Beiträge von milkysilvermoon

    Terence Cave, Besitzer des gleichnamigen Antiquitätenladens, hat bereits den Suizid seiner Mutter und den Mord an seiner Frau erlebt, als sein Sohn Reuben im Teenageralter bei einem Unfall stirbt. Zu viele Tragödien für einen Mann. Für Terence steht fest: Er muss sein verbleibendes Kind, die 15-jährige Bryony, vor allem Bösen beschützen - was auch immer dazu nötig ist…


    „Der fürsorgliche Mr Cave“ ist ein Roman von Matt Haig.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus einer Vielzahl an umnummerierten und titellosen Kapiteln. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Terence, aber als direkte Ansprache seiner Tochter. Ein ungewöhnlicher Ansatz, der jedoch gut funktioniert.


    Sprachlich ist der Roman unauffällig, aber nicht anspruchslos. Der Schreibstil ist gewohnt anschaulich, lebhaft und eindringlich.


    Terence ist ein durchaus schwieriger Charakter, der psychische Probleme hat, was angesichts seiner Erlebnisse allerdings nicht verwundert. Sein Verhalten ist in Teilen extrem, lässt sich jedoch nachvollziehen. Bryony ist eine sympathische und authentische Protagonistin.


    Inhaltlich ist der Roman schwere Kost und recht düster. Es geht um Trauer und Verlust, Sorgen und Ängste und weitere beklemmende Themen, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte. Das hat für mich die Lektüre äußerst emotional gemacht. Sie ist stellenweise nicht leicht zu ertragen.


    Auf rund 250 Seiten plätschert die Handlung bisweilen etwas dahin, ohne dass jedoch Langeweile bei mir aufkam. Zum Ende hin konnte mich der Roman noch einmal richtig überraschen.


    Das deutsche Cover gefällt mir optisch gut und ist hinsichtlich des Motivs durchaus passend. Der amerikanische Titel („The Possession of Mr Cave“) ist dagegen sehr viel besser gewählt als die verharmlosendere deutsche Variante.


    Mein Fazit:

    „Der fürsorgliche Mr Cave“ ist nicht zu meinem Lieblingsroman von Matt Haig geworden. Trotzdem habe ich die sehr bewegende und intensive Geschichte wirklich gerne gelesen.


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    Ostafrika im Jahr 1880: Auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann hat es die 25-jährige Elisabeth von Baahren von Norddeutschland nach Sansibar verschlagen. Doch die exotische Umgebung ist weniger idyllisch als gehofft und birgt einige Gefahren. Zudem hat sie einen Auftrag zu erfüllen…


    „Im Schatten der Vanille“ ist der Auftakt der Sansibar-Saga von Cornelia Engel.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 30 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Die Handlung spielt auf Sansibar im Jahr 1880. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Elisabeth und der von Jacob Preston, einem Pflanzer.


    Der Schreibstil ist wunderbar bildhaft, detailliert und atmosphärisch. Gelungene Beschreibungen und Dialoge lassen viele Bilder vor dem inneren Auge entstehen.


    Elisabeth steht im Fokus der Geschichte - eine mutige und entschlossene Protagonistin. Auch Jacob, ein sympathischer junger Mann, spielt eine wesentliche Rolle. Die weiteren Charaktere sind ebenfalls interessant ausgestaltet.


    Auf knapp 330 Seiten bietet der Roman eine kurzweilige und unterhaltsame Geschichte, die mir schöne Lesestunden beschert hat. Thematisch ist er erstaunlich facettenreich. Es geht um weit mehr als nur eine bloße Liebesgeschichte.


    Das reizvolle und interessante Setting lädt zum Wegträumen ein. An etlichen Stellen wird deutlich, dass die Autorin sorgsam recherchiert hat. Davon zeugt auch das mitgelieferte Quellenverzeichnis. Etwas mehr hätte ich gerne darüber erfahren, welche Elemente des Romans auf tatsächlichen Begebenheiten beruhen und welche reine Fiktion sind. Aber das nur am Rande.


    Das hübsche Cover passt sowohl zur Geschichte als auch zum Genre. Zwar ist der Titel sehr wohlklingend, lässt aber einen inhaltlichen Bezug leider vermissen.


    Mein Fazit:

    Mit dem Auftakt der neuen Sansibar-Saga hat mich Cornelia Engel überzeugt. Damit hat die Autorin bewiesen, dass sie nicht nur gelungene Liebesgeschichten, sondern auch lesenswerte historische Romane schreiben kann. Ich bin auf die Fortsetzung sehr gespannt.


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    Altadena in Kalifornien: Professor Zach Wells ist Geologe/Paläobiologe - und verzweifelt. Seine zwölfjährige Tochter Sarah leidet an dem Batten-Syndrom, einer neurodegenerativen Erkrankung. Die Diagnose ist für die Familie niederschmetternd. Zach reagiert auf unerwartete Weise…


    „Erschütterung“ ist ein Roman von Percival Everett.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus mehreren längeren Kapiteln, die wiederum in nummerierte Abschnitte unterteilt sind. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Zach.


    Der Schreibstil ist definitiv ungewöhnlich, ein wenig gewöhnungsbedürftig und in Teilen experimentell. Längere Dialoge mit knappen Antworten wechseln sich ab mit beschreibenden Passagen, in denen sich der Erzähler zum Teil direkt an die Leserschaft richtet, was den Eindruck einen unmittelbaren Erzählung erzeugt. Das Sprachniveau ist eher gehoben. Auch der selbstironische Ton gefällt mir gut. Zwischendurch gibt es jedoch immer wieder strukturelle Unterbrechungen. Dabei handelt es sich um Einschübe wie Begriffsdefinitionen aus dem wissenschaftlichen Kontext, Positionen von Schachfiguren sowie Satzfragmente oder kurze Sätze. Der Sinn dieser Einwürfe erschließt sich mir in Gänze leider nicht. Ich habe sie als irritierende Spielerei ohne Mehrwert empfunden.


    Im Fokus der Geschichte steht Zach. Ein durchaus authentischer Charakter, der über psychologische Tiefe verfügt, aber zugleich ein auf mich nicht sympathisch wirkender Protagonist ist. Auch die übrigen Figuren blieben mir weitestgehend fremd.


    Thematisch ist die Geschichte sehr breit aufgestellt. Sehr interessant ist es, mehr über das mir bis dato unbekannte Syndrom der Tochter zu erfahren. An anderen Stellen konnte ich ebenfalls Wissenswertes aus der Lektüre ziehen. Obgleich es um überaus bewegende Probleme wie Krankheit und Verlust geht, konnte mich die Geschichte allerdings nicht so emotional berühren, wie ich es mir gewünscht hätte.


    Obwohl der Roman weniger als 290 Seiten umfasst, braucht es eine Weile, bis die Geschichte an Fahrt aufnimmt. Zudem gibt es einige Längen. Alles in allem hat mich das Buch außerdem etwas ratlos zurückgelassen.


    Der amerikanische Originaltitel („Telephone“) wurde nicht übernommen, was ich in diesem Fall gerechtfertigt finde. Auch das deutsche Cover, das ich als ansprechend empfinde, weicht ab.


    Mein Fazit:

    Mit „Erschütterung“ konnte mich Percival Everett leider nicht komplett überzeugen. Ein Roman, der zwar auf kreative Weise außergewöhnlich ist, aber sein gesamtes Potenzial nicht ausschöpft.


