch ein kleiner Junge war, habe ich mir ab und an Heftchen geholt, die von einem Cowboy handelten, der Dämonen und Monster bekämpfte. Leider kann ich mich an den Titel nicht mehr erinnern, aber damals fand ich das toll! Irgendwann habe ich diese Heftchenn dann aus den Augen verloren. Vielleicht sollte ich dort mal wieder anschließen, mich reizt das gerade sehr! :D

    Da wir hier wohl alle ausschließlich "traditionelle Leser" sind, lesen wir alle höchstvermutlich wohl auch mit der "inneren Stimme". Die Frage ist, wie man nicht mit der eigenen Stimme lesen kann? Dazu habe ich Yahoo und Wikipedia befragt und etwas ziemlich interessantes gefunden:
    Eng. Wikipedia-Artikel (interessanter gemacht): http://en.wikipedia.org/wiki/Speed_reading
    Dt. Wikipedia-Artikel (weniger aufschlußreich): http://de.wikipedia.org/wiki/PhotoReading


    Vermutlich kann man so die innere Stimme zum Schweigen bekommen, aber das wirft für mich die Frage auf, ob dadurch das Leseereigniss nicht kastriert wird?
    Ich muss sowieso einige Mitglieder dieses Forums bewundern, nämlich alle diejenigen, dennen es gelingt jeder Roman-Figur einen eigenen Klang zu verpassen. Bei mir klingen alle gleich, Männer, Frauen, Kinder, Euphorische, Sterbende, Hysterische, usw. War das bei euch mit den verschiedenen Stimmen schon immer so, oder musstet ihr euch darum bemühen? Das klingt für mich nämlich sehr reizvoll! :D

    Sehr gut, dass A. Camus hier angesprochen wird. Nach "Der Mythos des Sisyphos" lese ich gerade "der Mensch in der Revolte". Beides sind reine philosophische Texte, dass der Herr auch Romane veröffentlicht hat, war mir bisher nicht bewusst. Gleich morgen werde ich deshalb aufbrechen um mir aus der Bücherei ein Exemplar von "die Pest" zu organisieren.


    Aber warum, um Himmels Willen??? DAS ist genau das, was ich (und viele andere auch) wissen wollten !


    Mein Vorschlag ist auch ein Klassiker. Er ist allerdings sehr düster, und war für mich als Jugendliche keine leichte Kost. Ich glaube, ich hatte Alpträume davon. Gut geschrieben ist es aber allemal. Der Roman hat Kult-Status, und ich bin mir nicht sicher: diente er nicht als Vorlage für "The Beach" (hab den Film nicht gesehen)? Es gibt meines Wissens auf jeden Fall mindestens eine Verfilmung.

    Absolut! "Der Herr der Fliegen" ist Pflicht! Wie bei "The Beach" wird anfangs ein Gefühl vermittelt, als ob das Paradis auf Erden gefunden wäre. Die wunderschöne Insel gehört den Kindern, die sie nach ihren Wünschen und Vorstellungen zu gestalten. Nach und nach verfinstert sich das Leben auf der traumhaften Insel und auch diese Wendung wird sehr schön und ergreifend beschrieben. Ein wirlklich tolles Buch!

    Wie könnt ihr das Ende unbefriedigend finden? Wenn ich ein gelungenes Ende für einen Roman auswählen müsste, sowäre es dieses. Als ich es gelesen hatte und das monumentale Element an ihm zu verstehen begann hat es mich innerlich sehr erschüttert, wie ich es nicht oft zuvor erlebt habe.


    Rein aus Neugier habe ich dieses Buch auch vor ein, zwei Jahren gelesen und kann Dir nur zustimmen. Konzepte wie die der Arbeitsteilung oder die "Entdeckung" der Marktkräfte bzw. der unsichtbaren Hand, die einen marktgerechten Preis für jedes Produkt "diktiert" sind zwar mittlerweile selbstverständlich geworden, dennoch hat es meiner Meinung nach einen ganz besonderen Reiz den Ausführungen des Moralphilosophen (!) Adam Smith, dem Begründer der klassischen VWL, zu folgen. Das Buch ist aufjedenfall gut leserlich, also auch für "Hobby-Liberale" gut geeignet.