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    Nach 14 Jahren klicken die Handschellen. Jahrelang sind Mädchen im Alter zwischen sechs und zehn Jahren verschwunden. Der Mörder hat mit roten Schleifen der Polizei den Weg zu den Leichen gezeigt. Hinter den Taten soll der renommierte Philosophieprofessor und Anthropologe Walter Lesniak stecken. Er wird in Anwesenheit seiner Tochter Ann verhaftet. Zehn Morde wirft man ihm vor. Aber Ann ist überzeugt von seiner Unschuld und will diese nun beweisen….


    „Perfect Day“ ist ein Thriller von Romy Hausmann.


    Meine Meinung:

    Der Aufbau ist recht komplex. Es gibt eine Vielzahl an kurzen Kapiteln und verschiedene Erzählperspektiven. Erzählt wird unter anderem im Präsens aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Ann. Eingefügt sind zudem Gesprächsprotokolle, Zeitungsartikel und Tagebucheinträge. Zeitlich springt der Thriller hin und her. Orts- und Zeitangaben helfen jedoch bei der Orientierung.


    Der Schreibstil ist auf den ersten Blick unauffällig, auf den zweiten allerdings gut durchdacht. Die Sprache ist authentisch und durchaus variantenreich. Sie wechselt zwischen den einzelnen Erzählperspektiven.


    Ann steht im Vordergrund der Geschichte. Sie und die anderen Protagonisten bleiben distanziert und sind keine Sympathieträger. Das passt jedoch zum Genre und lässt Raum für Verdächtigungen und Spekulationen.


    Der Thriller ist vor allem zu Beginn sehr undurchsichtig und verwirrend, aber auch atmosphärisch. Die psychologische Spannung baut sich nur langsam auf. Der Anfang war für mich ein wenig zäh. Dann aber hat mich die rund 400 Seiten umfassende Geschichte gefesselt und dank mehrerer Wendungen zum Miträtseln gebracht. Die Auflösung wirkt schlüssig und war für mich überraschend.


    Das Cover trifft nicht ganz meinen Geschmack, hat jedoch einen hohen Wiedererkennungswert. Der für das Genre recht ungewöhnliche Titel gefällt mir.


    Mein Fazit:

    Mit „Perfect Day“ hat Romy Hausmann einen Psychothriller geschrieben, der mich fast komplett überzeugt hat. Es wird mit Sicherheit nicht das letzte Buch der Autorin bleiben, das ich lesen werde.


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    Für Kaspar Wettner ist es ein Schock. Als der 71-Jährige eines Abends nach der Arbeit in der Buchhandlung nach Hause kommt, findet er seine Frau Birgit tot in der Badewanne. Nun muss der Witwer nicht nur mit seiner Trauer zurechtkommen, sondern auch erfahren, dass die Tote ein großes Geheimnis vor ihm verborgen hat. Er trifft eine folgenschwere Entscheidung…


    „Die Enkelin“ ist ein Roman von Bernhard Schlink.


    Meine Meinung:

    Der Roman beinhaltet drei Teile, die wiederum etliche, zumeist kurze Kapitel beinhalten. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge vorwiegend aus der Sicht von Kaspar. Es gibt allerdings eine längeren Text im Roman, der in der Ich-Perspektive formuliert ist. Die Handlung spielt sowohl in Berlin als auch in Sachsen. Sie ist in der jüngeren Vergangenheit angesiedelt, umfasst aber auch längere Rückblicke.


    In sprachlicher Hinsicht habe ich den Roman als durchwachsen und verschiedenartig empfunden. Auffällig ist ein Nebeneinander von atmosphärisch starken Passagen wie in den ersten Kapiteln, von wunderbar ausgedrückten Gedanken, von schwerfälligen Beschreibungen und von hölzernen Dialogen. Etwas gewöhnungsbedürftig sind die Bandwurmsätze. Phasenweise hat mich der Schreibstil begeistert, bisweilen aber auch etwas befremdet.


    Die Charaktere blieben mir leider bis zum Schluss etwas fremd. Im Vordergrund steht besonders Kaspar, eine Figur, die über weite Strecken als schwach und feige dargestellt wird. Seine glaubwürdige Entwicklung habe ich daher gerne verfolgt. Alle Personen, darunter die titelgebende Enkelin, haben zudem die Gemeinsamkeit, dass sie mit psychologischer Tiefe und Grautönen gezeichnet werden.


    Inhaltlich habe ich dagegen oft die Realitätsnähe vermisst. So manche Vorgänge, Zusammenhänge und Erlebnisse erscheinen überzogen, stark vereinfacht oder zu unrealistisch. Dabei haben mich die gewichtigen Themen des Romans durchaus angesprochen. Die Parallelwelt der Völkischen bringt Schlink seinen Leserinnen und Lesern näher. Der Geschichte ist die fundierte Recherche immer wieder anzumerken. Auch andere politische Aspekte sowie zwischenmenschliche Konflikte bieten interessanten Stoff zum Diskutieren und Nachdenken.


    Am besten gelungen sind der erste und der dritte Teil. Im Mittelteil des rund 350 Seiten umfassenden Romans sind mehrere Längen vorhanden. Alles in allem habe ich die Geschichte trotzdem gerne gelesen.


    Das verlagstypische Cover gefällt mir gut. Es passt im Großen und Ganzen zur Geschichte. Der prägnante Titel ist treffend.


    Mein Fazit:

    Mit „Die Enkelin“ hat Bernhard Schlink einen komplexen, unterhaltsamen und interessanten Roman geschrieben. Dennoch bleibt der Autor mit seinem neuen Buch leider hinter seinen Möglichkeiten zurück.


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    Das Jahr 1961 an der innerdeutschen Grenze in Hessen: Helene Werner aus Berlin fängt eine Stelle als Lehrerin in einem Dorf an. Die junge Witwe steht vor keiner leichten Aufgabe. Tobias Krüger, der Landarzt, wird zu einem Verbündeten. Was keiner weiß: Helene wurde nicht ohne Grund genau an diesen Ort versetzt…


    „Die Dorfschullehrerin - Was die Hoffnung verspricht“ ist der erste Band einer neuen Reihe von Eva Völler.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 23 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Sie erstrecken sich über vier Teile. Die Handlung spielt im Jahr 1961 und umfasst mehrere Monate. Zeitangaben zu Beginn der Kapitel erleichtern die Orientierung. Erzählt wird vor allem aus der Sicht von Helene, aber auch der weiterer Personen wie Tobias. Dieser Aufbau ist schlüssig und funktioniert gut.


    Der Schreibstil ist unauffällig, aber anschaulich und bildhaft. Sprachlich authentisch wirken die Dialekteinschübe. Ein hilfreiches Extra ist dabei die Liste mit Wörtern des Rhöner Platts sowie deren hochdeutsche Entsprechungen.


    Helene ist eine sympathische und reizvolle Protagonistin, deren Gedanken und Gefühle gut nachvollziehbar sind. Nicht alle Charaktere der Geschichte kommen allerdings gänzlich lebensnah rüber.


    Was das Thema angeht, hat mich der Roman gleich angesprochen. Inhaltlich bietet die Geschichte viele Grautöne und vermittelt interessantes Wissen rund um die Zeit des Mauerbaus in West und Ost. Die fundierte Recherche ist dem Roman an mehreren Stellen anzumerken. Im interessanten Nachwort erläutert die Autorin, welche Passagen frei erfunden und welche Ereignisse und Begebenheiten historisch belegt sind.


    Auf mehr als 400 Seiten bleibt die Story unterhaltsam und abwechslungsreich. Längen sind so gut wie nicht vorhanden. Gegen Ende gleitet die Geschichte leider ein wenig ins Unglaubwürdige ab. Zugutehalten kann man dem Roman jedoch, dass er auf reißerische Cliffhanger verzichtet und als in sich abgeschlossen betrachtet werden kann.


    Das nostalgisch anmutende und zugleich hübsche Cover passt sowohl zum Genre als auch zu der Geschichte. Der naheliegende Titel erschließt sich sofort.


    Mein Fazit:

    Obwohl mich Eva Völler mit ihrem neuen Roman nicht so begeistern konnte wie mit ihrer Ruhrpott-Saga, ist der Auftakt der Dorfschullehrerin-Reihe lesenswert. Auf den zweiten Band bin ich nun gespannt.


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    Bei einem Massenausbruch aus dem Hochsicherheitsgefängnis Pronghorn in der Wüste von Nevada kann John Kradle zusammen mit 605 Mitgefangenen fliehen. Für ihn bietet sich fünf Jahre nach dem Mord an Frau und Kind endlich die Gelegenheit zu beweisen, dass er unschuldig ist. Doch Celine Osbourne, eine Aufseherin im Todestrakt, heftet sich an seine Fersen...


    „606“ ist ein Thriller von Candice Fox.


    Meine Meinung:

    Der Thriller besteht aus 47 kurzen Kapiteln. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven. Die Handlung springt mehrfach hin und her, sodass ein aufmerksames Lesen notwendig ist.


    Sprachlich ist der Roman auf einem weniger gehobenen Niveau angesiedelt. Der Stil ist recht dialoglastig. Gossen- und Umgangssprache dominieren über weite Strecken. Allerdings muss man sagen, dass der Schreibstil den Charakteren angepasst und deshalb nicht fehl am Platz ist.


    Im Mittelpunkt der Geschichte stehen eindeutig John und Celine, zwei interessante und zugleich wenig liebenswürdige Figuren. Insgesamt ist das Personal des Thrillers jedoch recht umfangreich und doch ziemlich monoton, weil wir es mit einer Vielzahl an Verbrechern zu tun haben. Ein etwas stärkerer Fokus hätte der Story gut getan. Zudem habe ich die Besonderheit der Charaktere vermisst, die ich von anderen Büchern der Autorin kenne.


    Inhaltlich ist mir die Geschichte an verschiedenen Stellen zu brutal in der Darstellung. Auch hier wäre weniger mehr gewesen. Trotzdem fand ich es spannend mitzuverfolgen, wie sich die Jagd entwickelt. Die Grundidee des Thrillers ist reizvoll und durchaus originell.


    Obwohl das Buch mehr als 450 Seiten umfasst, gibt es nur wenige Längen. Der komplexe Thriller wirkt geschickt konstruiert und kann überraschen. Die Handlung ist schlüssig, die Auflösung ebenfalls durchdacht.


    Der deutsche Titel weicht erheblich von der englischsprachigen Version („The Chase“) ab. Er sticht zwar eher heraus, weckt jedoch falsche Erwartungen. Das Cover ist in Bezug auf das Motiv durchaus passend. Es trifft aber leider nicht meinen Geschmack.


    Mein Fazit:

    „606“ würde ich nicht als die beste Geschichte von Candice Fox einordnen. Trotzdem ist ihr ein solider Thriller gelungen, der mir spannende Lesestunden beschert hat.


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    Sie lernt ihn bei einem Polospiel kennen und verliebt sich. Die Hochzeit von Diana Spencer und dem britischen Thronfolger Charles geht um die Welt. Die junge Frau weiß mit ihrer Art zu verzaubern und steigert ihre Beliebtheit beim Volk kontinuierlich. Was jedoch die wenigsten Fans der königlichen Familie ahnen: Hinter den Kulissen spielen sich skandalöse Dinge ab, die von Diana einiges abverlangen…


    „Diana - Königin der Herzen“ ist ein Roman von Julie Heiland.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 64 kurzen Kapiteln, die sich über zwei Teile erstrecken. Er beginnt mit einem Prolog im Jahr 1996. Erzählt wird aus der Sicht von Di, allerdings nicht chronologisch. Die Handlung umfasst die Jahre 1977 bis 1996, also eine breite Zeitspanne, aber nicht ihr gesamtes Leben. Die Handlung spielt zudem an unterschiedlichen Schauplätzen. Zwar fällt es aufgrund der Angaben zu Beginn der Kapitel nicht schwer, die Orientierung zu behalten. Die vielen Zeitsprünge nach vorne und zurück haben mich dennoch ein bisschen gestört.


    Der Schreibstil ist unspektakulär, aber anschaulich, einfühlsam und - dank einiger Dialoge - lebhaft.


    Wie nicht anders zu erwarten war, steht selbstverständlich Diana im Fokus der Geschichte. Etwas enttäuscht hat mich, wie naiv und geradezu einfältig die frühere Princess of Wales über weite Strecken des Romans dargestellt wird. Eine gewisse Blauäugigkeit mag auf die ersten Jahre rund um ihre Hochzeit noch zutreffen. Die bekannte Entwicklung startet im Roman jedoch erst spät. Andere Charaktere erscheinen mir dagegen recht authentisch gezeichnet zu sein.


    Inhaltlich hatte ich gehofft, während des Lesens noch Unbekanntes über die ehemalige Prinzessin zu erfahren. Dieser Erwartung wird der Roman nur zum Teil gerecht. Grundsätzlich ist die Verknüpfung von tatsächlichen Begebenheiten und fiktionalen Elementen aber gelungen. Die Geschichte lässt darüber hinaus keine der wichtigsten Stationen im Leben Dianas vermissen. Im interessanten Nachwort gibt die Autorin preis, wie sie recherchiert und was sie frei erfunden hat. So lassen sich Fakten und Fiktion ein wenig entwirren.


    Auf fast 500 Seiten ist der Roman kurzweilig und unterhaltsam. Obwohl das Buch auf einer wahren Geschichte beruht und Dianas Leben genügend Tragik zu bieten hatte, konnte mich der Roman erstaunlicherweise nur mäßig berühren. Das könnte daran gelegen haben, dass die Story recht kitschig erzählt wird. Alles in allem hat mir das Buch allerdings schöne Lesestunden bereitet.


    Das genretypische Cover ist wenig originell, aber nichtsdestotrotz hübsch. Der Titel ist eine naheliegende und passende Wahl.


    Mein Fazit:

    Mit „Diana - Königin der Herzen“ hat mich Julie Heiland leider nicht in jeglicher Hinsicht überzeugt. Für Diana-Fans ist der Roman aber trotz seiner Schwächen lesenswert.


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    Daniela Matei (47) steht vor einer schweren Entscheidung. In ihrem kleinen rumänischen Dorf hat ihre Familie eine schlechte Zukunftsperspektive. Ihr Mann Filip ist arbeitslos. Gute Bildung für ihre Tochter Angelica und ihren Sohn Manuel ist jedoch teuer. Und das Haus verfällt aus Geldmangel zusehends. Heimlich schleicht sich Daniela daher eines Morgens aus dem Haus, um in Mailand eine Stelle als private Altenpflegerin anzunehmen.


    „Wenn ich wiederkomme“ ist ein Roman von Marco Balzano.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus drei Teilen, die sich in unnummerierte Kapitel gliedern. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge in der Ich-Perspektive, aber aus der Sicht unterschiedlicher Personen. Dadurch entstehen einige Überlappungen, jedoch nicht zu viele inhaltliche Redundanzen.


    In sprachlicher Hinsicht ist der Roman sehr gelungen. Je nach Erzählperspektive ist die Wortwahl jugendlich oder erwachsener, mehr oder weniger umgangssprachlich. Insgesamt ist der dialoglastige Schreibstil allerdings recht einfach, was dem Bildungsniveau der Protagonisten und Protagonistinnen hervorragend entspricht und daher für mich kein Manko darstellt.