    Ich fürchte, diese Glatzen sind so hohl, dass man mit Lektüre dieser Art bei ihnen auch nichts bewirken könnte. ](*,)

    Du siehst das Problem, denke ich, zu eng. Es hilft, wenn man die Phänomene Links- und Rechtsradikalismus als Krankheit sieht. "Chronische simplifizierung der Realität" oder etwas ähnliches. Jedenfalls würde man bei einem Patienten mit gebrochenem Arm ja nicht den Arm abhacken um diesen zu heilen, sondern man würde versuchen über eine Operation den natürlichen Zustand wiederherzustellen. Also: Geschichtsunterricht und Anne Frank für Neonazis :lol: .

    Jedem Rechtsradikalen, der sich wegen seiner Anschauung vor einem Gericht verantworten muss, dem sollte die Lektüre dieses Titels gesetzlich aufgezwungen werden. Bei mir ist schon einige Zeit vergangen, seitdem ich dieses Buch das letzte mal gelesen hatte, aber es ist zweifelsohne ein beeindruckendes Zeugnis der Nazi-Diktatur.
    Man sollte ersthaft überlegen, ob dieser Thread nicht besser bei den Klassikern untergebracht wäre - am besten noch angepinnt. :D


    Bist Du sicher, dass es sich um einen Prinzen und nicht um einen Grafen handelt? Denn sonst müsste es der Roman "Ahnung und Gegenwart" sein. Er handelt von dem jungen Grafen Friedrich, der gerade die Universität verlassen hat und nun auf Reisen gehen will. Bei ihm ist eine kleine Gruppe von Studenten, die ihn ein paar Tage lang begleiten.


    Gruß
    mofre

    Mit dem Grafen magst Du sehr gut recht haben. Dieses Buch wird es sein. Vielen Dank Mofre für deine Hilfe! :friends:

    Als ich den Koran in dieser Ausgabe gelesen hatte, war ich weniger an der muslimischen "Philosophie" interessiert als viel mehr daran, wie es um die Aussage "der Islam ist eine Religion des Friedens" steht. Was mich diesbezüglich sehr überrascht hatte, war der Wandel Mohammeds von einem relativ friedfertigem Propheten zu einem Massenmörder. Wie gesagt, weiter eingehend habe ich mich mit diesem Buch nicht beschäftigt, da es mir dies nicht wert war, aber ich denke dennoch ausreichend gelesen zu haben um die Behauptung "Islam=Frieden" als völlig realitätsfern zurückzuweisen. Würde ich über Muslime so sprechen, wie ihr heiliges Buch über mich spricht, so müsste ich wohl mit einer Anzeige wegen Volksverherzung rechnen.

    Dieses Buch ist ein Emporkömling deutscher Romantik, welche widerum dem Idealismus zuzurechnen ist. Und eine idealisierte Welt ist keine realistische Welt. Realismus sollte man also keinenfalls von "Aus dem Leben eines Taugenichts" erwarten.
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weil es eben nicht realistisch ist. Der junge Herr fängt bei jeder Gelegenheit an fröhlich seine Geige zu spielen, läuft unbedacht in der bunten Welt umher und wird dabei Zeuge vieler glücklicher Ereignise, er trifft sehr interessante Männer und viele schöne Frauen. Gerade da diese Welt so verschieden zu unserer ist, so bunt und zwanglos, hatte ich sehr viel Freude mit diesem Buch.


    Vielleicht kann mir hier jemand helfen, vor zwei, drei Jahren las ich eine andere Erzählung Geschichte Eichendorffs in der ein junger Prinz mit studentischer Folgschaft auf Reisen ging. Weiß jemand vielleicht zufällig den Titel dieser Geschichte?