    Den meisten Raum in der Geschichte nimmt Daniela ein. Aber auch ihre Kinder Manuel und Angelica spielen wichtige Rollen. Keiner der Charaktere ist mir so richtig sympathisch - mit Ausnahme einer Nebenfigur. Sie blieben mir seltsam fremd. Gut gefällt mir aber, dass die Personen aufgrund ihrer Grautöne und Schwächen sehr lebensnah und mit psychologischer Tiefe ausgestaltet sind.


    Besonders gereizt hat mich an der Lektüre die Situation der billigen Pflegekräfte aus dem Ausland. Die Geschichte lenkt den Blick auf ein wichtiges Thema. Meine Erwartung an den Roman hat sich dahingehend erfüllt, dass die Geschichte darstellt, wie sich die zeitweise Arbeitsmigration auf die betroffenen Frauen und ihre Familien auswirkt - sowohl in sozialer als auch in psychischer Hinsicht. Der Autor hat sich intensiv mit dieser Problematik auseinandergesetzt. Das geht unter anderem aus der Nachbemerkung hervor. Darin erklärt der Autor auch, dass er mit Absicht weitere Aspekte in die Geschichte aufgenommen hat. Mir hätte ein deutlicherer Fokus besser gefallen.


    Auf rund 300 Seiten kann der Roman mit mehreren Wendungen überraschen. Die Geschichte ist kurzweilig, aber konnte mich leider nicht so sehr berühren wie erhofft. Das Ende lässt einige Fragen offen und somit Spielraum für eigene Interpretationen.


    Das Cover ist hübsch, wirkt allerdings recht willkürlich. Der deutsche Titel ist erfreulicherweise wörtlich aus dem Italienischen („Quando tornerò“) übersetzt worden.


    Mein Fazit:

    „Wenn ich wiederkomme“ von Marco Balzano ist trotz seiner Schwachpunkte ein lesenswerter Roman, der Aufmerksamkeit für eine wichtige Problematik erzeugt.


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    Mina Campbell ist am Boden zerstört. Sie hatte sich ihre Zukunft mit Simon schon in den rosigsten Farben ausgemalt. Über Hochzeit und Kinder hatten die beiden bereits besprochen. Doch ihren Heiratsantrag hat er einfach abgelehnt und ihr Herz gebrochen, indem er sie mit ihrer Freundin betrogen hat. Deshalb tritt Mina nun die Flucht in die Schweiz an. Für eine Auszeit reist sie in das Ski-Chalet zu ihrer Patentante Amelie. Dort will sich die Lebensmittelchemikerin nur dem Essen widmen, nicht den Männern…


    „Das kleine Chalet in der Schweiz“ ist der siebte Band der „Romantic Escapes“-Reihe von Julie Caplin.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus drei Teilen, die insgesamt 26 Kapitel umfassen. Erzählt wird aus der Sicht von Mina. Der Aufbau ist unkompliziert und funktional.


    Der Schreibstil ist erwartungsgemäß einfach, aber anschaulich und einfühlsam. Flotte Dialoge und bildhafte Beschreibungen lassen das Geschehen lebendig werden.


    Grundsätzlich sind die einzelnen Bände separat lesbar und verständlich. Allerdings empfiehlt es sich, die Reihenfolge einzuhalten, weil verschiedene Protagonistinnen in Verbindung zueinander stehen.


    Mina ist eine durchaus sympathische Figur. Ihre verrückte und sehr lebhafte Art macht sie interessant. An einigen Stellen war ich jedoch von ihrer Naivität ein wenig genervt. Auch die übrigen Charaktere sind zwar liebevoll, aber zum Teil etwas schablonenhaft ausgestaltet.


    Wieder einmal ist es Julie Caplin gelungen, Fernweh zu erzeugen. Gut gefallen hat mir, dass man beim Lesen wie in den Vorgängerbänden virtuell mitreisen kann und dabei einiges über Land und Leute lernt. Leider spart die Autorin mehrere Klischees nicht aus. Trotzdem konnte ich Neues erfahren.


    Inhaltlich hat mich der Roman ansonsten ein bisschen enttäuscht. Die Liebesgeschichte kann berühren. Sie ist allerdings recht vorhersehbar und wenig spannungsreich. Die Passagen zum Kochen und Backen schaffen ein schönes Flair mit Wohlfühlatmosphäre, jedoch nicht die notwendige Tiefe, um echte Begeisterung bei mir auszulösen.


    Auf rund 400 Seiten habe ich zwar Überraschungen vermisst. Dennoch habe ich die Geschichte alles in allem gerne gelesen und das Buch nur widerwillig zur Seite gelegt.


    Ein nützliches Extra ist die abgedruckte Landkarte der Schweiz. Eine hübsche Idee ist zudem das beigefügte Rezept für die Basler Kirschen-Brottorte.


    Etwas irreführend finde ich das Marketing des deutschen Verlags, der den „Chalet“-Band als sechsten Teil der Reihe vermarktet, obwohl im englischen Original ein weiteres Buch erschienen ist, das jedoch bedauerlicherweise bisher nicht übersetzt wurde. Davon abgesehen gefällt mir das plakative, aber einheitliche Design der Bände gut. Der passende englischsprachige Titel („The Little Swiss Ski Chalet“) wurde fast wortgetreu übernommen.


    Mein Fazit:

    Mit „Das kleine Chalet in der Schweiz“ ist Julie Caplin wieder ein warmherziger und unterhaltsamer Roman für kurzweilige Lesestunden gelungen. Ich freue mich schon auf die nächsten Bände, in denen es unter anderem um Minas Schwester Hannah gehen soll.


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    Carl Friedländer, Luise Beese, genannt Isi, und Artur Burwitz haben den Ersten Weltkrieg überlebt. Nun haben sich die drei Freunde bis nach Berlin durchgeschlagen. Der Kaiser ist gestürzt, die Zeiten sind im Umbruch. Carl sieht das Treiben der Aufständischen mit Sorge. Er will Kameramann werden. Artur hat mit kriminellen Machenschaften großen Erfolg, aber schwebt in Gefahr. Und Isi unterstützt die Linken im politischen Kampf. Doch ihre Prinzipien werden auf die Probe gestellt...


    „Revolution der Träume“ ist der zweite Teil der „Wege der Zeit“-Reihe von Andreas Izquierdo.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 92 Kapiteln, die sich über mehrere Teile erstrecken. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Carl. Die Handlung spielt an unterschiedlichen Schauplätzen. Die Stadtkarte in den Innenklappen ist daher ein nützliches Extra.


    Der Schreibstil ist recht anschaulich, jedoch etwas gewöhnungsbedürftig und für meinen Geschmack zu aufgeregt. Die vielen Ein-Satz-Absätze sind außerdem auf Dauer ein wenig nervig.


    Auch ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes lässt sich der zweite Teil der Reihe gut verstehen. Allerdings wäre es wohl besser, zuerst den Auftakt zu lesen.


    Die drei Protagonisten sind authentische Charaktere, die psychologische Tiefe aufweisen. Besonders die freche und mutige Isi konnte meine Sympathie gewinnen.


    Das Setting klingt sehr reizvoll und hat meine Neugier geweckt. Tatsächlich ist dem Roman die fundierte Recherche des Autors anzumerken. Dennoch bleiben die gesellschaftlichen und politischen Umstände an einigen Stellen etwas zu blass.


    Auf rund 500 Seiten ist die Geschichte weitestgehend kurzweilig und überraschend, wenn auch nicht sonderlich bewegend.


    Das Cover passt zum Genre und trifft absolut meinen Geschmack. Auch der Titel ist eine gute Wahl.


    Mein Fazit:

    Mit „Revolution der Träume“ hat mich Andreas Izquierdo nur zum Teil überzeugt. Ich bin mir noch nicht schlüssig, ob ich den nächsten Band der Reihe lesen möchte.


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    Wien zum Ende des 19. Jahrhunderts: Nach dem Tod ihres Onkels Stephan Danzer übernimmt Sophie von Werdenfels das Kaffeehaus Prinzess. Das Café wird unter ihrer Leitung schnell zum Treffpunkt der städtischen Kulturbohème. Doch dann bedroht ein Saboteur ihren Erfolg. Auch privat ist Sophie in Sorge: Was ist mit ihrer Schwester Milli los? Derweil ist ihre große Liebe, Richard von Löwenstein, unglücklich in seiner Ehe und will Sophie wieder nahe kommen...


    „Das Kaffeehaus - Geheime Wünsche“ ist der Abschluss der Trilogie um Sophie von Werdenfels, geschrieben von Marie Lacrosse.


    Meine Meinung:

    Der Roman beginnt mit einem Prolog und endet mit einem Epilog. Es gibt insgesamt 26 Kapitel, die sich über sechs Teile erstrecken. Die Handlung umfasst die Jahre 1891 bis 1897. Die Schauplätze variieren ebenfalls, wobei die meisten Ereignisse in Wien und Umgebung angesiedelt sind. Dank einheitlicher Orts- und Zeitangaben zu Beginn der Kapitel und zwischendurch findet man sich jedoch gut zurecht. Land- und Stadtkarten sind zusätzlich abgedruckt, damit man den Überblick behalten kann. Erzählt wird nicht nur aus der Sicht von Sophie, sondern auch aus der weiterer Personen. Ein schlüssiger und funktionaler Aufbau.


    Der Schreibstil ist - wie in den ersten beiden Bänden der Trilogie - anschaulich und einfühlsam. Lebhafte Dialoge und gelungene Beschreibungen lassen viele Bilder vor dem inneren Auge entstehen. Wieder sind gelegentlich Einschübe des Wiener Dialekts eingebaut, was ein authentisches Gefühl vermittelt. Ein Glossar mit Begriffen aus der Zeit, ein weiteres schönes Extra, ist am Ende des Buches eingefügt und hilft beim sprachlichen Verständnis.


    Es empfiehlt sich, die Teile der „Kaffeehaus“-Saga in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Dennoch ist auch der dritte Band ohne Vorkenntnisse leicht verständlich.


    Wieder steht Sophie im Vordergrund der Geschichte, eine starke und sehr sympathische Protagonistin, mit der ich auch dieses Mal mitgefühlt habe. Darüber hinaus sind etliche weitere Charaktere dabei. Sinnvoll ist daher die beigefügte Personenübersicht, die historische Persönlichkeiten beinhaltet.


    Zwar spielt das Kaffeehaus an sich dieses Mal eine größere Rolle als in den Vorgängerbänden. Auch die Liebesgeschichte um Sophie und Richard nimmt breiteren Raum ein. Damit der Roman facettenreich und nicht zu seicht wird, hat es die Autorin aber erneut geschafft, ein differenziertes Bild der damaligen politischen und gesellschaftlichen Umstände zu liefern. Dabei geht es besonders um die Situation von Frauen in der Arbeitswelt und im Privaten. So kommt auf den mehr als 700 Seiten keine Langeweile auf und man lernt auf unterhaltsame Weise dazu.


    Der Roman glänzt mit gründlich recherchierten Fakten und Hintergründen. Wie fundiert die Nachforschungen sind, zeigt sich nicht nur im Quellenverzeichnis, sondern auch im ausführlichen Nachwort „Wahrheit und Fiktion“. Darin erläutert die Autorin, was auf tatsächlichen Begebenheiten basiert und was ihrer Fantasie entsprungen ist.


    Übrigens: Auch dieses Mal gibt es ein Kuchen-Rezept in den Innenklappen: eine lecker aussehende Orangentorte.


    Das genretypische Cover und der passende Titel fügen sich gut in die Reihe ein.


    Mein Fazit:

    „Das Kaffeehaus - Geheime Wünsche“ ist ein überaus gelungener und würdiger Abschluss der Trilogie von Marie Lacrosse. Ein gleichsam bewegender wie abwechslungsreicher Roman, der nicht nur für eingefleischte Historienfans empfehlenswert ist und Lust auf weitere Bücher der Autorin macht.


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    Das Unterwegssein gehört zu Vincents Leben. Schon früh verlässt die junge Frau ihre Heimat, nachdem ihre Mutter nicht mehr nach Hause kommt. Als ihr Vater stirbt, kehrt sie zurück und fängt einen Job als Barkeeperin im Hotel Caiette an. Dort lernt sie Jonathan Alkaitis kennen, einen New Yorker Investor. Sie ahnt nichts von seinen dunklen Machenschaften…


    „Das Glashotel“ ist ein Roman von Emily St. John Mandel.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus drei Teilen, die insgesamt 16 Kapitel umfassen, die sich wiederum aus mehreren nummerierten Abschnitten zusammensetzen. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven, zum Beispiel in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Vincent. Die Geschichte beginnt und endet 2018, aber spielt zwischendurch in den 1990er-, 2000er- und 2010er-Jahren. Sie springt zwischen den Zeiten hin und her. Einheitliche Angaben am Anfang der Kapitel helfen bei der Orientierung. Auch die Schauplätze variieren. Der Aufbau ist recht komplex und erfordert ein sorgfältiges Lesen, funktioniert jedoch gut.


    Der Schreibstil ist eine der Stärken des Romans. Er ist atmosphärisch stark, eindringlich und manchmal sogar ein wenig poetisch. Weil er anfangs recht fragmentarisch wirkt, fiel es mir zunächst schwer, in das Buch zu finden. Die Geschichte konnte mich aber zunehmend für sich einnehmen.


    Der Roman hat erstaunlich viele Protagonisten. Die Charaktere sind authentisch und reizvoll ausgestaltet. Sie bleiben allerdings etwas fremd. Die meisten sind zudem keine Sympathieträger.


    Inhaltlich ist die Geschichte durchaus kreativ, facettenreich und interessant. Es geht um die Schicksale unterschiedlicher Menschen. Deren Verbindung, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte, wird nach und nach deutlich.


    In den ersten beiden Dritteln der fast 400 Seiten gibt sich der Roman bisweilen ein bisschen sperrig. Besonders gelungen, überraschend und überzeugend ist für mich allerdings der dritte Teil.


    Der deutsche Titel wurde erfreulicherweise wörtlich aus dem Englischen („The Glas Hotel“) übersetzt. Trotzdem ist er etwas irreführend. Das Cover finde ich leider gar nicht ansprechend, allerdings passender.


    Mein Fazit:

    Mit „Das Glashotel“ hat Emily St. John Mandel einen Roman geschrieben, der sowohl in seiner Struktur als auch wegen seines Inhalts ungewöhnlich ist. Eine nicht immer einfache, gleichwohl jedoch lohnende Lektüre.


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    Seit 22 Jahren sind ihr Mann Christian und sie ein Paar. Drei Töchter sind aus der Ehe hervorgegangen. Doch mit ihrer Beziehung ist die Frau Anfang 40 derzeit nicht mehr glücklich. Ständig streiten sich Chris und sie, die Zärtlichkeit ist abhanden gekommen. Ein Wochenende auf einer einsamen Hütte in den Bergen soll frischen Wind in ihre Ehe bringen. Doch der Plan geht nicht auf: Wieder kommt es zum Streit. So zieht die Frau verletzt alleine los. An einem Steinkreis begegnet sie einem alten Mann. Eine Wanderung mit ihm verändert ihren Blick auf die Liebe für immer…


    „Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich“ ist eine Art Ratgeber von Tessa Randau.


    Meine Meinung:

    Das Buch besteht aus 14 kurzen Kapiteln. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht der leider namenlosen Protagonistin. Das Geschehen spielt sich an einem Wochenende in einer nicht näher definierten Bergregion ab.


    Eine Besonderheit sind die liebevollen Zeichnungen von Ruth Botzenhardt, die viele Seiten zieren. Mal nehmen sie eine ganze Seite ein, mal sind sie nur wenige Zentimeter groß. Sie sind auf den Inhalt des Buches perfekt angepasst.


    Der Schreibstil ist sprachlich recht einfach, dadurch aber leicht verständlich und anschaulich. Ein wenig gestört haben mich die überbordenden Metaphern und das ein oder andere etwas schiefe Bild.


    Die Personenzahl ist überschaubar. In Aktion treten neben der Protagonistin nur ihr Mann Chris, der ältere Fremde, der ebenfalls ohne Namen auskommen muss, und eine seiner Bekannten, die mit „Rosi“ betitelt wird. Die Figuren bleiben allesamt blass und schablonenhaft.


    Inhaltlich hat der erzählende Ratgeber nur ein Thema: die romantische Liebe. Konkret geht es darum, wie man Paarprobleme in den Griff bekommt beziehungsweise wie man Streit und Missverständnisse vermeiden kann. Am Fall der namenlosen Frau und ihres Mannes wird aufgezeigt, wie Kommunikation und Wahrnehmung verbessert werden können. Die entsprechenden Ansätze werden in eine Geschichte verpackt. Das heißt, der ältere Herr, der der Protagonistin zufällig bei einer Bergwanderung begegnet, führt diese an verschiedene Modelle heran. Diese Idee hat mir grundsätzlich gut gefallen. In der Umsetzung sehe ich allerdings Schwächen. Die Geschichte wirkt arg konstruiert, gleichzeitig aber ziemlich durchsichtig und zu wenig raffiniert.


    Die Erklärungen sind schlüssig und gut nachvollziehbar. Sie fußen auf dem Kommunikationsquadrat von Prof. Friedemann Schulz von Thun, dem Modell der „Fünf Sprachen der Liebe“ von Gary Chapman und dem psychologischem Modell von John Bradshaw, die die Autorin in ihrer Danksagung leider nur kurz erwähnt und als ihre Inspirationsquellen offenbart. Eine Liste mit dieser und weiterführender Literatur wäre wünschenswert gewesen, zumal das Thema Beziehungen durchaus komplexer ist, als es die Geschichte vermuten lässt, und die Erklärungen nicht pauschal alle Fälle abdecken können.


    Eine psychologische Therapie oder Beratung kann der Ratgeber definitiv nicht ersetzen, was aber vermutlich nicht dessen Anliegen ist. Bahnbrechende Erkenntnisse darf man ebenso nicht erwarten. Wer aber kleinere Alltagsprobleme im Rahmen der Beziehungspflege angehen möchte, kann auf den 150 Seiten Tipps und Denkanregungen aus der Lektüre ziehen.


    Das moderne Cover mit der Goldprägung und den süßen Details spricht mich an. Der Titel ist ebenfalls absolut passend.


    Mein Fazit:

    „Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich“ von Tessa Randau ist ein liebevoll erstelltes Büchlein, das mich zwar inhaltlich nicht ganz überzeugt hat. Den einen oder anderen Schubser kann der Ratgeber aber durchaus geben.


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    Walter Schmidt hat sich in seinem Alltag gemütlich eingerichtet. Der Rentner lebt mit seiner russischstämmigen Frau Barbara ein einfaches, aber komfortables Leben im eigenen Häuschen. Die Ehe hält schon mehr als 50 Jahre, die Kinder sind längst erwachsen. Eines Morgens kippt seine Gattin im Bad um und will nicht mehr das Bett verlassen. Für Herrn Schmidt, der noch nicht einmal selbst eine Tasse Kaffee kochen kann, beginnt plötzlich eine schwierige Zeit…


    „Barbara stirbt nicht“ ist ein Roman von Alina Bronsky.


    Meine Meinung:

    Der Aufbau ist schlicht: Der Roman ist in unzählige Abschnitte unterteilt. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge aus der Perspektive von Walter, allerdings mit mehreren Zeitsprüngen.


    Der Schreibstil ist auf den ersten Blick unspektakulär. Jedoch ist es der Autorin wunderbar gelungen, viel Atmosphäre zu transportieren und zwischen den Zeilen zu erzählen. Der Roman ist gekennzeichnet durch zahlreiche Dialoge.


    Mit Herrn Schmidt steht ein älterer Protagonist im Vordergrund. Seine beleidigende, nörglerische, oft unverschämte Art qualifiziert ihn nicht zum Sympathieträger. Dennoch kommt man ihm recht nahe, sodass ich Mitgefühl mit ihm empfinden konnte. Walter ist extrem alltagsuntauglich, vor allem was den Haushalt angeht. Mit solchem „Frauenkram“ wollte er sich nie auskennen. Auch seine ablehnende Haltung in Bezug auf Andersartigkeit verschafft ihm keine Pluspunkte bei mir. Seine Schwächen werden Stück für Stück entlarvt. Tatsächlich gibt es aber solche Exemplare Mann im wahren Leben, weshalb ich die Charakterzeichnung nicht übertrieben finde. Die übrigen Figuren inklusive Barbara bleiben dagegen eher blass.


    Inhaltlich bringt der Roman ernste Themen wie Krankheit und Tod mit Humor in Verbindung. Nicht nur einmal blieb mir beim Lesen jedoch das Lachen im Hals stecken. Die Geschichte hat es geschafft, auf rund 250 Seiten unterschiedliche Emotionen bei mir zu wecken - obwohl und manchmal auch gerade weil sich der Protagonist seinen Gefühlen nur sehr schwer stellen kann.


    Die Handlung an sich ist im Grunde ziemlich übersichtlich. Dennoch hat mich der Roman keineswegs gelangweilt. Die Frage nach dem Zustand Barbaras baut eine gewisse Spannung auf. Zum Ende hin gibt es zudem eine überraschende Enthüllung. Nur in ein oder zwei Aspekten ist mir die Geschichte zu sehr drüber, was dem positiven Gesamteindruck aber keinen Abbruch tut.


    Das knallige Cover passt zum Inhalt des Romans. Beim Titel bin ich ein wenig zwiegespalten, was ich an dieser Stelle aber lieber nicht ausführen möchte.


    Mein Fazit:

    „Barbara stirbt nicht“ von Alina Bronsky ist ein unterhaltsamer und anrührender Roman, der Tragik und Komik vereint. Eine empfehlenswerte Lektüre mit Charme.


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    Das Dorf Kosawa in der westafrikanischen Sub-Sahara: Ein amerikanischer Ölkonzern bedroht das Leben der Bewohner. Luft, Wasser und Nahrungsmittel in der Gegend sind schon vergiftet. Einige sind gestorben, andere wurden krank. Das Unternehmen wird von korrupten Politikern geschützt. Doch die Dorfeinwohner beschließen, sich zu wehren…


    „Wie schön wir waren“ ist ein Roman von Imbolo Mbue.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus elf Kapiteln, die wiederum in etliche Abschnitte unterteilt sind. Die Handlung beginnt 1980 und umfasst mehrere Jahrzehnte. Die Erzählperspektive wechselt mehrfach, was die Lektüre nicht ganz einfach macht, obwohl die jeweilige Perspektive benannt wird. Schwierig finde ich es vor allem dann, wenn aus der Sicht der Kinder erzählt wird.


    Die Sprache ist eine der Stärken des Romans. Gelungene Beschreibungen und ein unaufgeregter, aber eindringlicher Ton machen den Schreibstil aus. Die Autorin versteht es vortrefflich, mit Worten umzugehen.


    Thula steht im Vordergrund der Geschichte. Sie ist eine sympathische und interessante Protagonistin. Aber auch einige andere Personen aus ihrem Umfeld spielen eine wichtige Rolle. Alle Figuren wirken realitätsnah und sind psychologisch gut ausgestaltet.


    Besonders gereizt an der Lektüre hat mich, mehr über das Leben in Westafrika zu erfahren. Diesem Anspruch wird der Roman gerecht. Traditionen, weltanschauliche und kulturelle Aspekte kommen sehr gut rüber. Mit Themen wie Umweltverschmutzung, Ressourcenausbeutung, Neokolonalismus, Korruption und Chauvinismus bietet der Roman darüber hinaus reichlich Stoff zum Nachdenken und Diskutieren.


    Auf fast 440 Seiten konnte mich die Geschichte der Dorfbewohner durchaus berühren. Allerdings hat der Roman seine Längen und die Spannung fällt immer wieder ab.


    Erfreulicherweise wurde der englischsprachige Originaltitel („How Beautiful We Were“) wörtlich übersetzt. Er gefällt mir sehr. Das deutsche Cover empfinde ich leider als nichtssagend und unauffällig.


    Mein Fazit:

    Mit „Wie schön wir waren“ hat mich Imbolo Mbue nicht enttäuscht. Trotz kleinerer Schwächen ist ihr Roman eine lohnenswerte Lektüre.


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    Frauen, die ihre Wut rauslassen, gelten schnell als zickig und hysterisch. Von Mädchen wird oftmals Zurückhaltung und Eleganz erwartet. Doch weibliche Wut kann vieles bewirken und eine hilfreiche Waffe sein, wenn sie richtig eingesetzt wird…


    „Wut und Böse“ ist ein Sachbuch von Ciani-Sophia Hoeder.


    MeIne Meinung:

    Das Buch besteht aus fünf Teilen. Sie werden umschlossen von einem Vor- und einem Nachwort. Die einzelnen Kapitel sind kurz. Der Aufbau erscheint schlüssig.


    Der Schreibstil ist unspektakulär. Eine einfache Syntax und größtenteils umgangssprachliches Vokabular machen ihn aus. Dabei achtet die Autorin auf politische Korrektheit und den aktuellen Sprachgebrauch mit Begriffen wie „cis-männlich“.


    Inhaltlich ist das Buch sehr feministisch, denn der Fokus liegt auf weiblicher Wut. Zunächst geht es jedoch darum zu definieren, was diese Art der Emotion überhaupt ist. Dann analysiert die Autorin, wie Frauen mit Wut umgehen. Im dritten Teil wird die Diskriminierung dieses Gefühls beschrieben. Darüber hinaus erklärt die Autorin, wie Wut für Veränderung sorgen kann und was nach dieser Emotion kommt.


    Im Buch werden mehrere Thesen aufgestellt. Nicht in allen Punkten stimme ich mit der Autorin überein. Bei manchen Aspekten sind mir die Aussagen zu pauschal. So stützt sich die gesamte Argumentation fast ausschließlich darauf, dass weibliche Wut aufgrund des Patriarchats unterdrückt wird. Eine differenziertere, tiefergehende Perspektive hätte dem Buch gut zu Gesicht gestanden. Viel Neues habe ich beim Lesen daher nicht erfahren. Aber das Buch liefert durchaus eine Menge interessanter Denkimpulse.


    Einige Aussagen belegt die Autorin mit Studien, Umfragen und anderen Quellen, die sie weiter hinten im Buch auflistet. Die einzelnen Bezüge werden leider nicht immer sofort klar. Allerdings wird deutlich, dass sich Ciani-Sophia Hoeder intensiv mit der Forschungslage zum Thema befasst und umfassend recherchiert hat. Gut gefallen hat mir, dass die Autorin auch ihre eigenen Erfahrungen schildert.


    Das Cover ist motivisch durchaus gelungen, farblich für mich aber unpassend. An der Wahl des Titels mit dem Wortspiel habe ich nichts auszusetzen.


    Mein Fazit:

    „Wut und Böse“ von Ciani-Sophia Hoeder ist ein Sachbuch zu einem wichtigen Thema, das Denkanstöße bietet. Insgesamt hätte ich mir allerdings etwas mehr Tiefe gewünscht.


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    20 Jahre ist es her, dass ein Ereignis am Sommerhaus am See die Familie von Benjamin, Nils und Pierre erschüttert hat. Mehrere Wochen haben die drei Brüder in einer einsamen Gegend Schwedens mit ihren Eltern verbracht. Schon damals war ihre Kindheit nur auf den ersten Blick idyllisch. Nun, zwei Jahrzehnte später, haben sich die Brüder entfremdet. Doch ein Brief mit dem letzten Willen ihrer Mutter bringt sie dazu, zum Ort ihrer Kindheit zurückzukehren. Was ist damals passiert?

    „Die Überlebenden“ ist der Debütroman von Alex Schulman.

    Meine Meinung:
    Der Roman hat zwei Teile, die 24 Kapitel beinhalten. Es gibt zwei sich abwechselnde Erzählstränge. Die eine Ebene handelt von den jüngeren Ereignissen rund um den Tod der namenlosen Mutter. Dabei wird rückwärts im Präsens erzählt. Der andere Strang besteht aus Rückblicken in die entferntere Vergangenheit, vorwiegend den Erlebnissen während des Sommers vor 20 Jahren am Ferienhaus. Dieser ungewöhnliche Aufbau funktioniert sehr gut.

    Sprachlich ist der Roman sehr beeindruckend. Starke Bilder, gelungene Naturbeschreibungen und eine dichte Atmosphäre machen den unaufgeregten, aber zugleich intensiven Schreibstil aus.

    Die drei Brüder stehen im Fokus der Geschichte, wobei ein besonderes Augenmerk auf Benjamin liegt. Auch die Eltern spielen eine große Rolle. Die Protagonisten sind mir allesamt unsympathisch. Mehr noch: Vor allem das Verhalten der Eltern, aber in etwas abgeschwächter Form auch das der Brüder hat mich in vielen Szenen abgestoßen und befremdet.

    Inhaltlich bietet der Roman auf knapp 300 Seiten ein ganzes Spektrum an Problemen. Es geht um Alkoholismus, Vernachlässigung, Aggressionen, Krankheiten, Trauer, Einsamkeit, Schuld und derartiges mehr. Dargestellt wird eine durch und durch dysfunktionale Familie, in der die Kinder mit fragwürdigen Methoden um die Gunst der Eltern konkurrieren müssen. Auffällig ist die Abwesenheit von Liebe - einerseits zwischen Mutter und Vater, andererseits zwischen den Eltern und ihren Söhnen. Zudem geht es um einen dramatischen Vorfall, der die Familienmitglieder zusätzlich entzweit hat.

    In zweifacher Hinsicht schwächelt der Roman in meinen Augen. Zum einen bleiben auch nach dem überraschenden Ende, das ein neues Licht auf das zuvor Geschilderte wirft, zu viele Fragen offen. An einigen Stellen bleibt der Roman so vage, dass es mir schwergefallen ist, die Lücken mit eigenen Interpretationen zu füllen. Zum anderen schafft es die Geschichte trotz der heftigen Thematik erst im letzten Drittel, mich emotional wirklich zu bewegen. Über weite Strecken ist die Distanz zu den Charakteren leider zu groß. Das ist umso bedauerlicher, als der Autor in dem Buch seine eigenen Erfahrungen mit seinen Brüdern und seiner alkoholkranken Mutter verarbeitet hat.

    Warum auf dem Cover nur zwei statt drei Jungen abgebildet sind, erschließt sich mir auch nach der Lektüre nicht. Der deutsche Titel, der sich stark am schwedischen Original („Överlevarna“) orientiert, passt jedoch ausgesprochen gut.

    Mein Fazit:
    „Die Überlebenden“ von Alex Schulman ist ein aufrüttelnder Roman, der mich immer wieder fassungslos gemacht hat. Seine raffinierte Erzählkunst hat mich begeistert. Inhaltlich hat mich das Buch hingegen nicht gänzlich überzeugt.


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    Sie ist zweifache Mutter und berufstätig. Das Weihnachtsfest steht kurz bevor und Esther hätte eigentlich viel vorzubereiten: den Baum abholen, einkaufen, zu Hause dekorieren. Doch ihre kinder- und arbeitslose Schwester Sue, die seit ihrer Scheidung allein in einem Haus im Wald lebt, geht ihr nicht aus dem Kopf. Deshalb fährt sie mit einem Geschenk zu ihr. Sie will vor allem kontrollieren, ob bei der Schwester alles in Ordnung ist. Aber Sue, von Esther „Schnecke“ genannt, will die ungebetene Besucherin nur schnell loswerden. Hat die Enddreißigerin etwas zu verbergen?

    „Schweig!“ ist ein psychologischer Spannungsroman von Judith Merchant.

    Meine Meinung:
    Das Buch ist in viele kurze Kapitel eingeteilt. Es gibt eine Art kurzer Prolog. Die Geschichte endet mit einem Epilog. Er spielt ein Jahr nach dem eigentlichen Geschehen, das sich an einem 23. Dezember ereignet. Zwischendurch sind außerdem Rückblicke eingefügt, die in die Kindheit der Protagonistinnen führen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Sue und Esther, und zwar im Wechsel. Später kommt eine weitere Perspektive hinzu. Die Handlung konzentriert sich auf Esthers Haus, der Schauplatz ändert sich nur selten. Der Aufbau funktioniert sehr gut.

    Das Erzähltempo nimmt nur langsam zu. In sprachlicher Hinsicht ist das Buch unspektakulär. Es weist eine einfache Syntax auf und ist sehr dialoglastig. Der Schreibstil passt aber hervorragend zur Geschichte. Positiv anzumerken ist auch, dass die Erzählstimme gekonnt variiert.

    Die Zahl der Figuren ist sehr überschaubar und trotzdem absolut ausreichend. Im Mittelpunkt stehen die beiden Schwestern, die eine schwierige Beziehung zueinander haben und recht unterschiedlich sind. Keine der zwei Frauen ist zu trauen. Sie haben abweichende Wahrnehmungen und eigene Geheimnisse. Beide schrecken nicht vor dem Lügen zurück, was sie nicht sympathisch, aber zu reizvollen Charakteren macht, die bis zum Schluss nicht gänzlich zu durchschauen sind.

    Inhaltlich ist der Roman erfreulich facettenreich und komplex. Es geht um Familien- und Ehekonflikte, psychische Krankheiten, unverarbeitete Kindheitstraumata und einiges mehr, das ich nicht vorwegnehmen möchte.

    Zwar konnte ich ein paar Hintergründe erahnen. Auf fast 350 Seiten kann die atmosphärisch dichte Geschichte aber auch unerwartete Wendungen bieten. Sie ist durchweg schlüssig. Im Mittelteil dreht sich die Handlung im Kreis und wird dadurch ein wenig langatmig. Größtenteils ist die Geschichte allerdings unterhaltsam und packend. Mit der Bezeichnung „Thriller“ tut der Verlag dem Buch dennoch keinen Gefallen. „Psychologischer Spannungsroman“, wie es an anderer Stelle heißt, trifft es besser.

    Die Farbgebung des Covers ist leider wenig originell. Das Tannenbaum-Motiv passt aber sehr gut.

    Mein Fazit:
    „Schweig!“ von Judith Merchant ist ein unterhaltsamer Roman, der vor allem für Fans psychologischer Spannung empfehlenswert ist. Eine stimmige und packende Lektüre - nicht nur für die Vorweihnachtszeit.


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    Vietnam in den 1970er-Jahren: Huʾoʾng, liebevoll auch „Guave“ genannt, wächst bei ihrer Großmutter Diêu Lan auf, mitten im Krieg. Der Vater wird vermisst, die Mutter ist auf der Suche nach ihm. An langen Abenden erzählt die Großmutter ihrer Enkelin die Geschichte ihrer Familie, von Flucht und Vertreibung, aber auch von starken Frauen, die dem Schicksal eine lebenswerte Zukunft abtrotzen möchten…


    „Der Gesang der Berge“ ist ein Roman von Nguyễn Phan Quế Mai.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 16 unterschiedlich langen Kapiteln. Die Handlung umfasst die Jahre 1972 bis 2017 und spielt an verschiedenen Schauplätzen. Einheitliche Orts- und Zeitangaben zu Beginn der Kapitel erleichtern die Orientierung. Erzählt wird - mit Zeitsprüngen - in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Huʾoʾng. Zudem gibt es eine Geschichte in der Geschichte, nämlich dann, wenn die Großmutter ihre Erlebnisse schildert. Der Aufbau ist etwas komplex, aber funktioniert gut.


    Der Schreibstil ist bildstark, atmosphärisch und eindringlich. Es tauchen immer wieder Begriffe und Sätze in der Landessprache auf, die jedoch übersetzt werden.


    Im Mittelpunkt stehen mehrere Generationen der Familie Trân. Die vielen fremden Namen sind am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Allerdings ist vorne im Roman der Stammbaum abgedruckt, was das Verständnis einfacher macht. Huʾoʾng und ihre Großmutter, zwei sympathische Charaktere, nehmen am meisten Raum ein.


    Thematisch geht es einerseits um die Geschichte der Familie Trân und andererseits um den Vietnamkrieg. Inhaltlich ist der Roman keine leichte Kost. Kriegerische Auseinandersetzungen, Leid, Tod und Armut spielen eine große Rolle.


    Dabei basiert der Roman auf den persönlichen Erlebnissen der Autorin und den Erzählungen ihrer Verwandten, wie unter anderem in der „Danksagung“ zu erfahren ist. Das schafft eine Menge Authentizität und macht die Lektüre umso berührender. Auf mehr als 400 Seiten konnte mich die Geschichte fesseln und auch mehrfach überraschen.


    Der deutsche Titel klingt sehr poetisch und ist stark an das englischsprachige Original („The Mountains Sing“) angelehnt. Auch das hübsche Cover, das nicht immer zum manchmal düsteren Inhalt passt, wurde übernommen.


    Mein Fazit:

    Mit „Der Gesang der Berge“ ist Nguyễn Phan Quế Mai ein sehr bewegender und packender Roman gelungen. Ein eindrucksvolles und aufwühlendes Buch, das ich wärmstens empfehlen kann.


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